Morgens schon ein Wrack
Noch vor dem Frühstück liefen wir ein Stück den Strand hinunter. So ein bisschen suchten wir ein Schiffswrack, dass auf einigen Bildern der Ecke hier abgebildet war. Da es eigentlich nur hier an diesem Abschnitt sein konnte, wir aber nichts gefunden hatten, waren wir recht überzeugt davon, es sei so nicht mehr da. Zurück an der Casa wartete schon der gedeckte Tisch auf uns, natürlich draußen auf der Terrasse und mit Blick aufs Meer.
Wie gewohnt verstauten wir nach dem Essen so langsam unseren Krempel im Geely. Gestern noch hatten wir am südlichen Ortseingang einen großen Parkplatz gesehen, den wir als erstes ansteuerten. Irgendwas musste hier ja zu sehen sein!? Vielleicht doch ein Wrack? Wir spazierten auch hier entlang des recht vermüllten Ufers und falls das Schiff nicht gerade aus Coladosen bestand, deutete dort nix auf ein solches hin. Darüberhinaus gab es, ehrlich gesagt, auch so nichts spannendes zu entdecken.
Zurück am Geely, stiegen wir ein, schauten uns an und fragten uns „Und nun?“. Die ursprünglich mal angedachte Autorunde in Kuba wäre mit der Etappe von Playa Larga nach Havanna abgeschlossen, aber wir haben das Auto doch noch bis übermorgen Nachmittag. Wodurch der große Puffer entstanden war, ist klar. Außer in Vinales, wo ein Tag länger sicher angebracht gewesen wäre, hat es uns einfach nirgendwo wirklich gehalten und nun sind eben zwei Tage übrig. Wir nahmen uns die Tischdeckchen her und schauten, welche zusätzlichen Ziele man noch einbauen könnte. Dabei rückte die Stadt Santa Clara bzw. die Küste etwa eine Autostunde nördlich dieser Stadt in den Fokus. Nun gut, wir wollten es versuchen und fuhren los.
Alte Zweitheimat
Zunächst mussten ein paar Kilometer Landstraße absolviert werden, bis es auf der Autopista bis Santa Clara weiter gehen konnte. Auf einem Platz versammelten sich auffallend viele Touristenbusse. Eine Krokodilfarm war wohl Grund für die starke Frequentierung. Da wir aber schon mehrfach gelesen hatten, dass die Zuchtmethoden sehr zweifelhaft sein sollen, mieden wir diese Einrichtung.
Ein paar Kilometer weiter allerdings fühlten wir uns dann kurz wie Zuhause. Ein Dorf, benannt nach unserem Lieblingskontinent. Ja, es lässt einen nie wieder los, und das ist gar nicht schlimm!
Kurz darauf erreichten wir auch schon die Schnellstraße, oder sagen wir besser der Weg mit den vielen angedeuteten Fahrbahnen. Auf diesem waren die knapp 150 km bis Santa Clara brauchbar zügig absolviert.
Santa Clara
Unterwegs hatte Doreen noch ein wenig in unserem bewährten Reiseführer geblättert und so einiges Gutes zum recht großen Santa Clara gefunden. Was das aber genau war, ist uns irgendwie entfallen.
Wir hatten recht schnell einen Parkplatz in Zentrumsnähe gefunden und schauten uns erst einmal etwas um. Nur zwei Blocks weiter standen wir auch schon mitten auf dem in vielen Beschreibungen so hochgelobten Parque Leoncio Vidal, der ersten Adresse am … ähm … Platz. Da waren wir nun und, wie soll ich sagen, wir hatten einfach keinen richtigen Bock mehr auf Städte, auf zerfallene Häuser und Straßen, die nur durch einen kontrolliert sterbenden Oldtimer Charisma verbreiten, auf Typen in Fahrradrikschas sowie Taxen, die einen alle 15 s anpfeifen und irgendwohin befördern wollen, auf zwielichtige Leute, die einem aus der Hand Zigarren verkaufen oder bündelweise Geld wechseln wollen. Die Lösung war, ganz klar, Flucht. Mit dem Chinesen ging es also in Richtung Norden aus der Stadt raus, in der Hoffnung, auf dem Land bzw. an der Küste ein halbwegs überzeugendes Plätzchen für uns zu finden.
Mittlerweile etwa 50 km nördlich von Santa Clara verflog jedoch auch diese Hoffnung recht schnell wieder. Zuckerrohrfelder und entsprechend verarbeitende Industrie, wohin das Auge reichte, keine Unterkünfte in den Ortschaften und zu guter Letzt auch noch kein geeigneter Sprit an den wenigen Tankstellen. Spätestens jetzt wussten wir, dass heute nicht unser Tag ist.
Wir hatten ein regelrechtes Tief und damit etwas, dass wir so auf noch keiner, wirklich gar keiner unserer Reisen bisher erlebt hatten. Schweigend fuhren wir zurück nach Santa Clara. Alternativen gab es keine, denn jede andere Richtung hätte uns womöglich noch weiter von einer irgendwann notwendigen, gut sortierten Tankstelle weggeführt.
Am frühen Abend zurück in der soooo geliebten Stadt, nahm der Chinese an identischer Stelle wie schon nachmittags Platz. Die Tür direkt neben ihm führte nach 10 min zum Zimmer für die Nacht.
Wir kühlten etwas ab, kamen ein wenig runter und begannen, wieder nach vorn zu blicken. Ein wirklich notwendiges Getränk und Hunger bewegten uns zu einer weiteren Runde.
Um nicht ewig suchen zu müssen, entschieden wir uns für eine Art Pizzeria. Wir bestellten zwei Softdrinks, aber nur eine Pizza, da wir dem Braten irgendwie nicht trauten. Zurecht! Wir beobachteten während des Wartens eine Kellnerin dabei, wie sie aus einem Seiteneingang des Restaurants herauskam und die Straße hinablief. Nach mehreren Minuten kam sie wieder, in der Hand eine kleine Kiste, aus der unsere sowie die Getränke vom Nachbartisch herausschauten. Nun waren wir natürlich gespannt, woher die unser Essen holen. Wir können nur so viel sagen, die Pizza kam nicht aus der Richtung, die wir einsehen konnten. So oder so, sie war insgesamt tatsächlich ganz schön schlecht. Schwamm drüber, es passte einfach zum bisherigen Tag. An einem der kleinen Straßenimbisse, die hier übrigens sehr verbreitet und die Anlaufstelle für hungrige Einheimische sind, erstanden wir dann noch eine wirklich ganz leckere Pizza, die umgerechnet gerade mal 0.50€ gekostet hat. Geht doch!
Zum Verdauen liefen wir noch etwas durch die Straßen und beobachteten das Leuchten am Horizont, bevor wir in eine leere, aber gemütliche Bar einkehrten und uns vom symphatischen Keeper zwei gute Mojitos basteln ließen. Naja, mal sehen, was morgen so kommt!?