Unser letzter Aufenthalt in Western Australia, dem größten Bundesstaat Australiens, war am Lake Argyle, ein riesiger Stausee.
Danach überfuhren wir die Grenze zu dem für uns letzten Bundesstaat, Northern Territory. Genau genommen ist das Northern Territory kein Bundesstaat, sondern „nur“ ein Territorium. Es besitzt keine Eigenstaatlichkeit, aber ein großes Maß an Selbstverwaltung. Fast über die Hälfte des Northern Territory ist im Besitz der Aboriginies und mit seinen knappen 220.000 Einwohnern ist es sehr dünn besiedelt. 70% der gesamten Bevölkerung leben in den größten Städten Darwin und Alice Springs. Wieder mal lassen uns diese Fakten staunen…
Nach einigen hundert Kilometern erreichten wir dann auch die erste Stadt. In Katherine hielten wir uns zwei Tage auf, nutzten mal wieder das Internet im McDonalds und besuchten die Kathrine Gorge sowie die Edith Falls.
Am 03.09. kamen wir im Litchfield National Park an. Dieser befindet sich etwa 100km südlich von Darwin und wird von vielen hochgelobt, so das auch wir unmöglich daran vorbeifahren wollen. Zu allererst sahen wir die „Magnetic Termite Mounds“, flache, exakt in Nord-Süd-Richtung errichtete Termitenhügel, die weltweit nur hier vorkommen.
Dann erwarteten uns einige Wasserfälle, in dessen Fallbecken wir uns mit vielen anderen Touristen abkühlen konnten.
Andere Wasserfälle konnten wiederum nur von oben bestaunt werden.
Um die Wasserfälle herum befanden sich wunderschöne Monsunwälder, mit üpigen Palmen und jeder Menge dschungelartiger Pflanzen.
Mittlerweile ist es hier fast unerträglich heiss. Tagsüber irgendwelche Wanderungen zu unternehmen grenzt fast an eine große Dummheit. Wenn nicht am Ziel jeder Wanderung eine ordentlich Abkühlung wartet, würden wir auch nie loslaufen.
Auch Nachts ist es mit 25 Grad und immernoch über 60% Luftfeuchtigkeit kaum angenehmer.
Alles in allem erinnert uns das Klima und auch die Vegetation die nun immer mehr tropische Gestalt annimmt, an unsere ersten Wochen in Cairns und das ist wiederum ein schönes Gefühl, denn langsam scheint sich unser Kreis zu schließen.
Darwin, größte Stadt im Northern Territory und nördlichste Großstadt des Landes, hat eine bewegende Geschichte. Erst 1869 gegründet, wurde sie bereits mehrmals vollständig zerstört. 1897, 1937 und 1974 trafen Zyklone direkt auf die Stadt und 1942 wurde sie von japanischen Flugzeugen bombadiert. Jedoch wurde Darwin immer wieder mit viel Liebe und Stolz aufgebaut.
Wir lernten Darwin als lebendige aber trotzdem entspannte,tropische Großstadt kennen und verbrachten 3 ruhige Tage am sogenannten „Top End“.Die hohen Temperaturen und die enorme Luftfeuchtigkeit ließen jedoch nicht viel „Aktion“ zu. Wir erfuhren: In Darwin beträgt die Temperatur jeden Tag 33Grad, an einem heißen Tag sind es 34Grad und an einem „kalten“ 32 Grad. Das sagt alles…So spazierten wir ein bisschen im Stadtzentrum, sahen uns eine Aboriginal Kunst Galerie an und waren kurz davor ein teures, aber wunderschönes Gemälde zu kaufen. Ebenso spazierten wir an der „Waterfront“, ein hübscher Ort am Hafen Darwins, an dem sich Familien und Freunde in Cafés treffen, man baden gehen kann und versucht sich die Hitze so erträglich wie möglich zu machen.
Im „Museum and Art Gallery of the Northern Territory“ sahen wir wieder einige Aboriginalgemälde und machten Bekanntschaft mit „Sweetheart“. Ein über 50 Jahre altes und 9m langes Salzwasserkrokodil, welches bedrohlich für Darwins Bewohner wurde und deshalb eingefangen wurde. Nur wenige Wochen später starb „Sweetheart“. Wir lasen, das jährlich mehr als 200 Krokodile im Hafen Darwins eingefangen werden und an den umliegenden Flüßen wieder freigelassen werden. Ganz schön beängstigend, aber wir sind zum Glück keinem begegnet.
Außerdem schauten wir uns eine Ausstellung über den Zyklon Tracy an, der am Weihnachtsabend im Jahr 1974 Darwin zerstörte. In einem vollständig abgedunkeltem Raum wurde das Geräusch abgespielt, welches „Tracy“ verursachte. Dieses Geräusch werde ich nie wieder vergessen, es war absolut furchteinflösend. Man mag und kann sich nicht vorstellen wieviel Kraft die Natur aufbringen kann.
Am zweiten Abend entschloßen wir uns dazu, mal wieder entspannt in einem gemütlichen Restaurant essen zu gehen.
Und am dritten Abend stand ein Kinobesuch auf dem Programm.
Am Morgen des 07.09. starteten wir unsere lange Fahrt zum „Red Centre“. Vor uns lagen knappe 1500km durch karge Savannen- und Wüstenlandschaft…
Savanne und Wüste nehmen wir mal zurück. Auch „Red Centre“ passt nicht so ganz. Eher „Green Centre“. Auf Grund des ausgiebigen Regens hier im letzten Winter, grünt und blüht um uns herum alles und von rotem Outback ist noch wenig zu sehen. In den letzten 3 Tagen legten wir die lange Strecke von Darwin nach Alice Springs zurück.
Die ewig gleichen und geraden Straßen lassen vor allem mich (Doreen) schnell ermüden. Als Beifahrer bin ich, mit meinem ständig wegknickendem Kopf und offenen Mund, keine große Unterstützung geschweige denn Unterhaltung. Als Fahrer werden mir die Augen nach spätestens einer Stunde schwer, so das ich wieder auf den Beifahrersitz wechsel. Mit unseren gemütlichen 80km/h (Ihr erinnert euch: Tido ist schon ein Opa und ein Opa ist schließlich kein D-Zug!) schaffen wir am Tag gerade mal 500km.
Bei einem kurzen Aufenthalt in Mataranka erhofften wir uns einen kleinen Moment der Entspannung. Hier gibt es Thermal Quellen. Mit den tollen Erinnerungen an die Zebedee Springs in den Kimberley´s, springen wir in unsere Badesachen und stürzen in Richtung „Thermal Pool“. Dann lässt uns ein kräftiger Geruch langsamer werden. Wir rümpfen unsere Nasen. Den Geruch kennen wir doch. Es riecht nach Affenhaus, wie im Zoo. Als wir nach oben schauen, sehen wir hunderte oder sogar tausende Flughunde in den Palmen hängen. Manche hängen regunslos und scheinen zu schlafen, andere streiten sich um die besten Plätze, kreichen und quietschen, fliegen von einem Ast zum anderen und „erleichtern“ sich ab und zu. Ihgitt… schnell huschen wir unter den Palmen durch, weiter auf dem Weg zum Pool. Jedoch stehen auch dort die Palmen und auch dort hängen die Flughunde darin. Es stinkt immernoch nach Affenhaus und wir sind uns unschlüssig ob wir hier baden gehen wollen. Als ich mich gerade dazu entschließe hinein zugehen, sieht Tim wie ein Flughund während des fliegens seine Notdurft erledigt und mitten ins Wasser trifft. Bääh…Aber, man muss ja alles mal gemacht haben, nicht wahr?
Einen weiteren kurzen Stop machten wir an den „Devils Marbels“, eine heillige Stätte der Aboriginies. Die Marbel´s, was soviel heisst wie „Kiesel“, sind rundegelutschte riesige Steine, die, wie übereinander gestappelt in der Gegend rumliegen. Die Aboriginies glauben, das unter ihnen Menschen in Höhlen leben.
Ansonsten passierten wir nur ein paar kleine Outbackdörfchen, die lediglich eine teure Tankstelle, welche gleichzeitig Post, Kaufhalle, Pub und Campingplatz ist, zu bieten hatten.
Am Morgen des 10.09. kamen wir schließlich in Alice Springs an.
Jeder kennt ihn, jeder weiß wie er aussieht. Auch wir haben bereits unzählige Bilder gesehen… Postkarten, Reiseführer, Fotos von anderen. Wir dachten wir wussten was uns erwartet. Aber keines dieser Bilder hat uns wirklich auf den ersten Blick des Ulurus (Ayers Rock) vorbereitet. Schon von weitem blitzte er immer wieder zwischen Bäumen und Büschen hervor. Wie schon
damals in Sydney, beim ersten Anblick des Opernhauses, wurde uns noch einmal richtig bewusst, wo wir uns befinden. Uns kamen die Tränen und es machte sich ein Gefühl des „angekommen-seins“ in uns breit. Seit 370 Tagen reisen wir nun schon um Australien herum und
jetzt sind wir tatsächlich angekommen… am größten Ziel, am Mittelpunkt, am Herzen Australiens. Über die Bedeutung des Ulurus für die Aboriginies lasen wir bereits viel, aber nun, wo wir direkt davor standen, können auch wir zumindest ein wenig nachvollziehen warum er ihnen so
heilig ist.
Aber nun ganz von vorn: In Alice Springs hielten wir uns zu erst nur ein paar wenige Stunden auf, schließlich sollten wir noch einmal hier vorbei kommen. Die Fahrt ging also direkt weiter, immer
Richtung Uluru. Nocheinmal lagen gute 500km vor uns.
Am späten Nachmittag kamen wir am Rainbow Valley vorbei. Das Licht war perfekt und so wurde uns eine schöne Farbenpracht geboten, die von Weiß, Cremig über Gelb, Orange bis hin zum dunklen Rot variierte.
Am nächsten Morgen stoppten wir an den „Henbury Meteorite Craters“. 12 Krater, die von einem Meteoriten geformt wurden, der vor ca. 4700 Jahren auf die Erde knallte. Der Größte hatte einen Durchmesser von 180m und war 15m tief.
Nach der Kraterbesichtigung wurde ich langsam ungeduldig und wollte schnell weiter. Die scheinbar magnetische Anziehungskraft des Ulurus schien, trotz noch großer Distanz, schon auf mich zu wirken.
Dann, wir waren noch ca 180km entfernt, sahen wir am Horizont einen Uluru-artigen Berg. Völlig hysterisch fing ich an mich zu freuen. Aber Tim bremste mich. 180km weit kann man nicht gucken, meinte er. Klang logisch für mich. Nach dem wir dann die Karte studierten, stellten wir fest, das es sich um den Mount Conner handelt. Kurz waren wir etwas enttäuscht. Muss ausgerechnet hier, kurz vor dem Uluru so ein Ding rumstehen, was zufällig auch noch so aussieht wie der Uluru? Naja was solls, erstmal abwarten.
Als wir schließlich näher kamen merkten wir aber, das er keineswegs so aussieht wie der Uluru.
Mit nur noch 80km Entfernung wurde ich noch ungeduldiger und hippeliger. Eigentlich wollten wir Fahrerwechseln, aber dazu war ich nicht fähig. Ich klebte mit meiner Nase an der Frontscheibe und suchte angestrengt den Horizont ab. Irgendwann taten mir die Augen weh und ich bildete mir ein, überall eine Ulurukuppel in der Ferne zu deuten. Tim machte sich lustig über mich.
Doch dann, als wir ihn endlich erkennen konnten, wurden wir ganz ruhig und fassten uns bei den Händen. Da war er… ganz ruhig stand er da. Unglaublich.
Während der letzten Kilometer wurde die Sicht auf ihn immer wieder von kleineren Hügelketten verborgen. Er verschwand, er tauchte auf, er verschwand und tauchte wieder auf. Gebannt starrten wir immer wieder in seine Richtung und jedesmal wenn der Blick auf ihn wieder freigegeben wurde, gab es einen kleinen Satz in unserem Herz. Es war ein ganz eigenartiges aber wunderschönes Gefühl auf ihn zuzufahren.
Unsere tranceartige Fahrt wurde unterbrochen, als wir am Eingang des „Uluru – Kata Tjuta National Parks“ ankamen. Dort kauften wir uns Eintrittskarten die eine Gültigkeit von 3 Tagen hatte.
bis Sonnenuntergang am Uluru.
Wir umfuhren ihn, um ihn von allen Seiten zu begutachten. Dabei stellten wir fest, das er von jeder Seite völlig anders aussieht. Auch der Zahn der Zeit nagt deutlich an einigen Seiten, sodass er teilweise wie ein löchriger Schweizer Käse aussieht.
Auch wanderten wir die 10km um ihn herum. Der Weg führte dabei ganz nah an ihm entlang, sodass wir ihn auch befühlen konnten. Wir sahen alte Aborginalmalerein an den Wänden und kleine Wasserlöcher in den tiefen Felsspalten.
Seine Farbe ändert sich während des ganzen Tages, orange-rot, gold-braun oder ocker. Aber egal wie oder von wo, er ist einfach wunderschön anzusehen und wirkt mit seiner Größe, Form und Farbe mächtig, irgendwie majestätisch und trotzdem beruhigend auf uns.
Am Abend versammeln wir uns mit einigen anderen Touristen am „Sunset Viewing“. Campingstühle und Tische wurden aufgebaut, es wurde Wein aus Pappbechern geschlürft und Chips geknabbert, dazu gabs Sonnenuntergang am Uluru. Herrlich. Natürlich machten wir alle unzählige Fotos vom Uluru, der scheinbar zu glühen anfängt, umso näher die Sonne dem Horizont kommt.
Ganz früh am Morgen, noch vor Sonnenaufgang, fuhren wir wieder zum Park. 5:30 Uhr bezogen wir unsere Stelle. Es war noch stockfinster und man sah nur bei genauem hinsehen den schwarzen Umriss des Berges. Als dann langsam die Sonne aufging, begann ein herrliches Farbenspiel hinter dem Uluru, der ganz langsam immer deutlicher zu sehen war. Traumhaft, auch der Sonnenaufgang an sich… Wie die Welt wieder erwacht und lebt. Einfach ein schöner Moment.
Auch wenn die Temperaturen hier das ganze Gegenteil vom tropischen Darwin sind, vor allem so früh am Morgen. Vor wenigen Tagen schwitzten wir uns noch gewaltig einen ab und nun fröstelt es uns bei 3 Grad Nachts.
Am letzten Tag besuchten wir die „Kata Tjuta“, die ca. 50km vom Uluru entfernt lagen. Kata Tjuta heisst „viele Köpfe“ und genau so sah es auch aus. Jede Menge runde, knubbelige, orange-rote Köpfe. Wir machten eine Wanderung um sie herum und eine zweite, kleinere Wanderung in eine Gorge.Insgesamt waren es drei wunderschöne Tage im Uluru – Kata Tjuta National Park, etwas ganz anderes und vor allem Besonderes.
Etwas jedoch, regte uns auch zum nachdenken an. Der Uluru und der National Park rings um ihn, ist Land welches den Aboriginies gehört. Das war aber noch nicht immer so. Erst im Jahr 1976 wurde ihnen das Land zurück gegeben und nun arbeiten Parkranger und Ureinwohner gemeinsam, um den Park zu schützen und den Touristen etwas über die Glaubens- und Lebensweise der Aboriginies zu lehren. So wurde es theoretisch dargestellt und uns im CultureCenter vermittelt. Hört sich schön an. Zwei völlig verschiedene Kulturen vereint. Praktisch sieht das ganze jedoch wieder etwas anders aus.
Nirgendwo innerhalb des Parks, sahen wir Aborginies hinter den Tresen. Weder am Parkeingang, noch im CultureCenter und auch nicht in der Kunstgalerie, in welcher stolz und zu teurem Preis Aborginiekunst verkauft wurde.
Jedoch sahen wir wie Aborginies von einem „Weißen“ mit einem Auto auf einem Parkplatz abgesetzt wurden. Dort durften sie aufräumen. 2 Stunden später (wir machten es uns bereits gemütlich wegen des bevorstehenden Sonnenuntergangs) wurden sie wieder abgeholt.
Bei einer Wanderung sahen wir, wie 5 Aboriginies einer kleinen Brücke einen neuen Anstrich gaben, während zwei Weiße mit verschrenkten Armen daneben standen und Anweisungen gaben.
Anderserseits wird überall geprädigt, wie heilig der Uluru für die Aborginies ist und was für eine bedeutende Rolle er in ihrer ganzen Entstehungsgeschichte spielt. Deshalb wird darum gebeten, die Wünsche der Aboriginies zu respektieren und den Uluru NICHT zu besteigen, weil es nicht im ursprünglichen Sinne des Ulurus liegt. Ja, warum wird es dann überhaupt angeboten, wenn gleichzeitig gebeten wird es nicht zu tun?
Zwar haben wir uns gegen einen Aufstieg entschieden, trotzdem entscheiden sich hundert andere Touristen täglich dafür. Und man sieht bereits deutlich die Spuren die die Touristen auf dem Monolit hinterlassen. Schade!Alles in allem finden wir es zwar gut, das die Aborginies einbezogen werden und (angeblich) Mitbestimmen dürfen. Jedoch wirkt es nicht echt, sondern wie eine inszinierte Friedlichkeit zwischen Weißen und Aboriginies. Uns scheint es so, das die Ureinwohner einfach nur froh sind, ihren Uluru wieder zu haben und dafür eben Touristen in Kauf nehmen.
Auch wenn unser Aufenthalt vielleicht zu kurz für ein solches Urteil ist, war dies unser Eindruck und Empfinden und hat einen leicht bitteren Beigeschmack verursacht.
Hier also noch eine kleine Karte zum Fahrtverlauf im „Red Center“ …
Central OZ auf einer größeren Karte anzeigen
… und weil es so schön war, hier noch eine kleine Zugabe: