Hat man in Havanna erst einmal verinnerlicht, die ununterbrochenen verbalen Taxi- und Cohiba-Attacken zu ignorieren sowie auf die Frage, woher man den käme, China zu antworten, war es einem tatsächlich möglich, weitestgehend ungestört durch die Stadt zu bummeln. An dem heutigen, durch die vorgezogene Autorückgabe zusätzlichen Tag in Havanna, haben wir genau das versucht.
Rennen nach dem Fisch
Recht früh am Vormittag begannen wir am Malecon. Ein Rudel Angler legte hier ein sehr interessantes Verhalten an den Tag. Zunächst ruhig dastehend und angelnd, holten plötzlich alle in windeseile ihre Leinen ein, rannten wie vom kleinen Hai gebissen etwa 100 m und warfen noch in vollem Lauf die Köder ins Wasser. Dieser Vorgang wiederholte sich viele Male, bis wir sie nicht mehr sahen. Es ist zu vermuten, dass sie einem Schwarm folgten.
Stadtleben
In der angrenzenden Altstadt sind wir wahrscheinlich jede einzelne Straße abgelaufen und haben so manche sehenswerte Ecken und interessante Situationen erlebt. Zu letzterem gehört zum Beispiel auch der Musikvideodreh einer italienischen Rockgruppe namens Negramaro, die mit groß aufgefahrener Technik und einem schicken alten Kirchplatze als Realkulisse einfach zwischen den Passanten ihre Aufnahmen machten. Der ganze Ablauf war mal etwas neues für uns und so beobachteten wir das Treiben eine ganze Weile. Das offizielle Video des Liedes ist wohl noch nicht veröffentlicht, sollten wir aber zu sehen sein, werden wir es hier verlinken.
Allgegenwärtig beim Schlendern durch die Straßen, nicht nur denen der Hauptstadt, ist die zum Trocknen aufgehängte Wäsche. Es gab kaum ein Haus, an dem vor nicht wenigstens einem Fenster oder auf einem Balkon die sehr farbenfrohen Stoffe wehten. Folglich sauber und der allgemeinen Laune entsprechend fröhlich bunt gekleidet war auch die Mehrheit der Kubaner.
motiv-ierte Wände
Auch für die Freunde von Streetart, zu deutsch Straßenkunst, gab es an vielen der grauen Mauern und in heruntergekommenen Hinterhöfen etwas zu finden. Überall eben wird man damit konfrontiert, dass die Kubaner es eine lange Zeit einfach selbst in die Hand nehmen mussten, ihr Leben etwas bunter zu machen.
Trotz des für morgen sehr früh gestellten Weckers, ließen wir uns auch heute den Abendspaziergang am Malecon nicht nehmen. Schon den ganzen Tag war die allgemeine Wetterlage ein wenig wechselhaft, was passend zum Tag zu einem weiteren schönen Schauspiel führte. Große Wellen peitschten gegen die Kilometer lange Mauer der auch heute Abend wieder gut besuchten Uferstraße. Es spritzte teilweise über die kompletten acht Fahrbahnen, weshalb sich die Leute heute eher in den Bars auf der anderen Straßenseite aufhielten, als gemütlich auf der Mauer zu sitzen und pitschnass zu werden.