Lost Places … abgelegene Orte
31. März 2016 von TiDo

Morgenstund

Frühstück, ja klar, aber vorher 5 km Joggen! Und ganz ehrlich, es war tatsächlich irgendwie entspannend, auch wenn es am Ende ganz schön warm wurde.

Bevor wir Cienfuegos allerdings hinter uns ließen, starteten wir frisch gestärkt noch eine Runde entlang der gerade erwachenden Hauptstraße der Stadt. Läden öffneten ihre Türe bzw. Gitter, Kubaner begannen ihren täglichen Aufgaben nachzugehen, einzukaufen, Verwaltungskram zu erledigen. Es war so einiges los, aber dennoch kam bei niemandem Hektik auf. Die Stimmung war irgendwie gelassener als noch gestern Nachmittag mit all den Touristen, welche die kubanische Gelassenheit generell eher zu stören scheinen.

Schnappschüsse

Raus aus der Stadt, gaben wir der kubanischen Landschaft eine neue Chance, bleibende Eindrücke zu hinterlassen und zumindest im Nachhinein kann man sagen, dass es heute den ein oder anderen Augenblick gab, der dies geschafft hat.
Unterwegs nach Playa Giron durchquerten wir die natürlich landwirtschaftlich geprägte Gemeinde Horquitas und deren kreisrunde Plantagen, wo wir zwischen Bananenpalmen und Sonnenblumen den einen oder anderen schönen, zumindest aber typisch kubanisch wirkenden Moment einfangen konnten.

Playa Giron

Genug vom Gemüse durchfuhren wir nun eher bewaldetes Gebiet, bis die ersten Häuser des Ortes Playa Giron die Straße säumten. Wie der Beiname Playa suggeriert, wird es hier eventuell irgendwo soetwas ähnliches wie einen besandeten Zugang zum Meer geben. Gespannt folgten wir zunächst der typischen Dorfstraße, die unweit vom Wasser an einer T-Kreuzung endete. Die quer zu unsere, also parallel zur Küste verlaufende Straße war vierspurig ausgebaut und erinnerte an eine Art Promenade, sogar ein begrünter Mittelstreifen war vorhanden. Nach rechts war sie allerdings langfristig mit solidem Maschendrahtzaum gesperrt, weshalb wir clevererweise links abbogen. Schaute man nun rechts aus dem Fenster, war schnell zu erkennen, dass wir gerade wieder an einer der hier in Kuba nun scheinbar recht häufigen, völlig verlassenen Ferienanlagen vorbeifuhren. Wir hielten kurz an und ich, Tim, nutze eine der vielen Lücken im Zaun und lief eine kleine Runde über das Areal. Verwahrloste Bungalows zwischen Kokospalmen zogen sich auf etwa 600 m entlang des eigentlich ganz netten Strandes und eines befestigten Uferweges an den felsigen Abschnitten. Rätselhaft, was genau bei solchen Objekten zu diesem Ende führte.
Am Ende der Anlage gab es den kurzen, sozusagen öffentlichen Rest des Strandes, an dem sich einige wenige Touristen die Sonne auf den Bauch schienen ließen. Neugierig, was denn noch käme, verließen wir Playa Giron in Richtung Osten und folgten der Straße. Die Küste war meist scharfkantig felsig, badefreundliches Gelände war kaum zu finden. Wir erreichten eine Art Seebad, welche das ruhige Wasser des ganz natürlich vom Meer abgeschnittenen Beckens nutze, um mit einer Bar, ein paar Liegen und Schirmchen sowie einem Zaun ringsrum, eine kleine Attraktion aufzuziehen. Ja, es sah durchaus gemütlich aus, aber Eintritt wollten wir dann dafür doch nicht zahlen. Auf der Fahrt zurück nach Playa Giron fanden wir dann eine kleine Bucht. Zwar war der Strand nur etwa 25 m breit, dafür aber gehörte dieser für den Moment uns ganz allein.

Farbe im Leben

Am Rande der bekannten Schweinebucht waren wir nun unterwegs nach Playa Larga. Das Ufer war immernoch felsig und oft eher unwegsam, was angesichts des ab und zu durch die Bäume blitzenden Blaus des Wassers etwas schade war. Wir überfuhren gerade eine Brücke, als sich der Blick einmal etwas mehr öffnete und uns diese unvergleichlich lebendige Farbe ins Auge stach. Auch schien hier eine Art Einstieg oder alte Anlegestelle an den Stein betoniert zu sein, was wir uns natürlich genauer ansehen wollten. Also Rückwärtsgang rein, ein Stück zurück und den Pfad bis zum Ende gefahren, schon standen wir mit heruntergeklappter Kinnlade am Wasser.
Durch den fehlenden Sand war das Wasser glasklar, zur Farbe fehlen mir nach wie vor die Worte. Eine alte, verrostete Leiter führte an der Böschung hinunter. Eine bessere Einladung gab es nicht. Es war einfach unbeschreiblich … und definitv einer DER Momente des Urlaubs!

Auf dem weiteren Weg nach Playa Larga wurden wir noch mit einer etwas skurilen Situation konfrontiert. Auf einem Abschnitt der Strecke beschnitten Arbeiter die Vegetation rechts und links der Straße. An sich nichts Aussergewöhnliches. Merkten die Leute aber, dass sich ein Fahrzeug näherte, sprangen und rannten sie auf die Straße, stellten sich teilweise regelrecht in den Weg und bettelten nach Wasser?!? Keine Frage, es war äußerst heiß, aber dennoch komisch, dass sie dort scheinbar nicht ausreichend versorgt waren. Da wir allerdings auch nur noch Reste bei uns hatten, hielten wir gar nicht erst an. Zugegeben, auch etwas Misstrauen war dabei.

Playa Larga

Das Dorf Playa Larga lag am Ende der länglichen Schweinebucht und hatte sich über die Zeit zu einem Touristenörtchen gemaußert. Ab dem Ortseingangsschild war die Straße wieder ausladend weit ausgebaut. Auf dem auch hier vorhandenen Mittelstreifen bewarben zu Werbeschildern umfunktionierte Segelboote Restaurants oder Unterkünfte, wobei einige von denen, zumindest im Vorbeifahren, an die schon mehrfach beschriebenen Ferienanlagen erinnerten.
An der Hauptkreuzung, im Prinzip ein Kreisverkehr, geschmückt mit einem alten russischen Panzer, warteten jede Menge Kubaner auf einen Bus oder eine Mitfahrgelegenheit in die nächsten Orte, generell aber waren recht viele Urlauber unter den Passanten. Heute fuhren wir wieder eine konkrete Casa an, welche bereits telefonisch von unserer Gastgeberin in Cienfuegos angerufen wurde. Die Dame hier wusste Bescheid und schickte uns zu einer weiteren Unterkunft um die Ecke, die uns bereits erwartete. Die kleine Herberge lag in erster Reihe zum Meer und hatte hinten eine nette Gartenterrasse mit Blick. Nach dem Ausladen, nahmen wir dort in zwei der vielen Schaukelstühle platz und kamen recht schnell mit einer reiselustigen und sehr sympathischen Deutschen ins Gespräch. Sie war schon an vielen Flecken der Welt unterwegs gewesen und somit hatte man schnell eine gemeinsame Basis und viele Themen. Bei Mojito und Pina Colada haben wir den restlichen Nachmittag gemütlich verquatscht.
Auch zum Abendessen verließen wir die Casa nicht mehr. Auf Wunsch bereitete ein netter Koch Gerichte, zumindest im Rahmen der Möglichkeiten. Ich hatte leckeren Fisch und Doreen traute sich sogar an den Hummer, von dem, außer der Schale, tatsächlich nix übrig blieb. Bei einem Verdauungsspaziergang drehten wir eine kleine Runde durch das Dorf. Allzu viel war aber nicht mehr los und so ging es heute nicht sooo spät ins Bett.