Am Herzen Australiens – 11.09. bis 14.09.2011
17. September 2011 von TiDo

Jeder kennt ihn, jeder weiß wie er aussieht. Auch wir haben bereits unzählige Bilder gesehen… Postkarten, Reiseführer, Fotos von anderen. Wir dachten wir wussten was uns erwartet. Aber keines dieser Bilder hat uns wirklich auf den ersten Blick des Ulurus (Ayers Rock) vorbereitet. Schon von weitem blitzte er immer wieder zwischen Bäumen und Büschen hervor. Wie schon
damals in Sydney, beim ersten Anblick des Opernhauses, wurde uns noch einmal richtig bewusst, wo wir uns befinden. Uns kamen die Tränen und es machte sich ein Gefühl des „angekommen-seins“ in uns breit. Seit 370 Tagen reisen wir nun schon um Australien herum und
jetzt sind wir tatsächlich angekommen… am größten Ziel, am Mittelpunkt, am Herzen Australiens.  Über die Bedeutung des Ulurus für die Aboriginies lasen wir bereits viel, aber nun, wo wir direkt davor standen, können auch wir zumindest ein wenig nachvollziehen warum er ihnen so
heilig ist.

Aber nun ganz von vorn: In  Alice Springs hielten wir uns zu erst nur ein paar wenige Stunden auf, schließlich sollten wir noch einmal hier vorbei kommen. Die Fahrt ging also direkt weiter, immer
Richtung Uluru. Nocheinmal lagen gute 500km vor uns.

Am späten Nachmittag kamen wir am Rainbow Valley vorbei. Das Licht war perfekt und so wurde uns eine schöne Farbenpracht geboten, die von Weiß, Cremig über Gelb, Orange bis hin zum dunklen Rot variierte.

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Am nächsten Morgen stoppten wir an den „Henbury Meteorite Craters“. 12 Krater, die von einem Meteoriten geformt wurden, der vor ca. 4700 Jahren auf die Erde knallte. Der Größte hatte einen Durchmesser von 180m und war 15m tief.
Nach der Kraterbesichtigung wurde ich langsam ungeduldig und wollte schnell weiter. Die scheinbar magnetische Anziehungskraft des Ulurus schien, trotz noch großer Distanz, schon auf mich zu wirken.
Dann, wir waren noch ca 180km entfernt, sahen wir am Horizont einen Uluru-artigen Berg. Völlig hysterisch fing ich an mich zu freuen. Aber Tim bremste mich. 180km weit kann man nicht gucken, meinte er. Klang logisch für mich. Nach dem wir dann die Karte studierten, stellten wir fest, das es sich um den Mount Conner handelt. Kurz waren wir etwas enttäuscht. Muss ausgerechnet hier, kurz vor dem Uluru so ein Ding rumstehen, was zufällig auch noch so aussieht wie der Uluru? Naja was solls, erstmal abwarten. 

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Als wir schließlich näher kamen merkten wir aber, das er keineswegs so aussieht wie der Uluru.
Mit nur noch 80km Entfernung wurde ich noch ungeduldiger und hippeliger. Eigentlich wollten wir Fahrerwechseln, aber dazu war ich nicht fähig. Ich klebte mit meiner Nase an der Frontscheibe und suchte angestrengt den Horizont ab. Irgendwann taten mir die Augen weh und ich bildete mir ein, überall eine Ulurukuppel in der Ferne zu deuten. Tim machte sich lustig über mich.
Doch dann, als wir ihn endlich erkennen konnten, wurden wir ganz ruhig und fassten uns bei den Händen. Da war er… ganz ruhig stand er da. Unglaublich.
Während der letzten Kilometer wurde die Sicht auf ihn immer wieder von kleineren Hügelketten verborgen. Er verschwand, er tauchte auf, er verschwand und tauchte wieder auf. Gebannt starrten wir immer wieder in seine Richtung und jedesmal wenn der Blick auf ihn wieder freigegeben wurde, gab es einen kleinen Satz in unserem Herz. Es war ein ganz eigenartiges aber wunderschönes Gefühl auf ihn zuzufahren.
Unsere tranceartige Fahrt wurde unterbrochen, als wir am Eingang des „Uluru – Kata Tjuta National Parks“ ankamen. Dort kauften wir uns Eintrittskarten die eine Gültigkeit von 3 Tagen hatte.

In den folgenden Tagen verbrachten wir die Stunden von Sonnenaufgang

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bis Sonnenuntergang am Uluru.

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Wir umfuhren ihn, um ihn von allen Seiten zu begutachten. Dabei stellten wir fest, das er von jeder Seite völlig anders aussieht. Auch der Zahn der Zeit nagt deutlich an einigen Seiten, sodass er teilweise wie ein löchriger Schweizer Käse aussieht.

Auch wanderten wir die 10km um ihn herum. Der Weg führte dabei ganz nah an ihm entlang, sodass wir ihn auch befühlen konnten. Wir sahen alte Aborginalmalerein an den Wänden und kleine Wasserlöcher in den tiefen Felsspalten.

Seine Farbe ändert sich während des ganzen Tages, orange-rot, gold-braun oder ocker. Aber egal wie oder von wo, er ist einfach wunderschön anzusehen und wirkt mit seiner Größe, Form und Farbe mächtig, irgendwie majestätisch und trotzdem beruhigend auf uns.

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Am Abend versammeln wir uns mit einigen anderen Touristen am „Sunset Viewing“. Campingstühle und Tische wurden aufgebaut, es wurde Wein aus Pappbechern geschlürft und Chips geknabbert, dazu gabs Sonnenuntergang am Uluru. Herrlich. Natürlich machten wir alle unzählige Fotos vom Uluru, der scheinbar zu glühen anfängt, umso näher die Sonne dem Horizont kommt.

Ganz früh am Morgen, noch vor Sonnenaufgang, fuhren wir wieder zum Park. 5:30 Uhr bezogen wir unsere Stelle. Es war noch stockfinster und man sah nur bei genauem hinsehen den schwarzen Umriss des Berges. Als dann langsam die Sonne aufging, begann ein herrliches Farbenspiel hinter dem Uluru, der ganz langsam immer deutlicher zu sehen war. Traumhaft, auch der Sonnenaufgang an sich… Wie die Welt wieder erwacht und lebt. Einfach ein schöner Moment.

Auch wenn die Temperaturen hier das ganze Gegenteil vom tropischen Darwin sind, vor allem so früh am Morgen. Vor wenigen Tagen schwitzten wir uns noch gewaltig einen ab und nun fröstelt es uns bei 3 Grad Nachts.

Am letzten Tag besuchten wir die „Kata Tjuta“, die ca. 50km vom Uluru entfernt lagen. Kata Tjuta heisst „viele Köpfe“ und genau so sah es auch aus. Jede Menge runde, knubbelige, orange-rote Köpfe. Wir machten eine Wanderung um sie herum und eine zweite, kleinere Wanderung in eine Gorge.

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Insgesamt waren es drei wunderschöne Tage im Uluru – Kata Tjuta National Park, etwas ganz anderes und vor allem Besonderes.

Etwas jedoch, regte uns auch zum nachdenken an. Der Uluru und der National Park rings um ihn, ist Land welches den Aboriginies gehört. Das war aber noch nicht immer so. Erst im Jahr 1976 wurde ihnen das Land zurück gegeben und nun arbeiten Parkranger und Ureinwohner gemeinsam, um den Park zu schützen und den Touristen etwas über die Glaubens- und Lebensweise der Aboriginies zu lehren. So wurde es theoretisch dargestellt und uns im CultureCenter vermittelt. Hört sich schön an. Zwei völlig verschiedene Kulturen vereint. Praktisch sieht das ganze jedoch wieder etwas anders aus.
Nirgendwo innerhalb des Parks, sahen wir Aborginies hinter den Tresen. Weder am Parkeingang, noch im CultureCenter und auch nicht in der Kunstgalerie, in welcher stolz und zu teurem Preis Aborginiekunst verkauft wurde.
Jedoch sahen wir wie Aborginies von einem „Weißen“ mit einem Auto auf einem Parkplatz abgesetzt wurden. Dort durften sie aufräumen. 2 Stunden später (wir machten es uns bereits gemütlich wegen des bevorstehenden Sonnenuntergangs) wurden sie wieder abgeholt.
Bei einer Wanderung sahen wir, wie 5 Aboriginies einer kleinen Brücke einen neuen Anstrich gaben, während zwei Weiße mit verschrenkten Armen daneben standen und Anweisungen gaben.

Weiterhin wird den Toursiten angeboten den Uluru zu besteigen, was auf Grund seiner Beschaffenheit und Höhe sogar relativ gefährlich ist und schon über 30 Menschen das Leben gekostet hat.
Anderserseits wird überall geprädigt, wie heilig der Uluru für die Aborginies ist und was für eine bedeutende Rolle er in ihrer ganzen Entstehungsgeschichte spielt. Deshalb wird darum gebeten, die Wünsche der Aboriginies zu respektieren und den Uluru NICHT zu besteigen, weil es nicht im ursprünglichen Sinne des Ulurus liegt. Ja, warum wird es dann überhaupt angeboten, wenn gleichzeitig gebeten wird es nicht zu tun?
Zwar haben wir uns gegen einen Aufstieg entschieden, trotzdem entscheiden sich hundert andere Touristen täglich dafür. Und man sieht bereits deutlich die Spuren die die Touristen auf dem Monolit hinterlassen. Schade!

Alles in allem finden wir es zwar gut, das die Aborginies einbezogen werden und (angeblich) Mitbestimmen dürfen. Jedoch wirkt es nicht echt, sondern wie eine inszinierte Friedlichkeit zwischen Weißen und Aboriginies. Uns scheint es so, das die Ureinwohner einfach nur froh sind, ihren Uluru wieder zu haben und dafür eben Touristen in Kauf nehmen.
Auch wenn unser Aufenthalt vielleicht zu kurz für ein solches Urteil ist, war dies unser Eindruck und Empfinden und hat einen leicht bitteren Beigeschmack verursacht.

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