Tag 1 – 05.08.2011
Da wir die Nacht schon fast im Karijini Nationalpark verbracht hatten, war es heute Morgen nun nicht mehr Weit bis zu unserem ersten Ziel, dem Mount Bruce. Der Berg ist 1235 Meter hoch und galt bis noch vor kurzem als höchster Berg in Western Australia. Dann aber wurde im Rahmen irgendeines Bauprojekts an einem völlig anderen Ort festgestellt, dass der Mount Meharry dort 15 m höher ist. Wie auch immer, der Plan war folglich, den zweithöchsten Berg des Westens zu erklimmen und dazu fanden wir uns alle gegen Mittag auf dem Parkplatz an dessen Fuß ein, packten vor allem Wasser ein und liefen los.
Laut unseren Informationen würde die Gesamtstrecke etwa 9 bis 10 km betragen und man solle mit einer Dauer von etwa 5 Stunden rechnen. Sebastian entschied sich abermals für sein Fahrrad und wollte mit diesem das untere Drittel des Weges ein paar mal hoch und runter fahren. Ohne ihn also liefen wir los und der Anstieg begann recht gemächlich. Dennoch wurde der Blick auf die Umgebung mit jedem absolvierten Höhenmeter besser und besser. Die Sonne brannte, am steiler werdenden Hang ging kaum ein Lüftchen und somit wurde die zweite Hälfte des Aufstieg zumindest körperlich fast zur Qual.
Nichtsdestotrotz erreichten wir nach nur 1 Stunde und 50 Minuten den Gipfel des Mount Bruce. Ein Pärchen machte sich gerade auf den Rückweg und somit gehörte der Berg uns allein. Die Sicht war sehr gut, das Panorama atemberaubend und das Gefühl für Entfernung ging beim Blick in das weite Land völlig verloren.
Etwa eine halbe Stunde verbrachten wir auf dem flachen Gipfel, aßen, tranken, erholten uns vom Aufstieg. Runter zu ging alles noch zügiger. Dabei erstaunte uns vor allem Simon, der zwar auch vorher schon jede Wanderung in seinen Flip-Flops absolvierte, diese aber nicht über so anspruchsvolles Terrain gingen. Trotz steilem Gefälle rechts und links sprang er völlig von Sinnen von Stein zu Stein. Naja, eine gewisse Erfahrung dabei war ihm nicht abzustreiten 😉
Nach dem ich nun durch meine Fotografiererei ein ganzes Stück hinter den anderen herlief, begann ich einen kleinen Zwischensprint, um wieder aufzuschließen. Widererwartend ging das relativ schnell und so war ich schnell an den beiden Franzosen und nur wenig später auch am Briten vorbeigelaufen. Obwohl ich nun wirklich nicht der geborene Läufer war und bin, fühlte ich mich hervorragend und setzte mir auch gleich das nächste Ziel, nämlich Raphaela und Doreen, die ganz vornweg liefen und quatschten. Aber auch die beiden waren in null-komma-nix erreicht und ich rannte einfach vorbei. Im Gegensatz zu den anderen aber, grinsten die Mädels nicht einfach nur, sondern fühlten sich herausgefordert und begannen ihre Jagt. Der abschüssige Schotterweg war durchaus sehr anspruchsvoll und einstweiliges Rutschen war nicht zu vermeiden. Dennoch konnte ich meine Führung bis hinunter zum Parkplatz verteidigen und wurde von Sebastian, der an den Autos wartete als Sieger in Empfang genommen 🙂 Das Abendessen heute war jedenfalls mehr als verdient!
Irgendwann trudelten auch Simon, Kevin und Chris ein und meinten nur „you are crazy“ … ihr seid verrückt. Nur wenig später fuhren Doreen und ich als erstes los, die anderen würde kurz darauf auch losfahren. Nächster Stopp war zunächst eine Wasserversorgungsstelle auf dem Weg zum Schlafplatz.
Da das Schild in unserer Fahrtrichtung während normaler Fahrt nicht zu erkennen war, sind wir natürlich erst mal dran vorbei gefahren. Im Rückspiegel sah man aber deutlich das Zeichen für den entgegenkommenden Verkehr. Also schnell umgedreht und hin.
Obwohl wir heute schon nicht mehr mit einer Dusche gerechnet hatten, luden die örtlichen Gegebenheiten praktisch dazu ein. Ein von einem 4 bis 5 m hohen Holzgestell getragener großer Wassertank aus dem ein Schlauch bis auf Hüfthöhe herunter hängt, ist für einen Backpacker nichts anderes als eine Dusche. Ruckzuck stand Doreen unter dem Schlauch und ich bediente den Hebel zum öffnen des Ventils. Dabei unterschätzen wir zumindest kurz die Wassermenge, die durch einen Schlauch mit 10cm Durchmesser fließen kann. Kurz war in diesem Fall aber lang genug, um Doreen im Bruchteil einer Sekunde komplett mit überaus erfrischendem Wasser zu benetzen 🙂 Während wir duschten kamen auch Ela und Sebastian dort an und reihten sich auch gleich ein. So erfrischt und vor allem sauber konnte heute nun nichts mehr schief gehen.
Wir fuhren weiter und kamen nun laut Karte langsam aber sicher zum Herzen des Karijini Nationalparks. Etwas verwundert waren wir schon, da wir ja aufgrund des Reiseführers und einiger weniger Bilder zu wissen glaubten, was uns erwartet. Schluchten, steile Klippen und Flüsse hatten wir vor dem inneren Auge, bewegten uns aber nur über eine recht flache und karge Ebene. Spät am Nachmittag erreichten wir dann den Parkplatz am Ausgangspunkt der ersten empfohlenen Wanderungen und begriffen langsam, was auf uns zu kommt. Die angesprochenen Schluchten und Flüsse verliefen nicht durch ein Gebirge o.ä. sondern zogen sich als tiefe Rinnen durch die Ebene. Wir waren also gespannt auf den nächsten Tag und die ersten Wanderungen.
Nach einer Weile kam dann auch unser drittes Fahrzeug wieder dazu und wir konnten uns auf die Suche nach dem Schlafplatz machen. Ein paar Tage zuvor am Python Pool hatte uns ein australisches Pärchen eine Stelle beschrieben, die zwar nicht weit weg von den ersten Schluchten sei, aber dennoch außerhalb des Nationalparks liegt und somit keinen Übernachtungsrestriktionen unterliegt. Die Beschreibung der beiden war äußerst präzise und wir fanden den idyllischen Platz im nu.
Während Ela und Sebastian versuchten zu klären, wer von beiden die Klappstühle vom Dachgepäckträger holt, besorgten wir anderen Feuerholz, machten Feuer, errichteten ggf. Zelte, kochten Abendessen und begannen zu Essen. Naja, die Stimmung zwischen unseren beiden deutschen Mitreisenden hatte schon bessere Zeiten gesehen. Später dann saßen wir jedenfalls alle wieder zusammen und verabschiedeten den Tag.
Tag 2 – 06.08.2011
Die warme Sonne ließ uns auch heute wieder recht früh aus den Autos klettern. Doreen und ich fuhren als erstes los zum Parkplatz, an dem wir gestern Nachmittag schon gewesen waren und nutzen zunächst die sanitären Anlagen. Nach einer Weile kamen die Franzosen mit Chris dort an. Auch sie gingen zunächst der Körperpflege nach. Ich, als erster zurück am Auto, bereitete mich gerade für die Wanderung vor, als auch Sebastian und Ela eintrudelten und ihr Auto parkten. Ela kam ums Auto gelaufen und strahlte nicht gerade Vorfreude aus. Sie redete auch nicht lange um den heißen Brei herum und schnell wurde klar, warum die gute Laune bei Ihr verflogen war:.“
„Ich hab mich von Sebastian getrennt. Wir fahren jetzt weiter nach Port Hedland, teilen dort unsere Zeug auf und erledigen den organisatorischen Kram.“
Während Ela es aussprach, kullerten ein oder zwei Tränchen über ihre Wangen. Sebastian saß wie versteinert im Auto und starrte in die Gegend. Zwar war ich ein paar Sekunden lang sprachlos, aber wirklich überrascht war ich nicht. Schon in Carnarvon gab es Zweifel, sowohl bei Ela, als auch bei Sebastian und während ihrer und unserer gemeinsamen Fahrt zeigten sich immer häufiger die Unterschiedlichen Interessen und Prioritäten. Ela war dabei meist die, die zurücksteckte im Sinn der Unternehmung. Dennoch hab ich in dem Moment dort nur bedingt mit einer solch Konsequenten Entscheidung gerechnet. Doreen und ich jedenfalls denken, dass es für Ela das Beste ist, da sie in letzter ziemlich viel zurückstecken musste und nicht wirklich gut von Sebastian behandelt wurde.
Nach jeder Menge Mitleidsbekundungen und tröstender Worte für Ela und auch Sebastian, stiegen beide in ihren Landcruiser und fuhren von dannen. Ein paar Minuten brauchten wir alle, bis sich der kleine Schock gelegt hatte, dann aber packten wir Getränke und Essen ein und starteten mit der ersten Tour in die Schluchten des Karijini Nationalparks.
Die ersten Meter gestalteten sich noch recht einfach und wenig aufregend. Nur gemächlich verliefen die ersten Meter in der bisher noch nicht allzu tiefen Schlucht. Hin und wieder musste man auch in der nur 20m breiten Felsenrinne ach dem Weg suchen. Hatte man vorher die falsche Route gewählte, ging es durch Wasser oder sogar Schlamm. Soweit war das aber alles nix besonderes für uns.
Irgendwann aber wurde die Szenerie etwas felsiger, Gras und Bäume ließen nach. Wie standen nun vor einem Pool, der sehr zum Baden einlud. Der erste im Wasser war Simon, gleich danach probierten sich Kevin und Chris. Allen dreien merkte man schnell an, dass der erfrischende Effekt des Wassers schnell in eisiges Stechen auf der Haut überging. Ich wollte mich zunächst etwas akklimatisieren und stellte mich erst einmal nur bis kurz über die Knöchel ins Wasser. Nach nur wenigen Minuten war mir aber auch das schon zuuu kalt, wobei ich doch normalerweise keine Frostbeule bin. Allerdings wollte man das kühle Nass in der sonst glühenden Hitze durchaus nutzen, also machte auch ich es wie die anderen … kurz und schmerzlos, bzw. -voll 🙂
Wir hielten es alle nur wenige Minuten aus, aber anschließend fühlte man sich wie neugeboren.
Weiter ging es zwischen den Felswänden, immer tiefer hinab.
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ROAD WORK AHEAD
Heute starteten wir dann endlich unseren ersten „Gorge-Walk“ und die nächsten 3 Tage waren wahnsinnig beeindruckend für uns.
Durch das Hochplateau ziehen sich windungsreiche Flussläufe, die ganz plötzlich in bis zu 100 m tiefe Schluchten stürzen und Pools mit glasklaren, eiskalten (zumindest im Winter, wie jetzt) Wasser füllen. Das war absolut spektakulär. Wahrscheinlich auch weil wir die Schluchten nicht nur von oben sahen, sondern direkt hinein kletterten. Wir hangelten uns an den Wänden entlang, unter uns floß das Wasser, über uns ragten die Felswände weit hinauf und schillerten in den verschiedensten Rottönen. Wir suchten uns unseren Weg, der sich langsam aber sicher durch die Schlucht schlängelte, liefen durch das kalte Wasser, rutschten die Wände neben Wasserfällen hinab, immer weiter runter. Wasser druchtränkte Schuhe und nase Hosen wurden völlig auser Acht gelassen. Was die Natur hier vollbracht hat war einfach nur atemberaubend. Immer wieder befühlten wir mit unseren Hände das kalte Gestein, die runden glatten Wände, geformt vom ständig fließenden Wasser. Es fühlte sich wunderbar an.
Es war einfach spektakulär, aber durchaus auch ein bisschen gefährlich. Wir waren weder durch Seile gesichert, noch waren wir es gewohnt uns lange Zeit in eiskaltem Wasser aufzuhalten und auch die Temperaturen in der Schlucht sanken deutlich. Immer wieder warnten uns Schilder vor dem weitergehen und appellierten an das einhalten der eigenen körperlichen Grenze. Jedoch gab es nur zwei Situationen in denen ich nicht weiterging und auch Tim bat zu stoppen, während Chris, Simon und Kevin sich weiter trauten.
Übrigens, Simon (aus Frankreich) bestritt alle Wanderung in FliFlop´s. Kevin (ebenfalls aus Frankreich) sagte gefühlte hundert mal am Tag „it´s tooo hard“, wollte aber trotzdem immer weiter und weiter – lustige Truppe.
Auch wurden wir auf ein Denkmal aufmerksam… Jim Regan, ein freiwilliger Rettungsassistent kam bei der Rettung eines verunglückten Wanderers im Jahr 2004 ums Leben, als um 4 Uhr Morgens eine Blitzflut durch die Schlucht rauschte, während Jim an der Felswand eine Klippen-Rettung vorbereitete.
Zum Glück (für uns) gibt es diese Blitzflutungen überwiegend nur im Sommer, denn da beherschen stark schwankende Niederschlagsmengen, begleitet von Gewittern und Wirbelstürmen
die Region. Im Winter befindet sich verhältnismäßig wenig Wasser in den Schluchten.
In drei Tagen machten wir 6 wunderschöne Schluchten-Wanderungen und waren am Ende fast traurig als es vorbei war.
Am späten Nachmittag des 08.08. verließen wir den Karijini National Park mit jeder Menge beeindruckender Bilder im Gepäck.
Eine weitere Nacht verbrachten wir irgendwo im Nirgendwo und am 09.08. kamen wir schließlich wieder in der Zivilisation an. Port Hedland, eine Industriestadt durch und durch, hatte jedoch nix für uns zu bieten. Es gab nicht mal einen Waschsalon, um unsere vom roten Staub beschmutzte Kleidung zu waschen. Deshalb ging es direkt weiter. Auf nach Broome. Ist zum Glück gleich um die Ecke, nur 600km durch „a lot of nothing“.
Ach ja: Seit wir Carnarvon verlassen haben (28.07), haben wir ungelogen nicht eine einzige Wolke am Himmel gesehen. Die Sonne scheint jeden Tag aus voller Kraft und weit und breit ist nicht mal der Ansatz einer kleinen harmlosen Schäfchenwolke zu sehen. Wir sind gespannt wie lange das so weiter geht.