Auf die Plätze, fertig …
Nun war es endlich so weit und wir konnten aufs langersehnte und längst geplante Fraser Island fahren. Die größte Sandinsel der Welt, welche zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört. Von den Aboriginies wird die Insel „K´gari“ genannt, was soviel wie „Paradies“ bedeutet.
Nach dem wir vom Freitag auf Samstag noch eine Nacht in Brisbane verbrachten und am Samstagmorgen kurz unser Auto für Fraser checken ließen, ging es los. Auf dem Weg „nach oben“ bekamen wir wieder zu sehen, wo überall das Wasser stand. Es war noch einmal sehr erschreckend. Trotzdem freuten wir uns riesig als wir in Rainbow Beach ankamen. Erst einmal schauten wir uns dort um und erkundigten uns, was wir für Genehmigungen als Selbstfahrer brauchten und wo wir diese bekommen. Es werden auch viele Touren angeboten und die Mehrheit der Backpacker fahren kein Auto mit 4-Rad-Antrieb, eine Tour aber kam für uns nicht in Frage. Dann entschieden wir uns vorerst noch eine Nacht auf dem Festland zu verbringen.
Inskip Point ist der Übergang vom Land hinüber zu Fraser Island und da konnte man direkt am Strand campen, im Grunde war es dort auch schon ein bisschen wie Fraser. Familien verbrachten dort ihren Urlaub. Es war ein super Einstieg für das was folgte.
… und los! – Tag 1
Am Sonntagmorgen machten wir uns auf und besorgten alle Genehmigungen und meldeten uns für 2 Tage zum campen auf Fraser an. Dann wurde es „ernst“ und ich (Doreen) war schon ein bisschen aufgeregt, schließlich wussten wir nicht so richtig, was mit dem Sandfahren auf uns zukommen wird und ob unser altes Auto auch wirklich alles packt.
Schließlich ließen wir noch die Luft von den Reifen und füllten unseren Trinkwasservorrat auf und dann ging es los. Die Fähre hinüber zur Insel, von Inskip Point zu Hook Point, fuhr nur 15 Minuten und legte dann direkt am Strand an, logisch, da drüben ist ja auch nix anderes als Sand.
Von der Fähre runter und wir waren mitten drin. Mit uns war nur noch ein anderes Auto auf der Fähre, welches wir erstmal vor uns fuhren ließen, um langsam „rein zukommen“. Aber es war überhaupt gar kein Problem am Strand zu fahren und wir konnten sofort die tolle Landschaft bewundern. Wir fuhren direkt die Ostküste, den 75-Mile-Beach – welcher als offizieller Highway gilt – entlang, bis fast ganz ans andere Ende. Es war super spannend, der Sand, die Wellen, Ebbe und Flut, die Creeks, die immer aus dem Landesinnere ins Meer liefen und durch die man durch musste, die sagenhafte Natur …
Wir fuhren am Wrack der „M.S. Maheno“ vorbei, ein Luxusliner der im Jahr 1935 während eines Zyklons auf Grund lief. Er war auf dem Weg nach Japan um dort verschrottet zu werden. In den ersten Jahren wurde die Maheno von den Bewohnern der Insel unter anderem für Hochzeiten und Feste genutzt. Später diente sie der Australien Air Force als Zielobjekt. Heute sind nur noch die oberen Decks des Schiffes sichtbar.
Wir sahen den „Indian Head“ und „Waddy Point“ und waren natürlich auch in den „Champagner Pools“, der einzigen Stelle auf der Insel, wo man im Meer baden gehen darf.
Gegen Abend suchten wir uns, kurz nach Orchid Beach, einen Platz zum kochen und schlafen, was natürlich gar kein Problem darstellte, da man sich einfach überall hinstellen und sein Lager aufschlagen durfte. Das machten wir dann schließlich auch. Wir standen da, direkt am Strand und um uns keine Menschenseele, nichts als diese sagenhafte Insel. Es war traumhaft, so völlig friedlich und ruhig. Nichts zu spüren vom Weltlärm, von großen Städten, hektischen Menschen und Kommerz.
Fraser Island – Tag 2
Ich erhoffte mir natürlich auch, nach dem man überall ausreichend auf sie hingewiesen wurde, Dingos zu sehen. Die Fraser-Insel ist durch ihre Lage eines der letzten Rückzugsgebiete des ursprünglichen Dingos. An diesen Abend wurde es damit leider noch nichts, aber am nächsten Morgen wurde ich durch ein kurzes jaulen geweckt und ich wusste sofort bescheid. Ich weckte Tim und wir schauten aus dem Fenster und da war er, unser erster Dingo. Bis zu 3 Meter kam er an unser Auto ran und schaute neugierig, merkte aber schnell, dass es bei uns wohl nix zu holen gibt und so verschwand er relativ schnell wieder im Busch. Ich fand es, trotz das es nur so kurz war, total aufregend. Er sieht aus wie ein Hund, wie ein Haustier, er verhält sich auch so, ist aber ein wildes, freilebendes Tier.
Als wir einmal wach waren, machten wir uns natürlich gleich wieder auf. Der Tag sollte voll genutzt werden und noch dazu hatten wir wieder einmal viel Glück mit dem Wetter. Kaum Wolken am Himmel und schon früh 7 Uhr, war es brennend heiß. Wir machten uns also auf den Weg weiter Richtung dem nördlichsten Punkt der Insel. Leider kamen wir aber nicht bis dahin, es war gerade Flut und wir mussten einen felsigen Abschnitt umfahren an welchem nicht allzu viel Platz war und dann wurde ausgerechnet da noch eine riesige Wurzel angespühlt (viell. von der Flut auf dem Festland?) Da ging es für uns also nicht weiter, das fanden wir natürlich sehr schade, aber es nütze ja nix. Es ging also zurück, es warteten noch genügend andere Sachen auf uns.
Wir schauten uns nochmal die Champagner Pools bei knallendem Sonnenschein an, jedoch waren wir nun nicht mehr ganz so alleine da.
Dann fuhren wir an großen Sanddünen vorbei, natürlich blieben wir stehen und stapften da hinauf. Von oben hatte man einen gigantischen Blick auf das Meer. Man kann das alles gar nicht beschreiben, sowas muss man einfach mit eigenen Augen gesehen haben. Es ist der helle Wahnsinn. Soviel Unberührtheit auf einem Fleck. Der anstehende „Abstieg“ war sehr, sehr spaßig und wieder unten angekommen, waren wir völlig durchgeschwitzt und haben uns erstmal in einer flachen und glasklaren Creek-Mündung erfrischt.
Wir passierten noch einmal das Wrack der Maheno, um nun auch das Inland der Insel zu erkunden. Ziel sollte der Lake McKenzie sein, ein Süßwasser-See mit „Crystel-Clear-Water“.
Der Weg dahin war wieder ein einziges Abenteuer. Die „Wege“, so schmal das meist nur ein Auto durch passt, alles nur Sand, Wurzeln, Löcher, Wasserlöcher, steil bergauf und wieder bergab (nicht steil wie man es von Deutschland kennt, sondern richtig steil) das sowas ein Auto überhaupt fahren kann, hätte ich zuvor niemals für möglich gehalten. Der reine Wahnsinn. Da war der Bloomfield-Track nach Cooktown, was ja unsere erste 4WD-Erfahrung war, der absolute Witz.
Aber der Weg hat sich gelohnt. Lake McKenzie war ein traumhaft schöner See, mit Wasser so unglaublich glasklar und warm, man kam sich vor wie in der Karibik. Wieder einmal schwer mit Worten zu beschreiben.
Nach dem Badeaufenthalt ging es weiter und schließlich kamen wir auch nicht drum herum den teuren Inselsprit zu tanken, die Sandfahrerei verbraucht einfach unheimlich viel.
Es wurde wieder Abend und wir fanden ein hübschen Platz zum essen und schlafen. Diesmal sogar in Gesellschaft zweier deutscher Mädchen, mit denen wir am Abend noch ein bisschen quatschten.
Fraser Island – Tag 3
Am nächsten Morgen bekamen wir wieder Dingobesuch. Jedoch waren wir dieses Mal schon wach und der Dingo stand einfach plötzlich hinter dem Auto der Mädels und bettelte um Futter. Als er merkte, dass es bei den beiden nix gab, probierte er es bei uns. Jedoch ließ er bei uns nicht so schnell locker und weil es ihm anscheinend so gut gefiel, legte er sich direkt neben unser Auto in den Schatten und schaute zu, wie wir schnell unsere Sachen zusammenpackten und uns davon machten. Irgendwie war er schon ziemlich niedlich und man musste sich immer daran erinnern das er nicht zum streicheln ist.
Unser letzter Trip auf der Insel stand an. Wir wollten uns die Ostküste von Fraser Island anschauen und der Weg dahin führte wieder quer durch die Insel. Jedoch erreichten wir die Ostküste nicht, da der Pfad immer unzumutbarer wurde und wir uns das letzte Stück einfach nicht mehr zutrauten. So kehrten wir um und machten noch einen „kleinen“ Abstecher zu einem anderen See mit Prospekt-Zitat „honey-coloured“ (honigfarbenen) Wasser. Das Wasser war braun, einfach nur braun. Jedoch nicht schmutzig, das hat man gesehen, es war klar und braun und sah mit dem weißen Sand ringsherum schon merkwürdig aus.
Nach kurzem Aufenthalt führte der Weg wieder zurück zur Ostküste und dann den Strand entlang zum Hook Point, wo die Fähre auf uns wartete und uns wieder zurück brachte.
Das fahren direkt am Strand ist sehr einfach und man kommt mit einer Geschwindigkeit von 50-80 km/h relativ schnell voran. Das fahren im Inland, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 10-15 km/h war jedoch sehr mühsam und schleppend, deshalb brauchten wir für die eigentlich kurzen Strecken immer sehr lang und so vergingen die 2,5 Tage auch sehr schnell. Trotzdem waren es aufregende und sehr beeindruckende Tage, an welchen wir wiedermal einen unvergesslichen und fantastischen Einblick in die australische Natur erhielten. Es war einmalig.
Und wir sind mächtig stolz auf unseren „Tido“.