Anfahrt und Hinweg
Nachdem wir gestern bereits am Parkplatzwärter umkehren mussten, stand also heute ein erneuter Versuch auf dem Plan, die angestrebte Wanderung angehen zu können. Entsprechend früh stellten wir den Wecker und nach einem zügigen Frühstück waren wir auch schon auf dem Weg zum Startpunkt, den wir nun problemlos anfahren konnten. Routiniert bereiteten wir alles vor, so dass wir genau um 7:30 Uhr fertig in den Startlöchern standen. Auf gehts!
Der Himmel war bedeckt und die Stimmung generell grau, aber die Wolken waren hoch, die Sicht ziemlich klar und vom Regen schienen wir auch erst mal verschont zu werden. Doreen und ich starteten nun also zur Trolltunga . Vor uns lag eine mit angegebenen 9 – 10 Gehstunden und insgesamt 24km Strecke recht lange Wanderung, welche schon auf den ersten 2km ein Viertel der zu absolvierenden Aufwärts-Höhenmeter bereithielt. Einmal auf Höhe gingen die verbleibenden knapp 10km bis zum Ziel recht gut vom Fuß. Vorbei an kleinen Seen und über den ein oder anderen steinigen Abschnitt verlief der ganz ordentlich begangene Pfad auch hier und da in der Nähe der Klippe, wo immermal wieder ein schöner Blick auf das Tal mit dem Stausee frei wurde.
Die Zunge des Trolls
Gegen 11:00 Uhr, also nach etwa dreieinhalb Stunden, erreichten wir das Ziel, die Trolltunga. Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich hierbei um einen recht dünn wirkenden Fels, der, ähnlich einer herausgestreckten Zunge, in bzw. über das Tal ragt.
Zum Glück waren wir recht früh da und mussten uns die Zunge zunächst nur mit ein paar Leuten teilen, die unweit von hier übernachtet hatten. Während Doreen wieder am Fotografenpunkt wartete, reihte ich mich wiedermal in die Schlange ein, die in dem Moment allerdings nur aus 5 weiteren Bestand. Kurz unterhielt ich mich mit einem netten Holländer, der auch gleich um die Ecke gezeltet hatte. Er meinte, dass es dank des guten Wetters gestern am Nachmittag fast eineinhalb Stunden gedauert hätte, bis man an der Reihe war. Schockiert dachte ich mir nur, wie gut, dass wir heute hier sind. Da mit der Zeit immer mehr Wanderer eintrudelten, tauschten Doreen und ich nach dem Durchgang auch hier die Rollen, ich wartete und Doreen stellte sich an. Zwar wollte sie ursprünglich nicht, beim zusehen aber kam auch bei Ihr der Gedanke auf, dass man das machen müsse, wenn man schon einmal hier ist.
Anschließend machten wir Mittag und beobachteten die stetig wachsende Masse an Menschen. Später spazierten wir auch noch ein bisschen umher, um das Ganze auch aus anderen Blickwinkeln zu sehen. Die Perspektive aus Reiseführern oder dem Internet, eben die vom Fotografenpunkt, war schon ganz schön spektakulär. Von der Gegenüberliegenden Seite allerdings war davon nicht mehr so viel übrig. Man erkannte die Menschenschlange und jeweils vereinzelte Leute, die auf einem großen flachen Felsen angestrengt posierten. Ein lustiges Schauspiel!
Fast schon Rafting
Etwa eine Stunde nach Ankunft machten wir uns auf den Rückweg. Da im Moment sogar ab und zu die Sonne durch die Wolken blickte, ging vor allem der Hobbyfotograf etwas schweren Herzens.
Auch rückzu kamen wir gut voran. Der Gegenverkehr war erstaunlich und wir waren heute ein weiteres Mal froh, so zeitig in die Spur gegangen zu sein. Das Wetter spielt soweit gut mit, was sich aber etwa 3km vor Schluss recht schnell änderte. Gerade noch gemütlich bei einer kleinen Verpflegungspause die Aussicht genossen, kamen die Wolke immer tiefer und tiefer, die ersten Tropfen waren zu spüren. Es dauerte nicht Lange und der Niesel ging in leichten Regen über, nun also genug, damit wir die echte Funtionskleidung überwarfen. Bei etwa 2km vor Ankunft auf einer Hochebene kurz vor dem letzten Abstieg sorgten dann Blitz und Donner für echtes Unbehagen. Der Niederschlag wurde immer stärker und schon zu Beginn des steilsten Stücks des Weges wussten wir, das wird kein Spaß. Wo heute morgen noch ein erdiger Pfad durch den Wald führte, lief nun ein schlammiger Bach entlang der Wegmarkierungen. Was solls, warten brächte nix, weiter ging es also. Die letzten 700m führten über eine Art Natursteintreppe, die in Kombination mit viel Wasser ebenfalls sehr unangenehm zu gehen war. Den Widrigkeiten zum Trotz erreichten wir nach kaum mehr als 7 Stunden (inkl. einer Stunde Pause) gesund aber durch und durch und durch und durch nass unser fahrendes Heim.
Da wir nasser nicht werden konnten, zogen wir uns hinter dem Auto in Ruhe um, die durchgeweichten Klamotten wanderten erst mal in eine freigeräumte Plastikkiste. Als die Scheiben endlich freigeblasen waren, steuerten Doreen und ich den nächsten halbwegs annehmbaren Rastplatz am Fjord. Mit im Auto gespannten Wäscheleinen und eingeschalteter Standheizung lehnten wir uns zurück und versuchten mit Nudeln und einem wärmenden Kaltgetränk zu entspannen. Dies gelang auch ziemlich gut, während wir einer Gruppe von 6 Belgiern aus zwei bis unters Dach bepackten PKWs dabei zusahen, wie sie bei nach wie vor strömendem Regen ihre Zelte aufbauten und danach Essen kochten. Echtes Zelten ist nix für uns und darum sitzen wir auch warm und trocken im Camper … Prost!