Wer braucht schon Wecker
Nun, ich zumindest nicht mehr. Obwohl dieser zwar gestellt war, lag ich bereits wach im Bett und beobachtete das erste Licht am Horizont. Nach einer Weile jedoch zog es mich doch hinaus. Ich folgte dem Weg der hinter den Chalets entlang führte noch ein paar Meter, wärmte mich in den ersten direkten Sonnenstrahlen und beobachtete, wie diese langsam unsere Bucht des Canyons zum Leuchten brachten.
Als ich nach einer knappen Stunde wieder zurück ins Häusschen kam, bot sich der gewohnte Anblick für diese Uhrzeit. 🙂
Um 8 Uhr waren wir zum Frühstück verabredet, es hieß nun also raus aus den Federn. Mit etwas murren und quängeln stand Doreen dann auch auf und wir waren alle pünktlich beim Frühstück, das heute natürlich etwas aufwendiger als sonst ausfiel. Rührei mit Speck, Obstsalat mit Jogurt, Müsli, Toast mit Marmelade, Wurst und Käse war unter anderem im Angebot. Wir ließen es uns schmecken und hauten kräftig rein, denn im Anschluss stand eine kleine Wanderung an der Tagesordnung.
Vorher allerdings räumten wir unsere Schlafplätze, um die Runde in Ruhe laufen zu können und nicht durch die Check-Out-Zeit unter Druck zu stehen.
Am Rand entlang
Der Spaziergang, welchen uns die nette Empfangsdame am Vortag empfohlen hatte, startete am südlichsten Chalet der Lodge und führte am Rand der Schlucht bis zu einer Felsspitze, von der man einen guten Blick in nahezu alle Richtungen hatte.
Das Gelände war sehr trocken und steinig. Einige kleine Köcherbäume und Kakteen zierten den Weg. Hier und da konnten wir knuffige mausähnliche Nager beobachten, es schien eine ganze Familie gewesen zu sein. Immer wieder aber staunte man über die schicke und exponierte Lage der Fish River Lodge, wenn man über seine linke Schulter schaute.
Am Wendepunkt angekommen hieß es Ausblick genießen und Fotos machen. Auf das obligatorische Springbild haben wir an der Stelle dort verzichtet … ähm, warum eigentlich, ist ja nun nicht so, als würde es dort irgendwie steil bergab gehen, oder so!? 😉
Nach etwas Verweilen ging es aber dann doch zurück, denn ein bisschen Fahrt, wenn auch nicht sooo weit, lag noch vor uns und bei den mittlerweile doch nicht zu verachtenden Temperaturen lockte zunächst nochmal der Pool.
Ich weiß, es ist kaum nachzuvollziehen, aber so richtig wollten wir hier noch nicht weg. Die Reise aber sollte weiter gehen und so verabschiedeten wir uns von der schicken Fish River Lodge und begaben uns wieder „on the Road“, denn noch andere tolle Orte warteten auf uns.
Bis ins Aus und sogar noch weiter
Kurz nach der Abfahrt zeigte sich das erste tierische Highlight des Tages. Wir konnten etwas entfernt die ersten Zebras unserer Tour beobachten, bevor diese in der flimmernden Mittagshitze verschwanden. Der Rest der Strecke heute entwickelte sich als unspektakulär. Ein großer Teil folgte alternativlos einer der asphaltierten Hauptverkehrsadern im süden Namibias und entsprechend schnell hatte Robert die knapp 200 km unters Auto gebracht, als wir gegen 17 Uhr den Ort Aus erreichten. Das kleine Örtchen fiel deutlich kleiner „Aus“ als gedacht, aber zumindest gab es eine Tankstelle, an der wir den Toyota erstmal wieder volllaufen ließen, bevor wir uns zum heutigen Campingplatz mit dem Namen Desert Horse Inn begaben.
Oryx zum Abendbrot
Das Camp lag leicht eingekesselt zwischen einer Reihe Hügeln. Wir bezogen unseren Platz und bauten gemeinsam die Zelte auf. Am Wasserhahn der Stellfläche versammelten sich dabei recht schnell eine große Anzahl an kleinen piependen Vögelchen, die darauf warteten, dass man diesen öffnete. Robert und ich bauten darauf hin kurzerhand aus einer der leeren Trinkwasserflaschen ein kleines Vogelbad, welches allerdings nur bedingt angenommen wurde. Die Dusche unterm Wasserhahn allerdings erfreute sich bei den kleinen weiterhin größter Beliebtheit.
Nach der kleinen Ablenkung wurden weitere anstehende Aufgaben wie folgt verteilt: Doreen und Stefanie Wäsche waschen, Robert kochen, Tim auf einen der Hügel klettern und Fotos machen. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, wer das jetzt konkret sooo verteilt hatte, ich jedenfalls kam meiner Aufgabe sofort nach und begab mich nach oben …
Wieder unten angekommen, hing die saubere Wäsche an der Leine und das Abendessen köchelte auf dem Kocher. Als wir dann begannen, den Tisch zu decken, spazierte auch ein Einheimischer langsam, still und heimlich zu seinem Abendbrot. Der Oryx blieb dann an einem recht verdorrten Strauch stehen und gaffte uns kauend an. Zwar fühlten wir uns beobachtet, aber auch wir hatten Hunger und baten zu Tisch.