Bis ins Aus
30. Oktober 2014 von TiDo

Wer braucht schon Wecker

Nun, ich zumindest nicht mehr. Obwohl dieser zwar gestellt war, lag ich bereits wach im Bett und beobachtete das erste Licht am Horizont. Nach einer Weile jedoch zog es mich doch hinaus. Ich folgte dem Weg der hinter den Chalets entlang führte noch ein paar Meter, wärmte mich in den ersten direkten Sonnenstrahlen und beobachtete, wie diese langsam unsere Bucht des Canyons zum Leuchten brachten.

Als ich nach einer knappen Stunde wieder zurück ins Häusschen kam, bot sich der gewohnte Anblick für diese Uhrzeit. 🙂
Um 8 Uhr waren wir zum Frühstück verabredet, es hieß nun also raus aus den Federn. Mit etwas murren und quängeln stand Doreen dann auch auf und wir waren alle pünktlich beim Frühstück, das heute natürlich etwas aufwendiger als sonst ausfiel. Rührei mit Speck, Obstsalat mit Jogurt, Müsli, Toast mit Marmelade, Wurst und Käse war unter anderem im Angebot. Wir ließen es uns schmecken und hauten kräftig rein, denn im Anschluss stand eine kleine Wanderung an der Tagesordnung.
Vorher allerdings räumten wir unsere Schlafplätze, um die Runde in Ruhe laufen zu können und nicht durch die Check-Out-Zeit unter Druck zu stehen.

Am Rand entlang

Der Spaziergang, welchen uns die nette Empfangsdame am Vortag empfohlen hatte, startete am südlichsten Chalet der Lodge und führte am Rand der Schlucht bis zu einer Felsspitze, von der man einen guten Blick in nahezu alle Richtungen hatte.
Das Gelände war sehr trocken und steinig. Einige kleine Köcherbäume und Kakteen zierten den Weg. Hier und da konnten wir knuffige mausähnliche Nager beobachten, es schien eine ganze Familie gewesen zu sein. Immer wieder aber staunte man über die schicke und exponierte Lage der Fish River Lodge, wenn man über seine linke Schulter schaute.
Am Wendepunkt angekommen hieß es Ausblick genießen und Fotos machen. Auf das obligatorische Springbild haben wir an der Stelle dort verzichtet … ähm, warum eigentlich, ist ja nun nicht so, als würde es dort irgendwie steil bergab gehen, oder so!? 😉

Nach etwas Verweilen ging es aber dann doch zurück, denn ein bisschen Fahrt, wenn auch nicht sooo weit, lag noch vor uns und bei den mittlerweile doch nicht zu verachtenden Temperaturen lockte zunächst nochmal der Pool.

Ich weiß, es ist kaum nachzuvollziehen, aber so richtig wollten wir hier noch nicht weg. Die Reise aber sollte weiter gehen und so verabschiedeten wir uns von der schicken Fish River Lodge und begaben uns wieder „on the Road“, denn noch andere tolle Orte warteten auf uns.

Bis ins Aus und sogar noch weiter

Kurz nach der Abfahrt zeigte sich das erste tierische Highlight des Tages. Wir konnten etwas entfernt die ersten Zebras unserer Tour beobachten, bevor diese in der flimmernden Mittagshitze verschwanden. Der Rest der Strecke heute entwickelte sich als unspektakulär. Ein großer Teil folgte alternativlos einer der asphaltierten Hauptverkehrsadern im süden Namibias und entsprechend schnell hatte Robert die knapp 200 km unters Auto gebracht, als wir gegen 17 Uhr den Ort Aus erreichten. Das kleine Örtchen fiel deutlich kleiner „Aus“ als gedacht, aber zumindest gab es eine Tankstelle, an der wir den Toyota erstmal wieder volllaufen ließen, bevor wir uns zum heutigen Campingplatz mit dem Namen Desert Horse Inn begaben.

Oryx zum Abendbrot

Das Camp lag leicht eingekesselt zwischen einer Reihe Hügeln. Wir bezogen unseren Platz und bauten gemeinsam die Zelte auf. Am Wasserhahn der Stellfläche versammelten sich dabei recht schnell eine große Anzahl an kleinen piependen Vögelchen, die darauf warteten, dass man diesen öffnete. Robert und ich bauten darauf hin kurzerhand aus einer der leeren Trinkwasserflaschen ein kleines Vogelbad, welches allerdings nur bedingt angenommen wurde. Die Dusche unterm Wasserhahn allerdings erfreute sich bei den kleinen weiterhin größter Beliebtheit.
Nach der kleinen Ablenkung wurden weitere anstehende Aufgaben wie folgt verteilt: Doreen und Stefanie Wäsche waschen, Robert kochen, Tim auf einen der Hügel klettern und Fotos machen. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, wer das jetzt konkret sooo verteilt hatte, ich jedenfalls kam meiner Aufgabe sofort nach und begab mich nach oben …

Wieder unten angekommen, hing die saubere Wäsche an der Leine und das Abendessen köchelte auf dem Kocher. Als wir dann begannen, den Tisch zu decken, spazierte auch ein Einheimischer langsam, still und heimlich zu seinem Abendbrot. Der Oryx blieb dann an einem recht verdorrten Strauch stehen und gaffte uns kauend an. Zwar fühlten wir uns beobachtet, aber auch wir hatten Hunger und baten zu Tisch.

Total in den Sand gesetzt
31. Oktober 2014 von TiDo

Genau, schon wieder …

… war ich früh unterwegs und erklomm einen der umliegenden Hügel für einen Platz in der ersten Reihe beim Sonnenaufgang. Die anderen schliefen noch unten in den Zelten im Camp, dass noch eine ganze Weile im Schatten lag, während ich mich schon in der Sonne wärmen konnte.
Leider waren auch heute morgen keine Wildpferde zu sehen, die es hier in der Gegend zahlreich geben soll und nach denen ja auch der Campingplatz benannt wurde. Nichtsdestotrotz hatte sich der Ausflug gelohnt und ich kehrte zum Auto zurück um so langsam das allgemeine Aufstehen einzuleiten. Wie erwartet war es bei meine Ankunft noch ganz ruhig, aber schon bald hörte man das erste Knurren und Strecken.

Richtung Namib

Schon bei einem Blick auf die Karte ließ sich schnell erahnen, dass die heutige Strecke praktisch ausschließlich auf Schotter zurückzulegen sein sowie sehr viele Geraden haben würde. Wir hofften auf einen guten Zustand sodass die 350 km problemlos zu absolvieren sind.
Nach dem Frühstück ging es noch mal kurz nach Aus in den dortigen … naja, nennen wir es Tante-Emma-Laden. Das Geschäft war sowohl Lebensmittelladen als auch örtlicher Baumarkt. Zwischen Kugellagern und Autoreifen fanden wir die gesuchten Konserven und machten uns dann auch gleich auf den Weg.

Schon nach wenigen Kilometern bot sich dann das erwartete Bild. Wie erhofft war die Straße in guten Zustand und führte mit gefühlt nur einer Handvoll Kurven durch leere, wieder endlose aber sehenswerte Gegend. Das war es, was wir hier sehen wollten, gelegentlich nicht weit von der Piste stehende und gaffende Oryx komplettierten das Bild.

Unser heutiges Ziel war der Ort Sesriem am Rande bzw. am Tor zur Namib, der größten Sandwüste am Platz. Je näher wir unserem Ziel kamen, desto häufiger waren die Ausläufer der typisch rötlichen Dünen am Horizont zu erkennen. Insgesamt kamen wir gut voran und genossen die Szenerie.

Bis zur Dune 45

Wir erreichten Sesriem gegen 16 Uhr, checkten ein und besuchten kurz unseren Stellplatz für einen kleinen Snack. Allzu viel Zeit wollten wir allerdings nicht ins Land streichen lassen, denn ein erster Ausflug in die Dünen der Namib lockten.
Der kleine Ort Sesriem ist Startpunkt einer 60 km langen Sackgasse zum berühmten Sossusvlei im Herz der Wüste. Nirgendwo anders kann man mit dem Auto soweit hineinfahren wir hier.
Unser Campingplatz lag als einziger bereits innhalb der Grenzen des Namib-Naukluft-Nationalparks, was es uns und seinen anderen Gästen ermöglichte, diesen erst eine Stunde nach Sonnenuntergang zu verlassen, während ausserhalb schlafende Besucher spätestens zum Sonnenuntergang das Tor in Sesriem passiert haben mussten. Entsprechender Vorteil galt auch für den Sonnenaufgang, den wir bereits direkt an den Dünen bewundern können würden, während sich die Besucher von auswärst dann erst auf die 60 km Strecke bis zum Sossusvlei starten durften.

Wir entschieden uns, den späten Nachmittag und frühen Abend an der Dune 45 zu verbringen. Die Düne liegt bei Kilometer 45 der besagten 60 km langen Straße, was ihr auch den einprägenden Namen verlieh. Als wir den Parkplatz erreichten, schien es so als hätten wir die Düne zunächst für uns, perfekt!
Das erklettern des überdimensionalen Sandhaufens erforderte so einige Anstrengungen. Spätestens aber, als dann nach den recht grauen letzten Stunden doch hin und wieder die Abendsonne durch die Wolken blitze, wurde man für alles antschädigt. Man ließ sich einfach begeistert nieder und versuchte zu begreifen, wo man gerade ist. Es war einmalig!
Als die Sonne kurz davor war, den Horizont zu berühren, begaben wir uns langsam auf den Rückweg zum Auto. Robert, Stefanie, Doreen und ich beobachteten die Sonne, bis sie komplett verschwunden war. Die Stimmung war eines sehr gelungenen Tages mehr als würdig.

Abendessen und Geselligkeit fielen heute zur Abwechslung eher kurz aus und es ging äußerst früh ins Bett, denn wir hatten morgen viiiel vor.

Ganz schön Wüst
1. November 2014 von TiDo

Mitten in der Nacht …

… zumindest kam es uns allen so vor, wurden wir geweckt. Nicht aber etwa vom Wecker, den wir optimistisch auf 4:30 Uhr gestellt hatten, nein, von unseren holländischen Nachbarn und deren klappernder Kaffeekanne. Zum Glück aber war das nur 5 Minuten bevor wie sowieso aufstehen mussten bzw. heute tatsächlich wollten.
5:15 Uhr würde das Tor zu den Dünen für uns Zeltplatzgäste öffnen und auch wir wollten natürlich pünktlich bereit sein. Eine Katzenwäsche, ein kleiner Snack und das Zusammenklappen der Zelte war alles, was in den 45 Minuten zu tun war, und so standen wir, genau wie praktisch alle anderen Gäste, pünktlich vor der Schranke eingereiht und warteten, dass es los ging.
Der Pförtner gab den Weg frei und die Kolonne von etwa 15 Fahrzeugen setzte sich in Bewegung. 60 km im Dunkeln lagen vor uns, welche die einen langsamer, die meisten anderen aber deutlich schneller als mit den erlaubten 60 km/h hinter sich brachten.

Kurz vor Schluss trennte sich dann noch die Spreu vom Weizen, denn das Ende der asphaltierten Straße und der dortige Parkplatz filterte die PKW-Gemeinde aus, während es für die Allradfahrer über einer Sandpiste noch ein paar Kilometer weiter ging. Diese waren in der nun einsetzenden Dämmerung ein Heidenspaß, zumindest für den Fahrer, soweit ich, als Fahrer, es beurteilen kann.

Unbeschreiblich, sandig

Als zweite stellten wir unseren Toyota ab, packten etwas Wasser und die Kameras ein und liefen los. Da es noch keine Menschenmassen gab, denen wir einfach folgen konnten und auch die Ausschilderung etwas zu wünschen übrig lies, wussten wir zunächst nicht gaaanz genau, ob wir überhaupt richtig waren, falls es dieses „richtig“ hier überhaupt gibt. Wir wollte Dünen und die gab es ja ringsum soweit das Auge reichte. Als dann aber auch die ersten Touren am Parkplatz eintrafen und auch die in dieselbe Richtung starteten, konnten wir ja gar nicht so falsch liegen.

Stetig auf dem Weg nach oben, pausierten wir ein Weilchen, als die Sonne sich langsam über die Dünen am Horizont schob und allen Sand um uns herum in einen wohligen Orangeton tauchte. Der Moment suchte seinesgleichen, es herrschte fast absolute Stille, nur eine leichte Brise und der Sand, den diese über den Dünenkamm wehte, war zu Hören.

Wir setzten unseren Aufstieg ohne konkretes Ziel fort. Wir folgten einfach weiter der Kannte zwischen Licht links und Schatten rechts und wollten einfach immer noch etwas höher hinaus um von Dort einfach noch mehr Wüste sehen zu können.
Die Sonne bahnte sich derweil ihren Weg immer weiter an den blauen Himmel und heizte inzwischen ordentlich ein, was das schwere Stapfen im weichen Sand nicht einfacher machte. Schon ziemlich weit nach oben gekommen, warfen wir einen Blick zurück sowie nach vorn …

… und es stand nun die Frage, weiterzugehen, oder nicht. Doreen, Stefanie und Robert entschieden sich für Verweilen, ich wollte aber noch bis auf den Gipfel, der scheinbar greifbar nah vor uns lag.

Die drei machten es sich also gemütlich und ich nahm das vermeintlich kurze Stück in Angriff. Die unterschätzte Steilheit hatte es allerdings mehr als in sich und man ertappt sich schnell dabei, alle 10 m eine Pause einzulegen. Endlich oben, wurde ich Teil eines kleinen Kreises aus 8 Personen, die sich, genauso wie ich, freuten, hier am gefühlt höchsten Punkt weit und breit zu sein. Gegenseitig halfen wir uns zu diversen Springbildern vor atemberaubender Kulisse. Auch Licht-Schatten-Spielchen waren hier unter Mitarbeit der anderen Gipfelstürmer drin und es kann sich sehen lassen, denke ich.

Abwärts in den Vlei

Der Weg zurück zu den Dreien ging natürlich viel leichter und schneller von der Hand bzw. den Füßen. Einigen entgegenkommenden und stark schnaufenden Leuten sprach man kurz Mut zu und dass es sich die Qualen lohnen würden. Doreen, Stefanie und Robert schienen sich in der zwischen Zeit auch nicht gelangweilt zu haben und waren guter Dinge. Wir alle freuten uns nun auf den weiteren Abstieg, der uns aber nicht wieder entlang des Kammes führen würde, sondern direkt am Hang der Düne hinunter in eines der toten Täler, die auf den Bildern als weiße Ebenen zu sehen sind und Vlei genannt werden.
Mit großen Schritten bzw. Sprüngen ging es nur mehr oder weniger 🙂 kontrolliert den Hang hinab und es fühlte sich ein bisschen an wie Achterbahnfa.. naja, Achterbahnrennen an. Nicht so schnell, wie man wollte, aber definitiv schneller als man konnte und das Grinsen war jedem von uns ins Gesicht gemeißelt. Stundenlanger qualvoller Aufstiegt waren in weniger als 5 Minuten zunichte gemacht und es war einfach GEIL 🙂

Unter wurden nun erstmal die Schuhe bzw. Füße von Sand befreit, der sich zumindest in ersterem ergiebig gesammelt hatte. Die Szenerie, die sich hier mit dem hellen, trockenen und interessant strukturierten Talboden zwischen den orangen Dünen bot, lud zu einer kleinen Gruppenfotosession. Außerirdisch, in jeder Hinsicht …

Die Vleis sind Überbleibsel einstiger bewachsener Flächen, die zunächst vom Sand verschluckt und später wieder freigelegt worden. Die Bäume hab das natürlich nicht überlebt und sind als tote Zeitzeugen geblieben.
Wie spazierten entspannt durch das Tal, beobachteten die nun größer- aber vor allem älterwerdenden Touristengruppen, die das Frühstücksbuffet in Ihren Lodges hinter sich gelassen hatten und sich in der Mittagshitze die ersten Meter die Dünen hinaufrollten. Bei einigen Süddeutschen bzw. Österreichern war in deren Gespräch wortwörtlich zu verstehen, dass sie doch überhaupt nicht verstehen, was sie denn HIER sollten. *sprachlos* Naja, ist anhand unsere gerade eben geschilderten und bebilderten Erlebnisse auch wirklich sehr schwer nachzuvollziehen ..!?!

Auch wenn wir uns vom Sossusvlei kaum trennen konnten, bekamen wir alle so langsam Hunger und freuten uns auf das richtige Frühstück am Auto.
Dort angekommen parkten wir erstmal kurz um, denn wir brauchten nun ein schattiges Plätzchen. Während wir nun gemütlich bei Kaffee und Brötchen entspannten, beobachteten wir weiter die kommenden und gehenden Besucher. Einen Schakal allerdings interessierten unsere Vorräte deutlich mehr. Er legte sich direkt in einen Oryx-Kötelhaufen und wartete wohl, dass etwas herunterfiel … vergebens 😉
Das letze Foto hier ist unser kurzes bildliches Fazit zu den unvergleichlichen und unvergesslichen Stunden hier im Herzen der Namib.

Ein bisschen Fahrt muss sein

Gestärkt ging es nun erstmal zurück zum Campingplatz, an dem wir uns noch die dringen nötige Dusche holten. Anschließend machten wir uns auf die heutige 260 km lange Etappe. Der Weg war schön, aber der sandige Vormittag überstrahle vieles noch ein wenig.
Im kleinen Örtchen Solitaire, eigentlich nur 4 Häuser und eine Tankstelle, machten wir auf Empfehlung von … ähm, ich weiß nicht mehr genau … einen Zwischenstopp, denn hier sollte es eine Bäckerei geben, die bekannt für Ihren Apfelkuchen ist. Und tatsächlich: „Moose MacGregor’s Desert Bakery“. Wir aßen den wirklich sehr leckeren Apfelkuchen sowie anderes Gebäck und gedachten kurz des in diesem Jahr verstobenen schottischen Einwanderers und Bäckers Moose, der es mit seinem Apple Pie offensichtlich zu bemerkenswerter Bekanntheit geschafft hatte.
Auf dem weiteren Weg passierten wir heute auch noch eine andere geographische Besonderheit, der man nicht jeden Tag begegnet, wenn man nicht gerade Pendler hier in der Gegend ist. 😉 Die Rede ist vom Südlichen Wendekreis, im allgemeinen auch „Tropic of Capricorn“ genannt.

Das obligatorische Selfy durfte natürlich nicht fehlen, dann ging es aber auch schon weiter in Richtung unseres heutigen Ziels, der Blutkuppe. Klingt auf deutsch wenig einladend, aber der hiesige Name Bloedkoppie war irgendwie lustig und lag als günstiger Ubernachtungsort auf unserer Route.
Die Blutkuppe, ein felsiger Hügel, bekam seinen Namen aufgrund der rötlichen Färbung, die er bei Halblicht annehmen soll.
Nun, als wir Abends auf dem unbemannten Campingplatz unser Lager in der Dämmerung aufbauten, war davon leider nicht allzu viel zusehen. Naja, vielleicht haben wir am nächsten Morgen ja mehr Glück.

Blaues Wasser, rote Felsen
2. November 2014 von TiDo

Auch heute war keine Ausnahme bzgl. der Weckzeit vorgesehen, zumindest erst mal. Die Hoffnung, gute Bedingungen für ein rotschimmernde Gesteinsformation zu haben, vergingen beim ersten Blick nach draußen allerdings schnell. Klar, die Sonne war wohl noch nicht aufgegangen, selbst aber die Dämmerungen oder die letzten Sterne waren durch die dicke Wolkendecke nicht zu sehen. Mmh, was mach ich jetzt nur? Richtig … weiterschlafen. Gesagt, getan!
Etwa zwei Stunden später wachte ich dann auf. Auch die anderen schienen nur noch halb zu schlafen, denn jedes Hin- und Herwälzen war recht leicht am Schunkeln und Wackeln des Autos zu spüren.

Nach dem wir letztendlich alle aus unseren Dachzelten hervorgekrochen waren, begann zunächst die Besichtigung und ggf. Benutzung der Toiletten. Das soll hier extra betont werden, da es hier keinen echten Sanitärtrakt gab und somit nur Plumpsklos zur Verfügung standen, die bei uns vieren auf sehr unterschiedliche Akzeptanz stießen. Aber, was muss, das muss … 🙂

Zum Frühstück lockerte auch der graue Himmel ein wenig auf und ließ hier und da sogar ein paar wärmende Sonnenstrahlen durch, die nach der vergleichsweise sehr kühlen Nacht wirklich gut taten.

Richtung Atlantik

Die erste Teiletappe heute führte zunächst durch die nördlichste Spitze der Namib, entsprechend sandig gestaltete sich die Gegend.
Etwa eine Stunde brauchten wir bis zur Küste, die wir in Retortenstadt Walvis Bay zum ersten mal auf unserer bisherigen Reise erreichten. Die Hafenstadt war offensichtlich am Reißbrett entstanden, rechtwinklig angeordnete Straßen zogen sich entlang quadratischer Häuserkarees, die aufgrund ihres Standards einen Gewissen Wohlstand vermittelten. Laut Reiseführer pas sieren praktisch alle Waren, die Namibia auf dem Seeweg verlassen oder erreichen den Hafen von Walvis Bay.

Ein wohlsortierter Supermarkt war unser erstes Ziel. Kaum war dort das Auto geparkt, stand ein scheinbar zum Laden gehörender Einheimischer in Warnweste neben dem Auto und sagte ungefragt „I will have look at car, no problem!“, was soviel heißt wie „Ich pass gern aufs Auto auf, kein Problem!“. Wir ließen das zunächst unkommentiert, einer von uns behielt aber den freiwilligen Aufpasser immer im Auge, solange die anderen noch ihren Krempel zum Shoppen zusammensuchten. Gut verschlossen ließen wir dann das Auto hinter uns … in seiner Obhut sozusagen.
Mit den vollen Einkaufswagen kehrten wir dann eine ganze Weile später zurück. Als er uns rauskommen sah, half er uns, erneut ungefragt, die Wagen zum Auto zu schieben. Während wir die Waren im Laderaum verteilten, schaute er uns zu, obwohl es sicherlich sinnvoller gewesen wäre, wenn er die Umgebung nach zwielichtiken Personen abgesucht hätte. Naja, deutsch, wie wir sind, gab es ein angemessenes Trinkgeld für ihn, bevor wir aufbrachen und einen nicht weit entfernten Promenadenabschnitt besuchten, der einen guten Blick auf die hier lebenden Flamingos bot.
Aufgrund der Menge waren die großen Vögel nicht zu übersehen. Nach einem ersten Blick allerdings, waren wir uns einig, dass wir es irgendwie anders erwartet hätten, etwas mehr … ähm, ja … PINK!?
Wir spazierten etwas am Wasser entlang, wobei einige der Flamingos hin und wieder ihre Flügel trockneten und siehe da, es war dann doch ganz schön rosa. Wobei, ist rosa denn pink? Wie auch immer, wir waren soweit zufrieden mit deren Farbe.

Da es ausser den zweifellos schönen Tieren für uns sonst wenig wirklich Interessantes zu sehen gab, setzten wir unsere Fahrt entlang der Küste in Richtung Norden fort. Aus der Stadt hinaus führte dabei eine recht junge Palmenallee, was ebenfalls nicht zu recht zu den kargen und sehr ursprünglichen Gegenden der letzten Tage passte.

Zwischen Wasser und Sand

Auf den ersten Kilometern Küstenstraße blieb dieser Eindruck bestehen. Während sich rechts von der Straße die Dünen erhoben, reihte sich links zwischen ihr und dem Meer eine gepflegte Häusertraube an die andere, große teure Fahrzeuge mit Vierradantrieb parkten vor den modernen Gebäuden.
Schnell erfasste man dann auch, was diese Touristen bzw. wohlbetuchteren Leute konkret hierher zog. Es schien das Angeln zu sein. Man erblickte praktisch kein Fahrzeug, an dem nicht mindestens eine Angel am Bullenfänger befestigt war.

Etwas weiter dann nahm die Häuserdichte und damit auch die Menschendichte deutlich ab. Wir tauschten die Straße gegen den Strand, parkten dann das Auto und machten die ersten Schritte in der Brandung des zugegeben sehr sehr kühlen Atlantik. Nach den doch recht warmen und staubigen Tagen bisher, war der erfrischende Wind und die Seeluft eine willkommene Abwechslung. Die Dünen hinter und das Meer vor uns, einfach schön!

Je weiter nan sich von den doch größeren Städten Walvis Bay und dann Swakopmund entfernte, desto unberührter wurde die Küste. An einigen Stellen waren noch Zeugen der rauhen See zu finden. Mittlerweile von kleinen Kormorankolonien bewohnt, peitschen die starken Wellen unentwegt gegen die gestrandeten Schiffe.
Klar kam uns der Gedanke, ins kühle Nass zu springen, mit der festen Absicht es zu tun, rungen wir uns aber heute NOCH nicht dazu durch.

Wieder auf dem Trockenen

Unsere Unterkunft heute liegt, eventuell widererwartend, nicht am Meer, sondern etwa 150 km im Landesinneren. Der Weg dorthin führte durch vertrautes Terrain, Schotterpisten auf weiten Ebenen, aufgelockert durch sporadisch verstreute Felsgebilde.
Ein solches Gebilde ist auch unser Ziel, die sogenannte Spitzkoppe. Je nach Sonnenlicht soll die Spitzkoppe rötlich bis orange erstrahlen. Ja genau, diese Formulierung kommt dem aufmerksamen Blogleser sehr bekannt vor.

Im Gegensatz zu Blutkuppe am Vortag empfing uns die Spitzkoppe heute aber schon von Weitem mit Ihrer recht kräftigen rot-braunen Farbe. Für die weitere Anfahrt nahmen wir uns Zeit, denn das Panorama war sehr sehenswert.

Letztendlich doch an der Rezeption des Campingplatzes angekommen, sollte dieser plötzlich mehr kosten, als ursprünglich noch vereinbart. Es war nicht viiiel mehr, aber wir als Deutsche mögen ja Verträge und Vereinbarungen und möchten darum umso mehr, wenn jeder sich daran hält. Das hier aber ist Afrika, also zahlten wir artig.
Die Stellplätze des Campingareals verteilen sich um die komplette Hügelkette und wir hatten freie Wahl. Wir stellten also das Auto erstmal ab und machten uns zu Fuß auf eine kleine Runde. Hoffnungsvoll waren auch die Badehosen mit von der Partie, denn in einem der Felsen hier gab es eine Mulde, den sogenannten Rockpool, die sich nach Regen mit Wasser füllt und so ein natürliches Badebecken bildet. Als wir aber vor ihm standen merkten wir schnell, dass es wohl schon ziemlich lange nicht mehr geregnet hat. Wie auch immer, wir badeten zumindest ein bisschen in der tiefstehenden, aber warmen Sonne.

Nur ein paar hundert Meter weiter war eine weitere natürlich entstandene Attraktion zu finden, die zumindest bei den Freunden der Fotographie noch populärer war, als die eigentliche Spitzkoppe. In einem vergleichweise kleinen, nahegelegenen „Geröllhaufen“ verbarg sich ein Steinbogen …

… hier verbrachten wir recht lange, denn das Licht und die Stimmung waren toll.

Gerade noch im hellen fanden wir dann auch noch einen Stellplatz, nur wenige Meter vom Bogen entfernt. Direkt neben den Felsen bereiteten wir unsere Betten. Zum Abendessen gab es heute äußerst leckere, gegrille Würstchen. Ein Glas Wein am kleinen Feuerchen beendete einen weiteren schönen Tag.

Von Erd-Männchen und See-Hunden
3. November 2014 von TiDo

Frühaufsteher, so einige sogar

Bevor ich gleich Stefanie üben den heutigen Tag berichten lasse, von mir, Tim, noch ein paar Eindrücke von den zwei Stunden vor dem Beginn ihres, Doreens und Roberts Tag:

Wie üblich in der Erwartung, um diese Zeit nicht viele oder besser gar keine Leute anzutreffen, verließ ich auch heute wieder deutlich vor Sonnenaufgang das kühle Zelt. Nach dem Anziehen waren dann die kaum 25 m bis zum Steinbogen schnell zurückgelegt. Dort allerdings wartete eine Überraschung, bzw. eigentlich 6 …

Während einige der kleinen süüüüüüüüßen hier lebenden Nagetiere, sogenannte Klippschliefer, noch einsam vor ihrem jeweiligen Bau Wache hielten, bestätigte sich meine These vom Vortag, dass doch der Stein bogen bei Fotografen beliebt sei. Fünf Herrschaften und eine Dame bauten leicht hektisch Stative und andere Ausrüstung in freudige Erwartung der ersten Sonnenstrahlen auf. Es stellte sich auch heraus, dass es eine Gruppe war, scheinbar eine Art Fotokurs, denn einer rante Hektisch von einem zum Nächsten und erklärte Einstellungen und Bildkomposition.
Als es dann endlich soweit war und die Sonne begann, den Bogen und den Himmel in leuchtende Farben zu tauchen, ging es zu wie beim Boxenstopp in der Formel-1. Alle drückten, drehten und werkelten völlig von Sinnen an Ihrer Technik … es klickte von allen Seiten. Als sich kurz eine Lücke zwischen den Dreibeinen auftat, nutze auch ich die Gelgenheit, freihand 10 Bilder zu „knipsen“, die Zuhause zusammengesetzt letztendlich dieses Bild ergaben …

Ich überließ die steinere Brücke nun ganz den anderen und spazierte weiter über die Felsen. Die Klippschliefer-Wächter hatten inzwischen Gesellschaft bekommen, ganze Familien sonnten sich nun beobachteten die großen hektischen Zweibeiner mit ihren Dreibeinern 🙂
Auch ich genoß noch einmal den Blick über die Landschaft an der Spitzkoppe, bevor ich pünktlich zum Frühstück wieder zum Auto zurückkehrte.

Ich gebe nun ab an Stefanie …

Duschen und Erdmännchen

Heute darf ich, Stef, meine Sicht des restlichen Tages schildern. Dieser begann wie fast immer mit einer bezaubernden Aussicht auf die viele Gegend, warmen Sonnenstrahlen und einer guten Tasse Kaffee.
Nachdem Frühstück packten wir in gewohnter Routine zusammen und starteten direkt zum ersten Zwischenziel. Dabei handelte es sich um den knapp 2 km entfernten Spa-Bereich … naja also die Duschen, die hier zwar vorhanden, aber nicht direkt am Stellplatz gelegen waren.
Endlich frisch frisiert und nach Mandelmilch-Honig-Schaumbad duftend trauten wir uns auch wieder andere Campingplatz bewohner anzusprechen, z.B. ein süüüüüüüßes Erdmännchen. Das posierte erst etwas scheu, dann immer zutraulicher für unsere Kameras und ließ sich anschließend dafür gern mit ein wenig Fellkraulen belohnen. Und obwohl das Erdmännchen so süüüüüüüß war, verabschiedeten wir uns doch irgendwann und brachen auf in Richtung Norden.

Wieder grob Richtung Wasser

Auf unserem Weg kamen wir wieder an unzähligen Antilopen, einigen Straußen und dem Brandberg vorbei. Das ist mit etwas über 2500m der höchste Berg Namibias. Dieses Großereignis feierten wir direkt mit einem spontanen Freudentanz zu erlesener Partymusik und mit improvisiertem Sonnencreme-Mikrofon. Falls Herr Brown und Herr Benassi mal ein alternatives Musikvideo bräuchten – wir hätten da was in der Hinterhand. 😉

Meer und noch mehr Robben

Aber gut, Contenance bitte, wir machen das ja nicht zum Spaß. Es ging also weiter auf feinster Schotterpiste über Stock und Stein bis zum eigentlichen Ziel des Tages, den Robben am Cape Cross.

Der Reiseführer versprach Hunderttausende von Robben, die allerdings nicht nur zum süß Aussehen und streng Riechen da sind, sondern die tatsächlich auch systematisch geschlachtet werden, damit es keine Überpopulation gibt, damit mehr Fisch für die Fischereiindustrie bleibt und damit Robbenbullenhodenpotenzmittel nach Asien exportiert werden können. Das „Robbenschlagen“ ist in Namibia allerdings nicht unumstritten.
Am Eingang zum Robbenreservat am Cape Cross gibt es dann tatsächlich Täschchen aus Robbenfell zu erwerben, ansonsten sieht aber alles sehr friedlich aus. Vom Parkplatz aus führt ein eingezäunter Holzsteg direkt zum Strand. Links, rechts und sogar darunter im Schatten liegen überall Robben bis zum Meer. Im Oktober und November ist Paarungszeit. Wir sind also genau richtig um mitzuerleben, wie es immer wieder Rangeleien zwischen Robbenbullen gibt, die sich für die Paarungszeit einiges an Kampgewicht angefuttert haben. Manche der deutlich kleineren Weibchen haben bereits Nachwuchs zur Welt gebracht und ihre Robbenbabys sind wirklich so süüüüüß – in echt noch ein bisschen mehr als die aus dem Soester Zoo.

Am Cape Cross

Weiter ging es zu unserem nahegelegenen Campingplatz. Dort spürte man am frühen Abend deutlich die steife Brise vom Meer und wir entschieden uns deshalb gegen Outdoor-Grillen und für Indoor-Abendessen im Restaurant der Cape Cross Lodge. Neben leckerem Essen bot dieses auch Meerblick und einen offenen Kamin, an dem wir den Abend zu viert bei einem Gläschen Wein der südafrikanischen Marke Meerkat (dt.: Erdmännchen) ausklingen ließen.