Startschwierigkeiten
Nach einer wirklich erholsamen Nacht im salzenen Hostel wartete im großen Gemeinschaftsraum wie schon Abends das Abendessen nun auch Frühstück auf uns. Die Laune war gut und auch das Wetter klarte immer weiter auf, sodass wir bei strahlendem Sonnenschein das Auto bestiegen und Luis das „Go“ gaben.
Diesmal knapp 15 Minuten vor den anderen 4 Fahrzeugen ging es also in die Spur, allerdings hielt unser Vorsprung nich besonders lang. Kurz nachdem Luis von der schlechten und nervigen Schotterstraße herunterfuhr, um 50m weiter links auf dem viel komfortableren Rand des Salars zu fahren, blieben wir mit dem schwer beladenen Heck des Landcruisers stecken. Unter der festgetrockneten Kruste war an einer Steller noch Schlamm verblieben, wodurch das Auto einsank. Luis ärgerte sich über sich selbst am meisten, blieb aber entspannt. Wir entluden alles, was beweglich war um die Bergung zu erleichtern. Nach dem die viertel Stunde rum war, erreichten uns die ersten Nachzügler unserer Autogruppe. Victor kam sofort herangefahren und schimpfte mit einem leichten Grinsen im Gesicht mit Luis. Danach ging alles ganz fix. Abschleppband befestigt, kurz angezogen, fertig. Kurz darauf konnte es für alle weitergehen, unseren Vorsprung hatten wir aber eingebüßt und fuhren nun öfter im Staub des Vordermanns.
Viel Gegend mit Lamas und so
Die Wege und hin und wieder auch Straßen führten uns über die weitern Ebenen zwischen den Bergen und Vulkanen der bolivianischen Anden. Etwa jede Stunde gab es einen Stopp. Zu Beginn noch in den wenigen vorhandenen kleinen Dörfern, wo es z.B. Toiletten oder kleine Tante-Emma-Läden für Snacks und Wasser gab, später weitestgehend an Stellen, wo es irgendetwas zu beobachten gab, was nicht auch während der Fahrt zu bestaunen war, wie z.B. Vikunjas oder die verwandten Alpakas , die wie auch das Lama irgenwie zu den Kamelen gehören.
Grün gegen Pink
Je weiter die Fahrt ging desto höher kletterte die Anzeige auf dem Höhenmesser. Und mit zunehmender Höhe verschwand auch Stück für Stück die grüne Farbe aus der Landschaft und wurde durch rot-orange Brauntöne und vereinzeltem Weiß ersetzt. Dennoch verlor die Szenerie nicht an Reiz, denn sie war wie von einem anderen Planeten.
Siedlungen passierten wir gar nicht mehr, die einzigen Anzeichen von Zivilisation waren die gelegentlich zu beobachtenden, scheinbar friedlich und frei lebenden Toyota Landcruiser die vereinzelt oder in Herden über die Ebenden zogen. Inzwischen lagen wir in der Red-Planet-internen Reihenfolge mit fast einer dreiviertel Stunde in Führung, was uns vor allem beim Mittagessen sehr zugute kam. Luis steuerte irgendwann einen Felshaufen an, neben dem wir nicht nur im Windschatten gemütlich und in Ruhe draußen sitzen und essen konnten, sondern auch die ein oder andere Hasenmaus bzw. Chinchilla zu Gast hatten, bevor die Partytruppe anrückte.
Inzwischen auf etwa 4300m über dem Meer kündigte uns Luis als nächtes Highlight die sogenannte Red Lagoon an, die im Allgemeinen allerdings Laguna Colorada bezeichnet wird.
Zunächst hielten wir kurz hinter einem Schlagbaum und reihten uns ein in die Schlange an weiteren Gästen, denn hier musste man sich mit Namen und Reisepassnummer für den Eintritt in den gleichnamigen Nationalpark registrieren. Im selben Raum wanderte auch ein begeehrter Stempel umher, den man sich selbst in den Pass pressen konnte.
Ungefähr 20 Minuten später erreichten wir dann den Parkplatz am Aussichtspunkt für Touristen, denn freies Herumlaufen war nur in dem umgebenden Areal gestatten. Neben dem namensgebenden und durch diverse Mineralien gefärbten roten Wasser des im Durchschnitt 0,5m tiefen Sees waren vor allem die Flamingos eine der begehrtesten Attraktionen hier. Luis berichtete uns während der üblichen kurzen Erklärung von etwa 300000 hier lebenden Tieren. Die Landschaft und die pinken Dinger waren schon sehr unterhaltsam.
buchstäblicher Höhepunkt
Letzte Zwischenstation am heutigen schon langen Tag soll auch gleichzeitig der buchstäbliche Höhepunkt unserer dreitägigen Tour hier in Bolivien sein. Auf 5050m, 240m höher als der höchste Punkt in Mitteleuropa, besuchten wir ein Geysirfeld.
Zwar nicht in Fontänen, dafür aber stetig steigen hier heißer Schlamm und heiße Gase an die Oberfläche und formen eine ganz eigene Landschaft.
Kalt aber sehr erwärmend
Die Sonne war nun bereits hinter den Bergen verschwunden, als wie die letzten Kilometer bis zur nächsten Unterkunft zurücklegen. In der späten Dämmerung erreichen wir eine kleine Gruppe von Gebäuden, die, typisch für hier, eher an Rohbauten erinnerten, als an bezugsfertige Häuser.
Als wir ausstiegen, merkten wir heute aber schnell, dass hier oben auf nun etwa 4400m etwas anders war, als noch am Abend zuvor: Es war kalt. Solange wir uns beim Bezug unseres Vierbettzimmers noch bewegten, war alles noch ganz okay, am Tisch aufs Essen wartend wurde es aber ganz schnell ziemlich unangenehm. An entspanntes Essen war nicht zu denken, mit Decken und in Schlafsäcken am Tisch wurde nur das notwendigste zu sich genommen, bevor man dann vor eine für einige doch recht schwierige Wahl gestellt wurde.
Unweit der Unterkunft gab es, wie angekündigt, heiße Quellen, die nun noch bebadet werden könnten. Immerhin Stef und ich entschieden uns dafür, man ist ja schließlich nur einmal hier, auch wenn wir zu diesem Zeitpunkt nur bedingt erahnten, was uns erwartet. Voll bekleidet suchten wir uns, nur mit Handtuch, Badehose und der Stirnlampe ausgestattet, den etwa 400m langen Weg bis zum natürlich gespeißten Erdloch. Fix aus- und umgezogen betraten wir nun das etwa 35°C warme Wasser und lehnten uns zurück. Gegen 22 Uhr verstummten die zwei drei Stromgeneratoren, die bis dahin noch hier und da vor sich hinbrummten. Mit ihnen erloschen auch die letzten Lampen in der Umgebung und gaben einen wirklich unglaublich beeindruckenden Sternenhimmel frei. Bei mittlerweile nun unter -15°C Außentemperatur im heißen Bad auf 4400m über dem Meer unter der strahlenden Milchstraße … unvergesslich!