Franz-Josef von oben
Heute war Gletschertag, da wir im Verlauf unseres Weges die beiden bekanntesten Gletscher Neuseelands sehen würden. Wie folgen also weiter dem Highway 6 in südlicher Richtung, zunächst bis zu einer Brücke nahe des Ortes Whataroa. Wir stoppten da, der überfahrene Fluß die tolle Farbe von Gletscherwasser zeigte. Während wir ein paar Fotos machten, kam ein Mann auf uns zu und sprach uns an. Wir waren natürlich etwas misstrauisch, hörten und aber an, was er zu erzählen hatte. Er erkundigte sich nach unserem Befinden und kam im weiteren Gespräch dann recht schnell zum Punkt und fragte, ob wir denn eventuell Interesse an einem Hubschrauberrundflug zum Franz-Josef-Gletscher hätten. Wir vier schauten uns kurz an und machten das ganz unverbindlich abhängig vom Preis und was wir dafür geboten bekämen. Er machte weiter sehr überzeugendes Marketing, telefoniert kurz mit seinem Chef und erklärte uns anhand einer Karte und eines Flyers, warum es von großem Vorteil sei, schon von hier und nicht erst aus dem Eigentlich Touristenort einen Rundflug zu starten. Das Angebot klang insgesamt überzeugend und nicht alle von uns einen Rundflug auf der To-Do-Liste hatten, fuhren wir bis zum Parkplatz neben der Landewiese etwa 300m Flußaufwärts. Dort trafen wir auf Kevin, dem stämmigen Chef des Unternehmens, der nun geschickt auch die letzte Zweifel auszuräumen vermochte. Ergebnis war ein 40 minütiger Rundflug inklusive Landung auf dem Gletscher. Wir waren sehr sehr gespannt.
Etwa eine Dreiviertelstunde später fanden sich wir vier und zwei weitere deutsche Gäste am kleinen Tor vor dem Landeplatz ein, wo gerade der Hubschrauber gelandet war. Die aussteigenden Passagiere sahen sehr zufrieden aus und bedankten sich überschwänglich beim sehr symphatisch wirkenden Piloten. Das beruhigte uns in dem Moment sehr. Nach wenigen Minuten ging es dann los, uns wurden die Plätze zugewiesen. Die schmalen Mädels nahmen dabei vorn neben dem Piloten Platz, die verbleibenden vier Herren auf der Rückbank. Kopfhörer aufgesetzt, kurze Vorstellung sowie Belehrung durch den Piloten und schon ging es los.
Schon wenige Sekunden nach dem Abheben merkte man, es wird einmalig! Leicht schaukelnd schwebten wir über den Fluss in Richtung schneebedeckter Berge, während der Pilot uns sympathisch murmelnd das ein oder andere über die Gegend erzählte. Nach etwa 15 Minuten, die sich allerdings länger anfühlten, setzte der Pilot zur Landung an und parkte kurz darauf den Luftquirl ganz sanft in den Schnee. Da die Eindrücke wirklich schwer zu beschreiben sind, verweise ich einfach auf die Bilder und hoffe, dass rüberkommt, was diese Attraktion zu biete hatte. Jedenfalls war es einfach cool mit Flip-Flops im Schnee.
Rückzu nahmen wir eine völlig andere Route, wie es sich eben für einen Rundflug gehört. Wir flogen zunächst direkt über Franz-Josefs Zunge und bogen dann in ein benachbartes Tal ab. Dort wurde es von jetzt auf gleich wettertechnisch sehr interessant. Gerade noch sonnig flogen wir direkt in eine dicke fette Wolke. Turbulenzen begleitet von Regen und Hagel sorgten vor allem auf den vorderen Plätzen nicht gerade für Euphorie. Aber so schnell wie es kam, war das ganze auch wieder verschwunden und der Anflug zum Landeplatz war wieder gaaaanz ruhig und geschmeidig. Und so wie es aussah, waren alle sehr glücklich … nicht weil es vorbei, sondern weil es einfach geil war!
Gletscher von unten
Nun waren wir die knapp 30km bis zum Ort Franz-Josef-Gletscher gefahren und hatten vor, den etwa halbstündigen Walk zur Gletscherzunge in Angriff zu nehmen. Allerdings regnete es noch als wir am Parkplatz ankamen. Wir gaben uns noch ein bisschen Bedenkzeit, die wir für einen kleinen Mittagssnack nutzten. Während wir unsere Schnitten aßen, verzog sich der Regen aber recht schnell und erübrigte so eine Entscheidung. Wir liefen also los.
Den ganzen Weg entlang, vorbei an Wasserfällen und Schotterfeldern, hatte man Blick auf den weiter hinten im Tal liegen Gletscher. Als der Weg aber ein Ende fand und man immernoch etwa 500m vom Eis entfernt war, hatten zumindest Doreen und ich schon einen kleinen Klos im Hals. Der Pfad endete an der selben Stelle, wie schon vor 7 Jahren. Damals aber stand man direkt neben dem Gletschertor, konnte die Kälte des Eises spühren, es fast berühren. Und nun … alles in weiter Ferne!
Zu unserem Camp für die kommende Nacht führte eine etwa 20 km lange, staubige Piste durch dichten Wald bis kurz vor die Küste. Es war verheißungsvoll, denn obwohl wir das Wasser noch nicht sehen konnten, war die Brandung ziemlich deutlich zu hören. Nach dem die Autos akkurat geparkt waren, schnappten wir uns Stühle und Getränke und liefen die letzten 100 Meter und erkannten schnell, warum es hier lauter schien, als an anderen Stränden. Nicht ganz faustgroße rundgeschliffene Schottersteine ersetzten am Gillespies Beach komplett den Sand und bildeten bei stärkerem Seegang die Basis für eine coole Soundkulisse.
Wir genossen den Abend sehr. Zum Sonnenuntergang fanden sich fast alle Gäste des Camps in Wassernähe ein um gemütlich und ruhig dem Schauspiel beizuwohnen. So wie der ganze Tag, einfach gut!
Spaziergang am See
Bei strahlendem Sonnenschein begann unser Tag, allerdings war es durch das schon recht rege Gewusel im Camp recht staubig und so packten wir unsere sieben Sachen und fuhren ein paar Kilometer zurück zum Lake Matheson . Hier frühstückten wir erst einmal, bevor es dann auf den Pfad rundum den See ging. Wenn man hier einen absolut windstillen Tag erwischt, gibt es ein paar Stellen am Ufer, an denen das Wasser dann die im Hintergrund liegende Bergkulisse klar wir ein Spiegel reflektiert. Ganz sooo viel Glück hatten wir dann aber doch nicht, wobei es auch so sehr schöne Perspektiven zu bestaunen gab.
Trübe Fahrt
Als wir dann die Fahrt weiter in Richtung Süden antraten, zogen die ersten Wolken auf und etwas später war es dann vollständig zugezogen. Entsprechend war die sehenswerte Landschaft in grau gehüllt und wir hatten uns irgendwann damit abgefunden, dass es wohl ein vernieselter Nachmittag werden würde. Unterwegs legten wir eine ausführliche Duschpause ein, in der wir uns gestaffelt in die Sanitäranlagen eines Campingplatzes einschlichen. Aber …. pssst!
Campingidylle
Auch danach war der Himmel noch immer komplett bedeckt. Um heute nicht schon zu weit voranzukommen und dem Wetter bis zu der geplanten Wanderung und Haltepunkten noch ein wenig Zeit zu geben, steuerten wir schon früh einen Campinplatz an. Im Kidds Bush Reserve fanden wir so noch zwei hübsche ruhige Plätzchen.
Und dann passierte ungeahntes. Es dauerte keine Stunde, in der wir die Autos parkten und alles für einen gemütlichen Abend vorbereiteten, da waren alle Wolken mir nichts dir nichts verschwunden und bestes Sommerwetter machte sich stattdessen breit. Wir standen fast unmittelbar am glasklaren See und wiedereinmal hätte uns einfach nichts besseres passieren können. Fast aus dem nichts wurde es ein toller sonniger Abend mit dem ein oder anderen Bad und dem Abendessen vor einem tollen See- und Bergpanorama.
Heute bin ich, Natalie, mal dran, vom Tag zu erzählen. Los gehts also …
Noch beim Frühstück am See
Wir sind nach einer angenehmen Nacht auf dem Campingplatz Kidds Busch direkt am Lake Hawea aufgewacht und frühstückten mit Blick auf den See.
Der Plan für den Tag stand bereits fest. Wir fahren nach Wanaka , holen uns schnell etwas zu Essen für die Wanderung zum Roys Peak und wenn wir damit fertig sind, machen wir einen Großeinkauf. Wir wussten, dass wir laut Reiseführer eine Wanderung von 8km bis zum Gipfel mit 1100m Anstieg vor uns haben. Die insgesamt also 16 Kilometer hin und zurück klingen gar nicht schlimm, allerdings die 1100m hinauf und wieder hinunter durchaus. Bereits beim Lesen dachte ich mir, so einfach wird das heute nicht. Beim Tongariro Alpine Crossing waren es ja schon 750m nach oben. Nun gut, keiner ließ sich davon einschüchtern, wird also schon irgendwie werden.
1100 Höhenmeter aufwärts sowie abwärts
Nachdem wir in Wanaka einkaufen waren, kamen wir ca. 11 Uhr am Parkplatz, an dem die Wanderung zum Roys Peak beginnt, an. Auf dem Parkplatz haben wir uns umgezogen und die Rucksäcke gepackt. Etwas zu Essen, Wasser und ganz wichtig, Sonnencreme. Es sollte ein ziemlich heißer Tag werden. Da passt es, eine Wanderung in der Mittagshitze zu beginnen. Und die Wanderung verlief ausschließlich in der prallen Sonne. Dori und ich starteten die Aktivität auf unseren Sportuhren, damit wir alles im Blick haben. Der erste Kilometer war noch ganz okay, aber wir mussten feststellen, dass es jetzt 8km ausschließlich und ohne Pause bergauf geht. Tim war gut unterwegs. Er ist oft vor gelaufen, fotografierte und wir haben ihn anfangs immer wieder einholen können. Dori und ich blickten uns an und meinten „Das wird heute ziemlich heiß und anstrengend.“ Der Blick hinter uns auf den Lake Wanaka und die Berge machte so einiges wieder gut. Paul merkte leider schon bei Zeiten, dass es heute nicht sein Tag ist. Sonst lief er uns immer vorne weg, damit er es hinter sich gebracht hat. Nur diesmal nicht, die Waden brannten. Die ersten 5km liefen wir alle noch gemeinsam nach oben. Paul und ich sind dann etwas langsamer gegangen und haben ein paar Pausen mehr gemacht. Paul hat geflucht und zu mir gesagt, dass dies seine letzte Wanderung sein wird. Ich habe zwischendurch nicht damit gerechnet, dass er noch mit hoch kommt. Es wurde immer heißer, wir wechselten uns mit dem Basecapes ab, um uns vor der Sonne zu schützen. Das Wasser wurde immer leerer und der Boden stiebte. Manchmal war es so windig, dass wir den Dreck richtig ins Gesicht bekamen. Immer wieder schaute ich auf die Uhr und dachte, los durchhalten nur noch 1,5km, nur 1km, nur 500m. Von Dori und Tim war nichts mehr zu sehen. Dori und Tim haben es in 2:15 h geschafft und wir haben 20 Minuten länger gebraucht.
Der Ausblick war fabelhaft, einfach der Wahnsinn. Oben angekommen haben wir gemeinsam unser Essen ausgepackt, uns etwas gestärkt und ganz viele Foto´s geschossen. Danach ging es die 8km wieder bergab, was zwar durchaus schmerzte, aber der Stimmung keinen Abbruch tat. Wir hatten die ganze Zeit den See, vor allem aber ein Bad darin vor Augen, hielten also schon Ausschau nach einer Stelle zum Abkühlen. Als wir am Parkplatz ankamen, nahmen wir den Staub und Dreck, den wir überall am Körper hatten, erst so richtig wahr. Also kurz abgeklopft, ab ins Auto und keine 10 Minuten später waren wir im Wasser. Es war himmlisch! Und spätestens jetzt verstummten auch die letzten leisen Flüche über die Tortur, denn im Nachhinein war es einfach nur richtig, es durchgezogen zu haben.
Nach unserem Großeinkauf im Supermarkt in Wanaka kam bei uns allen so langsam die Müdigkeit oder eher die Erschöpfung durch. Die Beine waren schwer und wir wollten dann endlich einfach nichts mehr machen. Es fehlte nur noch eine Möglichkeit zum Übernachten. Tim öffnete wie immer die App, aber eine große Auswahl an Campingplätzen hatten wir nicht. Es gab einen Campingplatz in der Nähe und da haben wir es versucht. Wir hatten wieder richtig Glück und die letzten zwei Stellplätze ergattert. Routiniert waren die Autos geparkt, Stühle und Tische ausgeräumt, sodass gleich als erstes mit Rum-Cola und einem Bier angestoßen werden konnte. Bei der Wahl des Abendessens waren wir uns alle einig: Nudeln mit Thunfisch, und zwar möglichst schnell.
Dori hat am Abend ihre Uhr ausgewertet und es hat sich herausgestellt, dass es sogar 1400m Anstieg waren. Auf dem Weg zum Abwaschwasser holen, haben wir einen Babyigel gesehen und der ist Tim noch vor die Linse gelaufen. Danach ging es für uns alle recht früh zu Bett.
Von Wanaka bis Queenstown waren es nur weniger Kilometer, die wir ganz in Ruhe nach dem Frühstück absolvierten. Bereits auf den ersten Metern nach dem Ortseingang wurde klar, dass die kleine Stadt eine Art Zentrum für besserbetuchte Touristen wie auch Backpacker ist, die sich hier dem Schopping und dem großen Angebot an Hipp-Attraktionen hingeben. Dem wollten wir generell nicht nachstehen und suchten nach dem Parken der Autos auch gleich ein Ticketladen auf. Ergebnis war eine Jetbootfahrt auf dem Kawarau River für Paul und mich, während sich die Mädels für diese Zeit aufs Shoppen einigten.
Bis zur Abfahrt war noch genug Zeit für eine wirklich leckere Tüte Eis und einen ersten Rundgang im recht schicken Souvenierladen- und Restaurantgeprägten Zentrum des Ortes. Kurz vor 13 Uhr verabschiedeten wir Männer uns dann für ein knappes Stündchen zur lustigen Bootsfahrt.
Als Paul und ich, leicht benetzt, wieder anlegten, empfingen uns Natalie und Doreen winkend an der Jetty. Leider waren die Damen der Läden noch nicht müde und wollten uns das ein oder andere entdeckte unbeding noch zeigen. Immerhin konnten wir dabei noch ein spätes Mittagessen einbauen. Fish & Chips, Muscheln oder auch Pulled Pork machten das Shop-Hopping zumindest danach deutlich angenehmer.
An den Remarkables
Nach der für uns ausreichenden Dosis Queenstown, dass für den Mountainbiking- und Bungeefreund noch einiges mehr zu bieten hat, brachen wir wieder auf um uns an der Straße nach Süden einen schicken Platz für den Abend zu … finden.
Die Straße am Fuße der Remarkables , einem Gebirgszug in Sichtweite von Queenstown sah es zunächst nicht wirklich erfolgsversprechend aus, da links der steile Hang begann und rechts gleich der Wakatipusee lag. Nichtsdestotrotz bezogen wir nicht sehr viel später einen wohl stillgelegten Abschnitt der gaaaanz alten Küstenstraße, dessen Zufahrten von der aktuellen Straße nur sehr sehr schwer zu erkennen war. Es war ruhig und total entspannt, perfekt für einen Drink und einen schönen Abend!