Auch heute war keine Ausnahme bzgl. der Weckzeit vorgesehen, zumindest erst mal. Die Hoffnung, gute Bedingungen für ein rotschimmernde Gesteinsformation zu haben, vergingen beim ersten Blick nach draußen allerdings schnell. Klar, die Sonne war wohl noch nicht aufgegangen, selbst aber die Dämmerungen oder die letzten Sterne waren durch die dicke Wolkendecke nicht zu sehen. Mmh, was mach ich jetzt nur? Richtig … weiterschlafen. Gesagt, getan!
Etwa zwei Stunden später wachte ich dann auf. Auch die anderen schienen nur noch halb zu schlafen, denn jedes Hin- und Herwälzen war recht leicht am Schunkeln und Wackeln des Autos zu spüren.
Nach dem wir letztendlich alle aus unseren Dachzelten hervorgekrochen waren, begann zunächst die Besichtigung und ggf. Benutzung der Toiletten. Das soll hier extra betont werden, da es hier keinen echten Sanitärtrakt gab und somit nur Plumpsklos zur Verfügung standen, die bei uns vieren auf sehr unterschiedliche Akzeptanz stießen. Aber, was muss, das muss … 🙂
Zum Frühstück lockerte auch der graue Himmel ein wenig auf und ließ hier und da sogar ein paar wärmende Sonnenstrahlen durch, die nach der vergleichsweise sehr kühlen Nacht wirklich gut taten.
Richtung Atlantik
Die erste Teiletappe heute führte zunächst durch die nördlichste Spitze der Namib, entsprechend sandig gestaltete sich die Gegend.
Etwa eine Stunde brauchten wir bis zur Küste, die wir in Retortenstadt Walvis Bay zum ersten mal auf unserer bisherigen Reise erreichten. Die Hafenstadt war offensichtlich am Reißbrett entstanden, rechtwinklig angeordnete Straßen zogen sich entlang quadratischer Häuserkarees, die aufgrund ihres Standards einen Gewissen Wohlstand vermittelten. Laut Reiseführer pas sieren praktisch alle Waren, die Namibia auf dem Seeweg verlassen oder erreichen den Hafen von Walvis Bay.
Ein wohlsortierter Supermarkt war unser erstes Ziel. Kaum war dort das Auto geparkt, stand ein scheinbar zum Laden gehörender Einheimischer in Warnweste neben dem Auto und sagte ungefragt „I will have look at car, no problem!“, was soviel heißt wie „Ich pass gern aufs Auto auf, kein Problem!“. Wir ließen das zunächst unkommentiert, einer von uns behielt aber den freiwilligen Aufpasser immer im Auge, solange die anderen noch ihren Krempel zum Shoppen zusammensuchten. Gut verschlossen ließen wir dann das Auto hinter uns … in seiner Obhut sozusagen.
Mit den vollen Einkaufswagen kehrten wir dann eine ganze Weile später zurück. Als er uns rauskommen sah, half er uns, erneut ungefragt, die Wagen zum Auto zu schieben. Während wir die Waren im Laderaum verteilten, schaute er uns zu, obwohl es sicherlich sinnvoller gewesen wäre, wenn er die Umgebung nach zwielichtiken Personen abgesucht hätte. Naja, deutsch, wie wir sind, gab es ein angemessenes Trinkgeld für ihn, bevor wir aufbrachen und einen nicht weit entfernten Promenadenabschnitt besuchten, der einen guten Blick auf die hier lebenden Flamingos bot.
Aufgrund der Menge waren die großen Vögel nicht zu übersehen. Nach einem ersten Blick allerdings, waren wir uns einig, dass wir es irgendwie anders erwartet hätten, etwas mehr … ähm, ja … PINK!?
Wir spazierten etwas am Wasser entlang, wobei einige der Flamingos hin und wieder ihre Flügel trockneten und siehe da, es war dann doch ganz schön rosa. Wobei, ist rosa denn pink? Wie auch immer, wir waren soweit zufrieden mit deren Farbe.
Da es ausser den zweifellos schönen Tieren für uns sonst wenig wirklich Interessantes zu sehen gab, setzten wir unsere Fahrt entlang der Küste in Richtung Norden fort. Aus der Stadt hinaus führte dabei eine recht junge Palmenallee, was ebenfalls nicht zu recht zu den kargen und sehr ursprünglichen Gegenden der letzten Tage passte.
Zwischen Wasser und Sand
Auf den ersten Kilometern Küstenstraße blieb dieser Eindruck bestehen. Während sich rechts von der Straße die Dünen erhoben, reihte sich links zwischen ihr und dem Meer eine gepflegte Häusertraube an die andere, große teure Fahrzeuge mit Vierradantrieb parkten vor den modernen Gebäuden.
Schnell erfasste man dann auch, was diese Touristen bzw. wohlbetuchteren Leute konkret hierher zog. Es schien das Angeln zu sein. Man erblickte praktisch kein Fahrzeug, an dem nicht mindestens eine Angel am Bullenfänger befestigt war.
Etwas weiter dann nahm die Häuserdichte und damit auch die Menschendichte deutlich ab. Wir tauschten die Straße gegen den Strand, parkten dann das Auto und machten die ersten Schritte in der Brandung des zugegeben sehr sehr kühlen Atlantik. Nach den doch recht warmen und staubigen Tagen bisher, war der erfrischende Wind und die Seeluft eine willkommene Abwechslung. Die Dünen hinter und das Meer vor uns, einfach schön!
Je weiter nan sich von den doch größeren Städten Walvis Bay und dann Swakopmund entfernte, desto unberührter wurde die Küste. An einigen Stellen waren noch Zeugen der rauhen See zu finden. Mittlerweile von kleinen Kormorankolonien bewohnt, peitschen die starken Wellen unentwegt gegen die gestrandeten Schiffe.
Klar kam uns der Gedanke, ins kühle Nass zu springen, mit der festen Absicht es zu tun, rungen wir uns aber heute NOCH nicht dazu durch.
Wieder auf dem Trockenen
Unsere Unterkunft heute liegt, eventuell widererwartend, nicht am Meer, sondern etwa 150 km im Landesinneren. Der Weg dorthin führte durch vertrautes Terrain, Schotterpisten auf weiten Ebenen, aufgelockert durch sporadisch verstreute Felsgebilde.
Ein solches Gebilde ist auch unser Ziel, die sogenannte Spitzkoppe. Je nach Sonnenlicht soll die Spitzkoppe rötlich bis orange erstrahlen. Ja genau, diese Formulierung kommt dem aufmerksamen Blogleser sehr bekannt vor.
Im Gegensatz zu Blutkuppe am Vortag empfing uns die Spitzkoppe heute aber schon von Weitem mit Ihrer recht kräftigen rot-braunen Farbe. Für die weitere Anfahrt nahmen wir uns Zeit, denn das Panorama war sehr sehenswert.
Letztendlich doch an der Rezeption des Campingplatzes angekommen, sollte dieser plötzlich mehr kosten, als ursprünglich noch vereinbart. Es war nicht viiiel mehr, aber wir als Deutsche mögen ja Verträge und Vereinbarungen und möchten darum umso mehr, wenn jeder sich daran hält. Das hier aber ist Afrika, also zahlten wir artig.
Die Stellplätze des Campingareals verteilen sich um die komplette Hügelkette und wir hatten freie Wahl. Wir stellten also das Auto erstmal ab und machten uns zu Fuß auf eine kleine Runde. Hoffnungsvoll waren auch die Badehosen mit von der Partie, denn in einem der Felsen hier gab es eine Mulde, den sogenannten Rockpool, die sich nach Regen mit Wasser füllt und so ein natürliches Badebecken bildet. Als wir aber vor ihm standen merkten wir schnell, dass es wohl schon ziemlich lange nicht mehr geregnet hat. Wie auch immer, wir badeten zumindest ein bisschen in der tiefstehenden, aber warmen Sonne.
Nur ein paar hundert Meter weiter war eine weitere natürlich entstandene Attraktion zu finden, die zumindest bei den Freunden der Fotographie noch populärer war, als die eigentliche Spitzkoppe. In einem vergleichweise kleinen, nahegelegenen „Geröllhaufen“ verbarg sich ein Steinbogen …
… hier verbrachten wir recht lange, denn das Licht und die Stimmung waren toll.
Gerade noch im hellen fanden wir dann auch noch einen Stellplatz, nur wenige Meter vom Bogen entfernt. Direkt neben den Felsen bereiteten wir unsere Betten. Zum Abendessen gab es heute äußerst leckere, gegrille Würstchen. Ein Glas Wein am kleinen Feuerchen beendete einen weiteren schönen Tag.