Zum Wassergrundstück
28. April 2017 von TiDo

Grenzbus

Das der Wecker auch heute wieder sehr zeitig klingelte, brauche ich wahrscheinlich nicht zu erwähnen. Für das Hotelfrühstück zu früh hatten wir am Vorabend kleine Snackpakete zum mitnehmen erfragt, die wurden allerdings vergessen. So brachte uns das verspätete Taxi auf nüchternen Magen zum zentralen Busterminal, an dem schnell herauskam, dass unsere Informationen zur Abfahrtszeit nicht ganz korrekt waren und wir locker eine Stunde später hier aufschlagen hätten können. Wie auch immer, nun waren wir da und hatten Zeit und Hunger. Da wir aber heute direkt nach Peru fahren würden und weitere Ausgaben in Bolivien nicht geplant waren, mangelte es zunächst an Bargeld. Zum Glück, dem ersten heute, waren diverse Geldautomaten zugegen und immerhin an einem hat zumindest einer von uns Vieren etwas Geld abheben können.
Eine gaaaaanze Weile später versammelten sich Stück für Stück weitere Passagiere für unsere Fahrt. Mehr oder weniger koordiniert verlief das Verstauen des Gepäck und das Boarding, bevor wir endlich in die riesigen und weichen Sessel der vorderen beiden Reihen des Oberdecks fielen. Einige Stunden Fahrt lagen vor uns, obwohl die Entfernung bis zum Ziel nominell gar nicht so groß ist. Nach etwa einer viertel Stunde auf den Straßen von La Paz und El Alto wurde deutlich, wie ein Teil der Fahrzeit zustande kommen wird … Verkehr! Naja, zumindest saßen wir bequem.

Etwa eineinhalb Stunden brauchten wir bis aus der Stadt, anschließend verlief die Fahrt zügig und ruhig durch das flache Hochland bis man die ersten Ausläufer des höchsten schiffbaren Sees der Erde erahnen konnte. Nach bis jetzt ungefähr dreieinhalb Stunden Fahrt erreichten wir einen kleinen Ort direkt am Ufer des Titikakasees , in dem sich der Bus erstmal einen Weg über den Markt bahnen musste und dabei den ein oder anderen Schirm umpositionierte. Vor einer Brücke machte er dann halt und wir alle bekamen eine kurze Einweisung, wie nun von uns zu Fuß die Grenze überquert werden müsse. Wir stiegen also aus und ließen uns erst einmal die Ausreise aus Bolivien im Reisepass quitieren. Danach spazierten wir über die Brücke, die an dieser Stelle die Grenze zu Peru markierte. Es herrschte reges Treiben, da unzählige Einheimische mit ihren Waren zwischen den Märkten auf beiden Seiten der Brücke hin- und herwuselten. Nachdem der peruanische Einreisestempel ebenfalls im Pass getrocknet war, hieß es was warten, denn der Bus wurde separat abgefertigt und ließ auf sich warten.
Der letzte Abschnitt unseres Transfers verging schnell und wir erreichten gegen 14:30Uhr den Busbahnhof von Puno , unserer Endstation heute.

Warum liegt hier eigentlich Stroh

Zum Paket unserer Unterkunft für die kommenden zwei Nächte gehörte auch die Abholung vom Bus und diese erfolgte auch pünktlich. Zwei Taxen brachten uns pärchenweise an eine, nennen wir es mal Anlegestelle. An einem etwas schlammigen Ufer wartete der wortwörtliche Herbergsvater mit breitem Grinsen neben seinem kleinen Boot. Er und die beiden Taxifahrer halfen uns und zwei weiteren Gästen sauber an Board. Anschließend ging es auch gleich los.
Es dauerte nicht lange bis wir dann auch einen ersten Eindruck darüber gewinnen konnten, worauf wir uns eingelassen hatten. Wir passierten eine schwimmende Strohinsel nach der anderen, die alle bewegungslos im ruhigen Wasser lagen und eine Siedlung der Uros bildeten. Captain Kauleiste steuerte eine der letzten Grundstücke in Richtung See an. Seine Frau, ein oder zwei weitere Damen und zwei Kunder standen winkend und lachend zum Empfang bereit. Es war soooo niedlich. Sie halfen uns auf die, vom Boot aus gesehen, recht hohe Insel und begrüßten uns noch einmal sehr herzlich.
Die etwa 30x30m große Plattform besteht ausschließlich aus Stroh sowie etwas Seil und schwimmt an zwei Punkten verankert auf dem See. Auf ihr stehen 6 Gästehütten mit bis zu 3 Betten, eine Gemeinschaftshütte, zwei Sanitärhäuschen und ein Wellblechverschlag, in dem die Gastgeberfamilie wohnt. Alles zweifellos spartanisch, aber viel wichter, sehr liebevoll her- und eingerichtet. Wir merkten schnell, dass wir uns hier wohlfühlen werden.

Die Entspannung stellte sich quasi sofort nach Ankunft ein und ließ einen auch nicht wieder los. Es tat einfach auch mal gut, einfach nur rumzuhängen. Wir unterhielten uns nett mit den anderen Gästen, darunter Franzosen, weitere Deutsche und Amerikaner. Gemeinsam ging es dann auch zum Abendessen, wo wir trotz bekannter, sehr positiver Rezensionen, von Art, Umfang sowie Geschmack des dreigängigen hausgemachten Abendessens absolut überrascht waren. Es war einfach und einfach lecker.
Nach dem Essen spielten wir mehrere sehr internationale Runden UNO. Zum gesellschaftlichen Höhepunkt entwickelte sich aber die von Seiten der Gäste zunächst leich verkrampfte, motiviert durch die total sympathischen Gastgeber jedoch ungemein unterhaltsame Singstunde. „Bruder Jakob, Bruder Jakob“ in gefühlt 10 Sprachen. 🙂