Heute hatten wir Großes vor. Zum einen stand uns die erste Wanderung auf ziemlich hohen Höhen bevor und zum anderen sollten wir unglaubliche Natur zu sehen bekommen. Von den Rainbow Mountains sah ich das erste Mal in den Social Medien. Und mir war sofort klar: Dort müssten wir hin. Bei unserer Reiseplanung sah es erst gar nicht danach aus. Es war einfach nicht mehr genug Zeit um die doch recht anstrengende Tagestour in unsere Route einzubauen.
Doch dann, nur eine Woche vor Abflug, als wir uns ein letztes mal mit Stef und Robert zur Feinabspsrache trafen, war da plötzlich diese kleine Lücke im Zeitplan. Genau diese Lücke war groß genug für die Wanderung zu den Regenbogenbergen.
Schnell waren Stefanie und Robert ebenso begeistert von der Idee und wir buchten die Tour. Nichtsdestotrotz hatten wir natürlich eine gehörige Portion Respekt vor der Höhe und hofften, dass wir alle die Wanderung packen würden.
Luftholen
Der Tag begann früh, sehr früh. Um 4.00 Uhr morgens wurden wir von Action Peru Treks an unserer Unterkunft abgeholt. Ich war gerade auf dem Weg zu Stef und Robert, um zu schauen, ob sie startklar sind, als der Fahrer mir, gerade im Treppenhaus aus dem Fenster schauend, zuwinkte.
Versammelt und vorbereitet stiegen wir in den Kleinbus. Es folgte eine etwa dreistündige Fahrt zum Ausgangspunkt der Tour. Unser Guide Efraim, der an diesem Tag einzig und allein für uns da war, stellte uns unsere Mitfahrer vor: Der Koch, der Beikoch und unser Fahrer. Alle nur für uns 🙂
Angekommen am Startort der Wanderung sahen wir auch schon einige andere Touranbieter, die mit ihren zum Teil recht großen Gruppen bereits aufbrachen. Wir hatten jedoch noch etwas Zeit, obwohl wir so langsam aufgeregt waren. Es war kalt, wir hatten all unsere Klamotten an, die wir besaßen und froren trotzdem. Wir wollten eigentlich am liebsten starten, damit uns endlich warm wurde.
Aber Efra führte uns noch etwas die andere Seite des Hanges hinauf und erzählte uns zu den Bergen und den Menschen die hier lebten. Schließlich pfiff uns der Koch heran und wir wurden in eine kleine Holzhütte gebeten, vor welcher wir uns noch mit warmen Wasser und Seife in kleinen Plastikschüsseln die Hände waschen durften. Jeder von uns hatte verständlicherweise seine eigene Schlüssel, genauso wie jeder von uns ein eigenes kleines Handtuch gereicht bekam. Ganz schön dekadent, dachten wir zum ersten, jedoch nicht zum letzten mal.
Im Inneren der Hütte, geschützt vor dem kalten Wind, wartete ein ausgiebiges Frühstück auf uns. Warmer Kaffee, Tee, Haferflocken, Obst, Toast, Rührei…
#NoOxygen
Ausgiebig gestärkt konnten wir unsere Tour nun auch starten. Direkt nach den ersten Metern zogen wir bereits eine Schicht an Klamotten aus. Pünktlich kam die Sonne heraus und die Bewegung tat sein übriges. Uns wurde richtig warm.
Der erste kleine Anstieg war geschafft und wir stoppten an einer Art Sammelstelle. Zum einen war es an der Zeit uns ordentlich mit Sonnencreme einzuschmieren und zum anderen konnte man sich hier Pferde leihen. Efra versicherte sich kurz bei uns, das wir tatsächlich nicht mehr Pferde als das eine Pferd was unsere Tour beinhaltete, benötigten. Wir waren uns sicher wir wollten diese Tour aus eigener Kraft und ohne Hilfe schaffen. Sollte es doch notwendig sein, hätten wir die Sicherheit ein Pferd dabei zu haben, das beisüielsweise auch unser Gepäck tragen könnte.
Voller Zuversicht und Übermut stapften wir weiter und belächelten alle anderen Wanderer um uns herum, welche sich bereits zu Beginn von einem Pferd nach oben chauffieren liesen. Alles Looooser!
Der Trek an sich war nicht wirklich anspruch voll. Es ging stetig bergauf, aber der Pfad war einfach zu gehen. Was die Sache anstrengend machte, war die Höhe, keine Frage. Die Luft war unglaublich dünn. Was diese Aussage tatsächlich bedeuten soll, merkt man erst wenn man mitten drin ist. Man läuft scheinbar einfach nur gerade aus und dennoch keucht man, als wäre man gerade einen Marathon gelaufen. Jeder von uns ging sein eigenes Tempo. Efra war immer uns herum und war irgendwie überall. Bei dem Ersten ganz vorn und auch wieder beim Letzten ganz hinten um sich zu versichern, das alles gut war. Natürlich war es das. Immer wieder legten wir kleinere Pausen ein, klatschten uns ab, tranken viel, stoppten für Fotos, aßen kleine Snacks um weitere Energie zu bekommen.
Das Ziel hatten wir bald vor Augen. Der letzte Anstieg sollte es in sich haben, das sah man bereits von Weitem.
In der Ferne sah man den Bergkamm an dem sich eine winzige Menschenkette hinaufhangelte. Bei dem Anblick wurde uns ganz mulmig, die Aufregung und Spannung stieg.
Es war nun an der Zeit unser Pferd und sein Führer zurück zu lassen. Ab hier musste JEDER selbst laufen, oder eben nicht. Unser 5-Mann-Gespann trennte sich kurz darauf auch. Tim ging voraus, in gleichmässigem und zügigem Schritt. Ich hinter ihm. Robert, dem das atmen noch etwas schwerer viel, lief gemeinsam mit Stef hinter uns.
Die letzten Meter konzentrierte ich mich nur noch auf den nächsten Schritt, den nächsten Atemzug, den nächsten Schritt, den nächsten Atemzug. Als ich auf blickte sah ich Tim auf dem Kamm sitzen und er winkte mir. Im gleichen Moment kam mir ein Wanderer entgegen, der sagte: Du hast es geschafft. Du bist oben!“ Ich schluckte schwer und der dicke Klos in meinem Hals machte das Atmen verdammt schwer. Als ich oben ankam und den ersten Blick auf den Regenbogenberg werfen konnte, musste ich direkt wieder weggucken, so unreal war es. Ich bin zu Tim und uns kamen die Tränen. Wir waren tatsächlich hier. Wir setzten uns und sahen, wie Stef und Robert die letzten Meter hinter sich brachten. Freudig winkten wir ihnen zu und hofften, es würde ihnen die letzten anstrengenden Schritte irgendwie einfacher machen. Dann waren wir endlich alle oben und genossen den sagenhaften Ausblick. Diese Aussicht … einfach einzigartig, unwirklich und mit Worten kaum zu beschreiben.
Efra gab uns jede Menge Zeit alles in uns aufzusaugen, er machte Fotos mit und von uns und wir hatten das Gefühl, das auch er, der die Berge sicher in- und auswendig kannte, den Moment hier oben genoss.
Das wir verhältnismässig spät aufgebrochen sind, machte sich nun bezahlbar. Die meisten Gruppen machten sich bereits an den Abstieg und so war es oben nicht mehr allzu überfüllt.
Ausatmen
Schließlich aber ging es auch für uns wieder auf den Weg nach unten. Das Wetter schien umzuschlagen und Efra erzählte uns, das nur vor einer Woche hier oben noch Schnee lag und das Wetter mehr als ungemütlich war. Wir hatten also wirklich Glück.
Auf dem Rückweg befand sich vor uns eine bedrohlich wirkende Schlechtwetterfront. Sie zog jedoch artig vor uns her und war uns zu keiner Zeit gefährlich. Aber wir wussten, das Wetter in den Bergen ist unberechenbar und so waren wir froh, dass wir es tatsächlich trockenen Fußes zum Ausgangspunkt zurück geschafft haben. Der Rückweg ging zügig und glich einem regelrechten Marsch, meine Fusssohlen brannten.
Überglücklich kamen wir wieder an der kleinen Holzhütte hat. Warmes Wasser in unseren Plastikschüsseln stand bereit. Die Köche begrüßten und beglückwünschten uns. Im Inneren wartete ein Essen auf uns für das es wieder nur ein Wort gibt: Dekadenz. Unglaublich, was der Koch hier für uns gezaubert hat, ohne Küche, ohne Arbeitsplatte, ohne Ofen und richtigen Herd. Auf einem Brett auf seinem Schoß schälte und schnibbelt er, auf einem einfachen Gaskocher kochte er. Angerichtet wie in einem Sternerestaurant und geschmacklich ebenso herausragend. Ein krönender und sättigender Abschluss!
Mit vollem Magen, müden Beinen und glücklichen Herzen ging es auf die dreistündige Fahrt zurück nach Cusco.