Finally … on the road again
1. August 2011 von TiDo

Die letzen Tage auf dem Feld

Die letzten Tage waren besonders hart und verursachten viel Rücken- und Knieschmerzen. Auf Grund des vielen Regens meinte Jorge, wir könnten, ohne den freien Tag zu nehmen, durcharbeiten, wenn wir wollen. Obwohl wir schon mehr als genug von diesem §(][€|$$ Feld hatten, nahmen wir dieses Angebot an, denn mit dem sicheren Ende der Arbeit in Sicht, nehmen wir natürlich jeden Dollar mit, den wir bekommen können.

Wir arbeiteten die letzten 10 Tage an einem noch relativ jungen Tomatenfeld. Da es so feucht war, wuchsen die Pflanzen viel schneller als vom Chef geplant und man kam mit dem beschneiden praktisch hinterher. Und so hatten wir beim beschneiden einer jeden Tomatenpflanze einen ganzen Urwald vor uns. Es war müssig sich durch die Büsche zu kämpfen und dabei die zarten Pflanzen nicht zu brechen oder die kostbaren Blüten zu verletzen.
Da die Pflanzen noch „klein“ waren, erfolgte die Arbeit im Knien bzw. hocken und mit vorgebeugtem Kopf. Schon nach wenigen Stunden war alles an uns steif. Die Knie wollten nicht mehr aufstehen, der Rücken knackste und schmerzte bei jeder Drehbewegung und der Kopf lies sich kaum mehr anheben. Jeder Tag war schlimmer als der Vorherige und am Morgen beim aufstehen fühlten wir uns, als wären wir 80 Jahre alt.
Zwei Tage vor Schluss mussten wir uns dann auch noch auf eine sehr erniedrigende Art und Weise von Jorge´s Frau anhören, dass wir zu langsam wären 😮 Unglaublich! Unsere kleine Gruppe von Backpackern quälte sich jeden Tag aufs Neue ab, verzichtete – natürlich auch wegen des Geldes – auf den freien Tag, jammerte nicht und gab einfach ihr Bestes. Aber für die gegebenen Umstände war mit der Anzahl von Arbeitern einfach nicht mehr drin. Und wie Tim nun mal eben ist, lies er dies auch nicht einfach so auf sich bzw. uns sitzen und verteidigte uns vor Idalena, die es offensichtlich nicht gewohnt war, das ein Backpacker mal den Mund auf macht. Aber wenn es unfair wird, geht es eben zu weit …
Nichtsdestotrotz bissen wir die Zähne feste zusammen. Unseren Ruf, gute Arbeit zu leisten, wollten wir uns so einfach und so kurz vor Schluss nicht nehmen lassen.

Schließlich vergingen auch diese Tage, obwohl es uns so vor kam, als ob die letzten Stunden noch langsamer verstrichen.

Nur noch einmal Tomaten – 27.07.2011

Lange sehnten wir uns den Tag herbei, an dem wir endlich wieder auf Reisen sein konnten. Nun trennte uns nur noch eine einzige Schicht davon und dieses Gefühl zog sich wie ein Schleier über die Gedanken, Emotionen und schmerzenden Glieder der letzten Wochen.
Die Träumerei von dem, was nun vor uns lag, machte die Arbeit etwas erträglicher als noch an den Tagen zuvor. Dennoch war es kein Zuckerschlecken und wir fieberten den Worten „Finish for today“ entgegen.

Und dann war es tatsächlich soweit ..!

In den ersten Minuten danach, wir räumten noch die Scheren u.ä. in die entsprechenden Kisten, war es irgendwie noch unwirklich. Doch als wir alle geschlossen zum Auto der Farm zurückliefen, wurde uns klar, dass Doreen und ich morgen nicht wiederkommen würden.

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Auch wenn es vielleicht etwas seltsam klingt, aber dieser Moment war einer der schönsten Momente auf unserer Reise bisher. Klar, nicht wegen landschaftlichen Eindrücken o.ä., aber eben Emotional. Doreen meint, sie hatte sogar ein paar Tränen in den Augen.

Haushaltstag – 28.07.2011

Ausgeschlafen, ist klar ne … 😉

Der Gedanke, mit den beiden Deutschen, Raphaela und Sebastian, ein Stück gemeinsam zu Fahren, war mittlerweile zu einem Plan gewachsen. Die beiden hatten bereits vor einer Woche ihren letzten Arbeitstag und waren seit dem am Cape Range unterwegs, welches wir ja schon vor unserer Arbeit besucht hatten. Angeschlossen hatten sich drei ihrer Farm-Kollegen, die ebenfalls vor hatten, in unsere Richtung zu fahren und so würde aus der Gruppe von zwei Autos nun eine mit drei Fahrzeugen werden.
Verabredet hatten wir uns alle für den 30.07., also übermorgen, an einer Kreuzung 200km nördlich von Carnarvon. Genug Zeit also für Doreen und mich, um noch gaaaaanz in Ruhe alle notwendigen Dinge zu erledigen.

Wir klapperten also unsere große Einkaufsliste ab, wuschen mehrere Ladungen Wäsche, ließen den kleinen Steinschlag in unserer Windschutzscheibe reparieren, tankten mit teurem Sprit voll und gönnten uns ein letztes Mal Fish´n Chips in Carnarvon.
Am nachmittag stoppten wir nochmal an der Farm, um uns zu verabschieden. Jorge bedankte sich mehrmals für unsere gute Arbeit und wünschte uns alles Gute für unsere Weiterreise. Auch Idalaina verabschiedete sich von uns, von Tim etwas verhaltener 😉 , aber von Doreen mit Küsschen-auf-die-Wange und den Worten: „You are a realy good Kid and a hard worker!“
Tatsächlich mit etwas Wehmut im Herzen verliesen wir an jenem späten Nachmittag das Gemüse-Kaff Carnarvon. Wir haben es nicht besonders gemocht, aber ohne Carnarvon wären vielleicht schon nicht mehr hier … in Australien.
Da es schon dämmerte und Nachts die Straßen dem „Wildlife“ gehören, schlugen wir schon wenige Kilometer nach der Ortsausgang unser Nachtlager auf. Was solls, wir waren raus … raus aus Carnarvon! 😉

Einfach nur Abhängen – 29.07.2011

Ziel heute war noch einmal Coral Bay, wo wir vor etwa zwei Monaten zwar schon einmal waren, uns aber aufgrund fehlender finazieller Mittel keine Schnorchelausrüstung leihen konnten. Mit erheblichen Reserven in der Hinterhand wollten wir dies nun nachholen.
Allerdings sollte das auch dieses Mal leider nicht klappen. Am frühen Vormittag erreichten wir den Abzweig nach Coral Bay, der aber mit Baken und Schildern abgesperrt war. Wir fragten einen Australier, der dort mit seinem Bootsgespann parkte und auf die Öffnung der Straße zu warten schien, was denn passiert sei. Er meinte, dass es einen Unfall mit einem Tanklastzug gegeben hätte und die Straße für die Räumungsarbeiten auf unbestimmt gesperrt sei.
Wir hatten keine Lust zu warten, vor allem wenn einem niemand sagen kann, wie lange es dauern wird. Es gab zwar auch die Möglichkeit, von einer anderen Seite nach Coral Bay zu kommen, aber diese verwarfen wir recht schnell, da diese fast 300km Umweg bedeutet hätte.

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Wir fuhren also weiter in Richtung morgigem Treffpunkt und beschlossen unterwegs an einer schönen Stelle zu bleiben und einfach etwas Entspannung zu betreiben. Verdient hatten wir uns es ja.
Etwa 40km weiter wurden wir fündig. Ein Rastplatz ein einem Fluß mit Feuerstellen, Sitz- möglichkeiten und unserem eigenen, schattenspendenden Carport. Allein waren wir zwar nicht, aber die vorwiegend älteren Herrschaften verteilten sich sehr gut auf dem großzügigen Platz. Da die anderen schon fleißig gesammelt zu haben schienen, machten auch wir uns kurz auf den Weg, um etwas Feuerholz heranzuschaffen. Besonders rosig sah es diesbezüglich aber nicht mehr aus und so mussten wir uns mit Gestrüpp und Eukalyptus zufrieden geben. Auf dem Weg zurück zum Auto zog dabei eine riesige Wolke an Heuschrecken auf, die aber zum Glück keinen Hunger hatte und darum einfach nur vorbeiflog.
Feuerholz war nun abgehakt und andere Aufgaben sahen wir nicht und konnten somit nun zum aktiven Nichtstun übergehen. Doreen legte sich dafür ins Auto und las in einem der wenigen Bücher, die wir mithatten. Ich nutze die Zeit und bastelte, wie so oft, an der Kabelei im Auto. Eigentlich war so schon alles perfekt und es war einfach ein tolles Gefühl … weg von der Farm, Geld auf dem Konto und jede Menge Straßen und Wege vor uns.

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Ein i-Tüpfelchen konnten wir dem ganzen allerdings noch aufsetzen. Schon während unserer Farmarbeit in Gatton nahmen wir uns vor, eine Flasche Rum zu kaufen, um hier und da mal ein paar Rum-Cola trinken zu können. Da Alkohol, insbesondere Schnaps u.ä. hier enorm teuer ist, waren wir bisher immer zu geizig dafür.
Diesmal aber war dem nicht so! Wir nutzten gestern in Carnarvon das verlockend günstige Angebot im Bottleshop und nennen nun eine 1-Liter-Flasche des berühmten australischen Bundaburg im Wert von umgerechnet 35€ unser eigen. Höchste Zeit also auf uns anzustoßen!
Der Tag endete gemütlich am Feuerchen, natürlich mit Nudeln und mindestens einem Becher Rum-Cola. Fernab von Ortschaften hatte uns der nächtliche, australische Sternenhimmel wieder. Uns ging es richtig gut und wir waren voller Vorfreude.

Convoy – 30.07.2011

Es war Tag des großen Treffens. Wir hatten aber recht viel Zeit, um zum Treffpunkt zu kommen, da wir ja, anders als geplant, nicht von Coral Bay kommen. Viel Zeit also auch heute für Frühstück und einen ruhigen Vormittag.

Knapp 140km lagen allerdings noch vor uns und so starteten wir gegen 11:00 Uhr. Die Sonne schien, die Straße war gerade, die Landschaft karg. Alles perfekt also! Zwei Stunden später erreichten wir die Kreuzung, an der wir bereits winkend empfangen wurden.
Wir waren also nun ein kleiner Convoy von 3 Fahrzeugen und insgesamt 7 Personen:

  • Raphaela und Sebastian (Deutsche) in ihrem weißen Toyota LandCruiser 60-Series (Benzin/LPG)
  • Kevin, Simon (Franzosen) und Chris (Brite) in Kevins Mitsubishi Pajero (Benzin)
  • Doreen und Tim (Deutsche) in unserem blauen Toyota LandCruiser 60-Series (Diesel)

Alles in allem eine interessante Mischung mit prinzipiell brauchbarem Material. Es verspricht spaßig, aber auch spannend zu werden.

Wir diskutierten zunächst über den weiteren Verlauf unserer Route. Es wurde sich überraschend schnell geeinigt und die groben Ziele gesteckt. Sehr gut war, dass kein zeitlicher Rahmen festgelegt werden musste. Alle meinten einstimmig: „Es kommt, wie es kommt!“
Es dauerte also nicht lange und wir sieben machten uns auf den Weg. Tagesziel hatten wir keins, aber nächster größerer Ort auf dem Weg sollte Karratha sein.
Vor uns liegt nun jede Menge Weg und noch mehr Spaß und Abenteuer, also auf geht’s …