Erwachen hinter der Mauer
Die Nacht war sehr durchwachsen, immer wieder schlichen dunkle Gestalten über den Campingplatz und das ist nur sehr bedingt eine Anspielung auf die hier übliche Hautfarbe. Schon seltsam, wenn sich kleine Gruppen um 2 oder 3 Uhr nachts lauthals unterhalten und immerwieder Fahrzeuge aufs Gelände kommen um zu ähnlich unchristlichen Zeiten die Wasserkanister zu befüllen. Spätesten aber mit Sonnenaufgang fühlte man sich dann doch wieder sicherer.
Trotzdessen wurde aber auch heute wieder nicht früh aufgestanden. Warum auch!? Wetter grau, Mauer grau, alles irgendwie grau. Allzu lange hielten wir uns da auch nicht mit Gemütlichkeit auf, packten nach einem vergleichsweise eher sachlichen Frühstück zusammen und begaben uns auf die Straße.
Aber auch dort trieben sich Zeitgenossen herum, die da wohl eher nicht hingehören … uns inbegriffen 😉 Maun an sich war zumindest für uns wenig sehenswert. Immerhin ein Supermarkt, ein Frisörsalon und einen Open-Air-Teppichladen können wir wohlwollend verbuchen. Für die restlichen Pula kauften wir Benzin und setzten grob Namibia als Ziel.
Zurück in Namibia, in Farbe und bunt
Die recht lange Fahrt bis zur Grenze verlief problemlos. Am Übergang selbst durften wir dann ein knappes dreiviertel Kilogramm Rindfleisch in die Tonne werfen. Sonst aber gab es keine weiteren Zwischenfälle.
Mit recht großen Schritten ging es nun schon auf Windhuk zu, soweit wollten wir aber heute nicht kommen und befragten wiedereinmal unseren ach so allwissenden Reiseführer nach einer Unterkunft. Dieser spuckte eine Lodge mit Campingstellplätzen namens West Nest aus und wir hofften auf ein besseres Händchen als noch gestern, wobei es kaum schlechter werden konnte. Erster Pluspunkt war die Ausschilderung, die schon mehrere Kilometer vor der Einfahrt begann. Nach dem Abbiegen passierten wir zuerst die Farm, zu der die Lodge gehörte und folgten dann weiter der Piste. Der Eindruck, auf dem Weg zu einem netten Plätzchen zu sein, wurde weiter bestärkt durch die Gegend und zweifellos auch durch das mittlerweile hervorragende Wetter. Alles strahlte in den besten Farben.
Das West Nest im Osten des Landes
Bereits das Haupthaus bestätigte das bisher gute Gefühl vollends. Alles war sehr geplegt, sauber … warum beschreibe ich das eigentlich so, denn mal ehrlich, von der Mehrzahl unsere Unterkünfte hier waren wir nichts anderes gewohnt.
Bei der äußerst zuvorkommenden Dame hinterm Rezeptionstresen, die sich kurz darauf als Chefin des ganzen entpuppte, checkten wir ein und, ratet mal … ja, wir waren zunächst die einzigen Camper hier. Etwa 100 m entfernt fanden wir dann auch unser kleines Karee, zu einer Seite mit einer Mauer 😉 abgegrenzt und zu anderen offen. Hinter dem kleinen Häuschen mit den sanitären Anlagen nur für unseren Stellplatz feuerte ein Angestellter einen Kessel, welcher unter weißem Rauch Wasser für unsere Dusche erwärmte. Hygienisch war es auf jeden fall, denn bei der gelieferten Wassertemperatur stirbt nach spätestens 3 Minuten auch der letzte Keim. 😉
Wir alle nutzen natürlich den Komfort und duschten ausgiebig. Wer gerade nicht an der Reihe war, entspannte im Schatten bei einem Schluck eisgekühlten Saft aus der Dose.
Kurz bevor ich mich niedergelassen hatte, war mir allerdings im außen am Duschhäusschen angebrachten Geschirrspülbecken etwas aufgefallen. Als dann alle anwesend waren, streute ich in die Runde, eigentlich aber in Richtung Stefanie, dass doch lieber keiner dort ins Becken schauen solle. Widererwartend sprang Doreen als erste drauf an und begab sich langsam hin. Schritt für Schritt ging sie langsam den letzten Meter, sah zunächst nichts und glaubte schon, verarscht worden zu sein.
Nach einem weiteren Schritt aber erblickte sie dann doch etwas und rutschte im Schreck aus und fiel dabei fast nach hinten über. Sie sammelte sich kurz und warf völlig angewiedert einen zweiten Blick auf das Ding im Spülbecken. Sich schüttelnd ging sie wieder weg und nun kamen auch Stefanie und Robert. Wir waren uns alle einige, dass das Tier, was sich dank Wikipedia als Geiselspinne herausstellte, ziemlich häßlich war. Um den Ekel und auch ein wenig die Angst zu mildern, nannten wir es liebevoll „Fred“ … fragt nicht warum.
Fred schien aus dem Edelstahlbecken nicht herauskrabbeln zu können und so beschlossen wir, es erstmal dort zu lassen, denn wenn Fred dort drin ist, ist er nirgendwo anders 🙂
Um uns vom Schreck zu erholen, namen wir alle, wohlgemerkt frisch geduscht, zuerst ein Bad im Pool des Haupthauses und anschließend eins in der Sonne, ebenfalls dort. Außer den beiden erwachsenen Kindern der Cheffin und ein paar Straußen am Horizont war außer uns niemand da.
Es war so entspannend, selbst die wie kleine Hubschrauber klingenden Käfer, die an den Ästen direkt über uns von Blüte zu Blüte blubberten, störten nicht. Auch bei den beiden, sich jagenden Pfaus konnte von stören keine Rede sein. Zwar gackerten die ziemlich laut und erbärmlich in die Gegend, aber ihr Katz-und-Maus-Spiel war durch aus amüsant.
Zurück an unserem Platz bereiteten wir nun unser letztes, selbstversorgtes Abendessen vor. Zwar war es erst der vorletzte Abend, da wir aber für den letzten ein Restaurantbesuch vorgesehen hatten, hieß es, heute Abend so viel wie möglich zu verputzen. In der Glut der Grillkohle erhitzte Gemüsekonserven, Nudeln mit Soße, Thunfisch, angemachte Bohnen und vieles mehr kam auf den Tisch. Und auch heute durfte der Geist Afrikas, unser liebgewonnener Amarula, nicht fehlen. Pünktlich zum Sonnenuntergang trafen sich dann auch unsere beiden Streithähne vom Pool wieder und genossen mit uns Vieren und Fred, nach wie vor im Spülbecken, das letzte Licht des Tages.