Tag 1 – 17.07.2013
Der Nacht war zwar trocken geblieben, aber der Tag versprach nass zu werden. Wir lagen im Auto, schauten etwas wehmütig auf den Strand und mussten abwägen, was nun am besten zu tun sei. Sollte wir weiter bei dieser häßlichen Witterung die Nordküste entlang fahren und jeder schicken Bucht nachtrauern, oder sollte wir uns schon heute nach Süden orientieren, was spätestens morgen sowieso angestanden hätte!?
Wir entschieden uns für die Flucht und packten zusammen. Als weites Ziel heute legten wir erst einmal Inverness fest und mit Hilfe der Karte war eine direkte, aber voraussichtlich sehenswerte Route schnell gefunden.
Zunächst ging es aber dennoch ein Stück entlang des Meeres in Richtung Osten. Trotz Regen taten sich bei der Fahrt um die Lochs gelegentlich noch einige schöne Panoramen auf, bevor wir dann den Ort Tongue erreichten, in dem wir die Küste verlassen und auf eine kleine Straße ins Inland wechseln würden. Tiefhängende Wolken begleiteten uns auf dem Weg durch die Hügel vorbei an Seen und Forstwirtschaften. Zur Abwechslung waren hier verhältnismäßig wenig Schafe zusehen. Stattdessen trugen aber einige Pflanzen Wolle 😉
Doreen nutzte die Fahrzeit, wie immer, um ein wenig im Reiseführer zu blättern und fand einen Punkt, an dem es zu dieser Jahreszeit etwas interessantes zu sehen könnte.
Es gibt einige Lachsarten, die zum Laichen alljährlich den selbsen Ort aufsuchen. Ein solcher Platz ist auch der Oberlauf des Flusses Shin. Um dorthin zu gelangen müssen die Fische allerdings zwei Wasserfälle, die Falls of Shin mit Hilfe von einem oder mehreren Sprüngen zu überwinden.
Wir stoppten also bei leichtem Nieselregen an den Falls of Shin und versuchten unser Glück. Wir standen also nun an einem der Aussichtspunkte und warteten. Erst nach etwa 20 Minuten bekamen wir den ersten kleinen Fisch zu Gesicht, später folgen ein paar weitere Glücklose Sprungversuche zweier anderer, oder vielleicht sogar desselben … die lassen sich nämlich recht schwer unterscheiden.
Wir waren gerade dabei auf zu geben und uns auf den Weg zum Auto zu machen, als ein paar andere Leute plötzlich ein überraschendes „oooohhhh“ von sich gaben. Wir drehten uns schnell um, aber es war zu spät. Da es aber hier heute tatsächlich etwas zu sehen gab, wollten wir das auch erleben und warteten weiter. Alle starrten fast regungslos auf das rauschende Wasser, ich und ein oder zwei andere mit der Kamera im Anschlag. Diesmal dauerte es nicht ganz so lange bis vereinzelt Fische unter begleitung der jubelnden Touristen ihre Versuche starteten. Nun, etwa 30 Minuten und 75 Fotos später waren wir zufrieden … auch mit den genau 2 Bildern, auf denen etwas zu sehen war 😉
Nun lagen ca. zweieinhalb Stunden Fahrt vor uns, in denen wir recht hübsche Gegenden, geprägt durch die Landwirtschaft, passierten.
Eine große Brücke führte über die Hafeneinfahrt und war für und das Tor zu Inverness, dem Ort an der Wasserstraße, die das berühmte Loch Ness mit dem Meer verbindet. Wir erwarteten nicht all zu viel von der Stadt etwa 50000 Einwohner zählenden Stadt und so suchten wir ersteinmal eine Tankstelle auf. Dabei fuhren wir direkt durch das wirtschaftliche Zentrum der Stadt, welches bei uns keinen besonders guten Eindruck hinterließ. Allerdings soll es hier dennoch ein paar schöne Ecken geben, die wir uns auch ansehen wollen. Doreen und ich schlenderten also los, und während des gehens ergab sich eine nette Runde in Flussnähe, die z.B. am Burgschloss und den Flussinseln der Stadt vorbeiführte.
Letztendlich hinterließ Inverness doch einen positiven Eindruck. Wir verließen die Stadt entlang des Flussufers, das uns nach nur wenigen Kilometern zum Loch Ness führte. Wir hatten nun wirklich nicht besonders viel erwartet. Einzig die Legenden um das Monster, dass hier leben bzw. gelebt haben soll, schürte eine gewisse Spannung, die aber recht schnell in der gewöhnlichkeit des Tals und des Lochs verflog. Es soll jetzt um Gottes Willen nicht so klingen, als ob es hier nicht idyllisch oder irgendwie nett gewesen sei, aber nach den fast zwei Wochen in Schottland konnte es mit den vielen schon gesehen Tälern und Seen einfach nicht mehr mithalten.
Wie auch immer, wir nutzen das mittlerweile sehr angenehme und sonnige Wetter für einen kleinen Spaziergang am Ufer und machten uns anschließend auf der Karte nach einem günstig aussehen Platz für die wohl letzte Nacht bei den Schotten. Wir bevorzugten dafür abermals eine möglichst kleine Nebenstraße durchs Nichts. Auf den Weg dorthin stellten wir fest, dass eine typisch britische Telefonzelle scheinbar überall ins Landschaftsbild zu passen schein und die Telekom zurecht ihre grauen Buden überall entfernt.
Pünktlich zur Dämmerung fuhren wir in die Berge südostlich des Loch Ness und siehe da, eine Stelle, wie für uns gemacht. Bei schönem Wolkenschauspiel kratzten wir unsere letzten Vorräte zusammen und ließen auch diesen Abend zufrieden ausklingen.
Tag 2 – 18.07.2013
So ruhig, wie es hier war, so gut hatten wir auch geschlafen. Das war natürlich auch gut so, denn den Tag heute würden wir zum großen Teil auf den britischen Motorways verbringen. Mehr oder weniger auf direktem Weg nach Süden kamen wir gut voran. Für ein spätes Frühstück machten wir erneut Rast an der Forth Railway Bridge und schlossen somit nach etwa 1600 Kilometern unsere kleine Schottlandrunde, die hier auch in Sachen Wetter so endete, wie sie begann … mit Sonne.
Nach einem kleinen Verdauungsspaziergang ging die Fahrt weiter, vorbei an Edinburgh, Glasgow, Carlisle und Manchester. Immer mal wieder machten wir Pause an Rastplätzen und stellten fest, dass man hier kostenlos duschen kann. Das nutzen wir natürlich aus und machten uns nach Tagen wiedermal frisch.
Als wir uns am Nachmittag Birmingham näherten wurde der bisher sehr übersichtliche Verkehr dichter und dichter und führte letztendlich sogar zum Stau. Wir waren aber entspannt und völlig unberührt davon, im Gegensatz zu einigen Briten. Dennoch verließen wir dann den Motorway um nicht noch länger herumzustehen. Außerdem wollten wir auch noch ein paar Dinge einkaufen gehen und landeten dazu im weltbekannten Ort Wolverhampton. Von hier aus umfuhren wir Birmingham über die Landstraße und erreichten südlich davon wieder den Motorway. Am Abend suchten wir uns auf höhe von Banbury ein ruhiges Industriegebiet und machten uns direkt neben einem Verteilzentrum der Royal-Mail fertig für die vorletzte Nacht. Bei einem Cider beobachteten wir aus dem dunklen Auto die letzten werktätigen auf dem Weg zu ihren Autos … ganz großes Kino 😉
Tag 3 – 19.07.2013
Genau wie die Post waren wir auch wieder recht früh auf den Beinen bzw. Rädern. Da wir recht früh in London aufschlagen würden, war klar, dass wir uns eine kleine Tour durch die Stadt nicht nehmen lassen, hatten wir doch so gute Erinnerungen von unserem ersten gemeinsamen Kurzurlaub dort.
Abends, nach einem langen Tag in London, an einer Tankstelle nicht weit vom Zuhause unseres Spaceship, übernachteten wir zwischen vielen pausierenden indischen Taxifahren in ihren schwarzen VIP-Limousinen.