Sonne am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen
Während Doreen noch tief und fest schlief, war ich heute schon vor 6 Uhr auf den Beinen, in der Hoffnung, den Sonnenaufgang zu erwischen. Auch wenn die Sonne bereits deutlich über dem Horizont und schon fast wieder hinter ein paar grauen Schwaden zu verschwinden drohte, war zu merken, dass der Tag diesmal halten könnte, was der Abend zuvor versprach.
Die Stimmung war toll, egal in welche Richtung man schaute. Gelb leuchtende Wolken unter denen Regenbögen hingen. Auch der Graureiher, der täglich ein paar mal bei uns vorbei schaute schien die schöne Aussicht zu genießen, bevor er sich dann doch wieder der Libellenjagt widmete.
Frohen Mutes also gingen wir erstmal zum Frühstück. Wie immer war leichte Kost angesagt. Doreen griff meist zu Croissants und Obst oder Cornflakes, ich beschränkte mich weitesgehend auf letzteres mit getrockneten Bananen und Rosinen. Dazu gabs Kaffee bzw. Saft und heute nun die Frage, was wir denn hier auf der Insel mit der ungewohnten Situation von Schönwettertagen anfangen würden. Nach etwa 2 Minuten war aber auch das geklärt. Spazieren, Sonnen, Baden sowie Schnorcheln und Postkarten schreiben.
Das klang nach einem Plan für die restlichen Tage, den wir wohl in dieser oder eben einer völlig beliebigen Reihenfolge umsetzen werden, zunächst aber ersteinmal in Ruhe den Kaffee austrinken und die Cornflakes aufessen, wir hatten ja viel vor. 😉
Im Folgenden werden wir nun etwas von der tageweisen Berichterstattung abweichen und versuchen, das Erlebte der verbleibenden Tage einfach thematisch zu bündeln, um nicht fünfmal von Spaziergängen um und über die Insel, dem Schnorcheln und Baden oder den Verpflegungspausen erzählen zu müssen 🙂
Das Inselhotel
Während man sich beim Frühstück für den Tag stärkte, machten sich die Zimmermädchen … hier aber ausschließlich Roomboys 😉 … an die Reinigung der Bungalows. Spätestens nach dem ersten Vormittag hatte dieser auch die Frühstückszeiten der jeweiligen Bewohner adaptiert und wenn man nicht gerade jeden Tag zu einer anderen Zeit essen ging, war die Hütte auch fertig hergerichtet, als man vom Restaurant zurückkam.
Die Bungalows waren kreisrund, zumindest für die Optik mit Stroh gedeckt und boten eine Wohnfläche von etwa 40m². Dazu gehörten eine kleine Terasse, die wir ja während der Regengüsse schon längerfristig besiedelt hatten, der Hauptraum mit dem großen Bett und dahinter ein halbrunder Gang mit Schränken und dem anschließenden Badezimmer. Für die nötige Kühle sorgte eine Klimaanlage und für Unterhaltung ein etwa 90 Zoll großer Flachbildschirm der tageszeitenabhängig den Strand und das Meer direkt vor der Hütte abbildete. Insgesamt zweckmäßig, aber dennoch gemütlich eingerichtet. Völlig ausreichend also, hält man sich vor Augen, dass man prinzipiell nur zum Abkühlen, Duschen und natürlich Schlafen Zeit im „Zimmer“ verbringt.
In Summe gibt es 80 Beach- und 10 Water-Bungalows, wobei die letzteren auf Stelzen im Wasser stehend in jeweils zwei Wohneinheiten aufgeteilt sind, welche etwas weniger Fläche zur Verfügung stellen. Die Beach-Varianten befinden sich alle namensgerecht unter schattenspendenden Palmen in unmittelbarer Ufernähe und verfügen ggf. über jeweils einen eigenen direkten Zugang zum Strand und einer entsprechenden Anzahl an Liegestühlen.
Hin und wieder erreichten uns Fragen nach der hoteleigenen Swimmingpoolanlage, die ich hiermit kommentarlos, aber bebildert beantworten möchte … schließlich fragt ja auch niemand nach der Ski-Halle, wenn man nach Zermatt fährt.
Auch wenn die Abstände zwischen den Hütten nicht riesig sind, so begegnen wir hier nur selten unseren Nachbarn. Liegt man in der Sonne, hat man rechts und links mindestens 20m Entfernung zum nächsten Liegenpaar und wenn wir ehrlich sind, waren diese meist leer 😉 Gute Voraussetzungen also für ungestörtes … was auch immer! 😛
Der Fresstempel
Wie schon an einigen Stellen angedeutet gehen wir dreimal täglich zum relativ zentral gelegene Restaurant. Beim ersten Besuch durften wir uns einen der noch freien Tische raussuchen, welcher dann für den restlichen Urlaub unserer bleiben würde. Während die Speisen am Buffet zur Verfügung gestellt werden, dürfen wir die Getränke bei einem Kellner bestellen. Dieser ist tischgebunden und wechselt somit ebenfalls nicht für die Dauer des Aufenthalts. Unser Kellner heißt Bipul, er ist 24 Jahre alt und kommt aus Bangladesch, wo auch seine Familie lebt. Ob bzw. wieviel Kinder er hat, wissen wir nicht. In einigen Gesprächen, die wir in seiner Freizeit geführt haben, erzählte er, dass er nun seit fast 3 Jahren auf der Insel arbeitet und einen Tag pro Monat frei hat, den er natürlich auch auf Velidhu verbringt. Ende Januar wird er dann 2 Monate frei haben, in denen er seine Familie besucht, bevor er anschließend für 3 weitere Jahre Arbeit hierher zurückkehren wird.
Eine dritte Quelle wiederum äußerte auch den Grund, warum hier praktisch nur Bangladescher beschäftigt werden: Malediver sind etwa dreimal so teuer wie Arbeiter aus anderen asiatischen Staaten, die etwa 80 US$ im Monat bekommen.
An dieser Stelle aber genug zu den politischen Gegebenheiten.
Während Doreen vor allem Reis- und Nudelgerichte favorisierte, konzentrierte ich mich weitestgehend auf die Aufnahme von Fisch und Fleisch mit Gemüse, ohne dies aber mit dem übermäßigen Konsum von Kohlehydraten zu verdünnen. Der Zucker im Dessert ist davon allerdings ausgenommen, denn die kleinen Törtchen und Kuchenwürfel mit den verschiedenen Fruchtcremes waren einfach zuuuuu lecker 😛
Hin und weg
Es gibt genau zwei Weg um auf die Insel und wieder von ihr herunter zu kommen. Der schnellste und wohl beliebteste ist das Wasserflugzeug. Zweimal täglich, um 7 Uhr morgens und gegen 5 Uhr Nachmittags, landet eins im inneren des Riffrings von Velidhu.
Eine zweite Möglichkeit ist natürlich die An- und Abreise per Boot, das zur Insel gehört und zeitlich etwas individueller eingesetzt werden kann.
Ob Boot oder Flugzeug, einmal am Steg festgemacht werden alle Neuankömmlinge dort von Pablo persönlich berüßt und alle Abreisenden verabschiedet.
Rundum Velidhu Island
Die Insel Velidhu gehört zu den kleineren Inseldomizilen. Das reine Festland, wenn man es so nennen mag, ist in Ost-Westrichtung etwa 360m lang und in die Nord-Südausdehnung beträgt knapp 260m. Wahrscheinlich als Resultat eines Sonnenstichs kam ich doch tatsächlich auf den Gedanken, eine Runde um die Insel zu joggen. Ich lief also immer schön direkt am Wasser den Strand entlang, kam nach genau 7:04 Minuten wieder am Ausgangspunkt an und hatte sehr überschaubare 1,17km zurückgelegt. Neben jeder Menge Palmen passiert man auf so einer Runde auch einige wilde Blümchen, diverse Sträucher und Büsche sowie einigen Bäume. Die Bilder zeigen z.B. den sogenannten Schraubenbaum und seine roten orange-roten Früchte 😉
Um den recht grünen Kern des Eilandes herum erstreckt sich natürlich der sinngemäß endlose Strand. Wäre da nicht der Steg zu den Wasserbungalows, könnte man die Insel tatsächlich vollständig umrunden, ohne den Sand zu verlassen. Wem aber kommt, angesichts dieser Kulisse, noch an was anderes in den Sinn, als in der Sonne faulenzen und Baden und das am besten gleichzeitig. 😉
An dieser Stelle noch mal ein herzliches Dankeschön an meine reizende Assistentin, die sich unter Einsatz ihres Lieblingsbikinis dazu bereit erklärt hat, etwas Farbe in die sonst recht einseitig kolorierte Szenerie zu bringen. Mit Erfolg, wie ich meine!
Überraschenderweise hat sich Doreen diesmal nicht verbrannt, was ich allerdings von mir nicht behaupten kann. Obwohl ich mich weitestgehend „bedeckt“ hielt und wegen der garstigen Sonne meist auch obenrum bekleidet war, hatten sich meine Arme trotz Lichtschutzfaktor 20 innerhalb einer halben Stunde entschlossen, ihr Äußeres an die Farbe meines roten Shirts, welches ich gerade trug, anzupassen. Nun, was könnte man daraus lernen!? Genau, wenn man auf die Malediven o.ä. fliegt, sollte man etwas Langärmliges mit einpacken 😉
Bei dem Wetter wird natürlich auch das Riff noch etwas mehr ins rechte Licht gerückt. Wir packten als noch einige Male unsere Schwimm- und Atemhilfen ein und begaben uns zu den bunten Fischen und Korallen.
Aber auch beim queren der Insel zeigten sich nun hier und da ein paar Tierchen, die sich an den ersten beiden etwas verregneten Tagen noch versteckt hielten. Die kleinen Echsen musste man nun nicht mehr suchen, denn sie huschten vor einem von allenseiten quer über die Pfade zwischen den Palmen und Sträuchern. An der Bar hatten sich zwei gefiederte Freunde eingefunden, klauten sich kleinen Tütchen mit Zucker, ließen sich kraulen und schienen beides zu genießen.
Man kann sich hier schon ziemlich wohlfühlen und gut abschalten. Letzteres sogar ziemlich wortwörtlich, denn hier gibts kein WLAN und ohne eine extra Telefonkarte (SIM) kommt man auch nicht ins maledivische Mobilfunknetz. Optimal also für einen Offline-Urlaub und vermisst haben wir absolut nichts 🙂
Pablo erzählte uns auch ein paar Details zur Insel. Er betonte dabei vor allem, dass es wohl eine der ältesten Ferienanlagen sei und die Ausstattung deshalb hier und da nicht unbedingt dem modernsten Stand der Technik entspricht. In Bezug auf die Aussagen sehr viele Stammgäste meinte er aber auch, dass genau dies den Charm von Velidhu ausmache und dem können Doreen und ich absolut zustimmen, auch ohne einen direkten Vergleich zu einer der vielen anderen Luxusresorts. Es mag subjektiv sein, für uns jedenfalls würde eben ein Strandhaus mit Flatscreen und Marmorboden sowie Angestellte in Anzug und Krawatte einfach nicht zum Szenario einer einsamen Insel passen.
Zusammenfassend können wir zu Velidhu Island sagen, dass es rein gar nichts gibt, über das wir uns beschweren wollen würden oder gar könnten. Die Insel ist hübsch und gemütlich, die Strände sowieso, es ist alles andere als überfüllt, das Essen ist sehr gut, die Bungalows absolut ausreichend und spätestens wenn das Wetter seinen für hier üblichen Form erreicht, ist selbst das gerade genannte völlig nebensächlich 😉
Abend für Abend
Wie schon an den Regentagen gelang der Sonne mit Hilfe der Wolken und natürlich der Szenerie auch an jedem einzelnen ausklingenden Schönwettertag ein traumhafter Ab- bzw. Untergang … mehr lässt sich da einfach nicht sagen!
Und genau so, nämlich sprachlos, stand oder saß man Abend für Abend gemeinsam mit Urlaubern und Angestellten für etwa eine Stunde auf der Westseite von Velidhu Island und staunte.
Nach den anschließenden Abendessen, ein paar Getränken und lustigen Gesprächen mit netten Schweizern in der Bar kamen wir zufrieden und müde zurück zum Bungalow, der inzwischen ein zweites Mal hergerichtet und vorallem für einen „Nachtisch“ vorbereitet wurde 😉
An unserem letzten Abend zeigte sich nach der Neumondphase sogar noch die Mondsichel, die auch die maledivische Nationalflagge und so auch unser Logo ziert.