Der erste Stadtbummel in Perth bestätigte die Erwartungen, die sich während der Fahrt zum Zentrum, aber auch bei den Betrachtungen der Stadtkarte im Atlas gebildet hatten. Irgendwie macht Perth einen gemütlichen Eindruck!
Obwohl die Stadt als Ganzes natürlich am Indischen Ozean liegt, befindet sich das eigentliche Zentrum etwa 10km von der Küste entfernt. Da sich aber der Swan River sowie der Canning River quer durch die Stadt schlängeln und im Bereich des Zentrums eher an große Seen erinnern, bekommt man mehr das Gefühl, durch einen großen Urlaubsort, anstatt durch eine Millionenstadt zu fahren.
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Die City ist auch hier die typische Banken- und Shopping- ecke mit ein oder zwei Dutzend Hochhäusern, die die Skyline der Stadt formen. Die Stadtmitte ist, von Wohngebieten umgeben. Die sind hier nichts Außergewöhnliches, verteilen sich jedoch schön über die Hügel an den Flußufern und werden durch viel Grünflächen und Parks aufgelockert.
Marco, Doreen und ich liefen also am Ufer entlang bis zur zentralen Fähranlegestelle am Swan Bells (Schwanenglocken) einem moderene Glockenturm. Er ist 82,5m hoch und beherbergt ein Glockenspiel, bestehend aus 18 Glocken.
Von dort ging es dann direkt in die Häuserschluchten der Innenstadt. Geschäftiges Treiben, Touristen, Shoppingcenters usw., nach mehr als einem Monat eine willkommene Abwechslung. Grobes Ziel jedoch war die öffentlich Bibliothek mit ihrem i.d.R. freien Internet. Dort angekommen zeigte sich, dass Backpacker und die ansässigen Studenten gleichermaßen Anspruch erhoben … blöde Studenten 😉
Wir suften ein wenig im Internet und schauten natürlich auch schon nach Jobs bzw. entsprechenden Anlaufstellen, da wir alle drei recht bald wieder unsere Konten auffüllen wollten, oder besser, mussten. Zwei Arbeitsagenturen in Perth waren dabei immer im Gespräch, denen wir anschließend einen Besuch abstatten wollten.
Als wir die Bibo verließen, sah ich doch tatsähclich ein bekanntes Gesicht auf dem Vorplatz. Yvonne, die bei Anton in Esperance unsere Reisegesellschaft verlassen unmütig hatte, sass da und tippte auf Ihrem Notebook herum. Naja, wir hatten keine große Lust auf Konversation und passten einen guten Moment ab, um unbemerkt weiter zu ziehen.
Die erste Arbeitsagentur, ein 15m² kleiner Raum mit zwei PC-Plätzen und jeder Menge zerissenem Papier an der Wand machte keinen zuversichtlichen Eindruck und auch fühlte sich niemand irgendwie zuständig für uns. Auf ging es zur Nächsten.
Diese nun nannte sich „Aussie Jobs“, lag direkt im Zentrum und war selbsternannt spezialisiert auf Backpacker. Ein einizger Raum, ca. 30m², voll mit Bildern, Fotos, Straßenkarten, Postkarten von Australien, Kleinanzeigen und Annoncen von Backpackern, 3 Schreibtische und ca. 30 Stühle, die aber für die gefühlten 70 Leute, die gerade anwesend waren absolut nicht reichten. Jedesmal, wenn jemand den kleinen Gang, der von der Straße bis zu den Räumlichkeiten führte und ebenfalls voll mit Leuten war, entlang kam, fragte eine laute grelle Stimme aus dem Hintergrund, ob man einen Termin hätte. Wenn nicht, solle man doch bitte morgen „früh“ um 10:30Uhr wiederkommen, um an der täglichen Jobvergabe teilzunehmen. Nun gut, so sei es …
Das Thema „Jobsuche“ wird uns in Perth eine Weile beschäftigen und darum haben wirs ab hier in separate Abschnitte verpackt.
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Es war mittlerweile spät am Nachmittag und wir wussten auch noch nicht genau, wo wir nächtigen können und wollen. Wir machten uns also auf den Rückweg zu den Autos. Der Parkplatz, direkt unter der Brücke einer achtspurigen Zufährtsstraße zur Innenstadt, lag ruhig und von Weiten recht schwer einzusehen. So entschieden wir uns spontan, gar nicht erst woandershin zu fahren und blieben dort. Als die Sonne untergegangen war saßen wir mit unseren Klappstühlen unter der Brücke und aßen Reis mit Fertigsoße. Wer jetzt meint, „die leben wie die Penner“, dem geht dabei scheinbar die Romantik völlig ab. Aber seht selbst … Willkommen in Perth!
Am nächsten Morgen ziemlich genau um 8Uhr, nach einer Nacht unter der Brücke, waren wir gerade beim Frühstück, als eine nette Dame in Uniform auftauchte und fragte, ob wir hier geschlafen hätten. Wir meinten natürlich „nein“ und erzählten ihr, dass wir gerade hier angekommen seien und uns für einen Stadtbesichtigung stärken würden. Sie wünschte uns viel Spaß und erwähnte noch einmal, dass es nicht gestattet sei, hier zu übernachten. 😉
Nach einem weiteren Tag in der Stadt schauten wir uns heute mal etwas weiter Richtung Küste nach Schlafplätzen um. Lange hat es nicht gedauert.
8Uhr des nächsten Morgen stand wieder der Ranger am Auto und ermahnte uns. Übernachten sei hier nicht erlaubt. Mmh, schon wieder 8Uhr … sehr interessant. Der Ranger war jedoch sehr nett und verwies uns auf einen Parkplatz nur wenige hundert Meter weiter, auf dem noch anderen Backpacker nächtigen und wo es wohl geduldet werden würde.
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Wir schauten uns die Stelle an und waren positiv überrascht. Ein großer Parkplatz am Scarborough Beach, einem der vielen recht schicken Strände von Perth. Neben den vielen bunten Gleichgesinnten gab es viel Platz, ein kleines Gebäude mit Duschen und Toiletten, Trinkwasser, die üblichen BBQs und das Auto steht 20m vom Sand und 100m vom Wasser entfernt. War ein bisschen wie Campingplatz. Was will man mehr für „KOSTENLOS“?!
Mit nur wenigen Ausnahmen sollte der Scarborough Beach unser zu Hause für die Zeit in Perth werden und wir haben uns auch recht wohl gefühlt. Wenn wir nicht gerde Jobangebote prüften oder in der Stadt unterwegs waren, würden wir die Zeit hier verbringen. Tagsüber in den Wellen toben oder in der Sonne liegen, abends mit anderen Reisenden oder sogar interessierten einheimischen Passanten quatschen.
Die Polizei und auch die Rangers würden zwar regelmäßig vorbeikommen, wollten jedoch nur sehen, ob sich alles in geordneten Bahnen abspielt. Und mit wenigen französischen Ausnahmen sollte es das auch.
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Aber auch die Innenstadt hatte noch viel zu bieten. Bei unserem ersten Rundgang hatten wir ja noch nicht sooo viel gesehen.
Eines der schönesten Fleckchen in Perth ist zweifelos der Kings Park, der gleich neben der City auf einer kleinen Anhöhe liegt. Mal abgesehen von den kostenlosen Parkplätzen in Zentrumsnähe, die wir bei unseren Besuchen in der Arbeitsagentur nutzten, hatte man von hier auch einen tollen Blick über die Stadt und den Swan River. Er bot auch viel größere und kleinere Wege für gemütlichen Spaziergänge. Gerade an Wochenden kommen Familien ais ganz Perth um hier zu spielen oder zu picknicken.
Der Kings Park bot eben für jeden etwas, und das nicht nur bei schönem Wetter am Tag, sondern auch bei schönem Wetter bei Nacht 😉
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Er war, wie gesagt, Ausgangspunkt für so viele Spaziergänge oder Wanderungen in die so vielseitige Stadt. Wir sind uns nicht sicher, ob es am Wetter lag, oder an der Tatsache, dass wir letztendlich sehr lange in Perth verweilt hatten, aber wir mögen es hier!
Eine so große Stadt hat natürlich auch einen Hafen, wo bei dieser letztendlich eine eigene Stadt ist, die an der eigentlichen Mündung des Swan River liegt und Fremantle heißt. Auch hier haben wir uns natürlich mal umgesehen. Neben der üblichen Hafenromantik mit Verladekränen, starkem LKW-Verkehr und viel Lärm hat Fremantle aber auch seine entspannten Ecken, wie den alten Fischereihafen, wo immer etwas los zu sein scheint. Etwas weiter nördlich, eigentlich schon fast Perth, gibts auch ein paar Strände, die zur Hafenstadtgehören und an denen noch weniger los war, als woanders … wir können nicht nachvollziehen warum, sind sie doch nicht weniger schön.
Auch hier verbrachten wir eine Nacht bis Punkt 8Uhr der Weckdienst klopfte 😉
Jobsuche … und Ähnliches
Am ersten Tag nahm man uns in die Kartei auf und ab dann tauchten wir jeden Tag um punkt 10.30 Uhr auf, um mit den rund 50 anderen Backpackern den Jobangeboten zu lauschen, die von den reizenden jungen Damen ausgerufen wurden. Anissa, Nadia und Jessica gaben sich wirklich die allergrößte Mühe, merkten sich jedes Gesicht, dessen Herkunft, Voraussetzungen und Fähigkeiten. Die vielen Stunden die wir dort verbrachten, waren durch ihren Witz und Charme, das Chaos und Durcheinander nie langweilig. Irgendwie war diese Jobagentur schon ein Erlebniss. Und tatsächlich bekamen wir Tag für Tag mit, wie nach und nach ein Backpacker nach dem anderen ein Job vermittelt bekam.
Auch Marco, unser „Mitfahrer“ war nach nur einem Tag „unter der Haube“. Nadia machte uns ein bisschen Hoffnung, das vielleicht auch Tim dort anfangen könnte, da dieser Arbeitgeber normalerweise immer 2 Männer braucht und nicht nur einen. So könnte wenigstens einer von uns erstmal etwas Geld verdienen. Wir hofften…
Eines Morgens, wir waren gerade auf dem Weg zur Agentur, rief Marco an und fragte, was wir denn nun für einen Job hätten. Wir wunderten uns und Tim sagte: „Wir haben immernoch keinen Job. Wieso?“ Darauf meinte Marco, sein Chef hätte bei der Agentur angerufen und gefragt, ob Tim noch „verfügbar“ sei und ihm wurde gesagt, Tim hätte bereits einen anderen Job. Uns sind bald die Augen aus dem Gesicht gefallen, wir wussten nichts von einem anderen Job und waren sehr gespannt was uns Nadia zu sagen hatte.
In der Agentur angekommen, alles war wie immer rappelvoll mit genervten Backpackern jeglicher Herkunft, bekamen wir mit, wie ein Deutscher einen Job bekommen hatte, der sehr nach dem klang, was Marco machte. Wir wunderten uns immernoch…
Nach einer ganzen Weile kamen wir schließlich an die Reihe und Nadia durchsuchte ihre Kartei ob für uns etwas dabei ist. Dann fragte Tim schließlich, was es denn mit diesem Arbeitgeber von Marco aufsich hatte, der von ihr mitgeteilt bekam, das Tim bereits einen anderen Job hätte.
Nadia schlief das Gesicht ein und fing bald an zu heulen. Sie rüttelte an Tims Armen und schrie nur: „Fuck, fuck, fuck… you are the other german…fuck fuck…“ Es stellte sich schließlich heraus, das in der Agentur wohl eine Verwechslung statt fand, da intern nicht von Tim gesprochen wurde, sondern nur von „the other german“ (der andere Deutsche). Und da es hier ja nicht nur einen Deutschen gibt, sondern keine-ahnung-wieviele, bekam ein anderer Tim´s Job. Nadia war außer sich und war drauf und dran Daniel, der den Job dann bekam, anzurufen und zurückzupfeiffen, aber natürlich konnte sie das nicht tun, er freute sich ja genauso darüber.
Nun, wir waren erstmal völlig frustriert, da wir wussten, das wenigstens einer von uns hätte arbeiten können und das sogar ziemlich sicher, denn es wurde ja eigentlich direkt nach Tim gefragt. Nadia plagte das schlechte Gewissen und sie verbog sich fast, um nun noch etwas für uns an Land zu ziehen, aber es war wie verhext, es gab einfach nix für uns.
Tag für Tag verließen wir enttäuscht die Agentur, versuchten aber den immer weiter aufkeimenden Frust nicht allzu sehr auf die verbleibende Zeit abfärben zu lassen. Wir genossen die Tage dennoch und wussten, dass jeder Tag, so erfolglos er auch gewesen sein mag, westaustralisch enden würde … nämlich so:
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Eines Nachmittags, wir waren „zu Hause“, ich kam gerade aus dem Meer und Doreen stopfte Unmengen an Frust-Chips in sich rein. Wir unterhielten uns gerade mit unseren momentanen Nachbarn, einem sehr sympathischen Päarchen aus Zwickau, welches leider viel zu kurz in Perth verweilte, als plötzlich unsere Handy klinglte: „Hey Doreen, this is Nadia from Aussiejobs. How are you?“ Ihre Stimme strahlte nur so durchs Telefon und überschlug sich fast. Ich war ganz aufgeregt … Fortsetzung folgt!