Wüste, Wadi und wieder Wüste
12. Februar 2015 von TiDo

Instantfrühstück

Wie die Nomaden im Zelt, nur eben mit Futonbett, verbrachten wir die Nacht hier im Camp und sie war wirklich sehr sehr erholsam. Es war stockdunkel, es herrschte Totenstille und es wehte ein angenehm kühles Lüftchen, dass nach dem Sonnenaufgang in mollige Wärme umschwenkte. Wie wir am Vorabend vom Chef erfahren hatten, sollte es 7:30 Uhr Frühstück geben. Wir ließen uns also so wecken, dass wir uns alle noch in Ruhe frisch machen und dann pünktlich zu Tisch erscheinen konnten.
Angekündigt waren Brot bzw. Brötchen mit Käse, Eier und Getränke, was soweit zufriedenstellend klang. Als wir aber sahen, was das hier genau bedeutete, mussten wir schon leicht schmunzeln, denn das Brot entpuppte sich als eingeschweißte Croissants, die äußerst künstlich schmeckten. Der Käse war Schmierkäse aus dem Glas, der wahrscheinlich die selbe Masse als Basis hatte, wie der Teig der Croissants. Immerhin die Eier waren echte Hühnereier, hartgekocht, nicht zu beanstanden. Wie auch immer, wir hatten unseren Müslivorrat im Auto, auf den auch zurückgegriffen wurde, somit mussten wir alle nicht hungernd in den Tag starten.

Düne rauf, Düne runter

Bevor wir für unser Tagesziel die Wüste erstmal verlassen würden, ging es mit bereits vollgepacktem Auto noch einmal in die Dünen. Nach dem der erste Anstieg auf einen der größeren Haufen gemeistert war, hielten wir an, um uns etwas umzusehen und ein oder zwei Drutzend Fotos zu machen.

Kurz darauf hörten wir Motorengeräusche, das Auto vom Camp-Chef erschien in einer kleinen Staubwolke. Er hielt und fragte uns in seinem verwegenen Englisch, ob es uns gut gehe!? Er erklärte auch gleich, dass er unser Auto vom Camp aus auf der Düne stehen sah und dachte, wir hätten uns festgefahren oder schlimmeres. Wir beruhigten ihn und erklärten, dass alles okay sei und wir einfach nur angehalten waren, um die Gegend zu bestaunen. Zufrieden grinsend meinte er, wir sollen ihm doch mal ein kleines Stück hinterherfahren. Ein paar hundert Meter weiter fuhren wir parallel auf eine Kante zu, hinter der nur noch Himmel zu sehen war. Wir blieben stehen, vor uns ein steiler Abhang bis hinunter ins Tal, in dem auch das Camp lag.

Wir stiegen aus und genossen wieder die Aussicht, während der Chef uns Jungs kurz erklärte, wie wir uns bei der Abfahrt verhalten sollen. Anschließend wurde noch etwas posiert, bevor es dann ohne die Mädels im Auto total bergab ging.

Mittlerweile drückte auch die Zeit etwas, da wir am Nachmittag wieder einen Treffpunkt zur Abholung zur nächste Übernachtung aufsuchen mussten und bis dahin auch noch etwas baden gehen wollten. Wir machten uns also nun auf den Weg aus der Wüste heraus. In den letzten Ausläufern schlenderten noch ein paar Kamele umher auf der Suche nach gelben Früchten, die überall verstreut am Boden lagen.

Im Wadi al Khalid

Das Wetter hier machte stets Laune auf ein kühles Bad, aber die Gelegenheiten hielten sich, bis auf das Wadi Shab, in Grenzen. Dort aber hatte es uns so gut gefallen, dass wir uns ein weiteres Wadi rausgesucht haben. Dieses lag nicht allzuweit weg und der Weg dahin war leicht gefunden und so stellten wir recht bald das Auto auf dem fast noch leeren Parkplatz am Ausgangspunkt des erwarteten kurzen Marsches ab.

Keine 300m Spaziergang weiter erreichten wir zwei kleine recht trübe Seen. Ein kleines Restaurant, die Bänke und Sitzgelegenheiten ringsum die Seen sowie der flache und leichte Einstieg ins Wasser machten das ganze zwar sehr attraktiv für die weniger mobilen, meist älteren Gäste, traffen aber so gar nicht unseren Geschmack bzw. unsere Erwartungen. Zum Glück hatten wir zuvor schon mit den neben uns parkenden Leuten geklärt, dass das nicht die Sehenswürdigkeit des Wadis sei, sondern, weiter dem Tal folgend, einfach dran vorbei gelaufen werden sollte. Wir hielten uns daran, ließen die kleinen Seen einfach links liegen und siehe da, einen knappen Kilometer weiter sah die ganze Sache schon deutlich vielversprechender aus.

Zuerst noch relativ weit wurde das Wadi mit jedem Schritt immer schmaler, bis der wasserführende Spalt kaum breiter als zwei oder drei Meter maß. Glasklar und teilweise sehr tief waren die Becken und … kaum jemand weit und breit.
Während es sich die Damen gemütlich machten, zogen Philipp und ich noch ein Stück weiter. Der Reiseführer erwähnte nämlich eine Höhle, deren Eingang nur unweit von hier liegen sollte tatsächlich schnell gefunden war. Es krochen gerade zwei einheimische Kids aus dem kaum 50cm hohen und etwa 3m breitem Zugang, was uns beide nicht allzu kleinen Menschen kurz überlegen ließ … aber eben nur kurz. Wir setzten die mitgebrachten Stirnlampen auf und robbten, auf der Seite liegend, die ersten Meter ins Dunkel. Weiter drin weitete sich die Höhle zum Glück etwas und geducktes gehen war möglich. Interessant war, dass das erste Stück zunächst kühlend zu den heißen Temperaturen draußen wirkte, die Luft aber ab einer Stelle schlagartig auf Saunaniveau stieg. Über eine gedachte Linie konnten wir vor und wieder zurück gehen und wechselten so zwischen angenehm kühl und fast unerträglich warm … kurios.
Zwar gab es noch diverse senkrecht nach unten verlaufende Gänge und Löcher, aber nach etwa 80 bis 100m im Berg, war für uns Schluß. Wir machten das eine oder andere Blitzfoto, bevor wir zwischen dem ein oder anderen Höhlenbewohner zum Ausgang zurückkehrten. Nun wartete auch auf uns das erfrischende Wasser des Wadi al Khalid.

Zurück in Richtung Auto gehend, begneten wir noch ein paar Gesellen, die so aussahen, wie man sich die typischen Omanis von etwa 30 jahren vorstellte. Am Parkplatz selbst wurde man dann von der schier unbegrenzten Vielfalt der im Oman genutzen modernen Fortbewegungsmittel praktisch erschlagen. Naja, was soll man noch dazu sagen, die Markenwahl wird schon seine Gründe haben. 😉

Das Camp der Wüstenwunder

Wo wir gestern noch das einzige Fahrzeug am Treffpunkt der Abholung zum Wüstencamp waren, warteten heute bereits etwa 8 weitere Autos. Wir reihten uns hinten ein, worauf ein junger Herr mit Turban und gepflegtem dunkelblauem Gewand nett grüßend zu uns kam und nach dem Namen fragte, den er dann zufrieden lächelnd auf seinem Klemmbrett abhakte. Er meinte noch kurz, dass noch ein Fahrzeug fehlte, wir aber aufbrechen würden sobald dieses da sei. Er bedankte sich und ging zurück zu seinem Kollegen am Kopf der Schlange.

Nach kaum 5 Minuten Warten ging es dann pünktlich los. Wie eine Karavane setzten sich alle Autos fein säuberlich aufgereiht in Bewegung. Zuerst noch durch ein paar kleine Nebenstraßen des Ortes windend ging es nur wenig später wieder in den Sand.
Nach immerhin einer halben Stunde zügiger Fahrt erreichten wir das Desert Wonders Camp und schon der erste Eindruck war wieder sehr vielversprechend.
Es warteten im Kreis angeordnete Hütten. Palmenstämme bildeten deren Grundgerüst, welches mit trockenen Palmenwedeln beschlagen war. Im Inneren bildeten Teppiche an den Wänden den Windschutz, ordentliche Betten mit Holzgestell und eine schicke Komode machten es in mitten der Wüste endgültig urig und gemütlich.

Nach etwas Zeit zum beziehen der Unterkünfte bat der Herr im blauen Gewand nochmal kurz zur zentralen Palme des Camps. Er begrüßte uns alle noch einmal herzlich und informierte uns über die Gegebenheiten im Camp sowie den weiteren Ablauf bzw. die Abendessen- und Frühstückszeiten. Im Zuge dessen lud er alle zum sogenannten Sunset-Drive ein, also eine kleine Selbstfahrertour zu einer Düne, gut geeignet zum beobachten des Sonnenuntergangs.

Sunset Drive

Bis auf wenige Ausnahmen reihten sich auch alle Gäste dazu ein und folgten dem Chef und seinem in weiß gekleideten Kollegen auf der 15 minütigen Fahrt. Am Fuße einer Düne kam die Karavane dann zum Stehen. Weiter ging es nun zu Fuß den steilen Hang hinauf, was durchaus anstrengend war und einigen Gästen allerhand abverlangte. Nichtsdestotrotz ließ sich niemand lumpen und der Blick entschädigte dann sowieso für jede Strapaze.

Nach dem alle oben angekommen waren, suchte sich jeder einen schönen Platz auf dem Dünenzug und genoss die malerische Stimmung. Die beiden Campleute suchten nach Holz oder Astwerk, da wohl ein kleines Feuerchen auf dem Plan stand. Auch wir suchten uns ein Fleckchen und vertrieben uns zur Belustigung aller die Zeit mit Springbildern und Selbstportraits.
Aber auch wir ließen uns nieder, als die Sonne dem sandigen Horizont immer näher kam. So abwechslungslos, einseitig, trocken und sandig die Wüste auch scheinen mag, dort sitzend, ausser dem leichten Wind und dem leißen Kriseln des Sandes nichts hörend und den Augenblick genießend, merkt man, wie wenig für einen perfekten Moment notwendig sein kann.

Immernoch andächtig gestimmt versammelten sich die Gruppe um das kleine Feuer, dass eine typisch arabische Kaffekanne erhitze. Chef erkundigte sich nach unser alle Befinden und begann im Anschluß über den traditionellen Sonnenuntergangskaffee zu erzählen. Während sein Kollege Datteln in die Runde reichte, erklärte er die Abläufe und Gepflogenheiten. So z.B. würde die Tasse beim Einschenken ausnahmslos in der rechten Hand gehalten. Der Gastgeber geht dann regelmäßig herum und schenkt nach, solange man nicht seine leere Tasse in der rechten Hand schnell hin und her kippt. Erst wen keiner mehr etwas möchte, wäre dann der Umtrunk beendet.

Wir kosteten alle vom Kaffee, es war wohl ein nicht allzu starker basierend auf Rosenwasser. Die Kaffeetrinker unter uns werden wohl nicht seine größten Fans werden, die Datteln allerdings kamen allgemein deutlich besser an, was daran liegen könnte, dass sich so langsam Hunger breit machte. 🙂

Nach dem beide Omanis kurz zum Beten hinter dem nächsten Sandhügel verschwunden waren, fuhren wir alle geschlossen zurück zum Camp, wo nur wenig später das Abendessen auf uns wartete. Dies gestalltete sich recht aufwendig und für die örtlichen Gegebenheiten überraschend vielseitig. Neben Vorsuppe und dem üblichen und touristenkompatiblen Hühnchen mit Reis gab’s verschiedenes Gemüße und Püree sowie Salat, frisches Obst und diverse Säfte.

Satt und zufrieden lößte sich die Dinnergesellschaft Stück für Stück auf und kehrte zu ihren Hütten zurück. Bevor es aber auch für uns ins Bett ging, hieß es zum Abschluss dieses tollen Tages, noch einen Blick nach oben zu werfen, wo sich ein Sternenhimmel offenbarte, den man vielerorts vergeblich sucht.