Nach über sieben Monaten Durststecke ist nun endlich wieder Aufbruch angesagt und zum ersten Mal werden Doreen und ich in einem Land unterwegs sein, dass wir schon kennenlernen durften. In der Hoffnung auf besseres Wetter wird es erneut vier Wochen lang im Camper quer durch Neuseeland gehen und damit auch ja nix schief geht, haben wir zwei Glücksbringer an unserer Seite … Natalie und Paul.
Nur 19.000 Kilometer
Treff war gegen 10 Uhr am Dresden-Hauptbahnhof, wo der ICE zum Flughafen Frankfurt/Main schon bereit stand. Auch vor dem Sekt bzw. Bier zum Anstoßen war die Stimmung hervorragend, was die knapp viereinhalb Stunden fahrt schnell vergehen ließ.
Mit viel Puffer am Fraport angekommen, bezogen wir erst einmal die gemütlichen Sessel am Fenster im Terminal 2 und schwärmten voller Vorfreude von den vor uns liegenden Tagen am anderen Ende der Welt. Nach der Gepäckaufgabe und einem kleinen Spaziergang im Duty-Free-Bereich dauerte es dann auch nicht mehr lang bis zum Boarding aufgerufen wurde. Pünktlich kurz nach 21 Uhr hob der A380 in Richtung Dubai ab. Die knappen 6 Stunden bis ins Emirat waren trotz anfänglicher Turbulenzen ganz entspannt. Kopf machten wir uns allerdings etwas über den zweiten Teilflug. Nach einer etwa 3 stündigen Pause in Dubai wartete mit über 16 Stunden Flugdauer nämlich einer der aktuell längsten Linienflüge der Welt auf uns und wir alle hatten etwas Bammel. Klar wären auch andere Verbindungen nach Neuseeland möglich gewesen, am zeiteffektivsten jedoch war diese, da man hier nur ganz wenig Zeit für Zwischenstopps, eben den einen in Dubai, verplemperte.
Etwas müffelnd, jedoch sehr viel entspannter und lockerer als erwartet, landeten wir nach knapp 36 Stunden seit Dresden kurz vor dem Mittag am Flughafen in Auckland. Wir waren nun da, es konnte also sofort losgehen …
Wie von Emirates erwartet, waren nicht nur wir vier wohlbehalten in Auckland gelandet, auch unser aller Gepäck konnte entgegengenommen werden, was erfahrungsgemäß nicht selbstverständlich ist.
Vor dem Flughafen platzierten wir uns in einer Traube wartender Menschen, die Stück für Stück von Shuttles verschiedenster Autovermietungen abgeholt wurden. Ein bereits voller Minibus unseres Anbieters war gerade im Begriff abzufahren, diese Gelegenheit nutzen wir um dem Fahrer mitzuteilen, dass wir da sind und ebenfalls gern transferiert werden würden. Nur wenig später fuhr der Bus erneut vor und sackte uns ein.
Der Papierkram an der nahegelegenen Station war schnell erledigt und nach einer kurzen Straßenverkehrsregelbelehrung konnte das Kennenlernen mit den jeweiligen Fahrzeugen beginnen. Wie schon vor knapp 6 Jahren hatten wir uns wieder für die saftig-grünen Camper von Jucy entschieden, mit denen wir soweit nur gute Erfahrungen gemacht hatten. Erfrischend kurz fielen die Einführung und Erklärungen aus. Das Gepäck erst einmal nur hinten rein geworfen, ging es umgehend auf die Piste durch Auckland in Richtung Norden. Schon vorab waren wir uns einig, Auckland erst einmal nur als ersten Versorgungspunkt zu nutzen. Wir quälten uns also langsam aber sicher durch die Rush-Hour am heutigen Nachmittag des letzten Freitags vor den neuseelandischen Sommerferien und stoppten anschließend an einem Supermarkt in einem vorörtlichen Gewerbegebiet.
Die Autos nun voll mit allem, was das Herz und vor allem der Magen begehren könnte, versammelten wir uns kurz und berieten, wie es nun weiter geht. Zum ersten Mal zogen wir hier eine HandyApp zurate, die Auskunft über Campinggelegenheiten gibt. Die Zeit war schon recht vorangeschritten, weshalb wir uns nur noch knappe 40km zur Aufgabe machten. Dank der mitgebrachten Navi war unser erster Übernachtungsplatz ohne größere Umwege zügig gefunden. Im wirklich schönen Shakespeare Regional Park waren wir eine von zwei Übernachtungsparteien. Nachdem wir uns auf der großen Wiese unweit des Strandes platziert hatten, bezogen wir zunächst unsere Wohnfahrzeuge. Anschließend gab es leckeres Abendessen, den ersten Sonnenuntergang und eine absolut notwendige, aber kühle Nacktdusche am Wasserhahn mitten auf dem Rasen. Wir waren jetzt bereit für mehr, mehr ,mehr …
Strom zum Frühstück
Nach dem wirklich sonnigen Frühstück war geplant, ein paar Kilometer nordwärts auf die Uhr zu bekommen. Generell stand dem auch nichts im Weg, wenn da nicht diese über Nacht entleerte Batterie in unserem Auto wäre. Das Problem äußerte sich bei den ersten Anlassversuchen, die dem Toyota nur ein kurzes Husten abrung. Zwar hätten wir mit dem Auto von PriBee durchaus einen würdigen Starthilfepartner, allerdings fehlte dazu das entsprechende Kabel. Glücklicherweise trafen an diesem Samstagmorgen die erste Weihnachtsgäste früh ein, sodass es ein leichtes war, sich ein Kabel zu borgen und unser Auto zu starten. Doreen und ich hatten bezüglich der Ursache eine plausible Vermutung und würden diese einen weiteren Tag nachgehen bevor wir bei der Vermietung eine Reparatur veranlassen.
Vorweggenommen … wir lagen richtig und haben das Problem abgestellt. Von nun an arbeitete unser Toyota fehlerfrei. Alles wie gewohnt also!
Vorbei an der Bay of Islands
Die ersten Stunden verliefen sehr zäh, da heute zum bereits erwähnten Ferienbeginn scheinbar alle Aucklander mit Kind und Kegel aus der Stadt in die ländlichen Gefilde aufbrachen. Das ließ zu diesem Zeitpunkt einige Bedenken aufkommen, ob es denn in den von uns grob anvisierten Ecken eventuell doch sehr voll sein würde. Wir waren gespannt!
Um dem überfüllten Highway zu entfliehen und auch unterwegs ein bisschen Gegend mitzunehmen, bogen wir gegen Mittag auf eine kleinere Straße ab, die sich später mehr oder weniger nah entlang der Buchten der Bay of Islands schlängelte. Auch wenn der Himmel inzwischen etwas ergraut war, stoppten wir hier und da für kurze Strandspaziergänge, hielten parallel aber auch immer Ausschau nach einem gemütlichen Platz fürs Mittagessen. Der Parkplatz einer Bootsrampe am Ende einer Sackgasse sollte es werden und beim Lunch mit Blick stellten wir auch beruhigend fest, dass es abseits des großen Highways doch noch recht ruhige Plätzchen für jeden zu geben scheint.
Weiter ging es entlang der Küste an der Bay of Islands, wobei das Wetter nun etwas deutlicher schwächelte. Die Wolken standen tief und hin und wieder nieselte es. Wir machten dennoch entspannt weiter. Nach einer kurzen Fährfahrt steckten wir auch heute wieder kurz die Köpfe zusammen. Ergebnis war Aroha Island Eco Center, unser finales Ziel für heute.
Nach dem trockenen, aber dennoch feuchtfröhlichen Abendessen und dem einsetzen der Dunkelheit wurden dann die Stirnlampen aufgesetzt und der kleine Inselrundweg in Angriff genommen. Mit etwas Glück gibt es hier nämlich etwas sehr landestypisches zu sehen.
Ein ganze Weile waren wir gemeinsam unterwegs, dann allerdings teilten wir uns auf. Die Mädels blieben an einer der geeigneten Stellen sitzen, während Paul und ich weiter dem Weg folgten. Am Ende wurden Natalie und Doreen für ihre Geduld belohnt und haben sie beobachten können: zwei Kiwis !
Bis fast ganz hoch
Unseren Heiligabend wollten wir an der nördlichsten Spitze des Landes feiern, bis dort hin mussten wir also erst einmal kommen. Nach dem Frühstück ging es los. Die Fahrt war mühelos und genauso entspannt, wie auch die Situation auf den Straßen. Gar kein Vergleich zum anfänglichen Chaos gestern.
Unterwegs versuchten wir fürs Mittag einen Abstecher zum Ninety Mile Beach zu machen, welcher heute aber an einem Schild „Private Road“ endete. Somit griff der Alternativplan, den Doreen und ich noch im Ärmel hatten. Wir steuerten also ein Plätzchen an, an dem wir 2011 schon einmal Rast gemacht hatten und wurden erneut nicht enttäuscht.
Spaziergang
Nun war es nicht mehr Weit bis zum Tapotupotu Beach, an dem wir heute unser Weihnachten verbringen würden. Zum Glück erreichten wir schon recht früh am Nachmittag das Campingareal und konnten so zwei gute Plätze in erster Reihe für uns sichern. Die zwei Grünen geparkt wollten wir uns nun das spätere Essen noch verdienen und machten uns zu einer kleinen Wanderung auf. In westlicher Richtung erklommen wir die Anhöhen zwischen unserer Bucht und dem Cape Reinga und hatten von dort schöne Ausblicke auf eben diese beiden.
Nach der Rückkehr zum Camp gabs neben etwas „Hausarbeit“ schon die ersten Getränke und zur Erfrischung ein Weihnachtsbad für die Männer.
Festmahl
Der gemütliche Nachmittag ging dann so langsam über in die Vorbereitungen für den Abend. Der Essplatz wurde prepariert, Wein sowie Bier kaltgestellt, Salat angemacht und zu guter Letzt die Steaks in die Pfanne gelegt.
Als alles bereit war, nahmen wir in unserem heutigen Wohnzimmer mit Blick und Brise Platz und genossen einen der entspanntesten heiligen Abende ever, ever, ever.
Wir wünsch(t)en Euch allen ein frohes und besinnliches Fest!