Höhe gewinnen
Besonders lange haben wir zwar wieder nicht schlafen können, dafür aber wirklich gut. Die Betten waren bequem und die Klimaanlage tat das übrige. Nichtsdestotrotz war früh aufstehen angesagt und diesmal schafften es Doreen und ich auch wieder, uns vom Wecker gegen 4:00 Uhr wecken zu lassen. Der Hotelchef, der schon am Vorabend angekündigt hatte, uns auch um diese unchristliche Zeit persönlich verabschieden zu wollen, schlief allerdings noch auf einer Bank im Hotelfoyer, als wir die Treppen hinunterkamen.
Das bestellte Taxi war pünktlich auf der ungewohnt ruhigen Straße vor dem Hotel und brachte uns rasend, aber eben auch beängstigend schnell zurück zum Flughafen. Auf dem Weg wurden wir noch Zeugen eines Handtaschenraubs, den wir im vorbeifahren auf dem Gehweg beobachten mussten.
Vor dem Abflug selbst sorgten wir noch für ausreichend Bardevisen, da wir gelesen hatten, dass es in unserem Zielort zu Stoßzeiten u.U. nur leere Geldautomaten geben kann. Im Anschluss schlugen wir uns mit mega-krass-zimtigen Zimtgebäck die Bäuche voll und bestiegen mit Zuckerflash den Flieger.
Der Flug nach Uyuni im bolivianischen Hochland dauerte in Summe etwa drei Stunden inklusive Zwischenlandung und einer Stunde Aufenthalt in La Paz.
Gerade die Route über die östlichen Anden und La Paz stellte sich in der morgendlichen Sonne als sehr sehenswert heraus. Es war nur spärlich bewölkt und der Blick auf das rötlich schimmernde Häusemeer von La Paz und der Nachbarstadt El Alto äußerst beeindruckend.
Elev. 3669,26
Nach dem Anflug direkt über dem nahe gelegenen Salzsee landeten wir bei bestem Wetter auf dem kleinen Flugplatz von Uyuni. Im Ankunftssaal wartete bereits ein knuffiger Mitarbeiter von Red Planet Expeditions , um uns in die Stadt zu bringen.
Am Büro des Tourunternehmers angekommen luden wir erstmal eine Ladung Bargeld ab und bezahlten somit die dreitägige Tour, die für uns morgen beginnen wird … wenn alle von uns den ersten Tag auf nun 3670m über Meeresspigel gut überstehen.
Um das herauszufinden, hatten wir für heute nichts ausser gemütliches Herumlungern, viel Trinken und ein bisschen Spazieren geplant. Wir bezogen also unser überraschend mondänes Hotel und ließen es gaaaanz ruhig angehen.
Bei einem Spaziergang durch das kleine Städtchen besorgten wir reichlich Wasser für heute, Wein für die Tour und den ein oder anderen Snack. Der Ort an sich hatte nur bedingt viel zu bieten, schien zunächst hauptsächlich Startpunkt für diverse Touren ins Andenhochland zu sein. Hier und da aber blitze dennoch ein wenig etwas typisch bolivianisches auf, wie z.B. die kleinen kompakten Muttis mit Melone und bunter Schürze.
Den ganzen Tag beobachteten wir vier, wie unsere Körper auf die Höhe reagieren, da dies etwas ist, was man nur durch „oben sein“ in Erfahrung bringen kann. Einige mögen nun sagen, dass 3500m doch noch gar nicht soooo hoch ist und dass man schon öfter in den Alpen diese Höhe erreicht hat. Punkt ist nur, dass das in den Alpen, oder wo auch immer, meist nur für kurze Zeit ist, mal ein paar Stunden auf dem Gipfel oder maximal eine Nacht. Die Auswirkungen der Höhe machen sich oft aber erst nach 24 Stunden oder mehr bemerkbar, weshalb wir die Situation und diesen einen Tag durchaus ernst genommen haben. Da der Plan für die kommenden beiden Wochen keinen relevanten Aufenthalt unter ca. 3500m vorsah, steht bzw. fällt dieser mit der Reaktion auf die Höhenluft.
Aber, abgesehen von Kopfschmerzen und leichtem Unwohlsein, traten bis zum späteren Abend keine nennenswerten Beschwerden auf und so waren wir guter Dinge, dass wir eine gute Zeit haben werden, die wir auch genießen können.
Während Doreen mit einer leichten Übelkeit sicherheitshalber ins Bett gegangen war, nahmen Stefanie, Robert und ich noch im Restaurant Platz und gönnten uns etwas zum Abendessen. Unter anderem gab es fritiertes Pulled-Lama auf weißem Mais mit Lamamilchkäse. Ein soweit leckerer Start in das hiesige Fleischangebot. 😉