Bis zum Abmarsch
Heute sollte es nun auf die größere Wanderung gehen, weshalb mal wieder früh aufstehen angesagt war, um wenigstens beim ersten Anstieg nicht in den allergrößten Gruppen zu laufen. Gegen 5:15 Uhr standen wir also auf und fuhren erstmal wieder die 6km bis zum Besucherzentrum. Gut geparkt hatten wir nun bis 6 Uhr Zeit fürs Frühstück und den sonstigen morgentlichen Tätigkeiten.
Pünktlich erschien der sehr unterhaltsame Fahrer und brachte uns sowie ein paar weitere Wanderer zum Startpunkt des Trails. Dort verabschiedete er sich bis später und machte auch gleich wieder los.
Einmal quer drüber
Auch wir trödelten nicht herum, sortierten uns kurz und brachen auf. Gerade vorbei am ersten Schild, welches 19,4km bis zum Ziel anzeigte, stellten wir heute sogar noch vor Sonnenaufgang wahrscheinlich schon zum achten Mal fest, wie gut doch das Wetter sei und welch Glück wir hatten.
Zunächst ging es nur ganz leicht bergan, streckenweise auf Holzstegen über kleine Sumpfflächen, bevor es von jetzt auf gleich in befestigte Treppen überging. Ab da hatte vor allem Doreen zu kämpfen, denn ihre Balsen vom Vortag schmerzten wohl heftig. Aber es nützte nix, nun musste sie es durchziehen. Zumindest für die Selfies konnte sie ab und zu ein Lächeln auspacken und das war immerhin etwas. Während des Aufstiegs kam dann auch so langsam die Sonne über den Sattel und brachte endlich Licht in die Gegend, die bis dahin eher düster dreinblickte.
Bei einer kurzen Pause und dem Blick zurück war überraschenderweise sogar der Mount Taranaki zu sehen. Auch wenn wir ihm bei unserem letzten Besuch in Neuseeland sehr sehr nah gekommen waren, die Wolken hatten damals nie auch nur ein kleines Stück von ihm preis gegeben. Und nun stehen wir knappe 130km weit weg und nicht eine Wolketrübte die Sicht.
Doch etwas schneller als erwartet erreichten auch wir den Sattel und standen pasierend zwischen mittlerweile schon so einigen Menschen, von denen einige irgendeinen Ring ins irgendein Feuer werfen wollten, um die Welt vor dem Untergang zu retten. Komische Leute hier!
Ohne die faszinierende Gegend aus den Augen oder gar dem Sinn zu verlieren und natürlich auch ohne zu hetzen, kamen wir dennoch gut voran. Über eine weite Ebene und ein zweiten Anstieg erreichten wir irgendwann den höchsten Punkt der Wanderung und genossen die ungehinderte Aussicht in alle Richtungen. Das Wetter ließ nach wie vor keine Wünsche offen, sodass alles um uns herum in den verschiedensten Farben strahlte. Am meisten jedoch stachen die noch vor uns liegenden Emerald Lakes ins Auge, an deren leuchtend grünen Wasser wir etwas später unsere Mittagspause verbrachten. Aus der sich ständig fortbewegenden grellbunt gekleideten Touristenschlange ausgeklinkt fiel einem erst wirklich auf, wieviele Wanderer inzwischen unterwegs waren.
Vorbei am Blue Lake führten Serpentinen so langsam wieder talwärts, wobei neben den qualmenden Wiesen der aktiven Nordhänge vor allem Lake Taupo kurz vor dem Horizont liegend begeisterte. Gut, Doreen konnte mittlerweile nur noch rudimentär genießen, da die wunden Füße mit fortschreitendem Weg eber schlimmer als besser wurden. Aber das Ziel lag vor Augen und so legten sie und Natalie, getreu ihrer Lieblingstätigkeit, die letzten Kilometer praktisch rennend zurück. Paul und ich ließen es da, ohne zu trödeln, zumindest etwas ruhiger angehen.
Etwa eine Stunde vor Ankunft am Parkplatz ließen wir den Fahrer wissen, wo wir sind. Nach den letzten Kilometern durch einen scheinbar nie enden wollenden Farnwald wartete er bereits und beglückwünschte uns zur erfolgreichen Tongariro Querung. Und erfolgreich war sie auch in jedem Sinne, denn die Landschaft zwischen sowie rundum die drei Vulkane hatte für jede Strapaze entschädigt.
Ein bisschen Fahren geht noch
Bereits 14Uhr waren wir zurück an den Autos, weshalb wir uns entschlossen, noch ein paar Kilometer auf unserer Route gen Süder zu machen. Wir verabschiedeten uns also vom Tongariro Nationalpark und begaben uns auf den Forgotten World Highway . Weniger an einen Highway erinnernd, führt die eher schmale, teilweise unasphaltierte Straße von Westen kommend zunächst durch hügeliges, sozusagen typisch neuseeländisches Weideland. Innerhalb zwei drei Kurven wechselt das Umfeld im Mittelteil allerdings drastisch zu einer felsigen Schlucht durchzogen mit dichtem Farnbusch. Unser Camp schlugen wir im kleinen Örtchen Whangamomona auf, wo wir uns nun alle ein Getränk und eine Warme Dusche – in dieser Reihenfolge – freuten.