Hat man in Havanna erst einmal verinnerlicht, die ununterbrochenen verbalen Taxi- und Cohiba-Attacken zu ignorieren sowie auf die Frage, woher man den käme, China zu antworten, war es einem tatsächlich möglich, weitestgehend ungestört durch die Stadt zu bummeln. An dem heutigen, durch die vorgezogene Autorückgabe zusätzlichen Tag in Havanna, haben wir genau das versucht.
Rennen nach dem Fisch
Recht früh am Vormittag begannen wir am Malecon. Ein Rudel Angler legte hier ein sehr interessantes Verhalten an den Tag. Zunächst ruhig dastehend und angelnd, holten plötzlich alle in windeseile ihre Leinen ein, rannten wie vom kleinen Hai gebissen etwa 100 m und warfen noch in vollem Lauf die Köder ins Wasser. Dieser Vorgang wiederholte sich viele Male, bis wir sie nicht mehr sahen. Es ist zu vermuten, dass sie einem Schwarm folgten.
Stadtleben
In der angrenzenden Altstadt sind wir wahrscheinlich jede einzelne Straße abgelaufen und haben so manche sehenswerte Ecken und interessante Situationen erlebt. Zu letzterem gehört zum Beispiel auch der Musikvideodreh einer italienischen Rockgruppe namens Negramaro, die mit groß aufgefahrener Technik und einem schicken alten Kirchplatze als Realkulisse einfach zwischen den Passanten ihre Aufnahmen machten. Der ganze Ablauf war mal etwas neues für uns und so beobachteten wir das Treiben eine ganze Weile. Das offizielle Video des Liedes ist wohl noch nicht veröffentlicht, sollten wir aber zu sehen sein, werden wir es hier verlinken.
Allgegenwärtig beim Schlendern durch die Straßen, nicht nur denen der Hauptstadt, ist die zum Trocknen aufgehängte Wäsche. Es gab kaum ein Haus, an dem vor nicht wenigstens einem Fenster oder auf einem Balkon die sehr farbenfrohen Stoffe wehten. Folglich sauber und der allgemeinen Laune entsprechend fröhlich bunt gekleidet war auch die Mehrheit der Kubaner.
motiv-ierte Wände
Auch für die Freunde von Streetart, zu deutsch Straßenkunst, gab es an vielen der grauen Mauern und in heruntergekommenen Hinterhöfen etwas zu finden. Überall eben wird man damit konfrontiert, dass die Kubaner es eine lange Zeit einfach selbst in die Hand nehmen mussten, ihr Leben etwas bunter zu machen.
Trotz des für morgen sehr früh gestellten Weckers, ließen wir uns auch heute den Abendspaziergang am Malecon nicht nehmen. Schon den ganzen Tag war die allgemeine Wetterlage ein wenig wechselhaft, was passend zum Tag zu einem weiteren schönen Schauspiel führte. Große Wellen peitschten gegen die Kilometer lange Mauer der auch heute Abend wieder gut besuchten Uferstraße. Es spritzte teilweise über die kompletten acht Fahrbahnen, weshalb sich die Leute heute eher in den Bars auf der anderen Straßenseite aufhielten, als gemütlich auf der Mauer zu sitzen und pitschnass zu werden.
Hub russischer Schrauben
Kurz nach 3 Uhr morgens schellt der Wecker des Handys. Leicht verquollen, vor allem aber eher unausgeschlafen schälten wir uns aus dem Bett, machten uns, soweit möglich, öffentlichkeitstauglich. Anschließend sattelten wir die Rucksäcke auf und verließen das Haus unter herzlicher Verbschiedung der Gastgeberin. Zunächst ging es nur zwei Blöcke weiter zum Hostal, an dem das bestellte Taxi schon auf uns wartete. Der ebenso halb schlafwandelnde Fahrer brachte uns zum Hotel Melia Habana, welches wir etwa 20 min später erreichten. Hier warteten wir nun darauf, von einem Bus der Fluggesellschaft in Richtung Flughafen eingesammelt zu werden. Auf die Minute 4:45 Uhr fuhr dieser vor und wir gesellten uns zu den etwa 15 weiteren, teils schlafenden Leuten. Gegen 5:15 Uhr erreichten wir dann den kleinen Flughafen Havanna Baracoa. Wir checkten ein, gaben unser Gepäck auf und nahmen danach im Terminal Platz.
Unser Ziel heute liegt etwa 200 km südsüdöstlich von Havanna und ist eine Insel namens Cayo Largo. Doreen und ich warteten nun also auf unser Flugzeug, welches noch nicht da zu sein schien. Als dann eines landete und abgefertigt wurde, dachten wir schon, es ging jetzt los. Allerdings ging dieser Flug nach Cayo Coco. Kurz darauf jedoch, wurden wir dennoch alle zum Boarding gebeten, obwohl nach wie vor kein Fluggerät zur Verfügung zu stehen schien … oder doch??!
Wir betraten das dunkle Vorfeld und da stand sie, die MI-8PS. Zumindest von uns beiden hatte keiner damit gerechnet, heute Huschrauber zu fliegen, schon gar nicht ein betagtes russisches Modell. Klar, woher sonst soll er hier in Kuba denn kommen. Wie auch immer, ich musste grinsen und fand das voll cool, Doreen war wohl in dem Moment nicht wirklich danach zumute.
Die MI bot etwa 20 Leuten bequem Platz und hatta große Fenster. Wir hofften diese zumindest bei oder kurz nach Sonnenaufgang nutzen zu können. Alle Passagiere saßen, es folgte eine kurze Sicherheitseinweisung und dann wurden die Turbinen gestartet. Diese waren überraschenderweise nicht ganz so laut, wie erwartet. Der Blechhobel rollte gemächlich auf die Startbahn und hob aus der langsamen Vorwärtsbewegung ab, ganz sanft und unspektakulär. Der Höhenmesser im Passagierabteil zeigte den gleichmäßigen Steigflug an und blieb bei etwa 1500 Fuß stehen. Die Reiseflughöhe war also erreicht und der Kopilot reichte Bonbons sowie Kaffee und Wasser.
Es dämmerte während des ganzen Fluges und kurz vor Landung zeigte sich die Sonne letztendlich auch über dem Horizont. Nach etwa einer Stunde Flugzeit setzten wir kaum spürbar auf der Rollbahn des Flugplatzes Cayo Largos auf. Nach dem alle ihr Gepäck wieder entgegengenommen hatten, begann die Verteilung auf die Busse zu den Unterkünften. Der Transfer verlief reibungslos, eben so der Check in. Keine halbe Stunde nach der Landung, betraten wir bereits unser Zimmer für die nächsten zwei Nächte.
Cayo Largo … All-inclusive
Auf Cayo Largo gibt es etwa zwei Hände voll von all-inclusive Resorts bzw. Klubanlagen, sonst nur Strand und einen Yachthafen. Da es kein Dorf o.ä. gab, waren hier also nur die Angestellten der verschiedenen Institutionen und natürlich die Touristen zu finden. Letztere setzten sich geschätzt prozentual aus etwa 65% Canadicker, 30% Italijohler und 7% Sparnier zusammen, die restlichen -2% waren wir. Schon vorab: Diese Bezeichnungen basieren nicht etwa auf Vorurteilen, nein, nach den knapp 3 Tagen hier werden sie sich einfach als Schlüsseleigenschaften der hier hauptsächlich vertretenen Nationen herauskristallisiert haben. Der gemeine Canadier schenkte dabei seine Aufmerksamkeit vor allem den Hauptmahlzeiten sowie der bewegungsarmen Überbrückung der Zeiten dazwischen, beides vorzugsweise mit Bier. Die Italienische Fraktion war zu keinem Zeitpunkt zu überhören. Die Spanier sparten kaum an künstlichen Erweiterungen des eigenen Egos, Frauen mit Zeigern aus Silikon, deren Männer wiederum mit ihren Sonnenuhren.
Wer uns kennt, weiß, dass sich unsere Pauschalurlaubserfahrung sowie das Interesse an diesen stark in Grenzen hält. Um aber Orte wie Cayo Largo kennen zu lernen, müssen auch wir über unseren Schatten springen und uns einfach mal drei Tage lang hemmungslos dem reichhaltigen Frühstücks-, Mittags und Abendbuffet sowie den alkoholischen Getränken hingeben bzw. ausliefern. Also auf ins Gefecht!
Was reimt sich auf Strand?
Richtig, Sonnenbrand! Und bevor uns ein solcher irgendwann ungewollt überrumpelt, haben wir uns gleich heute einen abgeholt.
Nach der Ankunft im Zimmer warfen wir uns zunächst sehnsüchtigst ins Getümmel am Frühstücksbuffet. Frisch gestärkt zog es uns dann aber doch recht schnell zu den so hochgelobten Stränden Cayo Largos.
Bis zum Mittag entspannten wir erstmal auf zwei der zwar zahlreich vorhandenen, jedoch nur wenigen nicht mit Handtüchern besetzten Liegen. Das diese frei waren, lag womöglich daran, dass sie schon fast 300 m von den über die kleinen Dünen gebauten Holzbrücken entfernt waren, also deutlich außerhalb des üblichen Bewegungsraduis des typischen All-inclusive-Touristen. Uns sollte es nur recht sein, denn von den wenigen Spaziergängern waren wir so fast ungestört. Man kann es nicht anders sagen, es war traumhaft! Tieffliegende Pelikane, weißer Sand, blauer Himmel, die Sonne, von der Farbe des Wassers reden wir gar nicht erst … uff.
Strandspaziergang
Im Beach-Restaurant gönnten wir uns dann ein paar Häppchen zum Mittag, anschließend eine Pause in der mal angenehmen Kühle unseres Zimmers. Lange aber hielten wir es drinnen nicht aus und spazierten, trotz erster erkennbarer Rötungen, am Wasser entlang richtung Osten. Vorbei an nur saisonal betriebenen und gerade ungenutzen Ferienanlagen sowie felsigen Abschnitten wurde es nie langweilig. Hin und wieder zwar nach Schatten lächzend, haben wir die Zeit dennoch einfach genossen.
Pünktlich zum allabendlichen Buffet, für das sich einige der anderen Gäste mit Hemd und Abendkleidchen ganz schön in Schale schmissen, waren auch wir immerhin geduscht und hungrig wieder im Resort. Wie schon das Frühstück und das Mittag ließ auch das Abendessen kaum Wünsche offen. Von gegrilltem Fisch bis zur Pizza wurde fast alles direkt auf Wunsch frisch zubereitet. Dazu Wasser, Saft und vor allem Wein im Überflus, man ging einfach nur völlig voll und platt ins Bett. Um ehrlich zu sein, das ist MAL auch echt okay!
Um unserem Sonnenbrand eine Pause zu gönnen, planten wir, den Tag etwas anders zu gestalten. Natürlich würde es hier auf der Insel dennoch zwangsläufig ein Strandtag werden, aber längeres Rumliegen in der Hitze wollten wir versuchen zu vermeiden.
Noch von dem Frühstück besuchten wir die Rezeption und informierten uns über Wege, noch andere Ecken von Cayo Largo ertkunden zu können. Wir erfuhren, dass für etwa 5 EUR pro Person eine Art Shuttleservice zum Playa Sirena, dem wohl bekanntesten Strand der Insel, zur Verfügung stand. Es brauchte nicht viel Überlegung, bevor wir zusagten.
Gesättigt nahmen wir später in der Lobby Platz und warteten auf das Shuttle. Das fuhr pünktlich vor dem Gebäude vor und wir stiegen mit einigen wenigen anderen Wartenden zu. Die Bimmelbahn brachte uns nun zur Marina, also dem kleinen Yachthafen der Insel. Hier gingen wir dann eine Weile später mit mittlerweile deutlich mehr Leuten an Board eines Katamaran, welcher uns nach etwa 10 min entspannten schipperns an einem Strandrestaurant absetzte.
Am Steg bildete sich recht schnell eine Menschentraube, die mit all ihren Linsen aufs Wasser schaute. Als sich das Getümmel etwas lichtete, wurde auch für uns der Blick frei auf, naja, wir nennen es mal ein bedauerliches und mitleiderregendes Desaster. Zwei Delfine widmeten sich schon offensichtlich leicht gestört ihrem Opferdasein. Schaute man sich etwas um, bemerkte man schnell den Maschendrahtzaun, der ein erbärmlich kleines Stück der Bucht abgrenzte und die beiden Tiere in Gefangenschaft hielt. Das Ende jeden Verständnisses aber war spätestens dann erreicht, als man die vom Zaun total vernarbten Gesichter und Kopfpartien der Delfine sah. Doreen und ich standen zu dem Zeitpunkt nur noch allein auf dem Steg, als uns ein Mitarbeiter ansprach und uns für etwa 40 EUR pro Person 30 min Schwimmen mit den Delfinen anbot. Traurig und ermahnend erklärten wir ihm, warum wir auf keinen Fall diese Art der Haltung auch noch finanziell entlohnen wollen. Er meinte, er würde verstehen, wir wandten uns ab und gingen geschockt und diskutierend weg.
Playa Sirena
Das Erlebnis mit den Delfinen kaum verdaut, fand man sich keine 200 m weiter in einem weiteren Paradis wieder. Der Strand war noch weißer, das Wasser noch klarer und durch das Riff geschützt war das Meer ruhig, nur ganz kleine Wellen kamen bis zum Ufer. Wir spazierten einfach drauf los.
Eine ganze Weile waren wir dabei recht ungestört, die Ruhe war toll. Nach einer Weile fielen uns vereinzelte dunkle runde Schatten im türkisenen Wasser auf. Anfangs vermutete man, es seien Steine und schenkte dem ganzen kaum Beachtung. Als einer davon aber etwas Ufernäher lag, schauten wir nach. Nix Steine, es waren Seesterne. Wir waren total begeistert, hatten wir doch noch nie welche in dieser Größe gesehen.
Wir waren gemütlich, also recht langsam unterwegs und so war es praktisch unausweichlich, dass sich irgendwann gröhlend ein von hinten nähernder Clubausflug eines der italienischen Urlaubsdörfer ankündigte. Doreen und ich hatten gerade das Ende der Halbinsel erreicht, als uns die Schreihälse einholten. Schlechtes Timing, da gerade hier ein ganzes Rudel Seesterne äußerst dekorativ im flachen Wasser über einer Sandbank lag, welche nun erst einmal gefundenes Fotofressen für die Horde Wilder wurde. Wir entschieden uns, das bunte Treiben einfach zu beobachten und diese Belagerung aktiv auszusitzen. Es hatt sich gelohnt, denn als sie alle zum Spaghettiessen abkommandiert wurden, blieben wieder einmal nur noch wir beide und die schicke Naturkulisse übrig.
Sol Pelicano
Gegen 17 Uhr kamen wir sehr zufrieden wieder in unserem Hotel an. Es war noch genug Zeit bis zum abendlichen Fressfest, weshalb wir uns bis dahin zunächst ein wenig dem Blick von unserem Balkon hingaben und danach etwas über die betagte, aber durchaus gepflegte Hotelanlage bunmmelten. Dabei trafen wir einen einheimischen Inselbewohner, der scheinbar dasselbe im Sinn hatte. Stück für Stück und offensichtlich schon an Menschen gewöhnt, bahnte sich der Kubaleguan einen Weg Quer durch das Areal.
Nach dem ersehnten und sehr befriedigenen Abendbrot passierte nicht mehr viel. Ein bisschen Fernsehen bzw. ein paar Seiten im Buch und schon fielen einem ganz von allein die Augen zu.
Dawn of the Dead
Gaaanz früh klingelte der Wecker, der Sonnenaufgang am Strand wartete. Naja, Doreen blieb einfach liegen, aber einer muss ja.
Wer nun aber glaubt, dass man als einer von sicher sehr wenigen um halb sieben Uhr morgens in Richtung Meer stapft, der liegt aber sowas von weit daneben. Stellte man sich nun vor, am Strand gäbe es frisches Fleisch, kam ich mir ein wenig vor wie in The Walking Dead, als ich auf den Hauptweg der Ferienanlage einbog. Unbeirrbar schlatzten dicke, mit Handtüchern behangene Halbschlafzombies schnaufend in Richtung des einen jeweiligen Wunschschirmchens. Die darunter stehenden Liegen entsprechend mit Handtüchern okkupiert, machten die Untoten kehrt und verschwanden wieder in der Dunkelheit.
Ich schwamm zunächst mit, suchte mir ein Plätzchen im Sand, welches noch keiner für sich beansprucht hatte, und sammelte Momente … keine Dinge.
Einen Tag lang abhängen
Nach dem Frühstück suchten Doreen und ich wieder zwei Liegen weit genug weg, um von den Zombies nicht erreicht zu werden. Dort ließen wir uns erstmal entspannt bis zum Mittag nieder, schliefen ein wenig, beobachteten die eine oder andere skurile Szene. Neben halbnackt, nackt, faltig, echt bebaucht und unecht betittet gab es natürlich auch jedwede denkbare Kombination aus diesen Eigenschaften.
Die jedes Format füllenden Nord-Nordamerikaner tauchten allmorgendlich irgendwann aus den Untiefen des Fritierfettfrühstücks von Würstchen, Speck und Frenchtoast auf, konsequent bewaffnet mit einem Metallbehälter in Form einer übergroßen Handgranate. Dabei handelte es sich um Thermobehälter für Kaltgetränke. Mit diesem steuerten sie zunächst schnurstracks eine der Bars der Ferienanlage an und ließen sich teilweise bis zu 2 Liter Gerstensaft in ihre Biergranaten füllen, bevor es nun auf die zum Glück nur wenigen Meter zum Strand oder Poolrand ging. Ohne große Umwege begaben sich die kanadischen Navy-Seals nun ins Wasser, gerade weit genug, dass die über Jahre antrainierte Bierwampe aufschwamm und sie sich nun wie ein Mitglied des Bolschoi Balletts fühlten. Wahrscheinlich aufgrund der eigenmassebedingten Gravitationen bildeten sich immer kleinere Gruppen, die, je nach Größe der Biervorräte, bis zu mehrere Stunden, in den Wellen leicht auf und ab wippend, wie Planeten um ein gemeinsames Zentrum kreisten. War die Munition verbraucht, wurde meist einer aus der Runde mit allen Granaten beladen und an die Thekenfront geschickt. Nach seiner Rückkehr wurde das Wippen und Kreisen nahtlos fortgesetzt. Zu guter Letzt sei noch angemerkt, dass dieses Treiben durch genau einen von zwei Umständen unterbrochen wurde: Entweder das Mittags-, oder das Abendbuffet.
Nach dem Abschluss unserer Verhaltensstudien begaben wir uns vor dem Mittag noch einmal in unser Zimmer. Es war nun Zeit, unsere Sachen zu packen, denn heute Abend war die Abreise von Cayo Largo geplant und Checkout aus dem Zimmer war 12 Uhr. Alles wieder in den Rücksäcken verstaut, lagerten wir diese an der Rezeption ein, schließlich durften wir bis zum Transfer zum Flugplatz noch uneingeschränkt am All-Inclusive-Leben teilhaben. Das nutzten wir erstmal beim Mittagessen und danach im Zuge eines sehr gemütlichen Piña-Colada-Nachmittags in der Nähe des Pools.
Отправление … Abflug auf Russisch
Letzter Akt, wie sollte es auch anders sein, war der abschließende Besuch des Abendbuffets, wo wir uns noch einmal die Bäuche vollschlugen. Egal wie sehr man sich auch vornimmt, langsam und entspannt zu essen, nach etwa 25 Minuten sind in dieser Food-Rush-Hour drei Gänge abgearbeitet, ob man wollte oder nicht. Zumindest waren wir so äusserst pünktlich an der Rezeption und warteten auf das Shuttle zum Flugplatz. 20 Uhr stand dieses vor der Tür und nach einer kleinen letzten Runde auf Cayo Largo reihten wir uns etwa 20:30 Uhr in die einzige Check-In-Schlange im Terminal ein. Im Wartesaal ließen die Mitarbeiter bereits wortwörtlich die Rolläden herunter und so wurde es für die letztendlich 2h Aufenthalt recht ruhig, bis endlich die Motorengeräusche eines landenden Flugzeugs zu hören waren.
Die Vermutung, Doreen und ich würden die Insel auch im Hubschrauber verlassen, war also widerlegt, wobei auch das Flugzeug Doreens Hoffungen zunächst nicht so recht erfüllte. Wenig später wurden dann alle Passagiere zum Ausgang gerufen und über das Flugfeld geführt. Da stand sie also, die Antonov 26, kurz An-26, und blickte wahrscheinlich auf eine lange Einsatzzeit und viel Flugerfahrung zurück. Den einen Flug, würde sie nun auch noch schaffen ..!
Im Inneren ging es zumindest platztechnisch recht komfortabel zu, gewöhnungsbedürftig waren jedoch die nur wenigen Fenster der umgerüsteten Frachtmaschine, die ein etwas beklemmendes Gefühl vermittelten. Unsere Sitzreihe gehörte zum Glück zu denen mit Ausguck. Doreen nahm am Fenster Platz. Es dauerte nicht all zu lange bis es losging und die alte Russin in Richtung Startbahn rollte. Doreen schaute gespannt aus dem kleinen Bullauge direkt auf den hinteren Teil eines der beiden Triebwerke, als plötzlich aus dessen Abgasrohr eine 3 m lange Stichflamme schoß. Überrascht und etwas irritiert … naja, sagen wir lieber geschockt und panisch-verunsichert schaute sie mich an und fragte, ob das denn normal sei!? Ich meinte nur: „Ähm, ja klar!“.
Kurz darauf hoben wir ab und hatten ein wirklich ruhigen Flug ohne Zwischenfälle. Dieser dauerte diesmal etwa 40 Minuten, bis die alte Lady in Havanna-Baracoa aufsetzte. Vor dem Gebäude wartete schon der Bus zu den Hotels. Ein Mitarbeiter fragte nach den jeweiligen Unterkünften und so entstand die angepasste Route, die jeden bis vor die Tür seines Hotels oder Hostals brachte. Doreen und ich gehörten mit dem Hostal in Altstadt Havannas zu den Letzten und so dauerte es über eineinhalb Stunden, bis wir an unserem Hostal ankamen. Der äußerst nette Hausherr hatte auf dem Balkon Zigarre rauchend auf uns gewartet, nach dem überschaubaren Papierkram brachte er uns dann in das wirklich winzige, aber gemütliche Zimmer und wünschte eine gute Nacht.
Gruppenfrühstuck
Im riesigen Bett, welches praktisch den gesamten Raum einnahm, verbrachten wir eine wirklich erholsame Nacht, die für uns ja relativ spät begonnen hatte. Zwar hatten wir uns den Wecker gestellt, um die Frühstückszeit nicht zu verpassen, dennoch wurde es am Ende recht knapp.
An einem einzelnen großen Tisch und reichlich gedeckten Tisch schlugen sich bereits weitere Gäste den Bauch voll und tauschten sich über bisherige Reiseerfahrungen und weitere Reisepläne aus. Wir nahmen Platz und schwupps waren wir mittendrin, plauderten und stärketen uns mit Pfannkuchen, Omlette, Milchbrötchen, Trinkjoghurt, frisch gepressten Saft, Obst sowie Kaffee.
Oldies but Goldies
Ohne konkrete Pläne begaben wir uns nach der ersten Gruppenphase des Tages erneut auf die Straßen von Havanna. Da wir die meisten Ecken der sehenswerten Altstadt bereits kennengelern hatten, konzentrierte sich zumindest der Fotograf heute eher auf die mobile Seite der Stadt. Während Doreen zunächst geduldig von Schatten zu Schatten huschte, war die jagt auf die kultigen, zumindest früher einmal amerikanischen Oldtimer eröffnet.
Vorab dachte man noch, die werden alle nur zur Belustigung der Touristen betrieben. Doch recht schnell merkt man, dass die Mehrheit der Kubaner ohne ihre Belchkollagen nicht mobil und damit wohl auch viel weniger lebenslustig sein könnte. Wohin man auch schaute, überall schipperten die alten Kreutzer herum, eine fröhliche Farbe folgte der anderen, poliertes Chrom blendete auch den, der eigentlich gerade nicht in der Sonne stand.
Die Hitze oder auch die Klimaanlagen, welche uns bisher fast jede Nacht in den Schlaf summte, machte Doreen jedoch nun doch etwas mehr zu schaffen. Sie fühlte sich schlapp. So ging es zurück zur Unterkunft, wo Sie eine Aspirin nahm und sich ins Bett legte. Ich schlenderte ein bisschen ohne Sie weiter und konzentrierte mich nun etwas mehr auf die Details.
Internationaler Ausklang
Zurück im Hostal Peregrino weckte ich Doreen, der es mittlerweile wieder etwas besser ging. Im Frühstücks- bzw. mittlerweile Aufenthaltsraum wollten wir den Vermieter noch darum bitten, uns für morgen ein Taxi zum Flughafen zu organisieren. Dabei trafen wir auf zwei Reisende, mit denen wir recht schnell ins Gespräch kamen.
Amanda und Kane kommen aus Brisbane im Osten Australiens und waren vollauf begeistert, als sie von unserer Reise rundum Australien hörten. Wir plauderten eine ganze Weile und erfuhren auch, dass die beiden kubanische Freunde in Havanna hatten, mit denen sie sich noch treffen wollten, u.a um Zigarren zu kaufen. Da Tim immernoch auf der Suche nach guten Cohibas war, entschieden wir uns kurzum, die beiden zu begleiten und den Abend mit den beiden zu verbringen. Nach dem Zigarren-Deal machten wir uns zu sechst auf die Suche nach einem Lokal für ein gemütliches Getränk. Der Hunger wurde unterwegs mit einer günstigen aber leckeren Pizza auf die Hand gebändigt. Am Hafen wurden wir dann auch schnell fündig und verbrachten so einen wirklich netten Abend mit 2 Australiern und 2 Kubanern.
Am Abend verabschiedeten wir uns sehr herzlich von allen, vor allem von Amanda und Kane, natürlich nicht ohne Kontaktmöglichkeiten auszutauschen. Man weiß ja nie 🙂