Mitten in der Nacht …
… zumindest kam es uns allen so vor, wurden wir geweckt. Nicht aber etwa vom Wecker, den wir optimistisch auf 4:30 Uhr gestellt hatten, nein, von unseren holländischen Nachbarn und deren klappernder Kaffeekanne. Zum Glück aber war das nur 5 Minuten bevor wie sowieso aufstehen mussten bzw. heute tatsächlich wollten.
5:15 Uhr würde das Tor zu den Dünen für uns Zeltplatzgäste öffnen und auch wir wollten natürlich pünktlich bereit sein. Eine Katzenwäsche, ein kleiner Snack und das Zusammenklappen der Zelte war alles, was in den 45 Minuten zu tun war, und so standen wir, genau wie praktisch alle anderen Gäste, pünktlich vor der Schranke eingereiht und warteten, dass es los ging.
Der Pförtner gab den Weg frei und die Kolonne von etwa 15 Fahrzeugen setzte sich in Bewegung. 60 km im Dunkeln lagen vor uns, welche die einen langsamer, die meisten anderen aber deutlich schneller als mit den erlaubten 60 km/h hinter sich brachten.
Kurz vor Schluss trennte sich dann noch die Spreu vom Weizen, denn das Ende der asphaltierten Straße und der dortige Parkplatz filterte die PKW-Gemeinde aus, während es für die Allradfahrer über einer Sandpiste noch ein paar Kilometer weiter ging. Diese waren in der nun einsetzenden Dämmerung ein Heidenspaß, zumindest für den Fahrer, soweit ich, als Fahrer, es beurteilen kann.
Unbeschreiblich, sandig
Als zweite stellten wir unseren Toyota ab, packten etwas Wasser und die Kameras ein und liefen los. Da es noch keine Menschenmassen gab, denen wir einfach folgen konnten und auch die Ausschilderung etwas zu wünschen übrig lies, wussten wir zunächst nicht gaaanz genau, ob wir überhaupt richtig waren, falls es dieses „richtig“ hier überhaupt gibt. Wir wollte Dünen und die gab es ja ringsum soweit das Auge reichte. Als dann aber auch die ersten Touren am Parkplatz eintrafen und auch die in dieselbe Richtung starteten, konnten wir ja gar nicht so falsch liegen.
Stetig auf dem Weg nach oben, pausierten wir ein Weilchen, als die Sonne sich langsam über die Dünen am Horizont schob und allen Sand um uns herum in einen wohligen Orangeton tauchte. Der Moment suchte seinesgleichen, es herrschte fast absolute Stille, nur eine leichte Brise und der Sand, den diese über den Dünenkamm wehte, war zu Hören.
Wir setzten unseren Aufstieg ohne konkretes Ziel fort. Wir folgten einfach weiter der Kannte zwischen Licht links und Schatten rechts und wollten einfach immer noch etwas höher hinaus um von Dort einfach noch mehr Wüste sehen zu können.
Die Sonne bahnte sich derweil ihren Weg immer weiter an den blauen Himmel und heizte inzwischen ordentlich ein, was das schwere Stapfen im weichen Sand nicht einfacher machte. Schon ziemlich weit nach oben gekommen, warfen wir einen Blick zurück sowie nach vorn …
… und es stand nun die Frage, weiterzugehen, oder nicht. Doreen, Stefanie und Robert entschieden sich für Verweilen, ich wollte aber noch bis auf den Gipfel, der scheinbar greifbar nah vor uns lag.
Die drei machten es sich also gemütlich und ich nahm das vermeintlich kurze Stück in Angriff. Die unterschätzte Steilheit hatte es allerdings mehr als in sich und man ertappt sich schnell dabei, alle 10 m eine Pause einzulegen. Endlich oben, wurde ich Teil eines kleinen Kreises aus 8 Personen, die sich, genauso wie ich, freuten, hier am gefühlt höchsten Punkt weit und breit zu sein. Gegenseitig halfen wir uns zu diversen Springbildern vor atemberaubender Kulisse. Auch Licht-Schatten-Spielchen waren hier unter Mitarbeit der anderen Gipfelstürmer drin und es kann sich sehen lassen, denke ich.
Abwärts in den Vlei
Der Weg zurück zu den Dreien ging natürlich viel leichter und schneller von der Hand bzw. den Füßen. Einigen entgegenkommenden und stark schnaufenden Leuten sprach man kurz Mut zu und dass es sich die Qualen lohnen würden. Doreen, Stefanie und Robert schienen sich in der zwischen Zeit auch nicht gelangweilt zu haben und waren guter Dinge. Wir alle freuten uns nun auf den weiteren Abstieg, der uns aber nicht wieder entlang des Kammes führen würde, sondern direkt am Hang der Düne hinunter in eines der toten Täler, die auf den Bildern als weiße Ebenen zu sehen sind und Vlei genannt werden.
Mit großen Schritten bzw. Sprüngen ging es nur mehr oder weniger 🙂 kontrolliert den Hang hinab und es fühlte sich ein bisschen an wie Achterbahnfa.. naja, Achterbahnrennen an. Nicht so schnell, wie man wollte, aber definitiv schneller als man konnte und das Grinsen war jedem von uns ins Gesicht gemeißelt. Stundenlanger qualvoller Aufstiegt waren in weniger als 5 Minuten zunichte gemacht und es war einfach GEIL 🙂
Unter wurden nun erstmal die Schuhe bzw. Füße von Sand befreit, der sich zumindest in ersterem ergiebig gesammelt hatte. Die Szenerie, die sich hier mit dem hellen, trockenen und interessant strukturierten Talboden zwischen den orangen Dünen bot, lud zu einer kleinen Gruppenfotosession. Außerirdisch, in jeder Hinsicht …
Die Vleis sind Überbleibsel einstiger bewachsener Flächen, die zunächst vom Sand verschluckt und später wieder freigelegt worden. Die Bäume hab das natürlich nicht überlebt und sind als tote Zeitzeugen geblieben.
Wie spazierten entspannt durch das Tal, beobachteten die nun größer- aber vor allem älterwerdenden Touristengruppen, die das Frühstücksbuffet in Ihren Lodges hinter sich gelassen hatten und sich in der Mittagshitze die ersten Meter die Dünen hinaufrollten. Bei einigen Süddeutschen bzw. Österreichern war in deren Gespräch wortwörtlich zu verstehen, dass sie doch überhaupt nicht verstehen, was sie denn HIER sollten. *sprachlos* Naja, ist anhand unsere gerade eben geschilderten und bebilderten Erlebnisse auch wirklich sehr schwer nachzuvollziehen ..!?!
Auch wenn wir uns vom Sossusvlei kaum trennen konnten, bekamen wir alle so langsam Hunger und freuten uns auf das richtige Frühstück am Auto.
Dort angekommen parkten wir erstmal kurz um, denn wir brauchten nun ein schattiges Plätzchen. Während wir nun gemütlich bei Kaffee und Brötchen entspannten, beobachteten wir weiter die kommenden und gehenden Besucher. Einen Schakal allerdings interessierten unsere Vorräte deutlich mehr. Er legte sich direkt in einen Oryx-Kötelhaufen und wartete wohl, dass etwas herunterfiel … vergebens 😉
Das letze Foto hier ist unser kurzes bildliches Fazit zu den unvergleichlichen und unvergesslichen Stunden hier im Herzen der Namib.
Ein bisschen Fahrt muss sein
Gestärkt ging es nun erstmal zurück zum Campingplatz, an dem wir uns noch die dringen nötige Dusche holten. Anschließend machten wir uns auf die heutige 260 km lange Etappe. Der Weg war schön, aber der sandige Vormittag überstrahle vieles noch ein wenig.
Im kleinen Örtchen Solitaire, eigentlich nur 4 Häuser und eine Tankstelle, machten wir auf Empfehlung von … ähm, ich weiß nicht mehr genau … einen Zwischenstopp, denn hier sollte es eine Bäckerei geben, die bekannt für Ihren Apfelkuchen ist. Und tatsächlich: „Moose MacGregor’s Desert Bakery“. Wir aßen den wirklich sehr leckeren Apfelkuchen sowie anderes Gebäck und gedachten kurz des in diesem Jahr verstobenen schottischen Einwanderers und Bäckers Moose, der es mit seinem Apple Pie offensichtlich zu bemerkenswerter Bekanntheit geschafft hatte.
Auf dem weiteren Weg passierten wir heute auch noch eine andere geographische Besonderheit, der man nicht jeden Tag begegnet, wenn man nicht gerade Pendler hier in der Gegend ist. 😉 Die Rede ist vom Südlichen Wendekreis, im allgemeinen auch „Tropic of Capricorn“ genannt.
Das obligatorische Selfy durfte natürlich nicht fehlen, dann ging es aber auch schon weiter in Richtung unseres heutigen Ziels, der Blutkuppe. Klingt auf deutsch wenig einladend, aber der hiesige Name Bloedkoppie war irgendwie lustig und lag als günstiger Ubernachtungsort auf unserer Route.
Die Blutkuppe, ein felsiger Hügel, bekam seinen Namen aufgrund der rötlichen Färbung, die er bei Halblicht annehmen soll.
Nun, als wir Abends auf dem unbemannten Campingplatz unser Lager in der Dämmerung aufbauten, war davon leider nicht allzu viel zusehen. Naja, vielleicht haben wir am nächsten Morgen ja mehr Glück.