Es geht bergauf
14. Februar 2015 von TiDo

Sie nennen es Frühstück

Auch bei der Unterkunft hier in Nizwa war Frühstück inklusive. Nicht zu früh und nicht zu spät betraten wir also den Frühstücksraum, der erste recht unordentliche Eindruck war allerdings nur der Anfang …
Fehlende Teller, nicht genug Tassen und Gläser, zu wenig Besteck, es zog sich wie ein roter Faden durch den gesamten Raum. Tische, Tischdecken, der Boden, alles war verschmutzt. Obst, Gemüse oder die Speisen in den beheizten Auslagen wirkten alles andere als frisch, einiges waren offensichtlich sogar die Reste der Geburtstagsparty vom Vorabend. Wir beschränkten uns also auf originalverpackte oder kochende Lebensmittel und hielten unseren Frühstücksaufenthalt zeitlich in engen Grenzen.

Sayq Plateau

Da wir die nächste Übernachtung und so auch das nächste Frühstück wieder hier haben würden, ging die Rundfahrt durch den Oman zwar heute nicht direkt weiter, aber ein Tagesausflug stand natürlich auf dem Plan. Das Sayq-Plateau, eine Hochebene im nahegelegenen und um die 2500m hohen Bergmassiv, war unser Ziel, welches wir, wie immer, auf indirektestem Wege ansteuerten.

Abstecher in die eine oder andere Schlucht standen an der Tageordnung, das einzige was und hier und da etwas aufhielt, waren im Weg herumliegende Ziegen, die sich auch von der breiten Schnautze eines großen Toyotas völlig unbeeindruckt zeigten.

Hinauf auf die Hochebene allerdings schlängelte sich nur eine Straße, und die war scheinbar nagelneu und praktisch unbefahren.

Ein Kontrollpunkt am Beginn der Straße sortierte noch alle nicht vierradbetriebenen Fahrzeuge aus, warum aber war kaum nachzuvollziehen. Man stelle sich vor, man dürfe nur mit großen Offroadfahrzeugen die Alpen befahren!? Wie auch immer, Serpentine für Serpentine bester Asphalt bahnte sich teilweise vierspurig den Hang hinauf. Auf etwa 2000m Höhe passierte man einen riesigen Parkplatz, auf dem nicht ein einziges Fahrzeug parkte und sich uns außer der passablen Aussicht auch kein Grund erschloss, warum dort jemand länger parken wollen würde. Wir sagen mal so: Haben ist besser als brauchen. 🙂

Ab dem Parkplatz ging es auf Bundesstraßenniveau weiter. Da im Reiseführer keine konkret zu nennenden Sehenswürdigkeiten gab, suchten wir uns einfach den Weg auf der Karte heraus, der von dieser Seite aus am weitesten ins Gebirge führte und fuhren ihn. Kleinere Ortschaften, viele Schluchten und der Blick auf die Bergkulisse belohnten für jeden einzelnen gefahrenen Kilometer. Wir hielten oft an, genossen die Weite und vor allem die Ruhe.

Mittagspause

Am frühen Nachmittag erreichten wir das wortwörtliche Ende der Straße. Dort befand sich, direkt an der Wendeschleife, eine winzige Moschee und eine Art Warthäuschen. Die Moschee an sich war eher unscheinbar, aber das besagte Nachbargebäude hatte etwas sehenswertes. Es stand unmittelbar an der Felskante und bot durch seine offenen Bögen ein schönen Blick ins Tal.
Die Halle bot Kulisse für diverse Bilder und anshließend auch den Platz für eine sehr ausführliche Mittagspause. Gemütlich im Schatten gab es Brot, Thunfisch, Müsli, eigentlich von allem, was da war, ein bisschen was. Nach der mehr oder weniger herzhaften Runde wechselten wir für den Obst-Nachtisch in die Sonne und ließen uns eine halbe Wassermelone schmecken.
Neben einigen Touristen, die meist nur für ein schnelles Foto hier anhielten, kamen hier und wieder ein paar Omanifrauen vorbei. In langen, teilweise bunten Gewändern entsorgten sie Altwasser im Busch oder kamen zu einem der nahegelegenen Ställe, um die Ziegen zu füttern.

Die Fahrt ging weiter, sozusagen. Zunächst durch die Wendeschleife und dann ein ganzes Stück entlang der gleichen Straße, die wir auch gekommen waren, da es nun mal eine Sackgasse war. Zurück auf dem zentralen Sayq-Plateau folgten wir dann der eigentlichen Hauptstraße, die ebenfalls eine Sackgasse war, entlang der felsigen Abhänge. Es bot sich eine sehenswerte Aussicht ins diesige Tal.

Stufen und Dörfer

Einzelne Bergdöfer verteilten sich zumeist am oberen Rand der Abhänge. Beeindruckend aber waren die Felder, die sich auf unzahligen Stufen bzw. Terrassen die Hänge hinab zogen. Einige davon an sooo steilen Stellen, dass die Mauer, die das Feld nach unten begrenzte, kaum dicker war, als das Beet breit. Aufwand und Nutzen wäre hier also zu hinterfragen
Wir besuchten natürlich das eine oder andere Dorf und konnten dort auch einen näheren Blick auf die Terrassen werfen. Bewässert wurden diese übrigens durch die bereits im Wadi-Shab näher kennengelernten Kanäle, die ebenfalls stufenweise seitlich entlang Felder verliefen und an jeder Ebene einen Teil des Wassers aufs Feld leitete.
Die Siedlungen selbst waren aufgrund der räumlichen Gegebenheiten ebenfalls recht eng gebaut. Meist endete die Straße am oberen Ende der Häusertraube, eine Hauptweg führte von dort durch den ganzen Ort, teilweise per Unterführungen direkt durch Häuser.
Das Leben der Leute wirkte recht einfach, auch wenn es an Strom und z.B. Fernsehen nicht zu fehlen schien. Auch Autos waren immer present. Neben dem Anbau auf den Feldern bildeten auch hier die Ziegen eine wichtige Grundlage für das tägliche Leben. Generell herrschte auch hier eine Art von Geselligkeit zwischen den Einheimischen, die einen Eindruck von Glück vermittelte.

Die Sonne stand mittlerweile tief und wir hatten noch ein paar Kilometer zurück nach Nizwa vor uns. Es ging nun also auf der Bergautobahn wieder hinab ins Tal, erneut vorbei am nach wie vor leeren und vollbeleuchteten Parkplatz. *kein Kommentar*

Abendessen bei LuLu

Ein Wort ging uns inzwischen allen durch den Kopf: Hunger! Dem Fastfood heute mal überdrüssig begaben wir uns also zum Supermarkt, dessen heiße Theke uns schon gestern Mittag gut gemundet hat. Neben den üblichen Bratnudeln mit Hühnchen ließen wir uns auch gedünstetes Gemüse, fritierten Hirtenkäse und ähnliche leckere Speisen in diversen mehr oder weniger scharfen Soßen abfüllen.
Nun suchten wir vier sowohl Planzen-, aber eben auch Asphaltdschungel erprobten Typen ein ruhiges Plätzchen auf dem riesigen Parkplatz des Ladens und machten uns breit. Bei angenehm warmen Temperaturen aßen und tranken wir, beobachteten die hin und wieder erstaunt gaffenden Omanis bei Pranzrunden sowie gespielten Verfolgungsjagden und unterhielten uns über Gott und die Welt. Mehr als 3 wirklich schöne Stunden verbrachten wir hier im bunten Neonlicht bei LuLu … Unverständnis?