Über den großen Teich und Runterkommen
22. April 2017 von TiDo

Was für uns alle als Arbeitstag begann, endet im bolivianischen Santa Cruz auf der Dachterasse eines Hotels mit Fertig-Cuba-Libre aus der Plastik-Pfandflasche. Bis dahin aber war Logistik und gefühlt kein Schlaf angesagt …

Ich könnte schwören, es hat geklopft

Bereits am Morgen dieses Donnerstags habe ich das Mietauto an der Abholstation entgegengenommen. Nach den nur knapp 5 Stunden im Büro packte ich zu Hause fertig und wartete auf Doreen, die allerdings auch sehr pünktlich Feierabend machte.
Noch kurz alles auf Vollständigkeit geprüft, nahmen wir die erste Etappe der Hinreise in Angriff. Die Fahrt nach Nürnberg verlief reibungslos, sodass wir kurz nach 20:00 Uhr vor Stef und Roberts Haus standen, die kurz darauf mit Ihrem Gepäck auf der Matte standen und verladen werden konnten.
Knappe zwei Stunden später erreichten wir dann das Motel One unweit des Frankfurter Flughafens, von dem es morgen gegen 7:00 Uhr in der Früh weitergehen wird. Obwohl es schon spät war und die Wecker etwa 3:30 Uhr schon wieder klingeln sollten, ließen wir uns den Absacker in der Lounge nicht nehmen.

Zumindest ich habe in dieser kurzen Nacht zu Beginn nicht besonders gut schlafen können. 2:19 Uhr schaute ich zum letzten Mal bewusst auf die Uhr am Handy.
Irgendwann wurde ich plötzlich wieder wach, irgendetwas hatte ich gehört. Ich rüttelte leicht an Doreen und meinte nur: „Ich könnte schwören, es hat geklopft!„. Kurz darauf klopfte es wieder. Verwundert schauten wir auf die Uhr und mussten geschockt feststellen, es war schon 4:35 Uhr und Stef und Robert standen bereits vor der Tür und klopften wie vereinbart. Verkehrte Welt!
Die letzte Dusche in Vorbereitung auf zwanzig Stunden Flug war damit also gegessen, das Anziehen und Zusammenpacken hatte Bundeswehrniveau. Naja, hauptsache, wir verpassen den Flug nicht ..!

Meiner steht auch nicht

Spätestens am Check-In hatten wir den zeitlichen Verzug wieder egalisiert und hatten nach Aufgabe des Gepäcks genügend Zeit für ein kleines Frühstück und den entspannten Gang zum Gate. Animiert durch andere Passagiere unterhielten wir uns während des Wartens über unsere Rucksäcke. Doreen steuerte hierzu bei, dass ihrer ständig umkippe, worauf Robert nur eiskalt meinte: „Meiner steht auch nicht.„.

Obwohl wir sämtliche internationalen Flüge über LAN bzw. nun LATAM gebucht hatten, wurden die ersten beiden Teilflüge nach Madrid und von dort nach Lima von Iberia durchgeführt. Die meisten von Euch, die hin und wieder fliegen, wissen, dass Iberia nicht den besten Ruf hat und somit waren auch wir vorab recht skeptisch, wie die Realität hinter dem Image aussehen würde.
Nun, zumindest diese, unseren beiden Flüge betreffend, können wir wirklich gar nichts Negatives anmerken. Die Flugzeuge waren, soweit beurteilbar, recht neu bzw. gepflegt, die weiblichen Stewardessen attraktiv und das Essen sowie das Entertainmentsystem gut. Auf dem langen Flug von Madrid nach Lima kam hinzu, dass der Flieger nur halbvoll war und somit jeder von uns mindestens zwei Sitze zur eigenen Verfügung hatte. Ich konnte mich auf den vier Sitzen der Mittelreihe des A340-600 sogar komplett lang machen und habe Verpflegung der Bedienung beider Gänge entgegengenommen.

Somit kamen wir müde, aber vergleichsweise entspannt in Lima an, wo wir nun noch einige Stunden auf den Anschluss nach Santa Cruz warten mussten. Aber auch die sind dann irgendwie vergangen. Ein bisschen wie in Trance, im Nachhinein erinnert man sich nur noch an Bruchstücke der Wartezeit.
Der Vergleichsweise kurze Hüpfer über die nächtlichen Anden brachte uns zu unserem ersten echten Zwischenziel in Südamerika, Santa Cruz de la Sierra .

Runterkommen und ein bissel Abhängen

Einen Tag hatten wir uns in der mittlerweile größten Stadt Boliviens eingeplant. Diesen allerdings nicht unbedingt, weil die Stadt sooo sehenswert sein soll, sondern um uns etwas vom langen Flug zu erholen, bevor wir uns an die respektablen Höhenlagen der nächsten beiden Wochen gewöhnen müssen.
Eine recht abenteuerliche Busfahrt brachte uns nach unserer Landung gegen 6:00 Uhr vom Flughafen in die Nähe unseres Hotels, dass wir mit vollem Gepäck im aufkommenden Markttreiben des Viertels suchten und irgendwann auch fanden.
Man empfing uns wirklich nett und wir durften auch gleich frühstücken, während unsere Zimmer fertig gemacht wurden. Die waren zwar klein, aber sauber und jedes hatte sein Bad mit WC. Alles in allem machte das 360°-Hotel einen guten Eindruck, auch wenn es nach Aussagen des jungen und weltoffenen Chefs noch im Aufbau sei.

Auf der Dachterrasse entspannend entschieden wir uns dann noch für einen kleinen Stadtbummel. Zwar waren wir alle durchaus noch müde, allerdings hilft es wenig, tagsüber zu schlafen, wenn man nach der Zeitverschiebung in den jeweiligen Rhythmus kommen will.

Boliviens größte Stadt

Auch wir waren etwas überrascht, als wir im Reiseführer laßen, dass Santa Cruz die Stadt mit den mittlerweile meisten Einwohnern in Bolivien ist, denkt man in diesem Zusammenhang doch eher an La Paz. Auch sah man Santa Cruz die Größe nicht wirklich an, denn Hochhäuser bzw. höhere Häuser waren nur vereinzelt zu sehen und das allgemeine Flair auf den Straßen vermittelte eher den Eindruck einer Kleinstadt.
Der kleine Spaziergang in Richtung Zentrum führte uns wieder über den Markt, der das gesamte Viertel vereinnahmte, in dem unser Hotel lag. Zwischen Obst und Gemüse sowie Drogeriebedarf und zweifellos echten Markensportschuhen stachen besonders die Fleischwarenstände heraus. In tropisch-feuchter Wärme ungekühlte Hühnerfüße heben sicherlich den Appetit eines jeden Veganers und was sich heute nicht verkauft, ist morgen wohl auch nicht schlechter. Auch diverse Konditoreiprodukte machten da keine Ausnahme. Wirklich frisch allerdings waren die angebotenen Säfte, deren Quellfrucht vor den eigenen Augen geschält und gepresst wurden. Günstig und lecker!
Der Ortskern an sich fiel sehr gemütlich aus. Typisch für Mittel- und Südamerika bildete ein begrüntes Karree die gesellschaftliche Mitte der Stadt, welches neben Touristen auch von vielen Einheimischen für eine Runde Schach sowie die ein oder andere Taubenjagt genutzt wurde. Wirklich sehenswerte Gebäude gab es allerdings kaum. Es waren die Leute, das Leben, was die Atmosphäre ausmachte.

Am späten Nachmittag versammelten wir uns dann erneut auf der Dachterrasse des Hotels und spackten bei Snacks und diversen Getränken ab, bis die Sonne unterging. Danach ging es früh zu Bett, denn auch morgen war kein Ausschlafen drin. Man muss die Flüge eben nehmen, wie sie kommen.
Naja, Doreen und mein größtes Ziel morgen … nicht verschlafen! 😉