Nicht die Hauptstadt
27. April 2017 von TiDo

Nachtzug, Vormittagsbus

Kurz nach Mitternacht bestiegen wir den Wagon der ersten Klasse des Nachtzugs in Richtung Oruro. Etwa sieben Stunden Fahrt durch das nächtliche Hochland lagen vor uns, die aber jeder von uns weitestgehen schlafend in den überaus komfortablen Liegesesseln verbrachte. Kurz nach Abfahrt schon war man durch das gemütliche Schaukeln des recht langsam fahrenden Zuges in den Schlaf gewiegt worden, etwa eine Stunde vor Ankunft wurde man durch eine Konzertaufzeichnung einer lokal bekannten Band geweckt. Insgesamt war die Bahnfahrt erholsam und kurzweilig.

In Oruro sahen wir uns nun mit der Aufgabe konfrontiert, den örtlichen Busterminal zu finden bzw. den Weg dorthin zurückzulegen. Natürlich wurde auch ein Taxi in Erwägung gezogen, allerdings aus diversen Gründen auch ziemlich schnell wieder verworfen. Wir machten uns zu Fuß auf den Weg und folgten Roberts Handynavigation. Trotz der recht frühen Stunde ware es schon ziemlich Warm und das Gepäck tat sein Übriges. Nichtsdestotrotz brachten wir die gerade einmal zwei Kilometer zügig hinter uns. Robert, als einziger der spanischen Sprache respektabel mächtig, wuselte nun durch den Busbahnhof und erarbeitete sich Stück für Stück den notwendigen Prozess, um bereits online gekaufte Tickets zu bekommen und damit bis zum Bus selbst zu gelangen. Bravorös hat er das gemeistert und so fanden wir uns pünktlich in erneut sehr geräumigen Sesseln auf der oberen Etage eines Reisebusses wieder.
Fünf Stunden später erreichten wir die Stadtgrenzen von La Paz . Von oben kamen wir in den Talkessel, an dessen Hängen die drittgrößte Stadt des Landes hinunterfließt. Von hier bekam man die ersten guten Blicke auf die interessante Stadt und deren Umgebung.

Über den Dächern der Stadt

Durch die marginal überfüllten Straßen ereichten wir die Endstation unseres Buses mit leichter Verspätung. Ein paar Gehminuten und eine handvoll Umwege später kamen wir auch in unserem Hotel an. Dieses war wiedereinmal geplegt und komfortabel und von der Dachterasse aus hatte man einen ersten guten Überblick über dieses Viertel von La Paz.
Am Nachmittag wollten wir weitere Eindrücke von der Stadt sammeln und steuerten eine Station des hier wohl modernsten Verkehrsmittels an: Die Seilbahn. Seit nun mehreren Jahren baut das Ballungsgebiet in Kooperation mit der österreichischen Firma Doppelmayr ein Nahverkehrssystem auf Kabinenseilbahnbasis , um vor allen den Einheimischen eine vereinfachte und schnelle Möglichkeit zu bieten, um von einem Stadtteil zum anderen zu gelangen. Diese Hauptzielgruppe ist der Grund für sehr moderate Preise, was die Sache für Touristen wie uns natürlich noch interessanter macht. Zunächst brachte uns die rote Linie zum Rand des Talkessels, der hier gleichzeitig die Grenze zwischen dem davon unterhalb liegenden La Paz und dem auf der dort beginnenden Hochebene angeschlossenen El Alto bildet. Hier nun auf etwa 4100m spazierten wir über Märkte, vorbei an Fussballfeldern und Hinterhofschrottplätzen, bevor wir mit der blauen Linie über die Straßen und Häuser El Altos schwebten. Von hier machte es den Anschein, als bildeten alle Straßen zusammen einen einzigen großen Markt in der aus Rohbauten bestehenden Stadt, die von schneebedeckten Sechstausendern umgeben ist.

Als die dunkleren Wolken näher kamen, suchten wir das Weite in einem sehr gut besuchten italienischen Restaurant. Bei Pizza und Wein freuten wir uns alle auf die kommende, aber wieder nicht allzulange Nacht in einem richtigen Bett.