Zum Rand des Okavango
11. November 2014 von TiDo

Nur noch einmal gucken

Es gibt ihn noch, den früh klingelnden Wecker. Und diesmal stand ich auch seit langem mal wieder nicht ganz allein auf, denn auch Doreen war mit von der Partie. Wir hatten uns am Vorabend dazu entschlossen, dem gestrigen, etwas grauen Wetter an den Aussichtspunkten heute noch eine zweite und letzte Chance zu geben. 6:30 Uhr sollte der Nationalpark öffnen und so machten wir uns kurz nach 6 Uhr auf den Weg, während Stef und Robert weiter friedlich in Ihrem Zelt schlummerten. Unterwegs bemühten wir noch einmal einen Bankautomaten um erneut die 30 $US Eintritt berappen zu können. Schon mal etwas gemütlicher, als noch gestern Nachmittag, gestaltete sich der Weg, denn für die nervigen Straßenhändler war es wohl noch etwas zuuu früh.
Pünktlich erreichten wir den Park und steuerten die besten Stellen an. An einer konnten wir sogar an der gegenüberliegenden Klippe beobachten, wie gerade ein paar Personen zunächst zum und anschließend in den Devils Pool geführt wurden. Auch von hier spektakulär mit anzusehen und kaum zu glauben, dass wir erst gestern selbst genau dort badeten. Doreen rief hinüber und winkte. Eine der Tourguides, es schien unser David zu gewesen zu sein, winkte zurück.

Was etwa eine Stunde zuvor noch wie blauer Himmel und so sehr vielversprechend aussah, drohte mittlerweile wieder zuzuziehen. Gerade so erwischten wir noch ein paar Sonnenstrahlen, die es hier und da durch die immer kleiner werdenden Lücken in den Wolken schafften. Letztendlich wurden wir dann auch für unseren zweiten Versuch belohnt. Die Sonne im Zusammenspiel mit der aufsteigenden Gischt sorgte für einen selten so klar gesehenen Regenbogen, der uns eindrucksvoll von den Victoriafällen verabschieden sollte.
Wir warfen also einen letzten Blick auf die Wassermassen und die letzten eineinhalb fantastischen Tage und begaben uns auf dem Rückweg zum Camp. Auf diesem aber mussten wir etwas von der Standardroute abweichen, da die Polizei alle Fußgänger umleitete. Ein paar hundert Meter weiter sahen wir auch gleich, weshalb. Ein paar Elefanten ließen sich das Grünzeug direkt neben dem Gehweg schmecken und die Behörden wollten kein Risiko eingehen.

Wie geht’s weiter

Auf dem Campingplatz waren Stefanie und Robert bereits bei den Vorbereitungen zum Frühstück, welches dann auch umgehend startete. Heute gab es auch organisatorisch eine Prämiere, denn zum ersten mal auf unserer Tour wussten wir morgens nicht, wo wir Abends übernachten würden. Die Unterkünfte für den Rückweg nach Namibia hatten wir bei den Buchungen außern vor gelassen, da wir bei günstigem Wetter die Route entlang des Randes des Okavango Deltas nehmen wollten, was bei starken Regenfällen in der Zeit direkt vor der Querung nicht empfehlenswert sein soll. Zwar war es in den letzten Tagen immer etwas bewölkt, starker Niederschlag aber blieb aus und so stand dem Trip durch das Okavango nichts im Wege, außer der noch fehlenden Unterkunft. Neben ein paar zu fahrenden Kilometern würde also auch das zu den Tagesaufgaben gehören.

Zurück nach Botswana

Die wenigen Kilometer bis zur Botswanischen Grenze verliefen bis kurz vor Schluß reibungslos. Dann allerdings trafen wir auf eine simbabwischen Polizeikontrollen, die uns auch gleich zum Straßenrand winkte. Der Polizist kam zum Fenster der Fahrertür und bat Robert, der zu diesem Zeitpunkt am Steuer saß, auszusteigen. Zugegeben, wir hatten ein wenig Bedenken. Nicht aber etwa, weil wir uns irgendeines Vergehens bewusst waren, sondern weil wir hier und da gelesen hatten, dass auch gern mal für Dinge gezahlt werden muss, die eigentlich gar nicht passiert sind. Schnell aber erfolgte Ernüchterung, denn der Offizielle wies darauf hin, dass die beiden Damen im Fond des Autos nicht angeschnallt seien. Die Mädels berieten sich noch untereinander, im Reiseführer hätte doch gestanden, in Botswana sei hinten Anschnallen keine Pflicht. Das war dem simbabwischen Polizisten in seinem Land natürlich völlig egal … und dann hatten auch wir es verstanden 😉
Er lief mit Robert noch eine Runde ums Auto und fand eine unbeleuchtetes Nummernschild an der hinteren Stoßstange. Robert konterte gewandt mit dem Satz: „Wir fahren nicht im Dunklen!“. Das genügte dem Uniformierten, der abschließend 10 $US fürs nicht anschnallen kassierte und uns dann ziehen lies.

Der Grentübertritt nach Botswana verlief, wie schon das letzte Mal, problemlos und zügig.
Am Eingangstor zum Chobe Nationalpark, dessen nördlichen Teil wir ja bereits durchquert hatten, organisierten wir uns nun endlich eine Unterkunft für heute Abend. Die von uns und dem Reiseführer favorisierte war wohl schon ausgebucht und alle weiteren, bis auf eine, von der für heute verbleibenden Strecke zuu weit weg. Wie buchten also die einzige Option und nach einem kleinen Umweg zum Supermarkt ging es auf die Strecke zum Camp Linyanti.
Die ersten 60 km folgten wir der asphaltierten Transitroute um dann von dieser auf die im Okavango Delta üblichen Sandpisten abzubiegen. Diese waren nicht ganz trocken und somit recht fest und ließen sich zunächst sehr gut fahren. Die Gegend um uns herum schrie nach Tieren, aber erstmal war weit und breit nicht viel zu sehen. Die letzte 30 km vor Ankunft zogen sich dann aber doch ganz schön. Der Untergrund wurde unvorhersehbar, tiefer Sand wechselte sich mit Geröll, Wasserlöchern und festgefahrener Erde ab.

Linyanti Rest Camp

Zufrieden, weil angekommen, hielten wir vor der kleinen Rezeptionshütte, an der auch gleich ein Mitarbeiter erschien … woher auch immer der gerade gekommen war. Zwar hatten wir bis hierher schon ein paar Hütten mit behangenen Wäscheleinen passiert, aber Personen waren noch nicht gesehen worden. Prinzipiell freute es uns ja, dass hier nicht allzu viel los zu sein scheint.
Der nette her empfohl uns für den nun schon fortgeschrittenen Nachmittag noch eine kleine Runde auf dem Game-Drive, ein befahrbarer Weg durch den Busch, der mit ein wenig Glück das Beobachten von Großkatzen, wie Löwen, Leoparden sowie Geparden, ermöglichen soll. In diesem Zusammenhang wies er auch gleich darauf hin, dass man Nachts möglichst nicht auf Klo gehen, oder zumindest mit dem Auto die knapp 30 m vom Stellplatz bis zur Toilette fahren sollte. Mit dem Bild zweier Dachzelte auf dem Auto vor Augen nahmen wir dies zunächst zur Kenntnis und begaben uns auf dem Game-Drive.

Es war eine schöne Strecke, nur im Schritttempo zu befahren und es ließ sich erahnen, dass sich die erwähnten großen Mietekatzen wohlfühlen, aber … genau, leider sind wir keiner davon begegnet. Wenigstens ließen uns die Giraffen und Kudus auch hier nicht im Stich. Der ein oder anderen Elefantenschädel lag ebenfalls herum. Klar, etwas enttäuscht, aber noch hoffnungsvoll, bei unseren nächtlichen Toilettengängen mehr Glück zu haben, bezogen wir unseren Schlafplatz und machten uns an das ersehnte Abendessen.

Etwa 10 m hinter dem Auto begann auch schon ein Gewässer, in dem sich einige Flusspferde in Eisbergmanier ebenfalls auf ihr nächtliches Mal vorbereiteten … schlafend.
Als wir dann alle zu Bett gegangen waren, war nix mehr mit ruhig im Wasser rumliegen. Unter schwärmen von Glühwürmchen lauschten wir, dennoch absolut blind, dem bedenklich nahen Grunzen, Stampfen und Grasen der Hippos. Grasen ist dabei aber eigentlich weit untertrieben, denn den Geräuschen zu folge sind pro Happen kiloweise Gras in jedem der Mäuler verschwunden. Als die dicken Gefährten nach einer Weile so langsam aber sicher weitergezogen waren, versanken wir wiedereinmal zufrieden in unseren Träumen … naja, zufrieden … ein paar der unzähligen Wildkatzen hätten sich aber schon mal zeigen können. 😉