Ein Tag im Museum
Nach dem Aufstehen sortierten wir uns etwas und schnupperten ein kleines bisschen Havannaluft, danach ging es auch gleich an das größte Fragezeichen der Reisevorbereitungen, dem Mietauto. Eine Handvoll an ausschliesslich staatlichen Autovermietungen standen vorweg zur Auswahl. Da sich die Kommunikation mit allen derer deutschen Reiseveransstaltungspartner mehr als schleppend gestaltete, kontaktierten wir die Vermietungen direkt. Auf eine Angebotsanfrage erhielt man dann allerdings auch schon umgehend eine Angebotsbestätigung und nicht erst das eigentlich angeforderte Angebot. Wie auch immer, eine Reservierungsbestätigung mit Ort, Zeit, Fahrzeugklasse und Preis war vorhanden, also machten wir uns auf den Weg zur vereinbarten Zweigstelle.
Pünktlich 9:30 Uhr dort angekommen, forderte man uns sowie weitere angehende Mieter freundlich auf, zu einem anderen Büro der Vermeitung zu gehen, da dieses hier nicht mehr geöffnet sei. Der Beschreibung nach sollte sich der Weg in Grenzen halten und so sattelten wir unser Gepäck wieder auf und machten uns erneut auf den Weg. Das „Museo de la Revolucion“ war nun unser Ziel, denn dort sollte die andere Vermietstation sein. Das Büro im Museum war schnell gefunden, Doreen bezog mit unserem Hab und Gut auf den großen Stufen vor dem monumentalen Gebäude Stellung und ich begab mich mit allen Unterlagen hinein und reihte mich in die fiktive Schlange ein.
Um es kurz zu fassen: Ich habe viele nette Kurzbekanntschaften mit weiteren Wartenden geschlossen, darunter Franzosen, Franzosen, Franzosen und auch Deutsche. Einige von Ihnen kamen nach mir, gingen aber immerhin schon vor mir wieder verichteter Dinge. Auch Doreen beobachtete neben ihrer Lektüre Menschen vom Anstehen an der Museumskasse bishin zum Verlassen des Gebäudes. Als wir aber nach 6 Stunden nun endlich mit Schlüssel und Mietvertrag ein Au.. ähm Geely besteigen konnten, war uns das alles egal gewesen.
Mal abgesehen von der nach Topfklopfen klingenden Aufhängung gab es generell keinen Grund zur Beschwerde. Die Klimaanlage funktionierte einwandfrei, der Lizenz-Toyota-Motor bewegte die chinesische Karosse umher und Bremsen ist etwas für Leute, die nicht gerade einen Tag im Museum verbringen mussten.
Raus, nix wie raus
Da wir später noch genug Zeit für Havanna vorgesehen hatten und der Tag heute schon viel zu weit vorangeschritten war, hieß der Plan nun „nichts wie raus aus der Stadt“, welcher auch mehr oder weniger problemlos in die Tat umgesetzt werden konnte. Schnell war zu merken, dass die Kubaner ihre Art von A nach B zu kommen ganz eindeutig an einem eher westlichen Vermächtnis orientierten. Wie auch Dr. Emett L. Brown folgten sie der Devise … „Straßen? Wo wir hinfahren, brauchen wir keine Straßen!“.
Spaß bei Seite! Nur diejenigen unter Euch, die das Straßennetz der DDR noch erleben durften, können sich wahrscheinlich ansatzweise vorstellen, was in Kuba noch ganz locker als Straße und nicht mehr als Minenversuchsareal der Roten Armee durchgeht. Verstärkt wurde das ganze noch durch die hierzulande in jedweder Tauglichkeitsprüfung versagende Radaufhängung vorne links, die zugegeben auch kleinere Unebenheiten durch ein deutliches Klopfgeräusch signalisierte. Frei nach dem örtlichen Motto „was noch nicht abfiel, ist sicher noch fest“ versuchte man die gröbsten Löcher unter der Inkaufnahme Kleinerer zu umfahren, baute hierbei schnell eine gewisse Routine auf und kam so durchaus voran.
Das Momentum vom Flug gestern im Rücken, ging es zunächst weiter nach Westen. Neben vielen alten Industrieanlagen gab es unterwegs nur wenig zu sehen. Den Ort Vinales als eigentliches Ziel vertagten Doreen und ich allerdings auf morgen. Stattdessen ließen wir es ruhig angehen und entschlossen uns im kleinen Soroa zu übernachten. Wir waren gespannt, wie schnell ein Zimmer gefunden ist, denn schließlich hatten wir auch für die ganze nächste Woche noch keine Unterkunft gebucht.
In Kuba sollte es ein recht dichtes Netz an privaten Unterkünften geben, die sogenannten Casa Particulares. Leute, die im Rahmen dieses Systems eine Schlafmöglichkeit zur Verfügung stellen, beschildern ihr Haus mit einem bestimmten Zeichen, dort fragt man einfach und hofft auf ein freies Zimmer.
Hier im Dorf hatte im Prinzip jedes Haus diese Symbol und schon beim zweiten Anlauf hatten wir ein Bett für die Nacht. Das Zimmer bot, genau wie das letzte Nacht, ein eigenes kleines Bad mit Dusche und WC. Inklusive optionalem Frühstück kostete uns das Ganze umgerechnet etwa 30EUR.
In einem der recht zahlreichen kleinen Restaurants gab es zum Abendessen das Nationalgericht, Reis mit schwarzen Bohnen. Als Fleischbeilage diente fritiertes Hünchen mit Gemüse. Bis auf die Bohnen war es ganz lecker.
So endete ein letztendlich doch recht erfolgreicher Museumstag, denn nun sind wir für 8 Tage mobil. Was will man mehr?