Allerlei bunte Vögel
Da uns von nächtlichen Ausflügen, wenn auch nur zum Klo, abgeraten wurde, verzichtete ich heute auch auf den Sonnenaufgangsspaziergang allein. In der Gruppe mag eine Begegnung mit einem einzelnen Leopard oder Löwe ja vielleicht noch gehen, aber ohne Begleitung einer oder gar mehrerer großen Wildkatzen gegenüberzustehen würde dann durchaus für ein eher mulmiges Gefühl sorgen.
Obwohl wir ja hier, in den Ausläufern des Okavango, mit der Sichtung von Großkatzen bisher nicht so viel Glück hatten, stimmten wir uns mit den Worten des Reiseführers für die Tagesetappe nach Maun zuversichtlich, beschrieb dieser doch verheißungsvoll es gäbe in diesem Gebiet „unzählige Großkatzen“.
Wir standen also alle gemeinsam auf, mehr oder weniger zumindest, und gingen den üblichen Tätigkeiten vor und später zum Frühstück nach. Bei bestem Wetter leisteten uns dabei ein paar wirklich lustige, gefiederte Freunde Gesellschaft. Vor allem der in gelb-schwarz trat uns gegenüber ziemlich angstfrei auf und schaute sich uns vier bunte Vögel ganz genau an. Vermutlich war er schon der ein oder anderen Großkatze begegnet, was also könnten dann wir ihm schon anhaben. Andere Vögel, die zwar für ihre Lackierung etwas tiefer in die Tasche gegriffen hatten, waren nur mit Essensresten wirklich nah heranzulocken.
Nach dem Geflügelfrühstück richteten wir uns noch ein letztes Mal für eine Springbildsession ein und bewießen, dass wir perfekt hierher passen.
Die üblichen Verdächtigen
Ein Versuch, unser Fahrzeug mit Hilfe des herumliegenden Elefantenunterkiefers etwas an die hießige Umgebung anzupassen, wurde für unzureichend befunden … ich fands gut, hätte kurz wirklich gedacht, es sei ein Elefant, ein weißer, mit hinten verspiegelten Ohren und rotierenden Beinen … also den Schnorchel könnte man nun wirklich für einen Rüssel halten, oder? Och Menno! 🙁
Bevor wir uns in neue Gefilde aufmachen konnten, mussten wir erstmal die schon gestern etwas nervigen knapp 30 km bis zur Hauptroute zurückfahren. Eine bessere Karte hätte uns allerdings davor bewahren können, denn später merkten wir, dass es auch einen kürzeren Weg gegeben hätte, was solls.
Nach etwa eineinhalb Stunden Fahrt durch abwechslungsreiche Gegend ließen die Raubkatzen nach wie vor auf sich warten. Für ein wenig Spannung sorgten aber immer wieder überraschend die Straße querenden Elefantenherden. Zuerst sieht man gar nix außer das leuchtend grüne Laub an den dunkelgrauen Stämmen und Ästen der Bäume und Sträucher neben der Straße.
Plötzlich, etwa zwei Autolängen vor uns, bewegt sich einer dieser Äste, ein Rüssel. Der Bulle tritt zwei oder drei Schritte auf die Piste und prüft die Lage. Er sieht das Auto und verweilt kurz ganz ruhig. So auch wir. Er wendet sich wieder ab, stampft hinüber zur anderen Seite und verschwindet dort wieder im Busch. Wir warten, überlegen ob wir weiterfahren sollen, oder nicht. Ich fahre an und stoppe sofort wieder, denn zuerst quert ein Junges mit Mutter und anschließend sieben weitere Dickhäuter an der vom Bullen geprüften Stelle unseren Weg.
Zumindest bei bewachsenem Wegrand ging es nun mit noch weiter gedrosseltem Tempo weiter, denn keiner möchte mit 5t Stoßzahnschiebemaschine zusammenstoßen. Kollisionen erfolgreich vermieden, hatten wir uns zwischen diversen Anilopen, Warzenschweinen und den allgegenwärtigen Giraffen bis zum Südtor des Chobe Nationalparks geschlängelt und verließen diesen dort. Anders aber als beim Zoo verschwinden nach dem Passieren des Tors die Tiere nicht von der Bühne und so begleiteten uns vor allem die Rüsselträger auch weiterhin.
Wenig später konnten wir dann zum Vergleich zu den Elefanten heute Morgen noch eine Familie Giraffen beim Überqueren einer Straße beobachten. Diese haben aufgrund ihrer anatomischen Gegenbenheiten natürlich einen deutlich besseren Überblick und so sah man auch schon von weiten die Köpfe über die Büsche ragen. Auch hier blieben wir wieder stehen und als das auch in den wohl nicht allzugroßen Gehirnen der Giraffen angekommen war, liefen diese, bis auf eine Ausnahme, einzeln über die Straße und warteten auf der anderen Seite auf den Rest der Gruppe. Es war wirklich toll und zugleich auch die letzte Begegnung mit einem Vertreter der afrikanischen Großtierwelt.
Am Ende sollte nun auch der Reiseführer recht behalten, wenn auch auf ironische Art und Weise, denn die in diesem Teil so unzähligen Großkatzen sind für uns auch unzählbar geblieben. Klar ist es schade, erinnert einen aber auch noch einmal daran, dass wir hier nicht im Zirkus oder im Zoo sind.
Von den Big Five und ihren anderen großen Freunden verabschiedet, gab es heute aber dennoch eine kleine gepanzerte Premiere: Mit etwas über 90km/h auf der Schotterpiste unterwegs, schon die ganze Zeit großeren Brocken ausweichend, merkten wir bei einem dieser Steine, er bewegt sich! Wie drehten um und hielten an. Die kleine Schildkröte kroch scheinbar seelenruhig über die Straße … wie auch anders. 😉 Um sie vor dem Wassertransporter, den wir noch kurz zuvor überholt hatten, in Sicherheit zu bringen, trug Doreen sie vorsichtig zum Pistenrand und ließ die süße Kleine ihrer Wege kriechen.
Am späääten Nachmittag erreichen wir Maun, die Stadt, die auch das Tor zum Okavango Delta genannt wird, und nach ein wenig suchen, fanden wir auch den Campingplatz, den der Reiseführer als brauchbar auswies. Naja, es stellte sich heraus, dass er auch bei dieser Sache heute daneben lag.
Wir ließen uns das Abendessen dennoch schmecken und verbrachten anschließend eine recht unruhige Nacht in unseren Dachzelten. Nur so viel: Stefanie holte Nachts Roberts und ihre Pässe aus dem Auto.