Morgenroutine
Gegen 5:30 Uhr klopfte es an der Plane. Wir waren schon wach und warteten somit bereits auf zwei der Porter, die mit heißem Tee und Kaffee von Zelt zu Zelt stapften und das Wandervolk in den Tag begrüßten. Nun hatten wir alle etwa 20 Minuten Zeit, um uns anzuziehen, unser Zeug zusammenzupacken und das Iglu zu räumen, da dieses dann ebenfalls unverzüglich abgebaut und verstaut werden sollte.
In der mobilen Kantine wartete ein richtig gutes Frühstück auf die Stück für Stück eintrudelnden Schlafmützen. Pancakes, Obst, Brot und natürlich mehr Kaffee und Tee schufen eine gute Grundlage für bevorstehenden Abschnitt.
Nur ein Aufweg
Gestärkt, fit und frohen Mutes versammelten wir uns zunächst um Edy, der uns kurz den Tagesplan vortrug. Am heutigen, vermeidlich schwersten Tag der Tour waren Höhenmeter zu absolvieren, etwa 800 an der Zahl. Klingt zunächst nicht so wahnsinnig viel, aber wie schon einmal erwähnt, sind das 800m zwischen 3400 und 4200m über dem Meer, was sich bei der Luft mehr als bemerkbar macht. Um dem ggf. entgegenzuwirken, gab Edy vor Abmarsch noch einen Kurs im Präparieren und Kauen von Kokablättern. Wir haben dies nicht probiert, andere allerdings berichteten später, keine Wirkung verspürt zu haben, die taube Wange mal ausgenommen.
Den täglichen Kontrollpunkt absolviert, lag nun bis zum Mittagessen die erste Hälfte des Weges zum Pass vor uns. Im anfangs dichten dschungelartigen Wald forderte einem der Weg noch nicht so viel ab. Es war noch angenehm schattig, hier und da plätscherte ein Bach, gemütlich könnte man sagen.
Als sich nach etwa dreieinhalb Stunden, der Wald langsam lichtete, saß irgendwann ein Porter mit Schild am Wegesrand. Wir wussten, das bedeutet Mittagessen. Bevor es zu Tisch ging ruhten wir uns vor den Zelten aus, dazu wurde erwärmter Fruchtsaft gereicht. Auf der Talseite des Camps war zu sehen, wo wir gestartet waren, interessanter aber war die Bergseite, wo gut zu erkennen war, was bis zum höchsten Punkt noch vor uns lag. Was muss, das muss … erstmal was Essen!
Nach dem Verdauen ging es jetzt ans Eingemachte. Der gelegte Steinpfad wurde steiler und steile, einige Abschnitte glichen nun eher einer Treppe. Wanderte man vor dem Mittag noch bei nettem Plausch im Grüppchen, hieß es nun meist „jeder für sich“. Wie von Edy und Pepe gepredigt, lief jeder sein Tempo und machte Pausen nach Bedarf. Das Feld zog sich entsprechend weit auseinander. Man schaute nur noch selten auf, konzentrierte sich auf die Atmung und die Schritte.
Oben auf
Als ich oben ankam, warteten dort schon 3 oder 4 von uns. Ich legte das Gepäck ab, aß einen Müsliriegel, setzte mich zu den anderen und genoss mit ihnen die tolle Aussicht. Es war die Belohnung für mehrere Stunden harte Arbeit!
In nur kleinen Grüppchen, manchmal auch einzeln trudelten die Wanderer verschiedenster Anbieter hier oben ein. Etwa 40 Minuten nach mir erreichten auch Doreen, Stefanie und Robert den Pass und wie wir alle, waren auch sie erleichtert und zufrieden, nun am Sattle angekommen zu sein.
So langsam komplettierte sich unsere Gemeinschaft, zumindest fast. Gerry war noch unterwegs und wurde laut Aussagen von Edy von Pepe begleitet. Die beiden Guids standen per Walky-Talky in Verbindung und klärten auch, dass es wohl noch eine ganze Weile dauern würde. Edy versammelte uns um sich und bat uns einem kleinen Ritual beizuwohnen, dass hier oben von allen abgehalten wird. Zur Huldigung der Natur stapelten wir Steine und Kokablätter zu einem kleinen Turm, danach sSprach Edy noch ein paar mystische Sätze. Im Anschluß informierte er sich erneut bei Pepe, wie weit dieser und Gerry noch etwa brauchen würden. Es sei wohl noch eine ganze Weile und so überließ Edy ganz demokratisch der Gruppe die Entscheidung, ob sie warten oder den Abstieg beginnen wolle. Zum einen war es schöne hier oben, zum anderen wollte wir Gerrys Leistung ehren, indem wir sie hier oben gemeinsam empfangen. Auch auf dem obligatorischen Gruppenfoto sollte sie nicht fehlen. Wir beschäftigten uns also, bis es dann soweit war.
Im Spallier stellten wir uns auf die letzten 5 oder 6 Stufen. Sie war sichtlich am Ende ihrer Kräfte und unter Tränen der Erleichterung, der Rührung und der Erschöpfung absolvierte sie die letzten Schritte begleitet von unser aller Applaus. Es war schon irgenwie ein bewegender Moment!
Natürlich ging es nicht sofort weiter, denn Gerry brauchte Pause, die wir gleich für die verschiendensten Gruppenbilder nutzten. Es war erstaunlich wie eine gemeinsame Sache Menschen, die sich vor weniger als zwei Tage noch völlig fremd waren, zusammenschweißt. Erstaunlich, vor allem aber schön!
Zum Lager
Der Abstieg war nun die verdiente Kür des anstrengenden Tages. Auch wenn ein Weg hinunter nicht zwnagsläufig leichter sein muss, ist es dennoch irgendwie eine andere, eine angenehmere Belastung, wenn man so will. Klar tun einem auch dabei die Beine weh, aber man ist nicht so schnell außer Atem, kann sich darum wiede runterhalten und das Tempo gleicht sich wieder etwas an. Somit war der abermals gestufte Weg zum bereits fertig aufgebauten Lager zumindest gefühlt recht schnell absolviert.
Ein kleiner Fluß unweit der Zelte bot die Möglichkeit, die eine sehr sehr stark frequentierte Dusche zu meiden und sich unter freiem Himmel zu waschen und zu erfrischen. So oder so saßen oder standen wir am frühen Abend gemeinsam im Camp, genossen das Wolkenschauspiel und warteten sehnsüchtigst auf das schon brutzelnde Abendessen.