Auf nach Trinidad
29. März 2016 von TiDo

Jeden Morgen auf’s Neue

Mit an Alltag grenzender Regelmäßigkeit fanden wir uns auch heute wieder gegen 8:00 Uhr am Frühstückstisch ein. Durch die größere Anzahl an Gästen, so um die sechs, war es hier etwas anonymer, das Essen aber stand dem der anderen Tage in keiner Weise nach. Wir aßen auch heute artig unser Rührei, das Brot und Obst, bevor es in Richtung des hoffentlich nächsten kubanischen Highlights los ging.

Dörfer und Zuckerrohr

Trinidad war heute unser Ziel, bis dorthin lagen so einige Kilometer an Landstraße vor uns. Die richtige musste jedoch erst einmal gefunden werden, was zunächst ein kleines Problem darstellte. Ausgeschildert waren hier in Matanzas eigentlich nur zwei Orte, Havanna und Varadero. Naja, von Havanna kamen wir gestern und nach Varadero wollten wir nicht. Unsere Straßenkarte ließ zwar zu, auf sie veschüttete Getränke spurenlos zu entfernen, oder sie mit Filzstiften zu beschreiben, leider aber war sie, ausser eben als Tischdeckchen oder Whiteboard, nur fürs Grobe zu gebrauchen. Nach mehreren Runden im östlichen Teil Matanzas fanden wir unter Zuhilfenahme des Auschlussverfahrens letztendlich doch die Straße, welche wir als Einstieg für die heutige Route gewählt hatten.

An dieser Stelle kurz noch ein paar Sätze zu Varadero: Der Ort erstreckt sich über eine langen und recht schmale Halbinsel, besteht weitestgehend aus größeren Hotelanlagen, die sich an einem angeblich sehenswerten Strand aneinanderreihen. Ein eigener internationaler Flughafen sorgt dafür, dass viele Menschen hier Pauschalurlaub auf Kuba genießen können, ohne auch nur ein einziges Mal wirklich etwas vom Land zu sehen.
Generell bestand bei uns kein Interesse, Varadero näher kennen zu lernen, auch wenn ich gestehen muss, dass ich mir so im Vorbeifahren schon ein Bild der Ecke gemacht hätte. Jede Andeutung in diese Richtung wurde aber von Doreen mit einem strikten Nein abgeblockt, worüber ich letztendlich auch überhaupt nicht böse war.

Varadero wortwörtlich links liegen lassend, hatten wir scheinbar die normalen touristischen Pfade erstmal verlassen. Die gut zu erkennenden Autos der Vermietungen waren nun nur noch selten zu sehen. Fernab von Küste, größeren Städten und Fremdenverkehr fanden wir hier eine andere Seite von Kuba. Lange gerade Straßen führten vorbei an endlosen Zuckerrohrfeldern, die hin und wieder nur von Dörfern oder alten, verlassenen Agrarbetrieben unterbrochen wurden. In den Siedlungen drehte sich hier jeder noch nach uns um und die Frage, was man denn hier will, stand ihnen ins Gesicht geschrieben.

Die Straßen diesseits von Havanna machten im allgemeinen etwas mehr her, als die im Westen, so hatte auch der Fahrer etwas mehr von der Landschaft, die sich zugegebenermaßen aber kaum bis gar nicht änderte. Klar, auch beim Cabrioausflug durch die sommerlichen Alpen sind rechts und links immer „nur“ Berge zu sehen, aber der vergleich zu einem Zuckerrohrfeld nach dem anderen hinkt dennoch.
Nachdem wir die Autopista gekreuzt hatten, war dann auch Schluss mit der Landwirtschaft, höchstens das ein oder andere Rindvieh war zu beobachten. Recht schnell passierten wir die Stadt Cienfuegos. Sie stand für einen der folgenden Tage auf dem Plan. Bald schmiegte sich die Straße an die Südküste, welche auf dem restlichen Stück bis Trinidad, schenkt man unserem Reiseführer glauben, ein paar postkartenwürdige Ausblicke und Strandbuchten bereithalten würde. Dieser Satz und das Bildbeispiel seien hier einfach mal so in den Raum gestellt.

Trinidad

Nach der etwas enüchternden Fahrt gingen so langsam, aber sicher, unsere Erwartungen an gelobte Sehenswürdigkeiten etwas zurück. Mit leichten Bedenken also passierten wir das selbstbewusste Ortseingangsmonument von Trinidad.
Den Bussen folgend ging es dann auf einer alter Pflasterstraße zwischen netten bunten Häuschen eine ganze Weile leicht bergauf, bis man an einem Tor gezwungen war, rechts oder links abzubiegen. Links war unsere Wahl und in der Gewissheit, dem Ortskern nicht allzu fern su sein, stellten wir den Chinesen bei der nächsten Gelegenheit ab, um eine erste runde zu gehen und gegebenenfalls gleich eine Bleibe zu organisieren.
Schon nach den ersten paar Metern merkten wir, dass der Ort zwar touristisch sehr erschlossen war, aber dennoch, oder gerade dewegen einen wirklich gemütlichen eindruck machten. Das besagte Tor sorgte dafür, dass im alten Zentrum kaum Autos unterwegs waren und man als Fußgänger sehr entspannt umherbummeln konnte. Uns gefiel es hier!
Bei der Flut an Unterkunftsschildern pickten wir uns einfach wieder eines raus, fragten nach, wurden zu einem anderen Haus geführt, bekamen ein Zimmer gezeigt, sagten zu und hatten ein Bett für die Nacht. Das Haus lag direkt an der markanten Kirche und hatte eine kleine aber feine Dachterrasse. Man fiel aus dem Zimmer und Stand in der Altstadt.
Das große Gepäck ins Zimmer geholt, begaben wir uns auch gleich auf eine ausführliche Runde, durch das mit jeder weiteren Gasse immer bunter werdende Städtchen. Versteckte Plätze und Märkte, Türmchen, alte Häuser und Autos sowie jede Menge Motorräder, die einigen von Euch sicher bekannt vor kommen werden. Die Geschäfte der Einheimischen schienen gute zu laufen, denn wurde man nach Interesse an Zigarren oder Reitausflügen gefragt, geschah das wenig aufdringlich und unaufgeregt. Hier und da ein Getränk, Sonne und schöne Aussichten ließen uns Trinidad genießen.

Nach dem leckeren Burger zum Abendessen, das wir in einem netten und scheinbar recht jungen Restaurant, an dessen Wand wir uns verewigen durften, zu uns genommen hatten, machten wir eine kleine Pause bei uns im Zimmer. Nach Einbruch der Dunkelheit zog es uns allerdings noch einmal ins fröhliche Treiben hinaus. An jeder Ecke und in jedem Hinterhof spielte eine Band, Kellner aus anliegenden Bars bedienten die Menschen, welche ringsum auf den Bordsteinen oder Treppenstufen platzgenommen hatten, Leute tanzten auf der Straße. Ein Tag ging sehr versöhnlich zu Ende!