Bye bye Meer, hallo mehr Canyons
4. November 2014 von TiDo

… falsch, ausgeschlafen

Kein Wecker, kein Sonnenaufgang. Die Nacht war unruhig, sehr kühl und recht windig, das Windrad pfiff fast pausenlos. Die Wassertropfen standen an den Zeltdecken und alle waren recht froh, als die Sonne hoch genug stand, um alles zu trocknen und uns zu wärmen, während wir langsam aus unseren Schlafsäcken krochen.

Damit das Windrad die Batterien nicht umsonst die ganze Nacht lang geladen hat, nutzten wir die Steckdose am Platz, um all unsere Geräte frisch zu befeuern.
Während die Zelte und Schlafsäcke trockneten, holten wir alle Stühle aus dem Schatten und frühstückten ,wie immer, gemütlich. Schon am Abend zuvor in den Zelten bemerkten wir, dass das drahtlose Netzwerk der Lodge bis hierher rüberschwappte und so nutzen wir natürlich auch heute morgen die Möglichkeit, die eine oder andere Nachricht nach Hause zu senden bzw. ein oder zwei Bilder in den sozialen Netzwerken zur Schau zu stellen.
Natürlich wurden im Anschluss auch die hervorragenden sanitären Anlagen genutzt, bevor wir uns gegen 11 Uhr so langsam vom rauen und kargen Cape Cross verabschiedeten.

„Straßen? Wo wir hinfahren, brauchen wir keine Straßen!“ … oder doch?

Unsere heutige Route führte zunächst entlang des afrikanischen Küstenabschnitts, der bekannt für seine vielen Funde an Fisch- und Walskeletten ist und darum den Namen Skeleton Coast trägt.
Nach wenigen Kilometern Schotterstraße hatten wir schon so einige Abfahrten, naja eigentlich eher Sandpfade, in Richtung Strand hinter uns gelassen, so dass wir uns dann auch entschlossen, ein bisschen näher am Wasser zu fahren. Ich verzichtete zunächst auf das Ablassen von Luft, was vor dem Fahren auf Sand üblicherweise gemacht wird, um die Auflagefläche der Reifen auf Sand zu vergrößern und somit ein tieferes Einsinken zu verhindern. Eine Weile ging das auch recht gut.

Bei der Querung vom nassen Sand direkt am Wasser hinauf zu einer Fahrspur direkt neben den leichtbewachsenen kleinen Dünen allerdings zollten wir bzw. unser schweres Heck dem Sand Tribut … nichts ging mehr!

Ganz klar, es hieß Ruhe bewahren. Ein bisschen Erfahrung machte das natürlich etwas leichter und so blieben einige ruhig, andere aber noch ruhiger. 😉
Schaufel hatten wir natürlich dabei, ebenfalls ein Paar Sandmatten, die unter die Räder in den Sand gelegt eine platzsparende Alternative zu den bekannten Sandblechen darstellen soll. Wir können nun sagen … SIE SIND ES NICHT! Nach mehreren ziemlich vergeblichen Versuchen mit den Matten schmissen wir diese enttäuscht zu Seite und konzentrierten uns aufs Schaufeln, was aber nur wenig Raumgewinn als Ergebnis vorzeigen ließ.
Zunächst den Aufwand des Wiederaufpumpen scheuend, brachen wir dann das Geschaufel und Gebuddel ab und halbierten den Reifendruck. Bereits der erste Versuch befreite uns aus der misslichen Lage, an diesem schönen, sonnigen, endlosen und einsamen Strand am Atlantik festzusitzen.
Zur Belohnung gönnte ich mir ein erfrischendes kurzes Bad in der starken Brandung, während die anderen in den Dünen jede Menge der besagten Knochen und Skelettteile ausfindig machten.
Da es Aufgrund der verlorenen Zeit nun wieder auf die richtige Piste gehen sollte, hieß es nun noch, die Reifen wieder auf Straßendruck zu bringen, wobei der kleine Kompressor hinter den Rücksitzen die meiste Arbeit zu erledigen hatte. Als dann das Auto und wir alle wieder Abfahrbereit waren, ging es weiter.

Abschied von der Küste, endgültig

Es dauerte nicht lang bis wir das Tor, sozusagen den offiziellen Eingang zur Skeleton Coast bzw. dem gleichnamigen Nationalpark erreichten. Wie hier in diesen Parks und Reservaten üblich, trugen wir uns in ein großes Buch handschriftlich ein, welches irgendwann mit den Büchern an den anderen Ein- und Ausgängen verglichen, die Vermissten bzw. die Verluste der Strecke aufzeigen könnte.
Links das Meer, eine sehr gute Piste und super Wetter, so sah es zunächst hinter dem Tor aus.
Eine Detail ändert sich aber, nämlich das Wetter. Der Himmel wechselte schnell aber fließend zu einen bräunlichen Farbton und die Sicht nahm drastich ab, vor allem in den 50 Zentimetern über dem Boden. Der starke Wind bließ aus Richtung mehr Sandschwaden über das ebene Land, es wirkte ein wenig so, als würde das Land fließen.

Die Stimmung der Bedingungen ausserhalb des Autos war befremdlich, aber sehr interessant. Es vielen Vergleiche mit Marslandschaften oder anderen, ähnlich abstrakt wirkenden Gegenden.
Es wurde Zeit, uns zumindest für diesen Urlaub endgültig vom Atlantik, den wir ja nun schon etwa eine halbe Stunde nicht mehr sehen konnten, zu verabschieden und wieder nach Osten ins Landesinnere abzubiegen. Kaum über eine der ersten Anhöhen gefahren, verschwand der Sandsturm und gab wieder den Blick auf die langen geraden namibianischen Straßen frei.

Am Ausgang des Skeleton Coast Nationalparks trugen wir uns erneut in ein großes Buch ein. Keine Verluste also durch uns, FALLS die Parkangestellten jemals die Bücher abgleichen sollten. 😉
Direkt hinter dem Tor, dass mitten im Nirgendwo lag und am Tag vermutlich nicht mehr als ein Dutzend Fahrzeuge sieht, fiel Doreen ein sogenanntes Craft Center auf. Dieses Handwerkszentrum bot Halsketten mit steinernen Anhängern an.
Nach dem wir einer kleinen Reisegruppe, die gerade versuchte, technische Probleme zu beheben, mit etwas von unserem Panzertape, das wir NATÜRLICH dabei hatten, das Leben retteten, setzten wir unsere Fahrt fort.

Themenwechsel

Die Vegetation nahm mit jedem Kilometer Stück für Stück zu. Es war nun nicht mehr weit bis zu unserem heutigen Ziel, der Grotberg Lodge. Zuvor aber stoppten wir noch an einem Schild, dass einen Themenwechsel in unserer Reise einleiten sollte. Ab jetzt stünde nun erstmal nicht mehr die weiten Landschaften, die felsigen Hügelketten oder das Meer im Mittelpunkt, sondern die tierischen Attraktionen des schwarzen Kontinents, Oryx ausgenommen. Wir sind gespannt!

Am Grootberg Canyon

Kaum im Elefanten Gebiet angekommen, erreichten wir ein weiteres Tor am heuten Tag. Ja gut, eigentlich war es nur ein Schlagbaum, aber immerhin. Ein olivgrün-gekleideter Mann kam Alpina-weiß-grinsend auf uns zu und hieß uns mit Handschlag herzlich willkommen am Gate zur Zufahrt zur Grootberg Lodge, also eigentlich noch nirgendwo. 😉 Er prüfte unsere Namen auf seiner Liste und meinte anschließend, dass wir bereits erwartet werden.
Von den Informationen im Reiseführer ausgehend, wollten wir gerade beginnen, unsere Sachen zu packen, da es hieß, man könne nicht selbst bis zur Lodge fahren. Dies schien allerdings nur für PKW-Fahrer zu gelten, denn der nette Pförtner meinte gleich, dass er uns ein Shuttle kommen lassen würde, wir aber mit diesem unseren Auto auch gern selbst direkt bis zum Parkplatz vor der Unterkunft fahren dürften. Er empfohl uns den ersten Gang mit Geländeruntersetzung zu nutzen, öffnete uns die Schranke und verabschiedete uns winkend und unentwegt grinsend bis morgen.

Wir fuhren los und merkten auch recht schnell, warum hier nicht jeder fahren darf bzw. kann, denn die Steigung betrug im Durchschnitt zwischen 30 und 40%, steil bergauf sozusagen. Nach ein paar Höhenmetern konnten wir dann einen Blick auf den ersten kleinen Teil der morgigen Etappe werfen … aber gut, erst mal weiter zur Lodge.
Wie auch schon am Fish River Canyon empfing uns eine ebenso freundliche Dame direkt auf dem Parkplatz und führte uns ins Hauptgebäude, in dem uns „homemade“, also hausgemachter Eistee mit Honig gereicht wurde.
Bei unserer Buchung voll belegt, hatten wir „nur“ eine Familienhütte bekommen, auf Anfrage aber waren doch noch zwei Doppelbett-Hütten frei, die wir natürlich nahmen. Nach den Formalitäten bezogen wir also paarweise jeweils eines, der wirklich liebevoll gestalteten kleinen Häuschen am Canyonrand, erneut mit Blick in die Weite.

Unter dem strohgedeckten Dach fanden wir einen großen offenen Raum, ein großes Bett inklusive Bettwäsche in Dschungeloptik und die Bilder an den Wänden zeigten Löwen, Elefanten und traditionelle Einheimische.

Bevor es auch heute für uns zum 3-Gänge-Menü ging, war Entspannung angesagt. Das Haupthaus bot dafür einen schicken Pool und ringsherum Sessel und Liegen, die alle dazu einluden den hier überall inklusiven Aussicht in den Grootberg Canyon zu genießen. Zwar war gerade keine Spitzmaulnashornsaison, aber auch ohne die war die Schlucht in der abendlichen Sonne jeden Blick wert.
Auch das Abendessen konnte sich natürlich sehen lassen. Nur soviel, außer für Stefanie gab es wieder Fleisch, am Ende ein sehr leckeres Dessert und den einen oder anderen Drink. Auf den wenigen Meter bis zu unseren Hütten wurden wir von Angestellten mit Lampen begleitet, denn in den letzten Tagen wurden vermehrt Löwenspuren auf den Wegen entdeckt … na gute Nacht! 🙂