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14. August 2015 von TiDo

Die erste Stärkung

Es war soweit, heute sollte also nun unser Ausflug auf den Vulkan beginnen. Das bedeutete natürlich neben frischer Luft und hoffentlich guten Aussichten auch jede Menge Bewegung. Wir waren ganz gut vorbereitet, denken wir, aber ein gutes Frühstück durfte dennoch nicht fehlen. Am Voraben bestellt gab es Banana-Pancakes mit Nutella, Obst sowie Kaffee oder Tee. Die Stimmung beim Essen war außerordentlich gut und auch das Wetter schien mitzuspielen.

Ameisenstraße

Etwa eine Stunde Fahrt brachten uns zunächst zur Anmeldung des staatlichen Nationalparks, den wir für diese Wanderung betreten würden. Bereits vor dem kleinen Gebäude deutete sich an, dass wir nicht einsam auf den Pfaden vor uns her träumen werden. Mehrere Schlangen führten zu großen Büchern auf einem Tisch, in denen sich mit Reisepassnummer und anderen Daten zur Identifikation eingetragen wurde. Aus irgendeinem Grund durften wir ohne anstehen zu müssen direkt bis zum Buch durchtreten.
Ein paar Kilometer zurück auf der Straße, die wir gekommen waren, versammelte sich nun neben vielen anderen auch unsere kleine Karavane, bestehend aus Alan, unserem Führer, vier Trägern, den sogenannten Portern, und uns Dreien. Alle waren bereit, also ging es gegen 9:20 Uhr los …

Der Himmel war noch fast wolkenlos, die Sonne knallte uns auf die Köpfe. Der Weg war noch nicht wirklich steil oder schwierig zu laufen, eigentlich gut, um reinzukommen. Die Hitze jedoch reichte, um die ersten Stunden keinen Spaziergang werden zu lassen. Nach einer weile kam auch noch eine allgegenwärtige Staubwolke hinzu, die durch die Wanderer auf dem sehr trockenen Weg stetig gefüttert wurde. Meckern auf hohem Niveau?!?
Wir liefen alle unser eigenes Tempo, überholten und wurden überholt. Als wir kurz vor 12 Uhr eine Brücke erreichten, auf der jede Menge Gleichgesinnte auf Decken Platz genommen hatten, bestätigte ein anderer, gerade vorbeikommender Gruppenführer, dass hier Mittagessen ist. Wir warteten also auf Alan, um dann hinter der nächsten Anhöhe, wo noch viel mehr Menschen gerade pausierten, unser Mittagslager aufschlagen … zu lassen.

Frisch, frischer, …

Ein Teil unserer Porter waren schon da und breiteten uns die Gästedecke aus. Die anderen kamen kurz darauf dazu Für sie begann nun der Küchendienst, direkt nach dem bisherigen Aufstieg mit ca. 30 bis 40 kg Gepäck, welches in großen Körben an jeweils beiden Enden einer Bambusstange hang.
Alan kam nun auf uns zu und fragte, ob wir denn gern Saft hätten. Wir nickten und er fragte jeweils nach der Sorte. Ahnungslos, was genau das nun bedeuten würde, entschieden wir drei verschiedene Sorten … Apfel, Banane und Melone. Alan antwortete, wie praktisch auf alles, „okay“ oder „yes„. Wir beobachteten so nebenbei, was er und die Porter so taten, trauten aber unseren Augen nicht, als zunächst eine kleine Autobatterie, danach ein 220V-Wandler und zu guter letzt tatsächlich ein Standmixer aus einem der Körbe geholt worden. Wir können nicht leugnen, dass es uns irgendwie unangenehm war, Leute soetwas für uns den Berg hinauf schleppen zu lassen. Als dann auch noch, wie bestellt, drei verschiedene Arten von frischem Obst geschält, geschnitten, gemixt und in Gläser mit Strohhalm gefüllt wurden, war uns dieser „Anflug“ von Dekadenz sichtlich peinlich.
Lecker war es jedenfalls, genau wie die frische und reichliche Gemüsesuppe mit Hühnchen und Reisnudeln, zu der es Reis sowie diverses Obst gab.

Nun kommt der schwierigere Teil …

… so die Aussage von Alan zum weiteren Verlauf der heutigen Etappe. Das glaubten wir gern, schließlich war der Weg beim Blick in den Hang durch die vielen bunten Farbflecken der sich langsam bewegenden Jacken und Rücksäcke gut nachzuvollziehen. Aber auch diese Kette endete in den mittlerweile aufgezogenen Wolken, deren Schatten uns mehr als gelegen kam. Schon kurz nach dem Mittagsplatz wurde es steiler und steiler, vom nach wie vor trockenen Pfad ging man unfreiwillig immer in der aufgewirbelten Wolke des vor einem Laufenden. Eine ganze Weile liefen Doreen, Daniel, Alan und ich noch zusammen. Später aber zog sich die Gruppe immer weiter auseinander, bis Doreen und ich die beiden anderen nicht mehr erkennen konnten. Wir hielten unseren Rhythmus und quälten uns in unserem stetigen Tempo durch den Dreck den Hang hinauf, bis endlich der erlösende Rand des großen alten Kraters erreicht war.

Leben am Rand

Die Wolken unter uns gelassen, legten wir kurz vor 16 Uhr erstmal unser vergleichsweise kleines Gepäck ab und genossen die verdiente, tolle Stimmung. Immer wieder waren Neuankömmlinge zu hören, die Freudenschreie in die Menge warfen. Alle Anwesenden drehten sich darauf kurz um, mit dem Daumen nach oben. Wer näher dran stand, hält auch schon mal eine Hand zum „High-Five“ hin.
Als Daniel gegen halb fünf über den Kamm stapfte, empfingen wir ihn gebührend. Ich denke, wir alle haben es bis hierher etwas weniger anstrengend erwartet und waren nun sehr zufrieden erstmal hier angekommen zu sein. Weiter ging das Entspannen bis um etwa 17 Uhr auch Alan zu uns stieß. Er war auch sichtlich geschafft und führte uns nun, mit den Portern über einen geeigneten Platz für das Camp beratend, durch das Dorf aus schon aufgebauten Zelten. Es war schon recht voll, aber die Porter fanden einen Platz und platzierten die Zelte gekonnt ins Viertel.

Hier geht sie unter

Es ist kurz nach 18 Uhr, das Abendessen brodelt im Kessel und wir unterhalten uns mit unseren holländischen und österreichischen Nachbarn, als die Sonne, langsam aber sicher, den gegenüberliegenden Kraterrand berührt. Der Blick ist einmalig, sogar der Vulkan Agung auf Bali ist in der Ferne klar zu erkennen. Die Laune unter den Wanderern war nach wie vor sehr gut.

Nach dem Schauspiel meldete sich Alan und bat zu Tisch. Obwohl wir keinen allzu großen Hunger verspürten, wusste wir, wie schon heute morgen zum Frühstück, dass wir alles brauchen werden, was zu bekommen ist. Bei Reis mit vielerlei Hühnchen und Gemüse erklärte Alan mit Hand, Fuß und sehr gebrochenem English nun noch kurz den Plan für den Aufstieg … den wir natürlich schon kannten. Direkt nach dem Essen, also sehr früh, ging es ins Bett, denn die Nacht sollte nicht nur unruhig, sondern auch kurz werden.