Auf nach Trinidad
29. März 2016 von TiDo

Jeden Morgen auf’s Neue

Mit an Alltag grenzender Regelmäßigkeit fanden wir uns auch heute wieder gegen 8:00 Uhr am Frühstückstisch ein. Durch die größere Anzahl an Gästen, so um die sechs, war es hier etwas anonymer, das Essen aber stand dem der anderen Tage in keiner Weise nach. Wir aßen auch heute artig unser Rührei, das Brot und Obst, bevor es in Richtung des hoffentlich nächsten kubanischen Highlights los ging.

Dörfer und Zuckerrohr

Trinidad war heute unser Ziel, bis dorthin lagen so einige Kilometer an Landstraße vor uns. Die richtige musste jedoch erst einmal gefunden werden, was zunächst ein kleines Problem darstellte. Ausgeschildert waren hier in Matanzas eigentlich nur zwei Orte, Havanna und Varadero. Naja, von Havanna kamen wir gestern und nach Varadero wollten wir nicht. Unsere Straßenkarte ließ zwar zu, auf sie veschüttete Getränke spurenlos zu entfernen, oder sie mit Filzstiften zu beschreiben, leider aber war sie, ausser eben als Tischdeckchen oder Whiteboard, nur fürs Grobe zu gebrauchen. Nach mehreren Runden im östlichen Teil Matanzas fanden wir unter Zuhilfenahme des Auschlussverfahrens letztendlich doch die Straße, welche wir als Einstieg für die heutige Route gewählt hatten.

An dieser Stelle kurz noch ein paar Sätze zu Varadero: Der Ort erstreckt sich über eine langen und recht schmale Halbinsel, besteht weitestgehend aus größeren Hotelanlagen, die sich an einem angeblich sehenswerten Strand aneinanderreihen. Ein eigener internationaler Flughafen sorgt dafür, dass viele Menschen hier Pauschalurlaub auf Kuba genießen können, ohne auch nur ein einziges Mal wirklich etwas vom Land zu sehen.
Generell bestand bei uns kein Interesse, Varadero näher kennen zu lernen, auch wenn ich gestehen muss, dass ich mir so im Vorbeifahren schon ein Bild der Ecke gemacht hätte. Jede Andeutung in diese Richtung wurde aber von Doreen mit einem strikten Nein abgeblockt, worüber ich letztendlich auch überhaupt nicht böse war.

Varadero wortwörtlich links liegen lassend, hatten wir scheinbar die normalen touristischen Pfade erstmal verlassen. Die gut zu erkennenden Autos der Vermietungen waren nun nur noch selten zu sehen. Fernab von Küste, größeren Städten und Fremdenverkehr fanden wir hier eine andere Seite von Kuba. Lange gerade Straßen führten vorbei an endlosen Zuckerrohrfeldern, die hin und wieder nur von Dörfern oder alten, verlassenen Agrarbetrieben unterbrochen wurden. In den Siedlungen drehte sich hier jeder noch nach uns um und die Frage, was man denn hier will, stand ihnen ins Gesicht geschrieben.

Die Straßen diesseits von Havanna machten im allgemeinen etwas mehr her, als die im Westen, so hatte auch der Fahrer etwas mehr von der Landschaft, die sich zugegebenermaßen aber kaum bis gar nicht änderte. Klar, auch beim Cabrioausflug durch die sommerlichen Alpen sind rechts und links immer „nur“ Berge zu sehen, aber der vergleich zu einem Zuckerrohrfeld nach dem anderen hinkt dennoch.
Nachdem wir die Autopista gekreuzt hatten, war dann auch Schluss mit der Landwirtschaft, höchstens das ein oder andere Rindvieh war zu beobachten. Recht schnell passierten wir die Stadt Cienfuegos. Sie stand für einen der folgenden Tage auf dem Plan. Bald schmiegte sich die Straße an die Südküste, welche auf dem restlichen Stück bis Trinidad, schenkt man unserem Reiseführer glauben, ein paar postkartenwürdige Ausblicke und Strandbuchten bereithalten würde. Dieser Satz und das Bildbeispiel seien hier einfach mal so in den Raum gestellt.

Trinidad

Nach der etwas enüchternden Fahrt gingen so langsam, aber sicher, unsere Erwartungen an gelobte Sehenswürdigkeiten etwas zurück. Mit leichten Bedenken also passierten wir das selbstbewusste Ortseingangsmonument von Trinidad.
Den Bussen folgend ging es dann auf einer alter Pflasterstraße zwischen netten bunten Häuschen eine ganze Weile leicht bergauf, bis man an einem Tor gezwungen war, rechts oder links abzubiegen. Links war unsere Wahl und in der Gewissheit, dem Ortskern nicht allzu fern su sein, stellten wir den Chinesen bei der nächsten Gelegenheit ab, um eine erste runde zu gehen und gegebenenfalls gleich eine Bleibe zu organisieren.
Schon nach den ersten paar Metern merkten wir, dass der Ort zwar touristisch sehr erschlossen war, aber dennoch, oder gerade dewegen einen wirklich gemütlichen eindruck machten. Das besagte Tor sorgte dafür, dass im alten Zentrum kaum Autos unterwegs waren und man als Fußgänger sehr entspannt umherbummeln konnte. Uns gefiel es hier!
Bei der Flut an Unterkunftsschildern pickten wir uns einfach wieder eines raus, fragten nach, wurden zu einem anderen Haus geführt, bekamen ein Zimmer gezeigt, sagten zu und hatten ein Bett für die Nacht. Das Haus lag direkt an der markanten Kirche und hatte eine kleine aber feine Dachterrasse. Man fiel aus dem Zimmer und Stand in der Altstadt.
Das große Gepäck ins Zimmer geholt, begaben wir uns auch gleich auf eine ausführliche Runde, durch das mit jeder weiteren Gasse immer bunter werdende Städtchen. Versteckte Plätze und Märkte, Türmchen, alte Häuser und Autos sowie jede Menge Motorräder, die einigen von Euch sicher bekannt vor kommen werden. Die Geschäfte der Einheimischen schienen gute zu laufen, denn wurde man nach Interesse an Zigarren oder Reitausflügen gefragt, geschah das wenig aufdringlich und unaufgeregt. Hier und da ein Getränk, Sonne und schöne Aussichten ließen uns Trinidad genießen.

Nach dem leckeren Burger zum Abendessen, das wir in einem netten und scheinbar recht jungen Restaurant, an dessen Wand wir uns verewigen durften, zu uns genommen hatten, machten wir eine kleine Pause bei uns im Zimmer. Nach Einbruch der Dunkelheit zog es uns allerdings noch einmal ins fröhliche Treiben hinaus. An jeder Ecke und in jedem Hinterhof spielte eine Band, Kellner aus anliegenden Bars bedienten die Menschen, welche ringsum auf den Bordsteinen oder Treppenstufen platzgenommen hatten, Leute tanzten auf der Straße. Ein Tag ging sehr versöhnlich zu Ende!

Stadt hier, Stadt dort
30. März 2016 von TiDo

Na klar, was sonst

Frühstück war gut, wie immer. Nach dem das Gepäck wieder im Auto verstaut war, gingen wir noch eine Runde im schönen Trinidad und wurden dabei Zeuge eines wohl nicht alltäglichen Schauspiels. Offiziell aussehende, in grünen Uniformen gekleidete Personen gingen paarweise von Haus zu Haus. Neben Stiften und Formularen auf einem Klemmbrett trug jeweils einer von beiden auch eine seltsame Maschine mit sich herum. Zu erkennen war ein kleiner Motor und ein dafür eigentlich überdimensionierter Auspuff. Ein Straße weiter konnte man dann zumindest vermuten, was diese Maschine den genau für einen Zweck erfüllt.
Die Anwohner saßen an den Straßenrändern, hatten sogar ihre Haustiere, Vögel, Hunde sowie Hühner neben sich und starrten wartend auf ihre Häuser gegenüber. Aus den Gebäuden waren derweil die tosenden Motorengeräusche der kleinen Höllenmaschinen zu vernehmen. Dazu schien aus jedem undichten Fenster, jedem Türspalt Rauch ins Freie zu drängen. Alles wurde regelrecht ausgeräuchert. War die Prozedur beendet, versahen die Amtspersonen die Haustür mit einem Zettel und begaben sich zum nächsten Objekt.
Später erfragten wir, wofür bzw. wogegen die sogenannte Fumigacion, also die Ausräucherung, denn gut sei. Man informierte uns darauf, dass zur Prävention der Verbreitung des Zika-Virus die übertragenden Moskitos getötet werden sollen. Ahhhhja, klingt plausibel … irgendwie! Okay, manch einer mag nun fragen, ob die Zika-Moskitos ausschließlich in Häusern leben, worauf zumindest wir völlig weltfremden Menschen mit „nein“ antworten würden. Wahrscheinlich reichen die kleinen Knatterkisten mit den großen Auspüffen einfach nur nicht, um den ganzen kubanischen Luftraum zu Entmoskitoisieren.

Stadtstrand

Bevor wir die Gegend in Richtung Cienfuegos verlassen, wollten wir uns natürlich noch die Halbinsel Ancon ansehen, auch wenn wir uns zugegebenermaßen nicht allzu viel davon erwarteten. Wir verfuhren uns also die wenigen mittelmäßig schlecht beschilderten Kilometer bis hin und standen am Ende der Straße mal wieder neben einem riesigen Betonklotz des wohl einzigen sovjetischen Architekten der siebziger Jahre. Mittlerweile immerhin bunt angemalt, wies unser Reiseführer auf die an einen Ozeandampfer angelehnte Gebäudeform hin, was wir für uns mit einem „mmh, spannend“ kommentierten. Der sicher recht vorzeigbare Strand litt jedoch auch hier so sehr unter dieser Kulisse, dass wir einen kleineren, etwas weniger pitturesken, aber dafür viel gemütlicheren und abgelegeneren bevorzugten. Ein zwei Stündchen genossen wir dort die Ruhe und das klare Wasser, der ansonsten wenig interessanten Halbinsel.

Cienfuegos

Etwa eine Stunde Fahrt, entlang der schon im letzten Beitrag erwähnten und gezeigten, postkartentauglichen Strandbuchten, brachte uns nach Cienfuegos. Benannt ist es nach Camilo Cienfuegos, der neben Che Guevara und Fidel Castro die dritte Kraft während der kubanischen Revolution war, benannt ist.
Etwas südlich vom Zentrum der Stadt, die dort als schmale Halbinsel ausläuft, fanden wir bei einem Spaziergang am schönen La Punta auch heute wieder schnell ein Zimmer in guter Umgebung. Der restliche Tagesablauf hielt, genau wie Cienfuegos auch, keine großen Überraschungen bereit. Nach einer kleinen Pause in klimatisierter Luft, begannen wir, auch diese Stadt zu erkunden und merkten schnell, dass uns das Zentrum, natürlich neben den typisch kubanischen Bildern, nur wenig Neues bot.
Den Abend verbrachten wir wieder am La Punta, der uns deutlich besser gefiel. In einem netten Restaurant gab es, neben dem obligatorischen Rummixgetränk und etwas Leckerem, auch ein karibisches Gewitter zum Essen.

Lost Places … abgelegene Orte
31. März 2016 von TiDo

Morgenstund

Frühstück, ja klar, aber vorher 5 km Joggen! Und ganz ehrlich, es war tatsächlich irgendwie entspannend, auch wenn es am Ende ganz schön warm wurde.

Bevor wir Cienfuegos allerdings hinter uns ließen, starteten wir frisch gestärkt noch eine Runde entlang der gerade erwachenden Hauptstraße der Stadt. Läden öffneten ihre Türe bzw. Gitter, Kubaner begannen ihren täglichen Aufgaben nachzugehen, einzukaufen, Verwaltungskram zu erledigen. Es war so einiges los, aber dennoch kam bei niemandem Hektik auf. Die Stimmung war irgendwie gelassener als noch gestern Nachmittag mit all den Touristen, welche die kubanische Gelassenheit generell eher zu stören scheinen.

Schnappschüsse

Raus aus der Stadt, gaben wir der kubanischen Landschaft eine neue Chance, bleibende Eindrücke zu hinterlassen und zumindest im Nachhinein kann man sagen, dass es heute den ein oder anderen Augenblick gab, der dies geschafft hat.
Unterwegs nach Playa Giron durchquerten wir die natürlich landwirtschaftlich geprägte Gemeinde Horquitas und deren kreisrunde Plantagen, wo wir zwischen Bananenpalmen und Sonnenblumen den einen oder anderen schönen, zumindest aber typisch kubanisch wirkenden Moment einfangen konnten.

Playa Giron

Genug vom Gemüse durchfuhren wir nun eher bewaldetes Gebiet, bis die ersten Häuser des Ortes Playa Giron die Straße säumten. Wie der Beiname Playa suggeriert, wird es hier eventuell irgendwo soetwas ähnliches wie einen besandeten Zugang zum Meer geben. Gespannt folgten wir zunächst der typischen Dorfstraße, die unweit vom Wasser an einer T-Kreuzung endete. Die quer zu unsere, also parallel zur Küste verlaufende Straße war vierspurig ausgebaut und erinnerte an eine Art Promenade, sogar ein begrünter Mittelstreifen war vorhanden. Nach rechts war sie allerdings langfristig mit solidem Maschendrahtzaum gesperrt, weshalb wir clevererweise links abbogen. Schaute man nun rechts aus dem Fenster, war schnell zu erkennen, dass wir gerade wieder an einer der hier in Kuba nun scheinbar recht häufigen, völlig verlassenen Ferienanlagen vorbeifuhren. Wir hielten kurz an und ich, Tim, nutze eine der vielen Lücken im Zaun und lief eine kleine Runde über das Areal. Verwahrloste Bungalows zwischen Kokospalmen zogen sich auf etwa 600 m entlang des eigentlich ganz netten Strandes und eines befestigten Uferweges an den felsigen Abschnitten. Rätselhaft, was genau bei solchen Objekten zu diesem Ende führte.
Am Ende der Anlage gab es den kurzen, sozusagen öffentlichen Rest des Strandes, an dem sich einige wenige Touristen die Sonne auf den Bauch schienen ließen. Neugierig, was denn noch käme, verließen wir Playa Giron in Richtung Osten und folgten der Straße. Die Küste war meist scharfkantig felsig, badefreundliches Gelände war kaum zu finden. Wir erreichten eine Art Seebad, welche das ruhige Wasser des ganz natürlich vom Meer abgeschnittenen Beckens nutze, um mit einer Bar, ein paar Liegen und Schirmchen sowie einem Zaun ringsrum, eine kleine Attraktion aufzuziehen. Ja, es sah durchaus gemütlich aus, aber Eintritt wollten wir dann dafür doch nicht zahlen. Auf der Fahrt zurück nach Playa Giron fanden wir dann eine kleine Bucht. Zwar war der Strand nur etwa 25 m breit, dafür aber gehörte dieser für den Moment uns ganz allein.

Farbe im Leben

Am Rande der bekannten Schweinebucht waren wir nun unterwegs nach Playa Larga. Das Ufer war immernoch felsig und oft eher unwegsam, was angesichts des ab und zu durch die Bäume blitzenden Blaus des Wassers etwas schade war. Wir überfuhren gerade eine Brücke, als sich der Blick einmal etwas mehr öffnete und uns diese unvergleichlich lebendige Farbe ins Auge stach. Auch schien hier eine Art Einstieg oder alte Anlegestelle an den Stein betoniert zu sein, was wir uns natürlich genauer ansehen wollten. Also Rückwärtsgang rein, ein Stück zurück und den Pfad bis zum Ende gefahren, schon standen wir mit heruntergeklappter Kinnlade am Wasser.
Durch den fehlenden Sand war das Wasser glasklar, zur Farbe fehlen mir nach wie vor die Worte. Eine alte, verrostete Leiter führte an der Böschung hinunter. Eine bessere Einladung gab es nicht. Es war einfach unbeschreiblich … und definitv einer DER Momente des Urlaubs!

Auf dem weiteren Weg nach Playa Larga wurden wir noch mit einer etwas skurilen Situation konfrontiert. Auf einem Abschnitt der Strecke beschnitten Arbeiter die Vegetation rechts und links der Straße. An sich nichts Aussergewöhnliches. Merkten die Leute aber, dass sich ein Fahrzeug näherte, sprangen und rannten sie auf die Straße, stellten sich teilweise regelrecht in den Weg und bettelten nach Wasser?!? Keine Frage, es war äußerst heiß, aber dennoch komisch, dass sie dort scheinbar nicht ausreichend versorgt waren. Da wir allerdings auch nur noch Reste bei uns hatten, hielten wir gar nicht erst an. Zugegeben, auch etwas Misstrauen war dabei.

Playa Larga

Das Dorf Playa Larga lag am Ende der länglichen Schweinebucht und hatte sich über die Zeit zu einem Touristenörtchen gemaußert. Ab dem Ortseingangsschild war die Straße wieder ausladend weit ausgebaut. Auf dem auch hier vorhandenen Mittelstreifen bewarben zu Werbeschildern umfunktionierte Segelboote Restaurants oder Unterkünfte, wobei einige von denen, zumindest im Vorbeifahren, an die schon mehrfach beschriebenen Ferienanlagen erinnerten.
An der Hauptkreuzung, im Prinzip ein Kreisverkehr, geschmückt mit einem alten russischen Panzer, warteten jede Menge Kubaner auf einen Bus oder eine Mitfahrgelegenheit in die nächsten Orte, generell aber waren recht viele Urlauber unter den Passanten. Heute fuhren wir wieder eine konkrete Casa an, welche bereits telefonisch von unserer Gastgeberin in Cienfuegos angerufen wurde. Die Dame hier wusste Bescheid und schickte uns zu einer weiteren Unterkunft um die Ecke, die uns bereits erwartete. Die kleine Herberge lag in erster Reihe zum Meer und hatte hinten eine nette Gartenterrasse mit Blick. Nach dem Ausladen, nahmen wir dort in zwei der vielen Schaukelstühle platz und kamen recht schnell mit einer reiselustigen und sehr sympathischen Deutschen ins Gespräch. Sie war schon an vielen Flecken der Welt unterwegs gewesen und somit hatte man schnell eine gemeinsame Basis und viele Themen. Bei Mojito und Pina Colada haben wir den restlichen Nachmittag gemütlich verquatscht.
Auch zum Abendessen verließen wir die Casa nicht mehr. Auf Wunsch bereitete ein netter Koch Gerichte, zumindest im Rahmen der Möglichkeiten. Ich hatte leckeren Fisch und Doreen traute sich sogar an den Hummer, von dem, außer der Schale, tatsächlich nix übrig blieb. Bei einem Verdauungsspaziergang drehten wir eine kleine Runde durch das Dorf. Allzu viel war aber nicht mehr los und so ging es heute nicht sooo spät ins Bett.

Mmh, und nun?
1. April 2016 von TiDo

Morgens schon ein Wrack

Noch vor dem Frühstück liefen wir ein Stück den Strand hinunter. So ein bisschen suchten wir ein Schiffswrack, dass auf einigen Bildern der Ecke hier abgebildet war. Da es eigentlich nur hier an diesem Abschnitt sein konnte, wir aber nichts gefunden hatten, waren wir recht überzeugt davon, es sei so nicht mehr da. Zurück an der Casa wartete schon der gedeckte Tisch auf uns, natürlich draußen auf der Terrasse und mit Blick aufs Meer.
Wie gewohnt verstauten wir nach dem Essen so langsam unseren Krempel im Geely. Gestern noch hatten wir am südlichen Ortseingang einen großen Parkplatz gesehen, den wir als erstes ansteuerten. Irgendwas musste hier ja zu sehen sein!? Vielleicht doch ein Wrack? Wir spazierten auch hier entlang des recht vermüllten Ufers und falls das Schiff nicht gerade aus Coladosen bestand, deutete dort nix auf ein solches hin. Darüberhinaus gab es, ehrlich gesagt, auch so nichts spannendes zu entdecken.

Zurück am Geely, stiegen wir ein, schauten uns an und fragten uns „Und nun?“. Die ursprünglich mal angedachte Autorunde in Kuba wäre mit der Etappe von Playa Larga nach Havanna abgeschlossen, aber wir haben das Auto doch noch bis übermorgen Nachmittag. Wodurch der große Puffer entstanden war, ist klar. Außer in Vinales, wo ein Tag länger sicher angebracht gewesen wäre, hat es uns einfach nirgendwo wirklich gehalten und nun sind eben zwei Tage übrig. Wir nahmen uns die Tischdeckchen her und schauten, welche zusätzlichen Ziele man noch einbauen könnte. Dabei rückte die Stadt Santa Clara bzw. die Küste etwa eine Autostunde nördlich dieser Stadt in den Fokus. Nun gut, wir wollten es versuchen und fuhren los.

Alte Zweitheimat

Zunächst mussten ein paar Kilometer Landstraße absolviert werden, bis es auf der Autopista bis Santa Clara weiter gehen konnte. Auf einem Platz versammelten sich auffallend viele Touristenbusse. Eine Krokodilfarm war wohl Grund für die starke Frequentierung. Da wir aber schon mehrfach gelesen hatten, dass die Zuchtmethoden sehr zweifelhaft sein sollen, mieden wir diese Einrichtung.
Ein paar Kilometer weiter allerdings fühlten wir uns dann kurz wie Zuhause. Ein Dorf, benannt nach unserem Lieblingskontinent. Ja, es lässt einen nie wieder los, und das ist gar nicht schlimm!

Kurz darauf erreichten wir auch schon die Schnellstraße, oder sagen wir besser der Weg mit den vielen angedeuteten Fahrbahnen. Auf diesem waren die knapp 150 km bis Santa Clara brauchbar zügig absolviert.

Santa Clara

Unterwegs hatte Doreen noch ein wenig in unserem bewährten Reiseführer geblättert und so einiges Gutes zum recht großen Santa Clara gefunden. Was das aber genau war, ist uns irgendwie entfallen.
Wir hatten recht schnell einen Parkplatz in Zentrumsnähe gefunden und schauten uns erst einmal etwas um. Nur zwei Blocks weiter standen wir auch schon mitten auf dem in vielen Beschreibungen so hochgelobten Parque Leoncio Vidal, der ersten Adresse am … ähm … Platz. Da waren wir nun und, wie soll ich sagen, wir hatten einfach keinen richtigen Bock mehr auf Städte, auf zerfallene Häuser und Straßen, die nur durch einen kontrolliert sterbenden Oldtimer Charisma verbreiten, auf Typen in Fahrradrikschas sowie Taxen, die einen alle 15 s anpfeifen und irgendwohin befördern wollen, auf zwielichtige Leute, die einem aus der Hand Zigarren verkaufen oder bündelweise Geld wechseln wollen. Die Lösung war, ganz klar, Flucht. Mit dem Chinesen ging es also in Richtung Norden aus der Stadt raus, in der Hoffnung, auf dem Land bzw. an der Küste ein halbwegs überzeugendes Plätzchen für uns zu finden.
Mittlerweile etwa 50 km nördlich von Santa Clara verflog jedoch auch diese Hoffnung recht schnell wieder. Zuckerrohrfelder und entsprechend verarbeitende Industrie, wohin das Auge reichte, keine Unterkünfte in den Ortschaften und zu guter Letzt auch noch kein geeigneter Sprit an den wenigen Tankstellen. Spätestens jetzt wussten wir, dass heute nicht unser Tag ist.
Wir hatten ein regelrechtes Tief und damit etwas, dass wir so auf noch keiner, wirklich gar keiner unserer Reisen bisher erlebt hatten. Schweigend fuhren wir zurück nach Santa Clara. Alternativen gab es keine, denn jede andere Richtung hätte uns womöglich noch weiter von einer irgendwann notwendigen, gut sortierten Tankstelle weggeführt.
Am frühen Abend zurück in der soooo geliebten Stadt, nahm der Chinese an identischer Stelle wie schon nachmittags Platz. Die Tür direkt neben ihm führte nach 10 min zum Zimmer für die Nacht.

Wir kühlten etwas ab, kamen ein wenig runter und begannen, wieder nach vorn zu blicken. Ein wirklich notwendiges Getränk und Hunger bewegten uns zu einer weiteren Runde.
Um nicht ewig suchen zu müssen, entschieden wir uns für eine Art Pizzeria. Wir bestellten zwei Softdrinks, aber nur eine Pizza, da wir dem Braten irgendwie nicht trauten. Zurecht! Wir beobachteten während des Wartens eine Kellnerin dabei, wie sie aus einem Seiteneingang des Restaurants herauskam und die Straße hinablief. Nach mehreren Minuten kam sie wieder, in der Hand eine kleine Kiste, aus der unsere sowie die Getränke vom Nachbartisch herausschauten. Nun waren wir natürlich gespannt, woher die unser Essen holen. Wir können nur so viel sagen, die Pizza kam nicht aus der Richtung, die wir einsehen konnten. So oder so, sie war insgesamt tatsächlich ganz schön schlecht. Schwamm drüber, es passte einfach zum bisherigen Tag. An einem der kleinen Straßenimbisse, die hier übrigens sehr verbreitet und die Anlaufstelle für hungrige Einheimische sind, erstanden wir dann noch eine wirklich ganz leckere Pizza, die umgerechnet gerade mal 0.50€ gekostet hat. Geht doch!
Zum Verdauen liefen wir noch etwas durch die Straßen und beobachteten das Leuchten am Horizont, bevor wir in eine leere, aber gemütliche Bar einkehrten und uns vom symphatischen Keeper zwei gute Mojitos basteln ließen. Naja, mal sehen, was morgen so kommt!?

Chinese platt gemacht
2. April 2016 von TiDo

Bye bye Santa Clara

Im etwa 4,5 m hohen Vorraum unseres Zimmers, der einen mit seiner Einrichtung und dem lamellenartig angeordneten, gläsernen Raumteiler in die 70er Jahre zurückversetzte, wartete schon ein reich gedeckter Frühstückstisch auf uns. Es machte den Eindruck, als erwartete man 6 Personen oder mehr zum Essen, aber nein, es war alles für uns.
Anschliessend liessen wir aber nicht mehr viel Zeit verstreichen und brachen auf. Wir hatten uns schon am Vorabend darauf geeinigt, die Runde heute, trotz des verbleibenden Tages mit Auto, in Havanna zu beenden. Zunächst stand noch das leidige Thema von gestern auf dem Plan: Benzin. Das war hier in der Stadt jedoch zum Glück etwas einfacher, als noch gestern auf dem Lande. Nach eineinhalb Zentrumsumrundungen entschieden wir uns für eine Tankstelle. Beim Tankwart im Häuschen gab man an, wie viel Geld man in Sprit umwandeln wollte, danach ging es an die Säule. Rüssel rein und laufen lassen, bis es automatisch beim gewählten Betrag stoppt. Gut schätzen hilft da beim Volltanken erheblich weiter und ich lag dieses Mal nur knapp einen Liter daneben. Daneben bedeutete in diesem Falle allerdings, dass dieser eine Liter nicht mehr hinein passte und letztendlich daneben floss. Erfolg war hier, dass die Hose nichts abbekam. Deckel drauf und weg!
Routiniert und ohne Verfahrer war der Weg zur Autopista schnell gefunden. Mit Santa Clara im Rücken und den letzten 270 km vor uns entglitt mir dann der Satz „Und nun kann uns nichts mehr aufhalten!“. Ungelogen, keine 5 Sekunden später belehrte mich ein leicht kratzendes Geräusch hinten rechts eines Besseren. Auch wenn das Fahrverhalten des Geely unverändert blieb, parkten wir den Chinakohl da, wo er eigentlich hingehört, am grünen Randstreifen des 6-spurigen Feldweges. Wir stiegen aus und Doreen meinte recht schnell, DER wäre platt …

Naja, das bei der Autoübernahme zum Glück von mir geprüfte Ersatzrad war schnell angeflanscht und es konnte weitergehen. Leicht ironisch begann ich erneut den Satz „Und nun kann uns nichts..“, Doreen aber unterbrach mich sofort und meinte mit sehr sehr ernstem Gesicht, ich solle es nicht sagen!
Ich folgte und vielleicht auch darum erreichten wir keine 3 h später die Hauptstadt.

Einige Gesichter Havannas

Nach einer unaufgeregten Fahrt mit einer Eispause und natürlich etwas Bammel vor einem weiteren Reifenschaden erreichten wir Havanna, wo wir direkt erst einmal das Hostel ansteuerten, welches uns schon für die erste Nacht ein Zimmer vermittelt hatte. Mit Leichtigkeit standen wir so keine 20 min später vor einem Bett für die nächsten beiden Nächte.
Bevor wir die Möhre aus Fernost wieder der Vermietung übergaben, nutzen wir sie noch für eine letzte kleine Fahrt. Etwas zu weit für einen Spaziergang besuchten wir den Plaza de la Revolución, einer Art Gedenkplatz zu Ehren einiger Staatshelden, voran Jose Marti, aber auch Che Guevara und Camilo Cienfuegos. Die Sonne brannte auf die riesiege betonierte Fläche und somit strahlte von überall die Hitze.
Nun aber ging es vom Platz der Revolution zum Museum der Revolution, genau eben das Museum, welches schon einen Tag lang unsere ziemlich geteilte Aufmerksamkeit bekam. Der Geely war abgestellt, Doreen nahm erneut vor dem Gebäude Platz und ich suchte das Büro der Vermietung auf. Völlig überraschend wartete niemand vor oder in dem kleinen Raum, nur ein einsamer Mitarbeiter füllte Formulare aus. Gemeinsam gingen wir raus zum Boliden, er prüfte Tankfüll- und Kilometerstand, ich verschwieg das plat.. und kein halbes Kapitel später konnte Doreen ihr Buch wieder zuschlagen.

Ein Altstadtrundgang sollte den Tag soweit abschließen, dieser brachte allerdings auch die ein oder andere Erfahrung mit sich. Eine davon läßt sich recht leicht verallgemeinern: Wenn Dich in Havanna jemand von sich aus und ohne ersichtlichen Grund anspricht, dann möchte er letztendlich Geld von Dir! Eventuell werden nun einige aufschreien und sagen, man könne doch nicht alle über einen Kamm scheren. Nun, prinzipiell wollen wir das auch nicht, aber unsere Erfahrungen hier in Havanna haben uns das genau so gelehrt.
Um die Sache noch kurz zu erläutern, ein Beispiel: Man läuft gemütlich durch die Altstadt und wird immer, egal ob mit oder ohne Kamera um den Hals, als Tourist wahrgenommen. Somit ist man potenzieller Geldherumträger und wird im Vorbeigehen einfach mal angesprochen, wobei nach dem englischen „Wie geht’s?“ grundsätzliche die Frage „Wo kommst Du her?“ folgt. Antwortet man entsprechend, packen diese Personen sofort ein paar Sätze in der jeweiligen Landessprache aus und behaupten, den ein oder anderen Bruder oder irgendeine Cousine in der Hauptstadt des jeweils genannten Landes zu haben. Dem ersten glaubt man das noch, wenn auch leicht zweifelnd. Trifft man den ersten aber zwei Tage später wieder, behauptet testend, man wäre aus Schweden, und dieser hat dann plötzlich Brüder in Stockholm, wird aus dem Zweifel schnell eine Sicherheit und somit eine Erkenntnis. Wie auch immer, nach dem oberflächlichen Aufbau einer Verbindung, versucht die Person einem dann vermeindliche Tipps für gute Restaurants, Bars oder Hinterhofzigarrenverkäufer zu geben und möchte einen auch gleich dorthin begleiten.
Auf den Ersten, so muss ich zugeben, bin ich bzw. sind wir noch reingefallen. Er wollte uns zeigen, in welcher Bar gerade der Pianist vom Buena Vista Social Club spielt, führte uns hin und nahm mit uns am Tisch Platz und begann bei einem Cocktail zu erklären, dass er für seine Familie sorgen müsse und das am besten könne, wenn er uns Zigarren verkauft. Ich war durch den Reiseführer informiert, dass auf der Straße für gewöhnlich minderwertige oder fehlerhafte Ware verkauft wird, da ich aber nicht rauche und die Zigarren nur als Souvenir brauchte, meinte ich, er solle mal ein paar zeigen. Er brachte welche an, wir verhandelten über den Preis, wurden uns einig und das Ergebnis steht mittlerweile gerahmt im Regal. Nun verlangten wir die Rechnung, die Bedienung brachte für die 3 Cocktails eine gemeinsame Rechnung von umgerechnet knapp 30 EUR. Generell geschockt sagte ich, wir zahlen getrennt, worauf unser
bester Freund plötzlich gar kein Geld mehr dabei hatte. Er behauptete sogar, wir hätten ihn eingeladen. Nun wurde ich wirklich sauer, meinte noch einmal zur Bedienung, dass ich nur meine beiden Getränke bezahle, was die Bedienung nicht akzeptieren wollte. Die Diskussion begann und endete mit mir als Verlierer und Gewinner, da ich seinen Drink zwar bezahlt habe, mir soetwas aber nie wieder passieren wird. Also merkt Euch: Der schräg aussehende dunkle Typ mit MEINEM Cocktail in der Hand ganz rechts auf dem Dreierselfie ist ein cleveres Arschloch, der Typ mit der Mütze links auf demselben Bild war ein Blödmann!
Übrigens, der Pianist vom Buena Vista Social Club war tatsächlich dort und spielte kostenfrei. Allerdings wurden deshalb die üblichen Cocktailpreise verdoppelt.

In Gesprächen mit ehrlichen Einheimischen, dem überwiegenden Teil der Leute, erfuhren wir, dass die Polizei in Kuba das Wort eines Touristen immer über das eines Kubaners stellt. Behauptet man als Urlauber also, man wurde von einer konkreten Person bestohlen, wandert die erstmal so ohne Weiteres in den Bau. Aus diesem Grund quatschen die zwielichtigen Gestallten einem das Geld lieber aus den Taschen und damit ist echter Diebstahl recht unüblich hier. Wieder was gelernt!

Am Abend mischten wir uns noch für ein Stündchen ins bunte Treiben auf dem Malecon, der schon kurz erwähnten, berühmten Uferpromenade von Havanna. Viele Kubaner und ein paar Reisende in Unterzahl verbrachten hier mit selbstversorgten Rum-Mixgetänken und Freunden ihren Feierabend. Die Stimmung war ausgelassen sowie freundlich, und das meine ich nicht im Sinne des freundlich vom Nachmittag!