Karibikgefühl ist auch inklusive
4. April 2016 von TiDo

Hub russischer Schrauben

Kurz nach 3 Uhr morgens schellt der Wecker des Handys. Leicht verquollen, vor allem aber eher unausgeschlafen schälten wir uns aus dem Bett, machten uns, soweit möglich, öffentlichkeitstauglich. Anschließend sattelten wir die Rucksäcke auf und verließen das Haus unter herzlicher Verbschiedung der Gastgeberin. Zunächst ging es nur zwei Blöcke weiter zum Hostal, an dem das bestellte Taxi schon auf uns wartete. Der ebenso halb schlafwandelnde Fahrer brachte uns zum Hotel Melia Habana, welches wir etwa 20 min später erreichten. Hier warteten wir nun darauf, von einem Bus der Fluggesellschaft in Richtung Flughafen eingesammelt zu werden. Auf die Minute 4:45 Uhr fuhr dieser vor und wir gesellten uns zu den etwa 15 weiteren, teils schlafenden Leuten. Gegen 5:15 Uhr erreichten wir dann den kleinen Flughafen Havanna Baracoa. Wir checkten ein, gaben unser Gepäck auf und nahmen danach im Terminal Platz.
Unser Ziel heute liegt etwa 200 km südsüdöstlich von Havanna und ist eine Insel namens Cayo Largo. Doreen und ich warteten nun also auf unser Flugzeug, welches noch nicht da zu sein schien. Als dann eines landete und abgefertigt wurde, dachten wir schon, es ging jetzt los. Allerdings ging dieser Flug nach Cayo Coco. Kurz darauf jedoch, wurden wir dennoch alle zum Boarding gebeten, obwohl nach wie vor kein Fluggerät zur Verfügung zu stehen schien … oder doch??!

Wir betraten das dunkle Vorfeld und da stand sie, die MI-8PS. Zumindest von uns beiden hatte keiner damit gerechnet, heute Huschrauber zu fliegen, schon gar nicht ein betagtes russisches Modell. Klar, woher sonst soll er hier in Kuba denn kommen. Wie auch immer, ich musste grinsen und fand das voll cool, Doreen war wohl in dem Moment nicht wirklich danach zumute.
Die MI bot etwa 20 Leuten bequem Platz und hatta große Fenster. Wir hofften diese zumindest bei oder kurz nach Sonnenaufgang nutzen zu können. Alle Passagiere saßen, es folgte eine kurze Sicherheitseinweisung und dann wurden die Turbinen gestartet. Diese waren überraschenderweise nicht ganz so laut, wie erwartet. Der Blechhobel rollte gemächlich auf die Startbahn und hob aus der langsamen Vorwärtsbewegung ab, ganz sanft und unspektakulär. Der Höhenmesser im Passagierabteil zeigte den gleichmäßigen Steigflug an und blieb bei etwa 1500 Fuß stehen. Die Reiseflughöhe war also erreicht und der Kopilot reichte Bonbons sowie Kaffee und Wasser.
Es dämmerte während des ganzen Fluges und kurz vor Landung zeigte sich die Sonne letztendlich auch über dem Horizont. Nach etwa einer Stunde Flugzeit setzten wir kaum spürbar auf der Rollbahn des Flugplatzes Cayo Largos auf. Nach dem alle ihr Gepäck wieder entgegengenommen hatten, begann die Verteilung auf die Busse zu den Unterkünften. Der Transfer verlief reibungslos, eben so der Check in. Keine halbe Stunde nach der Landung, betraten wir bereits unser Zimmer für die nächsten zwei Nächte.

Cayo Largo … All-inclusive

Auf Cayo Largo gibt es etwa zwei Hände voll von all-inclusive Resorts bzw. Klubanlagen, sonst nur Strand und einen Yachthafen. Da es kein Dorf o.ä. gab, waren hier also nur die Angestellten der verschiedenen Institutionen und natürlich die Touristen zu finden. Letztere setzten sich geschätzt prozentual aus etwa 65% Canadicker, 30% Italijohler und 7% Sparnier zusammen, die restlichen -2% waren wir. Schon vorab: Diese Bezeichnungen basieren nicht etwa auf Vorurteilen, nein, nach den knapp 3 Tagen hier werden sie sich einfach als Schlüsseleigenschaften der hier hauptsächlich vertretenen Nationen herauskristallisiert haben. Der gemeine Canadier schenkte dabei seine Aufmerksamkeit vor allem den Hauptmahlzeiten sowie der bewegungsarmen Überbrückung der Zeiten dazwischen, beides vorzugsweise mit Bier. Die Italienische Fraktion war zu keinem Zeitpunkt zu überhören. Die Spanier sparten kaum an künstlichen Erweiterungen des eigenen Egos, Frauen mit Zeigern aus Silikon, deren Männer wiederum mit ihren Sonnenuhren.
Wer uns kennt, weiß, dass sich unsere Pauschalurlaubserfahrung sowie das Interesse an diesen stark in Grenzen hält. Um aber Orte wie Cayo Largo kennen zu lernen, müssen auch wir über unseren Schatten springen und uns einfach mal drei Tage lang hemmungslos dem reichhaltigen Frühstücks-, Mittags und Abendbuffet sowie den alkoholischen Getränken hingeben bzw. ausliefern. Also auf ins Gefecht!

Was reimt sich auf Strand?

Richtig, Sonnenbrand! Und bevor uns ein solcher irgendwann ungewollt überrumpelt, haben wir uns gleich heute einen abgeholt.
Nach der Ankunft im Zimmer warfen wir uns zunächst sehnsüchtigst ins Getümmel am Frühstücksbuffet. Frisch gestärkt zog es uns dann aber doch recht schnell zu den so hochgelobten Stränden Cayo Largos.
Bis zum Mittag entspannten wir erstmal auf zwei der zwar zahlreich vorhandenen, jedoch nur wenigen nicht mit Handtüchern besetzten Liegen. Das diese frei waren, lag womöglich daran, dass sie schon fast 300 m von den über die kleinen Dünen gebauten Holzbrücken entfernt waren, also deutlich außerhalb des üblichen Bewegungsraduis des typischen All-inclusive-Touristen. Uns sollte es nur recht sein, denn von den wenigen Spaziergängern waren wir so fast ungestört. Man kann es nicht anders sagen, es war traumhaft! Tieffliegende Pelikane, weißer Sand, blauer Himmel, die Sonne, von der Farbe des Wassers reden wir gar nicht erst … uff.

Strandspaziergang

Im Beach-Restaurant gönnten wir uns dann ein paar Häppchen zum Mittag, anschließend eine Pause in der mal angenehmen Kühle unseres Zimmers. Lange aber hielten wir es drinnen nicht aus und spazierten, trotz erster erkennbarer Rötungen, am Wasser entlang richtung Osten. Vorbei an nur saisonal betriebenen und gerade ungenutzen Ferienanlagen sowie felsigen Abschnitten wurde es nie langweilig. Hin und wieder zwar nach Schatten lächzend, haben wir die Zeit dennoch einfach genossen.

Pünktlich zum allabendlichen Buffet, für das sich einige der anderen Gäste mit Hemd und Abendkleidchen ganz schön in Schale schmissen, waren auch wir immerhin geduscht und hungrig wieder im Resort. Wie schon das Frühstück und das Mittag ließ auch das Abendessen kaum Wünsche offen. Von gegrilltem Fisch bis zur Pizza wurde fast alles direkt auf Wunsch frisch zubereitet. Dazu Wasser, Saft und vor allem Wein im Überflus, man ging einfach nur völlig voll und platt ins Bett. Um ehrlich zu sein, das ist MAL auch echt okay!