Die ziemlich lange Durststrecke nach unserer Rundfahrt in Norwegen ist vorbei, denn es geht endlich wieder los. Mit Südamerika wartet ein neuer Kontinent auf uns und weil das in Afrika so gut funktioniert hat, fand sich das alte Team für die neue Reise wieder zusammen. Stefanie und Robert selbst haben das südliche Lateinamerika schon besucht, aber die drei Länder, die in den kommenden drei Wochen auf dem Plan stehen, sind für uns alle eine Premiere.
In Bolivien und Peru wollen wir vor allem verschiedene Teile des Andenhochlandes besuchen und auf Galapagos wird wohl das ein oder andere Tier auf uns warten. Also, auf geht’s …
Was für uns alle als Arbeitstag begann, endet im bolivianischen Santa Cruz auf der Dachterasse eines Hotels mit Fertig-Cuba-Libre aus der Plastik-Pfandflasche. Bis dahin aber war Logistik und gefühlt kein Schlaf angesagt …
Ich könnte schwören, es hat geklopft
Bereits am Morgen dieses Donnerstags habe ich das Mietauto an der Abholstation entgegengenommen. Nach den nur knapp 5 Stunden im Büro packte ich zu Hause fertig und wartete auf Doreen, die allerdings auch sehr pünktlich Feierabend machte.
Noch kurz alles auf Vollständigkeit geprüft, nahmen wir die erste Etappe der Hinreise in Angriff. Die Fahrt nach Nürnberg verlief reibungslos, sodass wir kurz nach 20:00 Uhr vor Stef und Roberts Haus standen, die kurz darauf mit Ihrem Gepäck auf der Matte standen und verladen werden konnten.
Knappe zwei Stunden später erreichten wir dann das Motel One unweit des Frankfurter Flughafens, von dem es morgen gegen 7:00 Uhr in der Früh weitergehen wird. Obwohl es schon spät war und die Wecker etwa 3:30 Uhr schon wieder klingeln sollten, ließen wir uns den Absacker in der Lounge nicht nehmen.
Zumindest ich habe in dieser kurzen Nacht zu Beginn nicht besonders gut schlafen können. 2:19 Uhr schaute ich zum letzten Mal bewusst auf die Uhr am Handy.
Irgendwann wurde ich plötzlich wieder wach, irgendetwas hatte ich gehört. Ich rüttelte leicht an Doreen und meinte nur: „Ich könnte schwören, es hat geklopft!„. Kurz darauf klopfte es wieder. Verwundert schauten wir auf die Uhr und mussten geschockt feststellen, es war schon 4:35 Uhr und Stef und Robert standen bereits vor der Tür und klopften wie vereinbart. Verkehrte Welt!
Die letzte Dusche in Vorbereitung auf zwanzig Stunden Flug war damit also gegessen, das Anziehen und Zusammenpacken hatte Bundeswehrniveau. Naja, hauptsache, wir verpassen den Flug nicht ..!
Meiner steht auch nicht
Spätestens am Check-In hatten wir den zeitlichen Verzug wieder egalisiert und hatten nach Aufgabe des Gepäcks genügend Zeit für ein kleines Frühstück und den entspannten Gang zum Gate. Animiert durch andere Passagiere unterhielten wir uns während des Wartens über unsere Rucksäcke. Doreen steuerte hierzu bei, dass ihrer ständig umkippe, worauf Robert nur eiskalt meinte: „Meiner steht auch nicht.„.
Obwohl wir sämtliche internationalen Flüge über LAN bzw. nun LATAM gebucht hatten, wurden die ersten beiden Teilflüge nach Madrid und von dort nach Lima von Iberia durchgeführt. Die meisten von Euch, die hin und wieder fliegen, wissen, dass Iberia nicht den besten Ruf hat und somit waren auch wir vorab recht skeptisch, wie die Realität hinter dem Image aussehen würde.
Nun, zumindest diese, unseren beiden Flüge betreffend, können wir wirklich gar nichts Negatives anmerken. Die Flugzeuge waren, soweit beurteilbar, recht neu bzw. gepflegt, die weiblichen Stewardessen attraktiv und das Essen sowie das Entertainmentsystem gut. Auf dem langen Flug von Madrid nach Lima kam hinzu, dass der Flieger nur halbvoll war und somit jeder von uns mindestens zwei Sitze zur eigenen Verfügung hatte. Ich konnte mich auf den vier Sitzen der Mittelreihe des A340-600 sogar komplett lang machen und habe Verpflegung der Bedienung beider Gänge entgegengenommen.
Somit kamen wir müde, aber vergleichsweise entspannt in Lima an, wo wir nun noch einige Stunden auf den Anschluss nach Santa Cruz warten mussten. Aber auch die sind dann irgendwie vergangen. Ein bisschen wie in Trance, im Nachhinein erinnert man sich nur noch an Bruchstücke der Wartezeit.
Der Vergleichsweise kurze Hüpfer über die nächtlichen Anden brachte uns zu unserem ersten echten Zwischenziel in Südamerika, Santa Cruz de la Sierra .
Runterkommen und ein bissel Abhängen
Einen Tag hatten wir uns in der mittlerweile größten Stadt Boliviens eingeplant. Diesen allerdings nicht unbedingt, weil die Stadt sooo sehenswert sein soll, sondern um uns etwas vom langen Flug zu erholen, bevor wir uns an die respektablen Höhenlagen der nächsten beiden Wochen gewöhnen müssen.
Eine recht abenteuerliche Busfahrt brachte uns nach unserer Landung gegen 6:00 Uhr vom Flughafen in die Nähe unseres Hotels, dass wir mit vollem Gepäck im aufkommenden Markttreiben des Viertels suchten und irgendwann auch fanden.
Man empfing uns wirklich nett und wir durften auch gleich frühstücken, während unsere Zimmer fertig gemacht wurden. Die waren zwar klein, aber sauber und jedes hatte sein Bad mit WC. Alles in allem machte das 360°-Hotel einen guten Eindruck, auch wenn es nach Aussagen des jungen und weltoffenen Chefs noch im Aufbau sei.
Auf der Dachterrasse entspannend entschieden wir uns dann noch für einen kleinen Stadtbummel. Zwar waren wir alle durchaus noch müde, allerdings hilft es wenig, tagsüber zu schlafen, wenn man nach der Zeitverschiebung in den jeweiligen Rhythmus kommen will.
Boliviens größte Stadt
Auch wir waren etwas überrascht, als wir im Reiseführer laßen, dass Santa Cruz die Stadt mit den mittlerweile meisten Einwohnern in Bolivien ist, denkt man in diesem Zusammenhang doch eher an La Paz. Auch sah man Santa Cruz die Größe nicht wirklich an, denn Hochhäuser bzw. höhere Häuser waren nur vereinzelt zu sehen und das allgemeine Flair auf den Straßen vermittelte eher den Eindruck einer Kleinstadt.
Der kleine Spaziergang in Richtung Zentrum führte uns wieder über den Markt, der das gesamte Viertel vereinnahmte, in dem unser Hotel lag. Zwischen Obst und Gemüse sowie Drogeriebedarf und zweifellos echten Markensportschuhen stachen besonders die Fleischwarenstände heraus. In tropisch-feuchter Wärme ungekühlte Hühnerfüße heben sicherlich den Appetit eines jeden Veganers und was sich heute nicht verkauft, ist morgen wohl auch nicht schlechter. Auch diverse Konditoreiprodukte machten da keine Ausnahme. Wirklich frisch allerdings waren die angebotenen Säfte, deren Quellfrucht vor den eigenen Augen geschält und gepresst wurden. Günstig und lecker!
Der Ortskern an sich fiel sehr gemütlich aus. Typisch für Mittel- und Südamerika bildete ein begrüntes Karree die gesellschaftliche Mitte der Stadt, welches neben Touristen auch von vielen Einheimischen für eine Runde Schach sowie die ein oder andere Taubenjagt genutzt wurde. Wirklich sehenswerte Gebäude gab es allerdings kaum. Es waren die Leute, das Leben, was die Atmosphäre ausmachte.
Am späten Nachmittag versammelten wir uns dann erneut auf der Dachterrasse des Hotels und spackten bei Snacks und diversen Getränken ab, bis die Sonne unterging. Danach ging es früh zu Bett, denn auch morgen war kein Ausschlafen drin. Man muss die Flüge eben nehmen, wie sie kommen.
Naja, Doreen und mein größtes Ziel morgen … nicht verschlafen! 😉
Höhe gewinnen
Besonders lange haben wir zwar wieder nicht schlafen können, dafür aber wirklich gut. Die Betten waren bequem und die Klimaanlage tat das übrige. Nichtsdestotrotz war früh aufstehen angesagt und diesmal schafften es Doreen und ich auch wieder, uns vom Wecker gegen 4:00 Uhr wecken zu lassen. Der Hotelchef, der schon am Vorabend angekündigt hatte, uns auch um diese unchristliche Zeit persönlich verabschieden zu wollen, schlief allerdings noch auf einer Bank im Hotelfoyer, als wir die Treppen hinunterkamen.
Das bestellte Taxi war pünktlich auf der ungewohnt ruhigen Straße vor dem Hotel und brachte uns rasend, aber eben auch beängstigend schnell zurück zum Flughafen. Auf dem Weg wurden wir noch Zeugen eines Handtaschenraubs, den wir im vorbeifahren auf dem Gehweg beobachten mussten.
Vor dem Abflug selbst sorgten wir noch für ausreichend Bardevisen, da wir gelesen hatten, dass es in unserem Zielort zu Stoßzeiten u.U. nur leere Geldautomaten geben kann. Im Anschluss schlugen wir uns mit mega-krass-zimtigen Zimtgebäck die Bäuche voll und bestiegen mit Zuckerflash den Flieger.
Der Flug nach Uyuni im bolivianischen Hochland dauerte in Summe etwa drei Stunden inklusive Zwischenlandung und einer Stunde Aufenthalt in La Paz.
Gerade die Route über die östlichen Anden und La Paz stellte sich in der morgendlichen Sonne als sehr sehenswert heraus. Es war nur spärlich bewölkt und der Blick auf das rötlich schimmernde Häusemeer von La Paz und der Nachbarstadt El Alto äußerst beeindruckend.
Elev. 3669,26
Nach dem Anflug direkt über dem nahe gelegenen Salzsee landeten wir bei bestem Wetter auf dem kleinen Flugplatz von Uyuni. Im Ankunftssaal wartete bereits ein knuffiger Mitarbeiter von Red Planet Expeditions , um uns in die Stadt zu bringen.
Am Büro des Tourunternehmers angekommen luden wir erstmal eine Ladung Bargeld ab und bezahlten somit die dreitägige Tour, die für uns morgen beginnen wird … wenn alle von uns den ersten Tag auf nun 3670m über Meeresspigel gut überstehen.
Um das herauszufinden, hatten wir für heute nichts ausser gemütliches Herumlungern, viel Trinken und ein bisschen Spazieren geplant. Wir bezogen also unser überraschend mondänes Hotel und ließen es gaaaanz ruhig angehen.
Bei einem Spaziergang durch das kleine Städtchen besorgten wir reichlich Wasser für heute, Wein für die Tour und den ein oder anderen Snack. Der Ort an sich hatte nur bedingt viel zu bieten, schien zunächst hauptsächlich Startpunkt für diverse Touren ins Andenhochland zu sein. Hier und da aber blitze dennoch ein wenig etwas typisch bolivianisches auf, wie z.B. die kleinen kompakten Muttis mit Melone und bunter Schürze.
Den ganzen Tag beobachteten wir vier, wie unsere Körper auf die Höhe reagieren, da dies etwas ist, was man nur durch „oben sein“ in Erfahrung bringen kann. Einige mögen nun sagen, dass 3500m doch noch gar nicht soooo hoch ist und dass man schon öfter in den Alpen diese Höhe erreicht hat. Punkt ist nur, dass das in den Alpen, oder wo auch immer, meist nur für kurze Zeit ist, mal ein paar Stunden auf dem Gipfel oder maximal eine Nacht. Die Auswirkungen der Höhe machen sich oft aber erst nach 24 Stunden oder mehr bemerkbar, weshalb wir die Situation und diesen einen Tag durchaus ernst genommen haben. Da der Plan für die kommenden beiden Wochen keinen relevanten Aufenthalt unter ca. 3500m vorsah, steht bzw. fällt dieser mit der Reaktion auf die Höhenluft.
Aber, abgesehen von Kopfschmerzen und leichtem Unwohlsein, traten bis zum späteren Abend keine nennenswerten Beschwerden auf und so waren wir guter Dinge, dass wir eine gute Zeit haben werden, die wir auch genießen können.
Während Doreen mit einer leichten Übelkeit sicherheitshalber ins Bett gegangen war, nahmen Stefanie, Robert und ich noch im Restaurant Platz und gönnten uns etwas zum Abendessen. Unter anderem gab es fritiertes Pulled-Lama auf weißem Mais mit Lamamilchkäse. Ein soweit leckerer Start in das hiesige Fleischangebot. 😉
Eigentlich gehts heute los
Dank stetig auf voller Pulle laufenden Heizungen hat von uns die Nacht keiner gefroren, ganz im Gegenteil. Das Frühstück war dagegen frisch und mit gepressten Säften, Obst, Eiern, Speck, Käse und Aufschnitt sogar noch reichhaltiger als erwartet. Wir konnte auch gemütlich zu Ende essen, da wir erst gegen 10:00 Uhr abgeholt werden sollten.
Luis, unser Fahrer für die nächsten 3 Tage, stand auch pünktlich auf der Matte und brachte uns samt aussortiertem Gepäck zum Büro von Red Planet, vor dessen Gebäude schon gehöriges Wuhling war. Neben den rumstehenden Touris wuselten die Fahrer weiterer Gruppen um ihre Fahrzeuge und beluden diese. So auch Luis, der uns im Zuge dessen auch gleich die beiden weiteren Mitfahrerinnen in unserem Auto vorstellte. Nadine und Esin hießen die zwei, sie waren ebenfalls Deutsche und machten gleich einen sympathischen Eindruck. Im Anschluss gab es eine forsche wie informative Willkommenseinweisung von Viktor, oder wie auch immer sein Name war, in der wir unter anderem erfuhren, dass an der heute beginnenden 3-tägigen Tour gleich fünf Fahrzeuge nur von Red Planet mitfahren werden. Wir waren gespannt, wie das schlußendlich ablaufen würde …
End-Station
Nachdem das Gepäck, sowie Verpflegung im und auf dem Auto verstaut waren, schafftne auch wir 7 inkl. Luis, uns irgendwie in den 80er Toyota Landcruiser zu falten. Es konnte also losgehen … endlich!
Erster Stop, so zum reinkommen, war keine 15 Minuten Fahrt entfernt. Ein alter Eisenbahnfriedhof war letztes Zuhause für zahlreiche ausgemusterte Minengüterzüge. Nach ein paar geschichtlichen Details, die Luis uns in einer nun bei fast jedem Halt stattfindenden Einleitungsrunde im Auto vortragen würde, spazierten wir etwas herum und machten den ein oder anderen Schnappschuss.
Salz in der Pfanne
Nun stand endlich das Highlight des Tages, vielleicht sogar der ganzen Tour auf dem Programm. Die ganze Zeit schon am Horizont schimmernd machten wir uns nun auf den Weg zum Salar de Uyuni , dem größten Salzsee der Erde. Bevor wir aber direkt auf dem Salz unterwegs sein würden, stand noch ein kleines Mittagessen an, thematisch passend in einem Haus aus Salzziegeln.
Am Rand der Salzpfanne waren vereinzelt Leute beim Salzabbau zu beobachten. Mit dem Fahrrad bis hin gefahren, schaufelten diese von Hand ein paar wenige Zentimeter der Kruste zu Häufchen zusammen, welche dann wiederum in Säcke gefüllt zum Reinigen gebracht wurden.
Ab hier ließ sich Luis etwas von den anderen 4 Tourfahrzeugen zurückfallen und sorgte so dafür, dass wir nicht immer im Pulk unterwegs waren. Er schien schnell gemerkt zu haben, dass wir 6 nicht unbedingt die laute Partystimmung der anderen Gruppen teilten, sondern eher gemütlich und ruhig die Zeit genossen.
Wir schwebten etwa eine halbe Stunde weiter über das unendlich scheinende Meer aus Kristallen bis wir ein ehemaliges Hotel in Mitten des Salars erreichten. Es ist bzw. war das einzige seiner Art, da es inzwischen und glücklicherweise aus ökologischen Gründen nicht mehr gestattet ist, den See zu bebauen. Gleich neben dem flachen nicht besonders ansehnlichen Gebäude symbolisiert ein Meer aus Flaggen die internationale Gastfreundschaft und Offenheit, die vor allem zur mehrfach auch hier passierenden Rally-Dakar eine Rolle spielte.
Weiter ging der Tieflug, mittlerweile praktisch ohne Flügelmänner, die nun sicher etwa 20 Minuten vor uns unterwegs waren. Somit hatten wir immer ein paar Kilometer vor und hinter uns ganz für uns allein, was sich auch beim nächsten Programmpunkt auszahlen sollte. Luis nannte ihn „Funny Pictures“, was lustige Bilder bedeutet. Aufgrund der weiten einfarbigen Ebene ist es mit Hilfe der richtigen Perspektive möglich, skurile Szenen zu schaffen. Ich denke, dass ist auch uns gelungen.
Im Übrigen waren es solche Bilder, die uns auf diesen beeindruckenden Ort aufmerksam gemacht haben. Zur Abwechslung also mal einen Dank an Instagram.
Stachelige Insel
Was ein richtiger See bzw. ein richtiges Meer sein möchte, braucht natürlich auchf Inseln. Zwar haben die hier keine richtigen Strände, aber ein wenig tropisches Gefühl kam dennoch auf, denn zumindest die von uns angesteuerte ist überseet mit Kakteen.
Die Sonne stand inzwischen schon recht tief, als wir einen kleinen Inselrundgang antraten. Dabei mussten wir auch den ersten kleinen Hügel besteigen. Klar, es waren vielleicht nur knapp 50m, aber es waren eben die 50m zwischen 3650m und 3700m über Meeresspiegel, was uns unsere Lungen deutlich spüren ließen. Ein erster winziger Vorgeschmack auf noch kommende Wanderungen.
Top-5-Sonnenuntergang
Wir verließen gerade die Insel, als die Sonne hinter den tief am Horzizon stehenden Wolken frühzeitig verschwand. Eigentlich hatten wir die Hoffung auf einen schönen Sonenuntergang schon aufgegeben, als sich dann doch noch eine Lücke auftat.
Wir forderten Luis auf, rechts ranzufahren, was er natürlich gern tat. Er lehnte sich im Auto zurück und ließ uns machen.
Wir … ja, wir genossen einfach nur das Schauspiel in dieser einzigartigen Landschaft und waren uns einig, dass unter den vielen vielen schon gesehenen und tollen Sonnenuntergängen nur wenige dabei waren, die dem hier das Wasser … bzw. das Salz reichen können.
Im Dunkeln chauffierte uns Luis dann noch etwa eine Stunde über den Salar de Uyuni bis zur salzenen Unterkunft, in der wir nach einem leckeren Abendessen ziemlich geschafft, aber mehr als zufrieden in die Betten fielen.
Startschwierigkeiten
Nach einer wirklich erholsamen Nacht im salzenen Hostel wartete im großen Gemeinschaftsraum wie schon Abends das Abendessen nun auch Frühstück auf uns. Die Laune war gut und auch das Wetter klarte immer weiter auf, sodass wir bei strahlendem Sonnenschein das Auto bestiegen und Luis das „Go“ gaben.
Diesmal knapp 15 Minuten vor den anderen 4 Fahrzeugen ging es also in die Spur, allerdings hielt unser Vorsprung nich besonders lang. Kurz nachdem Luis von der schlechten und nervigen Schotterstraße herunterfuhr, um 50m weiter links auf dem viel komfortableren Rand des Salars zu fahren, blieben wir mit dem schwer beladenen Heck des Landcruisers stecken. Unter der festgetrockneten Kruste war an einer Steller noch Schlamm verblieben, wodurch das Auto einsank. Luis ärgerte sich über sich selbst am meisten, blieb aber entspannt. Wir entluden alles, was beweglich war um die Bergung zu erleichtern. Nach dem die viertel Stunde rum war, erreichten uns die ersten Nachzügler unserer Autogruppe. Victor kam sofort herangefahren und schimpfte mit einem leichten Grinsen im Gesicht mit Luis. Danach ging alles ganz fix. Abschleppband befestigt, kurz angezogen, fertig. Kurz darauf konnte es für alle weitergehen, unseren Vorsprung hatten wir aber eingebüßt und fuhren nun öfter im Staub des Vordermanns.
Viel Gegend mit Lamas und so
Die Wege und hin und wieder auch Straßen führten uns über die weitern Ebenen zwischen den Bergen und Vulkanen der bolivianischen Anden. Etwa jede Stunde gab es einen Stopp. Zu Beginn noch in den wenigen vorhandenen kleinen Dörfern, wo es z.B. Toiletten oder kleine Tante-Emma-Läden für Snacks und Wasser gab, später weitestgehend an Stellen, wo es irgendetwas zu beobachten gab, was nicht auch während der Fahrt zu bestaunen war, wie z.B. Vikunjas oder die verwandten Alpakas , die wie auch das Lama irgenwie zu den Kamelen gehören.
Grün gegen Pink
Je weiter die Fahrt ging desto höher kletterte die Anzeige auf dem Höhenmesser. Und mit zunehmender Höhe verschwand auch Stück für Stück die grüne Farbe aus der Landschaft und wurde durch rot-orange Brauntöne und vereinzeltem Weiß ersetzt. Dennoch verlor die Szenerie nicht an Reiz, denn sie war wie von einem anderen Planeten.
Siedlungen passierten wir gar nicht mehr, die einzigen Anzeichen von Zivilisation waren die gelegentlich zu beobachtenden, scheinbar friedlich und frei lebenden Toyota Landcruiser die vereinzelt oder in Herden über die Ebenden zogen. Inzwischen lagen wir in der Red-Planet-internen Reihenfolge mit fast einer dreiviertel Stunde in Führung, was uns vor allem beim Mittagessen sehr zugute kam. Luis steuerte irgendwann einen Felshaufen an, neben dem wir nicht nur im Windschatten gemütlich und in Ruhe draußen sitzen und essen konnten, sondern auch die ein oder andere Hasenmaus bzw. Chinchilla zu Gast hatten, bevor die Partytruppe anrückte.
Inzwischen auf etwa 4300m über dem Meer kündigte uns Luis als nächtes Highlight die sogenannte Red Lagoon an, die im Allgemeinen allerdings Laguna Colorada bezeichnet wird.
Zunächst hielten wir kurz hinter einem Schlagbaum und reihten uns ein in die Schlange an weiteren Gästen, denn hier musste man sich mit Namen und Reisepassnummer für den Eintritt in den gleichnamigen Nationalpark registrieren. Im selben Raum wanderte auch ein begeehrter Stempel umher, den man sich selbst in den Pass pressen konnte.
Ungefähr 20 Minuten später erreichten wir dann den Parkplatz am Aussichtspunkt für Touristen, denn freies Herumlaufen war nur in dem umgebenden Areal gestatten. Neben dem namensgebenden und durch diverse Mineralien gefärbten roten Wasser des im Durchschnitt 0,5m tiefen Sees waren vor allem die Flamingos eine der begehrtesten Attraktionen hier. Luis berichtete uns während der üblichen kurzen Erklärung von etwa 300000 hier lebenden Tieren. Die Landschaft und die pinken Dinger waren schon sehr unterhaltsam.
buchstäblicher Höhepunkt
Letzte Zwischenstation am heutigen schon langen Tag soll auch gleichzeitig der buchstäbliche Höhepunkt unserer dreitägigen Tour hier in Bolivien sein. Auf 5050m, 240m höher als der höchste Punkt in Mitteleuropa, besuchten wir ein Geysirfeld.
Zwar nicht in Fontänen, dafür aber stetig steigen hier heißer Schlamm und heiße Gase an die Oberfläche und formen eine ganz eigene Landschaft.
Kalt aber sehr erwärmend
Die Sonne war nun bereits hinter den Bergen verschwunden, als wie die letzten Kilometer bis zur nächsten Unterkunft zurücklegen. In der späten Dämmerung erreichen wir eine kleine Gruppe von Gebäuden, die, typisch für hier, eher an Rohbauten erinnerten, als an bezugsfertige Häuser.
Als wir ausstiegen, merkten wir heute aber schnell, dass hier oben auf nun etwa 4400m etwas anders war, als noch am Abend zuvor: Es war kalt. Solange wir uns beim Bezug unseres Vierbettzimmers noch bewegten, war alles noch ganz okay, am Tisch aufs Essen wartend wurde es aber ganz schnell ziemlich unangenehm. An entspanntes Essen war nicht zu denken, mit Decken und in Schlafsäcken am Tisch wurde nur das notwendigste zu sich genommen, bevor man dann vor eine für einige doch recht schwierige Wahl gestellt wurde.
Unweit der Unterkunft gab es, wie angekündigt, heiße Quellen, die nun noch bebadet werden könnten. Immerhin Stef und ich entschieden uns dafür, man ist ja schließlich nur einmal hier, auch wenn wir zu diesem Zeitpunkt nur bedingt erahnten, was uns erwartet. Voll bekleidet suchten wir uns, nur mit Handtuch, Badehose und der Stirnlampe ausgestattet, den etwa 400m langen Weg bis zum natürlich gespeißten Erdloch. Fix aus- und umgezogen betraten wir nun das etwa 35°C warme Wasser und lehnten uns zurück. Gegen 22 Uhr verstummten die zwei drei Stromgeneratoren, die bis dahin noch hier und da vor sich hinbrummten. Mit ihnen erloschen auch die letzten Lampen in der Umgebung und gaben einen wirklich unglaublich beeindruckenden Sternenhimmel frei. Bei mittlerweile nun unter -15°C Außentemperatur im heißen Bad auf 4400m über dem Meer unter der strahlenden Milchstraße … unvergesslich!