Vom Sand am Meer zum Sandmeer
11. Februar 2015 von TiDo

Schlaflos im Motel

Gegen 3:00 Uhr nachts klingelte der Wecker. Allerdings können wir alle nicht wirklich behaupten, er hätte uns aus dem Schlaf gerissen, denn wirklich geschlafen hat in dieser so schon kurzen Nacht keiner von uns. Vor allem die Mücken hielten uns wach, die ganze Zeit herrschte darum irgendwie generelle Unruhe und somit war der Weckruf mehr Erlösung als Fluch.

Nach einem kleinen Snack packten wir alles Notwendige zum Schildkrötenbeobachten zusammen und machten uns auf den Weg durch die Nacht zurück nach Ras al Jinz. Typisch deutsch erreichten wir das Resort überpünktlich und nutzen zunächst das Auto und später das Foyer für kurze Nickerchen, bis 4:30 Uhr die ca. 20 Tourteilnehmer zum Ausgang gebeten wurden.

Zumindest kleine Erfolge bei den Kröten

Draußen wartete ein kleiner Bus. Der Fahrer stand davor und klärte uns in einer äußerst kompakten Ansprache über die Verhaltensregeln sowie den Ablauf des Ausflugs auf. Im Anschluss bestiegen wir den Bus und nach nur wenigen hundert Metern Fahrt stoppten wir auf einem kleinen Wendeplatz unweit des Wassers. Der Fahrer rief in den Bus „This is Beach Number one“, „das ist Strand Nummer eins“, worauf wir zunächst alle austiegen und uns vor dem Bus versammelten. In der Dunkelheit sahen wir an mehreren Stellen die Lichtkegel von Taschenlampen wedeln und warteten artig auf weitere Anweisungen.
Nach einer Weile kam die Ansage „No Turtles here, we now go to Beach Number two“. Im Moment seien also keine Schildkröten hier und wir würden nun den zweiten Strandabschnitt probieren. Also, alles wieder in den kleinen Bus und auf gehts. Dort hieß es wieder raus und warten, während die wandernden Lichter wieder auf der Suche waren. Es daurte wieder eine ganze Weile und ein wenig schwand auch die Hoffnung, bis der Fahrer nach kurzer Beratung mit den Taschenlampen in die Runde sprach und meinte, große Schildkröten wäre zwar keine da, aber ein paar Babykröten würden sich gerade auf den Weg zum Wasser machen und die würde er uns zeigen. Die Gruppe folgte ihm und keine 20m weiter leuchtete er mit der Lampe auf den Boden. Fast wie bei einer militärischen Übung, begannen sich die anderen Teilnehmer der Gruppe, scheinbar in Deckung gehend, auf den Boden zu werfen und mit ihren Fotoapparaten im Dauerfeuer auf die kleinen, wild strampelnden Krötchen loszugehen. 🙂 Auch wenn die einfach nur schnell ins Wasser wollten, sah es in diesem Umfeld schon ein wenig wie Flucht vor den Objektiven aus. Dennoch war es ein sehr schönes Erlebnis, von dem auch wir ein paar Bilder, natürlich mit der Scharfschützenausrüstung aus sicherer Entfernung zu den anderen Truppenmitgliedern, gemacht haben.

Die kleinen waren inzwischen alle bis zum Wasser gekommen und es begann mittlerweile langsam zu dämmern, was das Ende der kleinen Tour einläutete. Der Fahrer bedankte und verabschiedete sich und stellte abschließend zur Wahl, im Bus wieder bis zum Resort zurückzu fahren, oder am Strand Nummer eins zu verweilen und später zu Fuß den Rückmarsch anzutreten. Wir blieben natürlich und verbrachten etwas müde die kühle Stunde bis zum Sonnenaufgang.
Mit etwas mehr Licht zeigte sich hier und da nun auch, dass im Laufe der letzten Nacht an einigen Stellen durchaus große Schildkröten unterwegs waren. Naja, wir haben es versucht und zumindest kleine Erfolge gefeiert, auch wenn uns größere lieber gewesen wären. Wir verabschiedenten uns von Ras al Jinz und freuten uns auf das noch ausstehende Frühstück im Oceanview Motel.

Frühstück mit Blick

Zurück an unserer Unterkunft der letzten, kurzen Nacht Namen wir wieder im Speisesaal Platz und ließen uns, nach wie vor als einzige Gäste hier, das Frühstück servieren. Rührei mit knusbrigen Speck und Toast mit diversen Belägen, Auch heute Morgen gab es wieder nichts zu meckern.

Langsam wird es wüst

Vom so abgelegenen Motel aus ging es nun, nach ein paar letzten Kilometern am östlichsten Küstenabschnitt Omans, ins Landesinnere. Auf dem Weg kamen wir durch einge Ortschaften, die hier, etwas ferner der bisher touristisch relativ erschlossenen Gegenden etwa anders aussahen.
Viele Gebäude waren eher einfacher Natur und wirkten etwas heruntergekommen, es lag noch mehr Müll herum, als sonst schon. Wenig Abfall und gepflegte Ecken waren hingegen immer um die größeren Moscheen zu finden. Auf die Häuser Gottes wurde also auch, oder vielleicht auch gerade hier im arabischen Raum gehobenen Wert gelegt.

Nach dem wir an den ersten Tagen unsere Tour etwas dem groben Zeitplan hinterher fuhren, waren wir nun mehr als im Soll und erreichten etwas zu Früh den vereinbarten Treffpunkt, von dem aus man uns zur heutigen Nächtigungsstätte begleiten würde. Da uns die letzte Nacht nach wie vor in den Knochen steckte, entschlossen wir uns, ein ruhiges Plätzchen zu suchen und uns das ein oder andere kleine Mittagsnickerchen zu halten. Auf dem kleinen Runde durch den Ort an der Palmenplantage, fanden wir eine Stelle und genossen knapp zwei Stunden Ruhe und Wäre bzw. Hitze. 😉

Auf in die Dünen

Nachdem die kleinen Nachmittagspause wie im Flug verging, fanden wir uns gegen 16:00 Uhr erneut an der Oman-Oil Tankstelle ein und waren gespannt, ob jemand auftauchen würde. Und tatsächlich, ein grauer Toyota Tundra bog in die Einfahrt ein und parkte. Ein Omani, ganz cool mit Turban und Sonnenbrille, stieg aus und kam zielsicher auf uns zu. In sympathisch gebrochenem Englisch vergewisserte er sich, dass wir die waren, die er hier anzutreffen erhoffte. Danach erklärte er kurz, es komme gleich noch ein Kollege von ihm, der uns dann bis zum Nomadic Desert Camp, einem Zeltcamp in der Wüste führen würde. Er abschiedete sich und meinte, wir würden uns im Camp wiedersehen.

Kurz darauf erschien der angekündigte Kollege im weißen Landcruiser, lud zwei weitere Damen ein, die Ihr Auto hier über Nacht zurückließen, und bat uns höflich lächelnd mit Händen und Füßen, ihm zu Folgen.
Wir fuhren ihm also einfach hinterher. Relativ direkt ging es auf die Dünenberge zu, die sich direkt hinter dem Ort erhoben. Bei einem kurzen Stopp reduzierten wir noch etwas den Reifendruck, um das fahren im Sand etwas zu vereinfachen. Etwa 20 Minuten später erreichten wir das Camp, das im einem weiten und flachen Tal zwischen zwei Dünenkämmen lag. Um das restliche Tageslicht noch ein bisschen nutzen zu können, bezogen wir schnell unsere Zelte und machten uns nun allein auf den Weg ins scheinbar unendliche Sandmeer.

Ein paar Kilometer reichten schon, um, ausgenommen der eigenen Autospuren, alles, was irgendwie an Zivilisation erinnern könnte, außer Sichtweite zu bringen. Wir spazierten durch den riesigen Sandkasten, machten Fotos und genossen die Ruhe, die Einsamkeit und die Weite.

Um nicht alleine durch die Dunkle Wüste fahren zu müssen, traten wir schon vor dem Verschwinden der Sonne den Rückweg zum Camp an.

Nomadic Desert Camp

Die Zeit bis zum Abendessen, das hier draußen sinnvollerweise inklusive war, wurde genutzt, um sich frisch zu machen und ein bisschen durch das sehr spartanische, aber gemütliche Camp zu spazieren. Unterwegs trafen wir, wie angekündigt, auch den Chef wieder und unterhielten uns ein wenig, da er hier der einzige Zugehörige war, der überhaupt englich sprach. Er war schon ein sehr lustiger Geselle.

Nur noch ein schwacher Lichtstreifenstand am Horizont, als zwei Angestellte mit Eimern herumliefen. Wenig später war dann auch zu sehen, was die beiden so trieben, denn überall beleuchteten nun kleine im Sand steckenden Lämpchen den Weg von jedem einzelnen Zelt zum zentralen Windschutz, an dem dann auch bald Hühnchen mit Resi und Salat serviert werden würde.
Der Chef persönlich ging von Zelt zu Zelt und bat zu Tisch. Ebenerdig, auf Teppichen, die direkt auf dem Sand lagen, waren die Sitzkissen rings um die kniehohen Tische eingerichtet. Es war eingedeckt und das Essen wartete darauf, verspeißt zu werden. Es wurde ein sehr gemutlicher und angenehm kühler Abend nach diesem heißen Tag, der so anstrengend begonnen hatte.