Malaria, wir kommen
7. November 2014 von TiDo

Löwen unter sich

Während Stefanie und Robert am Abend zuvor noch recht lange Elefanten, Nashörner und andere Besucher am Wasserloch beobachteten, wurden Doreen und ich im Bett liegend von einer kleinen Familie Honigdachse wach gehalten. Die waren natürlich auf der Suche nach Futter und kippten unheimlich versiert auch die schwerste Mülltonne auf die Seite um sich den Bauch mit Resten vollzuschlagen.

Am heutigen Morgen ging aber alles wieder seinen geregelten Gang. Noch vor der Sonne erreichte ich die kleine Zuschauertribüne Gegenüber des Wassers und war zunächst etwas enttäuscht. Allerdings wunderte mich auch, dass die anwesenden Leute alle sooo ruhig und konzentriert in auf das Gelände direkt hinter dem Wasser starrten. Nach etwas genauerem Hinsehen entdeckte dann auch ich die Attraktion des heutigen Morgens. Ein Löwenmännchen lag scheinbar schlummernd auf dem ziemlich ähnlich farbenen Boden und war eigentlich nur zu sehen, wenn es sich mal auf die andere Seite drehte oder den Kopf hob und um sich schaute.
Nach einer Weile schaffte es dann auch die Sonne aus dem Bett und brachte noch mehr Licht in die Sache. Auch der Löwe schien sich nun etwas wohler zu fühlen und begann mit dem morgentlichen Hygieneprogramm in Form von ausführlichem abschlecken der Pfoten. Da dabei die Zunge langsam aber sicher trocken zu werden scheint, wurde es Zeit führ ihn, sich zu erheben und ein bisschen was zu trinken. Langsam stolzierte er zum Wasser, senkte seinen Kopf und dann hier auch schon der rote Lappen ins Wasser. Fertig damit blieb er noch etwas stehen und schaute sich ein letztes Mal um, danach schritt er majestätisch davon.

Nachdem der König der Tiere Dschungel verschwunden war und damit der letzte Darsteller die Bühne verlassen hatte, brachen auch die Zuschauer auf. Am Ausgang des Theaters war dann noch ein kleiner hüpfender Geselle anzutreffen, der nach der Vorstellung noch etwas aufzuräumen schien. Der lange rote Schnabel schien dafür jedenfalls hervorragend geeignet. 😉

Kurs Ost-Nordost

Die üblichen Aktivitäten vor Fahrtantritt erledigt, machten wir uns nicht all zu spät an die längste geplante Etappe unserer Rundreise. Auf dem Papier standen zunächst 560 km bis zum nächsten Übernachtungspunkt. Auf den ersten Kilometern allerdings nahmen wir noch mal die Karte zur Hand und bei einem letzten Addieren der Teilabschnitte ergaben sich plötzlich 720 km.

Schockiert überprüften wir diesen Wert noch einmal, der ber leider bestätigt wurde. Nun gut, es war nicht zu ändern und prinzipiell war auch für die deutlich längere Strecke genügend Zeit. Außer einem Einkaufsstop waren keine weiteren Unterbrechung der Fahrt geplant und die Route würde voraussichtlich auch keine Überraschungen bereithalten. Los ging es …
Die ersten knapp 80 km verliefen noch durch den Etosha Nationalpark, was auch noch die ein oder andere Tiersichtung mit sich brachte. So zogen zum Beispiel eine handvoll Strauße mit einem ganzen Kindergarten an süüüüüßen Babystraußen entlang des Randes der endlosscheinenden Salzpfanne. Mir wirklich schönen Erinnerungen und etwas Wildlife im Herzen verließen wir etwas später den Park durch das östliche Tor und begaben uns für den restlichen Tag auf den Asphalt. Neben einem Einkaufs- und einem weiteren Tankstopp passierte, wie erwartet nicht allzu viel. Insgesamt vertrieben wir uns die Zeit mit Lesen, Schlafen und Musikhören. Eine Premiere gab es dennoch: Nach vielen gesehen Gleisen konnten wir heute unseren ersten Zug sichten. 🙂

Voll auf Risiko

Etwa 7 Stunden Fahrt lagen hinter uns, als wir in die kleine Zufahrt zu Camp Ngepi einbogen. Diese war mit diverser amüsanter Beschilderung versehen. So rief z.B. ein Wegweiser darauf hin, dass die unzuverlässigen, zweiradbetriebenen Land Rover bitte den linken Pfad nehmen sollen, während die technisch unkaputtbaren Toyota Landcruiser doch den rechten befahren könnten. Beide Wege waren völlig Identisch beschaffen und führten nur wenige Meter weiter hintem dem Busch wieder zusammen.

Gegen 18 Uhr parkten wir das Auto vor der Rezeption des Campingplatzes und registrierten uns. Ngepi liegt unmittelbar am Ufer des Flusses Kavango, der nicht sehr viel weiter südlich in Form des bekannten Okavango Deltas in die weiten Botswanas mündet. Wir befanden uns also nun im sogenannten Caprivistreifen, einem laaangen schmalen Stück von Namibia, der bis weit in die Mitte der Landmasse des südlichen Afrikas reichte und bezüglich Malaria zum Hochrisikogebiet gehört.

Alle Stellplätze des Platzes lagen direkt am Wasser und noch während wir schnell vor einbrechender Dunkelheit alles zum Schlafen fertig machten, zeigte sich am gegenüberliegenden Ufer das für den Menschen gefährlichste alle afrikanischen Tiere. Durch das flache Wasser stapfte laut grunzend ein Flusspferd und verschwand wenig später im hohen Gras der Böschung.
Aber auch so hielt die Unterkunft noch einge originelle Überraschungen für uns bereit, dazu aber morgen im Hellen mehr. Nach einem sehr reichhaltigen Abendessen und einer kleinen gemütlichen Runde am Feuer kehrten wir noch in der kleinen Bar von Ngepi ein und gönnten uns nach dem recht anstrengenden Tag erneut ein Glas Amarula und genossen mit Flusspferdgrunzen im Hintergrund den Geist von Afrika. 😉