Sanitär mal anders
Ähnlich grau, wie der gestrige Tag zu Ende gegangen war, began zunächst auch der heutige. Kein Grund also, besonders früh aus den Federn zu kommen. Irgendwann aber war man dann doch einfach wach und voller Tatendrang. Warum also nicht zumindest einen kleinen Spaziergang unternehmen durch unser Camp, dass jedem von uns schon am Vorabend auf die eine oder die andere Art und Weise Freude bereitet hatte.
Konkret geht es um die sanitären Anlagen, die mit den auf den bisher besuchten Campingplätzen nicht zu vergleichen waren. Falls nun aber jemand denkt, dass es hier einfach am Komfort oder gar der Sauberkeit mangelt, der hat weit gefehlt. Es war einfach nur die äußerst naturbezogene Aufmachung, die einen staunen ließ.
Ausgeschildert unter „erhabenem Klo“, aufgebockt, nur durch eine einseitige Bastwand vom Bereich des anderen Geschlechts getrennt und mit dem Spühlkasten am Baumstamm befestigt, bot diese ansonsten einwandfrei saubere Toilette fast 180° Blick in den Dschungel, ein Gespräch unter vier Backen mit der Stuhlgangpartnerin oder dem Kackkumpel inklusive. Eine andere nannte sich „der Thron“, war mit echter Rücken- sowie Armlehnen und Ascher ausgestattet. Dort Platz genommen hatte man freie Sicht auf den Fluß und den ggf. anwesenden Flußpferden.
Auch die Möglichkeiten zur Körperpflege kam dabei alles andere als unkreativ daher. Neben an Bäumen montierten Buschduschenduschbrausen oder Waschbecken, stach vor allem eine kleine Badeterrasse hervor. Die Blechwanne empfing ihr warmes Wasser aus einem Kessel, der natürlich erstmal befeuert werden musste. Einmal befüllt, konnten man von hier den Blick aus dem Wasser zum Wasser genießen. Also wer da nicht gern seine all morgentlichen Geschäfte und Tätigkeiten erledigt, ist selbst Schuld. 🙂
Ein bisschen Fahrt hier und da
Auch heute standen wieder ein paar Kilometer auf dem Zettel, natürlich aber bei weitem nicht soooo viel wie gestern.
Bei Abfahrt begann auch der Himmel wieder seine bessere Seite zu zeigen und die hier ja schon deutlich grünere Gegend in etwas strahlendere Farben zu tauchen.
Neben der ansonsten Abwechslungsarmen Strecken lernten wir nun neben den endlosen Weiten und den vielen wilden Tieren auch noch eine weitere Seite Afrikas kennen. Rechts und links der Straße lagen für diese Gegend wohl typische Siedlungen. Basketballfeld große, mit Bastzäunen umgebene Grundstücke beherbergten mit ihren zwei oder drei runden Strohhütten etwa 10 bis 15 Menschen. Recht normal bekleidet, waren einge mit Wasserholen oder Erdarbeiten beschäftigt, andere schleppten Wasserkanister von einem Brunnen oder einer zur Verfügung gestellten Wasserstelle. Winkte man beim Vorbeifahren, winkten praktisch alle zurück, zum Teil lächelnd, zum Teil verdutzt schauend. Zugegeben, wir haben uns nicht getraut anzuhalten, da es für uns nicht wirklich einzuschätzen war, wie die Bewohner dieser Dörfer zu uns Touristen stehen.
Die Deutschen zu Besuch
Gerade mal vier Zeilen im Reiseführer erwähnten unser heutigen Zwischenstopp. Ein kleines Dorf des Stammes der Mafwe lud dort zu einer Stippvisite ein. Es war ein sogenanntes lebendes Museen und wollten den Touristen einen kleines Gefühl des früheren traditionellen Lebens der hier lebenden Menschen vermitteln.
Als wir dort eintrafen, war es zunächst so ruhig, dass wir schon Bedenken hegten, es sei geschlossen. Richtig waren wir, denn ein kleines Schild an der hier bereits erwähnt üblichen Strohumzäunung der Siedlung hieß herzlich Willkommen im „Living Museum“. Doch dann regte sich etwas. Eine Dame in Schwarz, leicht bekleidet mit einem Bambusrock, kam lächelnd heraus und begrüßte uns außerst sympathisch und sehr sehr herzlich und bat uns, kurz Geduld zu haben. Sie huschte wieder um die Ecke und verschwand. Kurz darauf erschien ein Mann in Lederrock und begrüßte uns ebenfalls. Soweit so gut, willkommen waren wir schon mal. Er erklärte uns kurz, welche Arten von Führungen hier angeboten werden. Kurz gesagt gab es die Kategorien traditionelle Tänze sowie Gesang, Handwerk, Spiele und Jagd. Da wir aber die einzigen waren, meinte er, wir könnten auch von allem etwas haben. So sei es also! Während er uns noch ein paar Details zum Dorf nahe brachte, vernahmen wir nun schon reichlich gewusel hinter dem Zaun. Wir vermuteten lachend, dass nun alle Beteiligten ihre Adidas-Klamotten gegen die Bambusröcke tauschten und sich für die Vorstellung bereit machten. Naja, wir werden es nie erfahren. 😉
Es wurde dann ruhiger und der nette Herr wurde darauf hingewiesen, dass jetzt alles bereit für uns wäre. Er führte uns hinein und bat uns für die nun folgenen Tanz-, Schauspiel- und Gesangseinlagen im Zuschauerraum Platz zu nehmen. Es folgte die Anmoderation und unter trommelnder Tonkulisse der fröhliche Einmarsch etwa eines Duzend Männer, Frauen und Kinder. In der folgenden Stunde wurde gesungen und getanzt was das Zeug hielt. Themen waren dabei Kinder, Beziehung, Jadg und das alltägliche Leben. Insgesamt wirklich interessant und amüsant.
Anschließend durften wir die Zuschauerränge verlassen und wurden über mehrere Stationen durch das Dorf geführt. Uns wurde praktisch alles demonstriert, was man sich vorstellen kann: Gesellschafts- sowie Geschicklichkeitsspiele, das Bauen von Tierfallen, das Herstellen von Seil, auch das Schmieden von Werkzeug und Waffen war dabei.
Als letzter Teil der Führung nahm man uns noch mit auf einen kleinen Spaziergang zum nahegelegenen Gewässer wo uns unter anderem diverse Fischfangtechniken gezeigt wurden. Alles in allem war es wirklich sehr aufschlussreich und wir hatten jede Menge Spaß.
Wir waren gerade dabei, zufrieden in unser Auto zu steigen, als tatsächlich die ganze Gruppe im Gänsemarsch auf den Parkplatz kam, sich in Reihe aufstellte und uns winkend und singend verabschiedete. Und sie sangen und winkten unentwegt, bis wir sie beim wegfahren nicht mehr im Rückspiegel sehen konnten.
Botswana in Sichtweite
In Gedanken nach wie vor tanzend und winkend setzten wir unsere Etappe fort und nahmen langsam aber sicher Kurs in Richtung Grenze zu Botswana. Etwa 2km vor der Kontrollstelle folgten wir der Ausschilderung zum Camp Chobe, dass uns von Freunden empfohlen wurde.
Camp Chobe war ein scheinbar recht neues Domizil und lag unmittelbar am Fluß Chobe, der in diesem Gebiet der Grenzfluß zwischen Namibia und Botswana war. Geboten wurden hier, neben der Aussicht aufs fließende Wasser, Stellplätze zum Zelten sowie sogennante Tented-Chalets. Letzteres bedeutet im Deutschen soviel viel wie zeltene Hütten und umschreibt ein erhöhtes, hausförmiges Holzgestell, welches mit Zeltplanen bespannt ist. Das Umfeld und die allgemeine Aufmachung hier gefielen uns so gut, dass wir dem ursprünglich gebuchten Stellplatz für das Auto gegen zwei Chalets tauschten.
Beim Bezug der Hütten und einem ersten Blick ins Innere wurde der bisherige Einruck vollends bestätigt. Ein zentrales riesiges Bett mit dem hier wohl äußerst wichtigen Insektenpavillion in einem Raum, der nur durch die erwähnten Zeltplanen und großen Gagenfenster von der Natur getrennt war. Der Wind, jedes Geräusch war praktisch wie draußen zu spüren, einfach toll. Hinter dem Schlafzimmer wie immer das Bad, das in seiner Art nicht verschiedener zu den bereits beschriebenen sanitären Anlagen im Camp Ngepi hätte sein können. Hervorzuheben war hier vor allem der Abfluss der Dusche, der im Prinzip nur aus rasterförmig angeordneten Löchern im Holzboden bestand.
Nach einem gemeinsamen Abendessen vor einer unserer Hütten vertrieben uns die überraschend zahlreich umherschwirrenden Insekten zunächst hinein. Später entschieden wir uns dennoch für einen Besuch in der Bar. Dort gemütlich niedergelassen holte ich mir hier im Malaria-Hochrisikogebite meine ersten 8 Moskitostiche. Alle anderen blieben dank Ihrer imprägnierten Kleidung verschont. Mit der festen Absicht, dies am nächsten Morgen nachzuholen, ging ich etwas genervt als erster ins Bett, wobei die anderen nicht viel später nachkamen.
Die Nacht unter dem Insektenzelt sollte völlig frei von Moskitos und wirklich sehr sehr erholsam werden.