Berg der sieben Farben
1. Mai 2017 von TiDo

Heute hatten wir Großes vor. Zum einen stand uns die erste Wanderung auf ziemlich hohen Höhen bevor und zum anderen sollten wir unglaubliche Natur zu sehen bekommen. Von den Rainbow Mountains sah ich das erste Mal in den Social Medien. Und mir war sofort klar: Dort müssten wir hin. Bei unserer Reiseplanung sah es erst gar nicht danach aus. Es war einfach nicht mehr genug Zeit um die doch recht anstrengende Tagestour in unsere Route einzubauen.
Doch dann, nur eine Woche vor Abflug, als wir uns ein letztes mal mit Stef und Robert zur Feinabspsrache trafen, war da plötzlich diese kleine Lücke im Zeitplan. Genau diese Lücke war groß genug für die Wanderung zu den Regenbogenbergen.
Schnell waren Stefanie und Robert ebenso begeistert von der Idee und wir buchten die Tour. Nichtsdestotrotz hatten wir natürlich eine gehörige Portion Respekt vor der Höhe und hofften, dass wir alle die Wanderung packen würden.

Luftholen

Der Tag begann früh, sehr früh. Um 4.00 Uhr morgens wurden wir von Action Peru Treks an unserer Unterkunft abgeholt. Ich war gerade auf dem Weg zu Stef und Robert, um zu schauen, ob sie startklar sind, als der Fahrer mir, gerade im Treppenhaus aus dem Fenster schauend, zuwinkte.
Versammelt und vorbereitet stiegen wir in den Kleinbus. Es folgte eine etwa dreistündige Fahrt zum Ausgangspunkt der Tour. Unser Guide Efraim, der an diesem Tag einzig und allein für uns da war, stellte uns unsere Mitfahrer vor: Der Koch, der Beikoch und unser Fahrer. Alle nur für uns 🙂
Angekommen am Startort der Wanderung sahen wir auch schon einige andere Touranbieter, die mit ihren zum Teil recht großen Gruppen bereits aufbrachen. Wir hatten jedoch noch etwas Zeit, obwohl wir so langsam aufgeregt waren. Es war kalt, wir hatten all unsere Klamotten an, die wir besaßen und froren trotzdem. Wir wollten eigentlich am liebsten starten, damit uns endlich warm wurde.
Aber Efra führte uns noch etwas die andere Seite des Hanges hinauf und erzählte uns zu den Bergen und den Menschen die hier lebten. Schließlich pfiff uns der Koch heran und wir wurden in eine kleine Holzhütte gebeten, vor welcher wir uns noch mit warmen Wasser und Seife in kleinen Plastikschüsseln die Hände waschen durften. Jeder von uns hatte verständlicherweise seine eigene Schlüssel, genauso wie jeder von uns ein eigenes kleines Handtuch gereicht bekam. Ganz schön dekadent, dachten wir zum ersten, jedoch nicht zum letzten mal.
Im Inneren der Hütte, geschützt vor dem kalten Wind, wartete ein ausgiebiges Frühstück auf uns. Warmer Kaffee, Tee, Haferflocken, Obst, Toast, Rührei…

#NoOxygen

Ausgiebig gestärkt konnten wir unsere Tour nun auch starten. Direkt nach den ersten Metern zogen wir bereits eine Schicht an Klamotten aus. Pünktlich kam die Sonne heraus und die Bewegung tat sein übriges. Uns wurde richtig warm.
Der erste kleine Anstieg war geschafft und wir stoppten an einer Art Sammelstelle. Zum einen war es an der Zeit uns ordentlich mit Sonnencreme einzuschmieren und zum anderen konnte man sich hier Pferde leihen. Efra versicherte sich kurz bei uns, das wir tatsächlich nicht mehr Pferde als das eine Pferd was unsere Tour beinhaltete, benötigten. Wir waren uns sicher wir wollten diese Tour aus eigener Kraft und ohne Hilfe schaffen. Sollte es doch notwendig sein, hätten wir die Sicherheit ein Pferd dabei zu haben, das beisüielsweise auch unser Gepäck tragen könnte.
Voller Zuversicht und Übermut stapften wir weiter und belächelten alle anderen Wanderer um uns herum, welche sich bereits zu Beginn von einem Pferd nach oben chauffieren liesen. Alles Looooser!
Der Trek an sich war nicht wirklich anspruch voll. Es ging stetig bergauf, aber der Pfad war einfach zu gehen. Was die Sache anstrengend machte, war die Höhe, keine Frage. Die Luft war unglaublich dünn. Was diese Aussage tatsächlich bedeuten soll, merkt man erst wenn man mitten drin ist. Man läuft scheinbar einfach nur gerade aus und dennoch keucht man, als wäre man gerade einen Marathon gelaufen. Jeder von uns ging sein eigenes Tempo. Efra war immer uns herum und war irgendwie überall. Bei dem Ersten ganz vorn und auch wieder beim Letzten ganz hinten um sich zu versichern, das alles gut war. Natürlich war es das. Immer wieder legten wir kleinere Pausen ein, klatschten uns ab, tranken viel, stoppten für Fotos, aßen kleine Snacks um weitere Energie zu bekommen.
Das Ziel hatten wir bald vor Augen. Der letzte Anstieg sollte es in sich haben, das sah man bereits von Weitem.

In der Ferne sah man den Bergkamm an dem sich eine winzige Menschenkette hinaufhangelte. Bei dem Anblick wurde uns ganz mulmig, die Aufregung und Spannung stieg.
Es war nun an der Zeit unser Pferd und sein Führer zurück zu lassen. Ab hier musste JEDER selbst laufen, oder eben nicht. Unser 5-Mann-Gespann trennte sich kurz darauf auch. Tim ging voraus, in gleichmässigem und zügigem Schritt. Ich hinter ihm. Robert, dem das atmen noch etwas schwerer viel, lief gemeinsam mit Stef hinter uns.
Die letzten Meter konzentrierte ich mich nur noch auf den nächsten Schritt, den nächsten Atemzug, den nächsten Schritt, den nächsten Atemzug. Als ich auf blickte sah ich Tim auf dem Kamm sitzen und er winkte mir. Im gleichen Moment kam mir ein Wanderer entgegen, der sagte: Du hast es geschafft. Du bist oben!“ Ich schluckte schwer und der dicke Klos in meinem Hals machte das Atmen verdammt schwer. Als ich oben ankam und den ersten Blick auf den Regenbogenberg werfen konnte, musste ich direkt wieder weggucken, so unreal war es. Ich bin zu Tim und uns kamen die Tränen. Wir waren tatsächlich hier. Wir setzten uns und sahen, wie Stef und Robert die letzten Meter hinter sich brachten. Freudig winkten wir ihnen zu und hofften, es würde ihnen die letzten anstrengenden Schritte irgendwie einfacher machen. Dann waren wir endlich alle oben und genossen den sagenhaften Ausblick. Diese Aussicht … einfach einzigartig, unwirklich und mit Worten kaum zu beschreiben.

Efra gab uns jede Menge Zeit alles in uns aufzusaugen, er machte Fotos mit und von uns und wir hatten das Gefühl, das auch er, der die Berge sicher in- und auswendig kannte, den Moment hier oben genoss.
Das wir verhältnismässig spät aufgebrochen sind, machte sich nun bezahlbar. Die meisten Gruppen machten sich bereits an den Abstieg und so war es oben nicht mehr allzu überfüllt.

Ausatmen

Schließlich aber ging es auch für uns wieder auf den Weg nach unten. Das Wetter schien umzuschlagen und Efra erzählte uns, das nur vor einer Woche hier oben noch Schnee lag und das Wetter mehr als ungemütlich war. Wir hatten also wirklich Glück.
Auf dem Rückweg befand sich vor uns eine bedrohlich wirkende Schlechtwetterfront. Sie zog jedoch artig vor uns her und war uns zu keiner Zeit gefährlich. Aber wir wussten, das Wetter in den Bergen ist unberechenbar und so waren wir froh, dass wir es tatsächlich trockenen Fußes zum Ausgangspunkt zurück geschafft haben. Der Rückweg ging zügig und glich einem regelrechten Marsch, meine Fusssohlen brannten.
Überglücklich kamen wir wieder an der kleinen Holzhütte hat. Warmes Wasser in unseren Plastikschüsseln stand bereit. Die Köche begrüßten und beglückwünschten uns. Im Inneren wartete ein Essen auf uns für das es wieder nur ein Wort gibt: Dekadenz. Unglaublich, was der Koch hier für uns gezaubert hat, ohne Küche, ohne Arbeitsplatte, ohne Ofen und richtigen Herd. Auf einem Brett auf seinem Schoß schälte und schnibbelt er, auf einem einfachen Gaskocher kochte er. Angerichtet wie in einem Sternerestaurant und geschmacklich ebenso herausragend. Ein krönender und sättigender Abschluss!
Mit vollem Magen, müden Beinen und glücklichen Herzen ging es auf die dreistündige Fahrt zurück nach Cusco.

Meer..schwein als sein
2. Mai 2017 von TiDo

Nach dem langen Tag gestern ließen wir es heute deutlich ruhiger angehen. Entspanntes bummeln in Cusco sollte unsere Tagesbeschäftigung werden, wobei dennoch ein Pflichttermin auf dem Plan stand.
Der Veranstalter, Peru Treks & Adventure , mit dem wir ab morgen 4 Tage lang unterwegs sein würden fordert, dass man sich 2 Tage vor Tourbeginn zur Belehrung sowie zur Bezahlung in deren Büro meldet. Aufgrund des Maifeiertags gestern durften wir heute erst dort erscheinen, was wir natürlich taten. Hier begegneten wir zm ersten mal dem sympathischen Pepe, der uns ausführlich alles Wissenwertes zur Tour erklärte. Er wird ab morgen einer unserer beiden Guides sein.
Nach dem alles erledigt war, schlenderten wir in brütender Hitze, nach einem geeigneten Restaurant suchend, durch die zur Abwechslung wirklich hübsche Innenstadt von Cusco. Nun, was genau hatten wir im Hinterkopf? Eine nationale Delikatesse hier in Peru ist das Meerschwein und die wollten wir natürlich probieren. Nach dem es das eine Lokal aus dem Reiseführer nicht mehr zu geben schien, fanden wir nach einer Weile ein anderes, in dem das sogenannte Cuy serviert wird. Im offenen Innenhof des Restaurants stand der Steinofen, in den immer wieder Bleche mit den Süßkartoffel-gestopften Tieren geschoben wurden. Da wir alle nur kosten wollten, bestellte nur Robert eine Portion, während wir anderen von Hühnchen über Alpaca bis Vegetarisch alles bestellten.
Fertiggegarrt wurde das Meerschwein zunächst fotogerecht im Ganzen serviert, bevor die Bedienung es erneut in die Küche zurücknahm, um es dort etwas mundgerechter zu zerlegen. Selbst unsere Vegetarierin Stefanie probierte von dem schmackhaften und sehr zarten Fleisch, dass sowohl an Kaninchen als auch an Hühnchen erinnerte. Mehr als eine Geschmacksprobe war es allerdings nicht, denn an dem Tier war so wenig Masse, dass niemand wirklich hätte satt davon werden können. Mein Alpaca-Schaschlick gab da schon deutlich mehr her … ist eben auch etwas größer als Tier.

Am Nachmittag schauerte es hin und wieder, wovon wir uns die Laune allerdings nicht vermiesen ließen. Wir sprangen von einem Wollwarenhändler zum nächsten, in der Hoffnung das ein oder andere kuschelig-warme Souvenir zu finden.
Am Abend kochten wir zum ersten und letzen Mal in diesem Urlaub selbst. Absolut exotisch gab es Nudeln mit Tomatensoße, dazu ein Gläschen Rotwein. Wir verabschiedeten uns nicht allzu spät auf die Zimmer, da wir für die Tour entlang des Inka-Trails separat packen und uns vorbereiten mussten. Danach ging es ins Bett, denn ein wenig Schlaf kann vor der Wanderung nicht schaden.

Camino Inka – Tag 1
3. Mai 2017 von TiDo

Auf die Plätze

Heute morgen gegen 6:00 Uhr holte uns der Bus vom Veranstalter Peru Treks & Adventures wie angekündigt ab. Wir vier waren fast die Ersten, die im Bus Platz nahmen und so lag noch eine größere Runde durch das morgendliche Cusco vor uns, denn 11 weitere Gäste mussten ebenfalls noch an den jeweiligen Unterkünften eingesammelt werden.
Eine knappe Stunde später war auch dies erledigt, höchste Zeit für Edy, dem zweiten Tourenführer neben Pepe, den wir ja gestern schon kennengelernt hatten, eine kleine Ansprache zu halten. Sympathisch stellte er sich und auch Pepe vor und erläuterte kurz und knackig den Ablauf bis zum eigentlich Start der Wanderung. Zunächst standen etwa eineinhalb Stunden Busfahrt bis zum Frühstück an, danach weitere eineinhalb Stunden bis zum Terminus für den Bus. Hier am sogenannten KM82 hatten wir nun etwas Zeit um unser Gepäck zu ordnen, denn wie alle hatten auch wir einen warmen Schlafsack sowie eine Isomatte angefordert, die nun bei den einen mehr, bei anderen etwas weniger elegant in, an, auf oder unter den Rucksäcken befestigt wurden. Es konnte losgehen …

Schnupperlaufen

Zunächst überquerten wir die Gleise der Bahnverbindung zwischen Aguas Calientes nahe des Machu Picchu und Cusco, um gleich dahinter den Checkpoint für den ersten der vier Abschnitte des begehbaren Inka-Trails .
Mit diesem Abschnitt beginnt nun ein etwa 45km Wanderweg, der uns 4 Tage lang zwischen 2400 und 4200m Höhe über die zum Teil noch original ausgebauten Pfade der Inkas in Richtung der bekannten Inka-Stadt Machu Picchu bringen soll.
Die Anzahl der Besucher ist limitiert, das Begehen des Pfades nur nach Anmeldung sowie Authorisierung gestattet. Kein Wunder also, dass der Kontrollpunkt nur nach Passkontrolle passiert werden darf. Die Formalitäten hinter uns gebracht ging es auch sofort los, wenn gleich das Gelände sich noch recht human gestaltete. Schon wenige hundert Meter später aber bildeten alle Gäste sowie Edy und Pepe einen Kreis. Die Vorstellungsrunde stand an. Zu Beginn noch etwas belächelt, kam das bei allen wirklich gut an, schließlich würden wir alle die kommenden Tage miteinander laufen, essen, laufen, essen und noch ein wenig laufen. Gut also, wenn man sich gegenseitig mit Namen rufen kann. Kurz darauf machten wir einen weiteren Halt an einer Tafel, die das Wegprofil der nächsten Tage beschrieb. Während heute eher leichtes Gelände vor uns lag, galt es morgen als Kraftakt von etwa 3000 auf 4200m zu kraxeln. Der lange dritte Tag war dann die Ausdauerprüfung. Der vierte und letzte Tag sozusagen die Kür.
Mit sehr regelmäßigen Pausen ging es nun weiter, vorbei an den ersten Inka-Ruinen, zu denen es auch jeweils Hintergründe und Erklärungen der Guides gab. Insgesamt war das Tempo für die meisten Teilnehmer sehr gemäßigt und gemütlich.

Irgendwann stand Mittagessen an. Einer der uns noch unbekannten Träger, auch Porter genannt, saß schüchtern lächelnd am Wegrand und hielt ein gelbes Schildchen mit einem aufgemalten Pfeil vor sich. Für uns bedeutete es, dass hier irgendwo unser Mittagslager zu finden sein muss. Zwischen den Plätzen anderer Gruppen war das gar nicht so einfach, allerdings winkte uns dann ein weiterer Porter, die uns irgendwie alle bereits zu erkennen schienen. Nach einem frischen Minztee riefen Edy und Pepe zu Tisch. Im eigens für die Gruppe errichteten Essenszelt stand eine Tafel, die mit Blümchen dekoriert und für 15 Gäste gedeckt war. Nachdem jeder einen Stuhl gefunden hatte, wurde der erste Gang, sprich die Vorsuppe serviert. Anschließend folgten Hauptgang sowie Dessert und es bleibt uns einfach nichts anderes, als zu sagen, dass es unheimlich dekadent und lecker war … nicht nur für Campingverhältnisse!

Nach dem Essen warteten noch ein paar wenige Kilometer auf uns, die mit den wirklich überaus häufigen Päuschen sehr gut zu meistern waren. Am Schlafplatz angekommen stand dort bereits das Essenszelt, dasselbe wie noch zum Mittag, etwas weiter hinten 8 nummerierte Igluzelte, in denen wir uns später alle paarweise einquartierten. Auf einer goßen ausgebreiteten Plane durften die Gäste erstmal ihr Gepäck ablegen und sich anschließend ein Stühlchen suchen. Noch einmal stand eine Vorstellungsrunde an, dieses Mal aber etwas größer. Während die Gruppe nebeneinander auf einer Seite des Rucksackhügels saß, begannen sich auf der gegenüberliegenden Seite die Träger einzufinden. Einer nach dem anderen trudelte ein, es hörte gar nicht mehr auf. Am Ende standen uns 20 Porter und ein Koch gegenüber … uff! Jeder von ihnen stellte sich mit Namen und Alter vor, einige in Spanisch, andere in Quechua, der Sprache der Eingeborenen, wobei Pepe übersetzte. Danach waren wir noch einmal an der Reihe. Es war wirklich amüsant und interessant, z.B. waren einige der Kauze viiiel jünger als sie aussahen. Mit Applaus beendeten wir den Spaß, bezogen die Zelte und bereiteten uns auf das Abendessen vor, von dem wir nun einiges erwarteten. Diese Erwartungen wurden vollends erfüllt, denn auch diese 3 Gänge waren mehr als nur Restaurantniveau. Nach einigen überaus netten Gesprächen zogen sich dann alle langsam aber sicher zurück, denn morgen sollte der härteste Tag der Inka-Trails auf uns zukommen und da tut etwas zusätzlicher Schlaf sicher ganz gut.

Camino Inka – Tag 2
4. Mai 2017 von TiDo

Morgenroutine

Gegen 5:30 Uhr klopfte es an der Plane. Wir waren schon wach und warteten somit bereits auf zwei der Porter, die mit heißem Tee und Kaffee von Zelt zu Zelt stapften und das Wandervolk in den Tag begrüßten. Nun hatten wir alle etwa 20 Minuten Zeit, um uns anzuziehen, unser Zeug zusammenzupacken und das Iglu zu räumen, da dieses dann ebenfalls unverzüglich abgebaut und verstaut werden sollte.
In der mobilen Kantine wartete ein richtig gutes Frühstück auf die Stück für Stück eintrudelnden Schlafmützen. Pancakes, Obst, Brot und natürlich mehr Kaffee und Tee schufen eine gute Grundlage für bevorstehenden Abschnitt.

Nur ein Aufweg

Gestärkt, fit und frohen Mutes versammelten wir uns zunächst um Edy, der uns kurz den Tagesplan vortrug. Am heutigen, vermeidlich schwersten Tag der Tour waren Höhenmeter zu absolvieren, etwa 800 an der Zahl. Klingt zunächst nicht so wahnsinnig viel, aber wie schon einmal erwähnt, sind das 800m zwischen 3400 und 4200m über dem Meer, was sich bei der Luft mehr als bemerkbar macht. Um dem ggf. entgegenzuwirken, gab Edy vor Abmarsch noch einen Kurs im Präparieren und Kauen von Kokablättern. Wir haben dies nicht probiert, andere allerdings berichteten später, keine Wirkung verspürt zu haben, die taube Wange mal ausgenommen.
Den täglichen Kontrollpunkt absolviert, lag nun bis zum Mittagessen die erste Hälfte des Weges zum Pass vor uns. Im anfangs dichten dschungelartigen Wald forderte einem der Weg noch nicht so viel ab. Es war noch angenehm schattig, hier und da plätscherte ein Bach, gemütlich könnte man sagen.
Als sich nach etwa dreieinhalb Stunden, der Wald langsam lichtete, saß irgendwann ein Porter mit Schild am Wegesrand. Wir wussten, das bedeutet Mittagessen. Bevor es zu Tisch ging ruhten wir uns vor den Zelten aus, dazu wurde erwärmter Fruchtsaft gereicht. Auf der Talseite des Camps war zu sehen, wo wir gestartet waren, interessanter aber war die Bergseite, wo gut zu erkennen war, was bis zum höchsten Punkt noch vor uns lag. Was muss, das muss … erstmal was Essen!

Nach dem Verdauen ging es jetzt ans Eingemachte. Der gelegte Steinpfad wurde steiler und steile, einige Abschnitte glichen nun eher einer Treppe. Wanderte man vor dem Mittag noch bei nettem Plausch im Grüppchen, hieß es nun meist „jeder für sich“. Wie von Edy und Pepe gepredigt, lief jeder sein Tempo und machte Pausen nach Bedarf. Das Feld zog sich entsprechend weit auseinander. Man schaute nur noch selten auf, konzentrierte sich auf die Atmung und die Schritte.

Oben auf

Als ich oben ankam, warteten dort schon 3 oder 4 von uns. Ich legte das Gepäck ab, aß einen Müsliriegel, setzte mich zu den anderen und genoss mit ihnen die tolle Aussicht. Es war die Belohnung für mehrere Stunden harte Arbeit!
In nur kleinen Grüppchen, manchmal auch einzeln trudelten die Wanderer verschiedenster Anbieter hier oben ein. Etwa 40 Minuten nach mir erreichten auch Doreen, Stefanie und Robert den Pass und wie wir alle, waren auch sie erleichtert und zufrieden, nun am Sattle angekommen zu sein.
So langsam komplettierte sich unsere Gemeinschaft, zumindest fast. Gerry war noch unterwegs und wurde laut Aussagen von Edy von Pepe begleitet. Die beiden Guids standen per Walky-Talky in Verbindung und klärten auch, dass es wohl noch eine ganze Weile dauern würde. Edy versammelte uns um sich und bat uns einem kleinen Ritual beizuwohnen, dass hier oben von allen abgehalten wird. Zur Huldigung der Natur stapelten wir Steine und Kokablätter zu einem kleinen Turm, danach sSprach Edy noch ein paar mystische Sätze. Im Anschluß informierte er sich erneut bei Pepe, wie weit dieser und Gerry noch etwa brauchen würden. Es sei wohl noch eine ganze Weile und so überließ Edy ganz demokratisch der Gruppe die Entscheidung, ob sie warten oder den Abstieg beginnen wolle. Zum einen war es schöne hier oben, zum anderen wollte wir Gerrys Leistung ehren, indem wir sie hier oben gemeinsam empfangen. Auch auf dem obligatorischen Gruppenfoto sollte sie nicht fehlen. Wir beschäftigten uns also, bis es dann soweit war.
Im Spallier stellten wir uns auf die letzten 5 oder 6 Stufen. Sie war sichtlich am Ende ihrer Kräfte und unter Tränen der Erleichterung, der Rührung und der Erschöpfung absolvierte sie die letzten Schritte begleitet von unser aller Applaus. Es war schon irgenwie ein bewegender Moment!
Natürlich ging es nicht sofort weiter, denn Gerry brauchte Pause, die wir gleich für die verschiendensten Gruppenbilder nutzten. Es war erstaunlich wie eine gemeinsame Sache Menschen, die sich vor weniger als zwei Tage noch völlig fremd waren, zusammenschweißt. Erstaunlich, vor allem aber schön!

Zum Lager

Der Abstieg war nun die verdiente Kür des anstrengenden Tages. Auch wenn ein Weg hinunter nicht zwnagsläufig leichter sein muss, ist es dennoch irgendwie eine andere, eine angenehmere Belastung, wenn man so will. Klar tun einem auch dabei die Beine weh, aber man ist nicht so schnell außer Atem, kann sich darum wiede runterhalten und das Tempo gleicht sich wieder etwas an. Somit war der abermals gestufte Weg zum bereits fertig aufgebauten Lager zumindest gefühlt recht schnell absolviert.
Ein kleiner Fluß unweit der Zelte bot die Möglichkeit, die eine sehr sehr stark frequentierte Dusche zu meiden und sich unter freiem Himmel zu waschen und zu erfrischen. So oder so saßen oder standen wir am frühen Abend gemeinsam im Camp, genossen das Wolkenschauspiel und warteten sehnsüchtigst auf das schon brutzelnde Abendessen.

Camino Inka – Tag 3
5. Mai 2017 von TiDo

Tortenfrühstück

Ein gutes Frühstück waren wir ja nun mittlerweile gewohnt. Zur Feier von Steves fünfzigsten Geburtstag hat unser Chefkoch etwas ganz Besonderes aus dem Improvisationsärmel geschüttelt. Für alle, aber vor allem für Steve selbst völlig überraschend kamen Edy und Pepe „Happy Birthday“ singend ins Zelt, wobei Edy ein frisch gebackene Torte in den Händen balanzierte. Staunend stimmten wir alle mit ein. Als das Ding dann auf dem Tisch stand waren alle recht sprachlos. Nicht nur hatte der Koch, bzw. jetzt ja Konditor, hier eine Torte gebacken, sie war sogar mit einem liebevollem Bildnis des Machu Picchu verziert. Nach dem wir alle gratuliert und Fotos des Kunstwerks gemacht hatten, wurde angeschnitten und verteilt. Natürlich bekam auch der Meister selbst ein Stück. Es war einfach lecker und sprach einmal mehr für die Professionalität und vor allem die Herzlichkeit, mit der die Veranstalter diese Unternehmung umsetzten.
Ein Mitglied unserer kleinen Wanderfamilie konnte zu diesen morgentlichen Feierlichkeiten nicht anwesend sein. Gerry war mit Pepe schon zwei Stunden vor allen aus dem Zelt gekrochen und nach einem kurzen Frühstück frühzeitig losgelaufen, um die Strecke in den zeitlichen Grenzen zu schaffen. Respekt vor der Courage!

Wo Inka drauf steht

Als wir nach dem Frühstück das Kantinenzelt verließen, war außer genau diesem alles schon abgebaut und unterwegs. Die Träger waren heute besonders erpicht, alles schnellstmöglich auf den Weg zu bringen, denn heute lagen streckenmäßig die meisten Kilometer vor uns. Auch wenn das Profil etwas einfacher sein würde als gestern, war die dritte Etappe unseres Weges zum Machu Picchu nicht zu unterschätzen.
Schon auf den ersten Metern zweifelten wir ein wenig an der Aussage bzgl. des Profils, da es sofort steile Wege und Treppen hinaus ging, die es so aus der Kalten in sich hatten. Bald aber kam bereits die erste Pause, da wir die erste von heute zahlreichen Inkaruinen erreichten. Edy hielt, wie gewohnt, einen kleinen Exkurs zum Bauwerk, bevor wie dann etwa eine viertel Stunde zum Umsehen zur Verfügung hatten. Danach setzten wir den Aufstieg fort, der sich dann aber wie versprochen doch nicht sooo lang hinzog, wie zunächst vermutet. Auf dem Sattel machten wir dann Rast, bis die Gruppe wieder vereint war.
Nach dem auf folgt irgendwann immer ein ab, so auch hier. Fast vollsständig geschlossen erreichten wir alle die nächste Inkastätte. Diese war irgendwie interessanter, als alle bisher, da sie sehr verwinkelt war und zahlreiche begehbare Kammern und Terassen hatte. Auch hier erklärten uns Pepe und Edy das ein oder andere Detail, bevor es ohne Eile weiter ging.
Der Weg verlief nun im wilden Wechsel immer wieder kurz hoch und wieder runter. Da dies insgesamt kaum Höhengewinn bzw. -verlust bedeutete, wurde diese Art Profil auch „Inkaflat“, wortwörtlich übersetzt, inkaeben bezeichnet. Dieser Abschnitt zog sich so lang hin, dass man dabei schon fast vergaß, dass das Mittagessen noch ausstand.

Mittag in den Wolken

Auf Terassen errichtet warteten die Essenszelte der verschiedenen Anbieter auf die Wanderer. Auch unseres war mit der offenen Seite hangabwärts ausgerichtet und bot so einen tollen Ausblick in die entfernten Wolken und das darunter liegende Tal. So schmeckte das nach wie vor hervorragende Essen noch mal so gut.

Durch die Vororte

Schon den ganzen Tag war zu bemerken, das die Häufigkeit an Bauwerken und Ortschaften der Inkas zunahm. Man merkte also, dass man sich dem Ziel dieser Viertageswanderung so langsam näherte. Auch nach dem späten Mittag ging es so weiter. Nur ein paar hundert Meter unterhalb des Rastplatzes durchquerten wir die nächste Stätte, an der uns Edy voller Elan etwas zur Geschichte des Ortes vortrug. Allerdings waren wir schon leicht gezeichnet vom jetzt schon recht langen Tag und schauten während der Lehrstunde eher müde drein und waren froh, als wir wieder wandern durften … klingt komisch, war aber so. Über steile Treppen, zu großen Teilen noch original von den Ikas gebaut, ging es nun vorzugsweise talwärts. Mit den schon absolvierten Kilometern heute waren dabei die Beine mittlerweile deutlich zu spühren. Viele interessante Gespräche hielten uns alle aber bei bester Laune, bis wir eine weitere beeindruckende Ruine erreichten. Diese war wirklich riesig. Die scheinbar endlos den Hang hinablaufenden Terrassen wurden einst wohl zum Anbau von Kartoffeln und Mais genutzt, nun waren sie eher eine Art Amphitheater für die Kulisse der umliegenden Täler.

Da es von den Terrassen nicht mehr weit bis zum letzten Nachtlager war, ließ Edy uns hier recht viel Zeit zur Verfügung. Als dann aber die Sonne hinter den Bergen verschwand, brachen wir dann doch auf um noch im halbwegs hellen im Camp anzukommen. Dort bezogen wir unter den gelangweilten Augen einiger Lamas zum letzten Mal die Iglus und genossen beim Warten auf das Abendessen die guten Aussichten. Nach dem Dinner verabschiedenten wir uns gemeinsam von den Trägern, die morgen früh bzw. heute Nacht noch früher als wir aufbrechen und somit dann alle Hände voll zu tun haben werden. Entsprechend zeitig ging es heute zu Bett und nach diesem langen Tag viel es keinem wirklich schwer, einzuschlafen.