Fjorde überall
2. Januar 2018 von TiDo

Inselwechsel

8:00 Uhr morgens verließ unsere Fähre der Gesellschaft Interislander den Hafen Wellingtons. Wie verabschiedeten uns nun also nach etwa eineinhalb Wochen von der Nordinsel Neuseelands, die von vielen Touristen aber auch vielen Neuseeländern etwas stiefmütterlich als die weniger interessante der beiden großen Inseln bezeichnet wird. Doreen und ich würde das so nicht unterschreiben. Wir werden sehen, wie am Ende das Fazit von Natalie und Paul aussehen wird.
Die Überfahrt verlief wetterbedingt ruhig. Die nicht so spektakuläre erste Hälfte auf offener See nutzten wir für ein Frühstück aus der Boardküche, während zumindest Paul und ich den zweiten Teil der Überfahrt, welcher durch die türkisenen Fjorde der Marlborough Sounds führt, fast durchgehend an Deck verbrachten. Neben vielen Wassersportlern und Anglern gibts es hier vor allem die vielen kleinen, ausschließlich per Boot zu erreichenden Buchten mit den kleinen einsamen Häuschen zu sehen.
Nach etwa dreieinhalb Stunden erreichten wir pünktlich den kleinen Touristenhafenort Picton und fuhren von Board. Es war ein gutes Gefühl, nach schon sooo vielen Erlebnissen auf der Nordinsel, die ganze Südinsel noch vor uns zu haben.

Kleine Bucht ganz groß

Während bis Picton noch die Sonne lachte, zogen doch recht dichte Wolken auf, als wir nach ein wenig Souvenirshopping in Richtung Westen weiterfuhren. Kurz darauf begann es dann auch noch zu regnen, sodass wir nur wenig Lust verspührten, irgendwo anzuhalten. Eigentlich schade, da wir stetig an verschiedenen Fjorden entlang fuhren und diese zumindest bei trockenen Verhältnissen schöne Aussichten zu bieten hätten.
WÄhrend einer trockenen Phase wollten wir, wie üblich, zu Mittag essen, aber nach nur 5 Minuten am Tisch in Wassernäher mussten wir auch das unter die Heckklappen unserer Autos verlegen.
Die Nacht wollte wir natürlich an einem der Fjorde der MArlborough Sounds verbringen und hatten uns dafür einen kleinen Campingplatz rausgesucht. Der Weg dort hin machte nur den Fahrern wirklich Spaß, denn die schmale wendige Bergstraße ging auf und ab und war für die Beifahrer so entspannt wir eine schlechte Achterbahn. Auch der DVD-Player inklusive Bildschirm in PriBees Camper fand die Straße nicht so toll, riss aus der Befestigung und stürzte auf die gläserne Abdeckung des Gaskochfeldes. Der Funkspruch von Natalie, es sei etwas kaputt und sie müssten sofort anhalten, ließ Doreen und mich zunächst das Schlimmste vermuten. Aber gut, der Kocher ging und den DVD-Player war für uns sowieso völlig überflüssig, gab es doch überall genug Gegend zu bestaunen.
So auch an unserem Ziel, der Elaine Bay, bei der wir vier wieder einmal ein hervorragendes Händchen bewiesen. Der sehr kleine Platz direkt am Steg schien bei unserer Ankunft zwar voll, aber die Abreise eines der Camper schuf genügend Platz für uns, und das auch noch in bester Lage. Kaum waren Tische und Stühle rausgeräumt, klarte auch der Himmel wieder auf und sorgte für einen richtig tollen Nachmittag, an dem wir uns sonnten, mit Stachelrochen badeten und uns zu späteren Getränken ein leckeres Steak brieten, das wir absolut klischeehaft zum Sonnenuntergang aßen.

Buchtenhopping
3. Januar 2018 von TiDo

Wie gewohnt nicht allzu spät fuhren wir heute weiter in Richtung Westen. Bei einem Shoppingstopp in Nelson bzw. Richmond füllten wir unsere Vorräte auf … ja, schon wieder! Kurz nach dem Mittag erreichten wir dann Marahau, das kleine aber relevanteste Örtchen am Abel-Tasman-Nationalpark .
Erster Anlaufpunkt hier war eines der scheinbar mehreren Besucherinformationszentren. Da wir generell im Kopf hatten Kayak fahren zu wollen, fragten wir natürlich zuerst nach den hier üblichen Einwegmietmöglichkeiten, bei denen man an der Küste entland paddelt und entweder hin oder rückzu mit dem Motorboot transferiert wird. Leider bekamen wir darauf recht schnel die Antwort, dass es für heute bereits zu spät zu lospaddeln sei. Kein Problem, dann eben morgen. Allerdings informierte uns die sehr nette Dame darauf umgehend über die vorhergesagte Wetterlage, die anhaltenden Regen versprach. Stand nun also nur noch eine Frage im Raum: „Was können wir denn heute noch so hier machen?“. Sie empfohl uns einen einfachen Bootstransfer zur Torrent Bay bzw. zum Anchorage Beach und von dort einen etwa 12km langen Teil des Abel Tasman Coast Track hierher zurück zu wandern. So machen wir das!

Unser Boot startete eine knappe dreiviertel Stunde später, nicht etwa aber von einer Jetty oder in einer Marina, sondern direkt vom Parkplatz hinter dem Gebäude. Pünktlich fuhr ein blauer Traktor mitsamt Bottsanhänger und unserem Boot vor, welches alle Gäste bestiegen. Dann ging es mit dem Kahn erst einmal ein paar hundert Meter die Straße hinunter, bis es dann endlich zu Wasser gelassen wurde.
In zügigem Tempo schipperten wir die Küste hinauf, hielten hier und da kurz für Fotos, bis wir irgendwann in die Torrent Bay einbogen und direkt am Strand abgesetzt wurden.
Mit einer kleinen Zusatzrunde zu einem Aussichtspunkt traten wir nun den Küstenweg zurück nach Marahau an. Den ersten Anstieg hinter uns, verlief der Pfad auf gleichbleibender Höhe am Hang etwa 20m über dem Meer. Wir machten immer wieder Abstecher hinunter in die traumhaften Buchten, die sich schon fast inflationär entlang der waldig-felsigen Küste des Abel-Tasman aneinanderreihten.

Zugegeben, gegen Ende hin zogen sich die 12, eigentlich aber 14km doch ganz schön und trotz der tollen Eindrücke, sehnten wir uns nach kühlen Getränken und essen.
Dafür hieß es allerdings noch, die ebenfalls schöne aber sehr schmale Schotterpiste hinauf in die Berge des Nationalparks hinter uns zu bringen. Das klappte ohne Probleme und auch zeitlich lagen wir noch gut genug, um einen schönen Platz in den sogenannten Canaan Downs zu finden. Feuer frei also für Getränke und Verpflegung!

Immerwieder woandershin
4. Januar 2018 von TiDo

Bevor die Fahrt nach dem Ausschlafen weiter ging, entschieden wir uns noch die Wanderung zum Harwood Hole zu gehen. Das Harwood Hole ist eines von mehreren Höhlensystemen in Takaka Hill , welches am Ende des ca 3km langen Weges auf uns wartete. Es ist ein senkrechter Höhlenschacht und mit 357m einer der Tiefsten.
Der Weg führte uns durch einen Buchenwald, der allein schon ziemlich beeindruckend war. Kurz bevor wir die Höhle erreichten, zweigte ein weiterer kleiner Weg ab, der einen Lookout versprach. Nach etwas Kraxelei auf einem nicht ganz eindeutig erkennbaren Weg erreichten wir den Gorge Creek Lookout, der uns einfach den Atem raubte. Wie aus dem Nichts wechselte plötzlich die Szenerie und wir standen nicht mehr mitten im Wald, sondern auf bizarren und scharfen Kalksteinfelsen. Der Blick über das Takaka Valley und den Gorge Creek genossen wir einige Minuten.
Schließlich ging es weiter zum eigentlichen Ziel, welches wir nach nur wenigen Minuten erreichten. Auch das beeindruckend, wenn auch schwieriger zu begreifen und erst recht per Bild einzufangen, da selbst Tim in diesem Fall die direkte Kante an der senkrechten Höhle mied.

Bis zum Wasser, nicht bis zum Kap

Nach der Wanderung war unser Plan, die Golden Bay entlang in den Norden zu fahren. Der vorhergesagte Regen hatte sich bewahrheitet, aber dennoch waren wir guter Dinge und hatten die Hoffnung im Norden doch noch paddeln zu können.
Die Straße führte uns direkt am Meer entlang und durch die gerade herrschende Flut und den starken Regen, war der Wasserstand recht hoch und die ganze Umgebung wirkte ziemlich ungemütlich auf uns. Wir fuhren dennoch weiter, bis schließlich das Wasser teilweise kniehoch auf der Straße stand. Einige Autos fuhren langsam durch, aber wir waren uns unsicher wie tief es noch werden würde. Nachdem die Jungs zuerst etwas wagemutiger waren, entschieden wir uns trotzdem gegen das Risiko und kehrten etwas traurig den Rückweg an. Ein kleines Mittagessen im Regen, aber geschützt unter den Heckklappen unserer Autos, heiterte uns jedoch schnell wieder auf.

Herr der Fliegen … waren wir nicht

Schließlich erreichten wir irgendwann am Nachmittag unserem auserwählten Campingplatz, der eine schöne ruhige Gegend und eine Dusche versprach. Die Jungs checkten uns ein und wir machten uns anschließend auf die Suche nach einem schönen Platz, was auch gar nicht so schwer, da wir fast die einzigen Camper waren. In Anbetracht der wirklich idyllisch wirkenden großen grünen Wiese am Fluss mit den hohen Bäumen verstanden wir gar nicht, warum hier denn so wenig los war. Wie auch immer, wir freuten uns, den Tag entspannt bei besten Wetter und gleich frisch geduscht ausklingen zu lassen.

Nach nur wenigen Minuten außerhalb des Autos, während wir eine geeignete Parkposition suchten, wurden wir jedoch von unzähligen Sandlflys überfallen und mir, Doreen, war eigentlich sofort klar: „Hier halte ich es keine halbe Stunde aus!“. Während Natalie und ich hektisch jedes Fliegenvieh wegwedelten, besprühten sich die Jungs mit Chemie und bedeckten die restlichen Flecken Haut mit Klamotten. Schließlich setzten sich beide übertrieben entspannt in ihre Campingstühle und meinten schulterzuckend zu uns: „Geht doch eigentlich!“, während die Sandflys in Mund und Augen flogen.

Fliegenflucht

Schnell wurde wenig später auch den beiden klar, dass das kein entspannter Abend werden konnte. Wir nutzten also alle vier nacheinander die eine funktionierende Kabine im Duschwürfel, hinter deren Warmwassertechnik eigentlich nur Paul stieg. Nach dem der eine also schön heiß duschte und die anderen sich kalt erfrischten, verließen wir den bereits bezahlten Campingplatz wieder und suchten uns einen Sandfly-freien Platz.
Nach ein paar Kilometer Fahrt in eine Gegend die Tim und ich noch von unserer früheren Reise kannten, fanden wir an einer wenig befahrenen Schotterstraße einen geeigneten Platz mitten im Wald, an dem wir unser Lager für die Nacht aufschlugen. Hier konnten wir dann doch noch in Ruhe unsere leckeren Nudeln essen und den Abend genießen.

Southislands Northern Westcoast
5. Januar 2018 von TiDo

Schon in der Nacht merkten wir, wie andauernder Regen auf die Autodächer klopfte. Das änderte sich auch bis zum Aufstehen nicht, was mir ein paar kleine Sorgen machte, da hier auf dem restlichen Weg durch die Braeburn Range noch ein oder zwei Wasserdurchfahrten warteten. Der Niederschlag hatte allerdings nicht so viel Auswirkungen wie befürchtet, sodass der kleine Fluß nicht relevant angestiegen war und somit alles problemlos zu passieren war. Das Frühstück hatten wir in den nächsten Ort Murchison ins Beechwoods Cafe verlegt, wo wir uns u.a. unglaublich gehaltvolle Pancakes gönnten.
Auch an der Westküste, welcher wir in den nächsten Tagen südwärts folgen werden, warteten Pancakes auf uns, allerdings in versteinerter Form. Bei unserem ersten Besuch vor 7 Jahren parkten wir an den Pancake Rocks noch als eines von vier Autos. Heute hingegen erreichten wir eine ausgewachsenen Touristenattraktion und hatten zwischen all den Bussen und PKW zu tun, die Camper überhaupt irgendwo abstellen zu können. So nett die Felsformationen auch anzusehen sind, wurden wir wegen der Menschenmassen diesmal nicht so recht warm. Zumindest aber die anderen Abschnitte der rauen und zerklüfteten Küste sorgten für tolle und mittlerweile auch trockenen Aussichten entlang der Uferstraße.

In Greymouth legten wir am Nachmittag einen längeren Stop ein, denn heute war Waschtag. In einem kleinen Waschsalon breiteten wir uns für etwa 2 Stunden aus und nutzten die Wasch- bzw. Trockenzeit zum befüllen der Wassertanks, für ein paar kleine Einkäufe und Spaziergänge im überschaubaren Zentrum.
Die meisten Klamotten wieder im Reinen waren es nun nur noch wenige Kilometer bis zum Campingplatz in Goldsborough, der auch vor dem kinoreifen Sonnenuntergang ein äußerst gemütliches Plätzchen ist.