Wildes Leben
5. November 2014 von TiDo

Vor allen anderen …

… stand ich auch heute wieder auf, welch Überraschung. Da, wie erwähnt, in den letzten Tage gehäuft Löwen bzw. deren Spuren in der Nähe der Lodge gesichtet worden waren, beschränkte ich meinen morgentlichen Ausflug auf die unmittelbare Umgebung der Hütten sowie des zentralen Haupthauses. Das Licht, der Blick in den Canyon, die Stimmung bei Sonnenaufgang, alles entschädigte für jede Minute des verpassten Schlafes.

Nach dem Frühstück verbrachten wir noch etwas Zeit auf der großen Terrasse und genossen die ersten richtig warmen Sonnenstrahlen. Auch einige andere Einheimische gesellten sich dabei zu uns. Echsen in diversen größen und Farben krochen aus den vielen Felsspalten sowie aus Lücken im Gemäuer der Gebäude hervor und brachten sich auf Betriebstemperatur.

Obwohl der heutige Fahrabschnitt vermutlich nicht ganz so lang und auch weitestgehend asphaltiert sein würde, war es am späten Vormittag nun doch langsam Zeit zum Aufbrechen, denn heutiges Ziel war der Etosha Nationalpark, der hoffentlich so einiges an lebendigen Attraktionen bereit halten würde.

Ein Anflug von Safari

Noch gar nicht sooooo viele Kilometer nach Abfahrt von der Grootberg Lodge allerdings, wurden wir sozusagen schon zur ersten „Not“-Bremsung gezwungen. Zwar hielten wir schon seit Ankunft in Afrika die Augen ständig offen, um tierische Bewohner nicht zu verpassen, aber die ersten Giraffen neben der Straße kamen dennoch mehr als überraschend und die Freude war riesig. Klar, die Oryx, die Straßen und die Springböcke waren auch hübsch, aber ein paar Tierarten waren dennoch irgendwie noch besonderer, und dazu gehörte auch die Giraffen.
Wir hielten an und bewegten uns leise und langsam in die Richtung des Giraffenpärchens, denn sie schienen recht scheu zu sein. Nach ein paar Minuten allerdings entspannten die Beiden sich etwas und gafften einfach nur in unsere Richtung.
Wir waren gespannt, auf alles was heute hoffentlich noch folgen würde.

Runde 1 im Etosha Nationalpark

Nach einer Fahrt ohne weitere Zwischenfälle, von ins Gebüsch huschenden Warzenschweinen abgesehen, erreichten wir am frühen Nachmittag den Eingang zu Haupttouristenziel des Lands Namibia, den Etosha Nationalpark. Erste Unterkunft hier würde der, wie ein Fort aufgebaute, Touristenort Okaukuejo sein. Zwei Tore, die zum Sonnenuntergang schlossen, waren die einzigen Zugänge, zur von hohen Mauern sowie Zäunen umschlossenen Sieldung.
Nach den Formalitäten nutzten wir die Gelegenheit zum Kauf von Postkarten. Ein leckeres Eis sollte dafür sorgen, das wir im Falle eines Angriffs durch Löwen keine allzu „leichte“ Beute abgeben würden. Gut genährt und Abgekühlt begaben wir uns also auf die erst Rundfahrt durch den Park.

Es dauerte auch gar nicht lange. bis wir den ersten Oryx nur wenige Meter neben der Straße liegen sagen. Naja gut, Oryx, was solls … Fotoapparate raus, Fenster runter und auf geht’s. Während die Antilope mehrfach bildhaft beschossen wurde, merkten wir dann, dass auf der anderen Seite des Autos, kaum 4 m entfernt ein viel interessanteres Tier lag. Der Löwe schlummerte so vor sich hin und war uns so reglos und mit seiner gelbliche grauen Mähne auf dem steinig strohigen Untergrund zunächst völlig entgangen.
Danach ging es Schlag auf Schlag. Über die weite Eben verteilten sich Gnus und Zebras, dazwischen Strauße und weitere Giraffen. Auch Schakale und diverse Vögel kreutzen unseren Weg … oder besser, wir ihren.

In der beginnenden Dämmerung, wir waren bereits auf dem Rückweg zum Camp, sahen wir an einer Kreuzung plötzlich Warnblinkanlagen, rückwärts bzw. kreuz und quer fahrende Autos. Klar, irgendwas gab es dort zu sehen, die Frage war nur was. Wir reihten uns in den unfreiwilligen Kreisverkehr ein und siehe da, der erste Tag hier im Etosha bescherte uns sogar ein kleines I-Tüpfelchen: Etwa 30 m von der Straße stand ein leicht unentschlossenes Spitzmaulnashorn. Es überlegte wohl, welches Touristenfahrzeug zuerst daran glauben muss. 🙂 Nur so viel, unseres war es nicht.
Nach ein paar Minuten Beobachtung des wirklich beeindruckenden Exemplars stampfte es weiter und entfernte sich wohl in Richtung des nächsten Wasserlochs. Anlaß genug für uns, unseren Schlafplatz zu beziehen und zum Abendessen überzugehen.

Nachts im Park

Die Damen bereits im Bett, machten sich Robert und ich noch mal neugierig auf den Weg zum beleuchteten Wasserloch. Nach kaum 200 m Fußweg waren wir auch schon angekommen. Das gebotene Bild war interessant, wie auch zwiespältig.

Halbkreisförmig zog sich ein durch massive, aber flache Zäune sowie einer ebenfalls niedrigen Mauer gesichter Weg um das künstliche und mit gelbem Licht bestrahlte Wasserloch. Was am Nachmittag noch eine Safari in freier Natur war, wirkte hier wie eine Szene aus Jurassic Park. Leicht befremdlich, aber mit den großen Gästen dennoch sehr unterhaltend sowie beeindruckend.
Viele Hunder Menschen saßen absolut lautlos auf den vielen Bänken und beobachteten die saufenden Nashörner sowie einen schlafenden Elefanten. Wie im Kino wartete man gespannt, was als nächstes passieren würde und welche Darsteller als nächstes auf der Bühne erscheinen.
Hier ging ein weiterer, sehr ereignissreicher Tag in Afrika für uns zu Ende. Die Jadgsaison hat erfolgreich begonnen … was Tierfotos betrifft, klar!