Alle noch im West Nest
Kein Wecker, nichts, was uns vor dem ganz natürlichen Aufwachen aus den Zelten holte, außer die deutlich zu spürende Wärme der Sonne, die ab etwa 8 Uhr unaufhaltsam auf die Planen prasselte. Dennoch genossen wir die Ruhe und das Wetter sehr. Der eine schlummerte, die andere las, man verließ das Bett nur, wenn man wirklich „musste“. 😉
Zu „müssen“ gehörte irgendwann aber auch Hunger, der auch den letzten von uns auf den Boden holte. Ohne Stress machten wir uns nacheinander alle frisch und deckten dann so langsam den Frühstückstisch.
Bevor wir allerdings zum Essen übergingen, widmeten sich Robert und ich noch unserem kleinen Haustier, das nach wie vor im Spülbecken ausharrte. Fred schien die Nacht ebenfalls gut überstanden zu haben und saß nach wie vor ganz ruhig in seinem kleinen Edelstahlgehege. Da er so artig gewesen ist, hatte er sich seine Freilassung verdient und wir überlegten, wie dies am besten anzustellen sei, ohne ihn berühren zu müssen.
Wiedereinmal durfte eine der leeren 5-Liter-Wasserflaschen herhalten. Mit dem Taschenmesser halbiert nutzten wir sie als eine Art Schaufel. Zwar war Fred zu Beginn nicht sooo überzeugt von der Idee, ließ sich nach wenigen Minuten aber dennoch auf die Flasche bewegen. Robert und ich brachten ihn nur wenige Meter hinter die Mauer unseres Campingkarees und setzten ihn auf den Boden. Widererwartend langsam begann er mit seinen Fühlern die Umgebung abzutasten bevor er sich ebenso langsam für eine Richtung entschied und in diese losschlich. Lebe wohl Fred ..!
Den Kreis geschlossen
Gegen Mittag ging es wieder auf die Straße und nach etwa 70 km war es dann soweit. Rechts von uns tauchte der Internationale Flughafen von Winhoek auf. Hier hatte vor knapp drei Wochen unseer erste Afrika-Runde begonnen, die wir hiermit zumindest schon einmal geschlossen hatten.
Der Flug zurück in die kühle Heimat sollte aber erst morgen Abend starten und so hatten wir noch etwas mehr als einen Tag, um uns langsam aber sicher zumindest fürs erste von Afrika zu verabschieden. Wir fuhren also weiter bis Windhoek, durch die Stadt hindurch und auf deren anderer Seite wieder hinaus.
Für unsere letzte Nacht bot sich das Daan Viljoen Game Reserve an, was nur wenige Kilometer westlich der Hauptstadt lag und uns dennoch ein wenig das Gefühl von Wildnis für die letzten Stunden aufrecht erhalten sollte.
Im Wildpark
Das Wildreservat bot neben dem wirklich komfortablen Campingplatz auch mehrere Wanderwege. Außer Doreen, die einen entspannten Lesenachmittag im Klappstuhl verbrachte, entschieden wir uns alle für einen etwa 10 km langen Rundweg durch die umliegenden Hügel. Zunächst immer wieder nach den Wegmarkierungen im Flußbett suchend, fanden wir nach einer Weile den richtigen Pfad und folgten ihm. Es war kurz vor unerträglich heiß, nur die hier und da aufkommende leichte Brise sorgte für Linderung. Auf dieser Tour sollte es eigentlich die üblichen Verdächtigen zu sehen geben, aber weder Oryx, Kudus, Warzenschweine noch Zebras wollten sich in dieser Hitze zeigen. Stattdessen aber hatte man vom Kamm der Hügelkette einen ganz guten Blick auf das am Horizont liegende Windhoek.
Zwischen den wenig einladenden Pflanzen mit ihren wirklich langen und spitzen Dornen, gab es neben den großen und unerschrockenen Heuschrecken ab und zu doch den Beweis, dass es hier diverse Huftiere geben könnte. Naja, eines davon läuft nun mit nur drei oder weniger Hufen herum.
Immerhin gegen Ende der Wanderung zeigte sich der ein oder andere Bock und zumindest von denen schienen alle noch vier Hufpaare zu haben. Zurück am Camp belohnten wir uns unter Doreens beobachtenden Blicken wiedermal mit Saft aus der kühlen Dose.
Während Robert nun einer ausführlichen Dusche nachging, suchten die Mädels und ich den einladenden und offensichtlich stark frequentierten Pool der Anlage auf und gönnten uns erstmal ein erfrischendes Bad, bevor wir ebenfalls duschten.
Das Feiern eines Abenteuers
Heute, an unserem letzten Abend, galt es, die, wie wir finden, bemerkenswerten und prägenden Erlebnisse der letzten 20 Tage gebührend zu feiern. Dafür suchten wir uns ein kleines gemütliches Restaurant und ließen uns u.a. das Oryx-Geschnetzeltes oder die Gemüsepfanne mit Erdnussbuttersoße schmecken. Dazu gab es natürlich schon ein gute Portion Wehmut, aber schon jetzt war uns klar, dass wir unbezahlbare Erinnerungen mit nach Hause nehmen würden.
Alles muss raus
Nach einer sehr angenehmen und ruhigen letzten Nacht in den Dachzelten, die nur durch gelegentliches Grunzen neugieriger Warzenschweine unterbrochen wurde, zeigte sich das afrikanische Wetter auch heute noch einmal von seiner besten Seite.
Nach dem wir irgendwann alle aus unseren Schlafsächen gekrochen waren bereiteten wir zunächst das Restefressen vor. Alles essbare, was sich noch in den hintersten Winkeln des Autos befand, wurde auf den Tisch geräumt und dann hieß es „haut rein“. Saft, Käse, Erdnussbutter, leicht trockenes Gebäck, Müsli, Milch, Nutella, nichts sollte übrig bleiben, denn dafür waren wir einfach etwas zu deutsch. 😉 Eine ungeöffnete Packung Nudeln aber vermochten auch wir nicht mehr zu vertilgen und so legten wir diese auf den Tisch der Stellplatznachbarn, die schon wandernd unterwegs waren.
Pappsatt ging das Frühstück, wenn man es so nennen möchte, direkt in Aufräumen und Rucksäcke packen über. Da nach einem eventuellen Spaziergang in Windhuk schon die Rückgabe des Autos anstand, musste alles bereits weitestgehend flugreisetauglich verstaut werden. Jeder nahm sich Zeit um all seinen Krempel zusammenzusuchen und in die Kraxen zu packen. Am Schluss wurde dann auch alles, was zum Fahrzeug gehört, wieder an die Stelle geräumt, an der wir es vor drei Wochen gefunden hatten. Fertig mit allem stand es nun da: Technisch absolut fehlerfrei geblieben, hat es uns treu und zuverlässig auf unserer Tour durch 4 Länder begleitet. Nichts anderes hatten wir vom Toyota erwartet und entsprechend wurden wir erneut nicht enttäuscht! 🙂
Zielgerade
An der Rezeption machten wir noch einen kurzen Stopp um uns im Internet für die Flüge heute Abend einzuchecken. Nach ein paar letzten Bildern vor und neben den hübsch gestalteten Gebäuden verabschiedeten wir uns nun auch vom Daan Viljoen Wildreservat und traten unsere allerletzte Etappe in Richtung Windhuk an.
Auf den nicht einmal 25 km bis ins Zentrum der Hauptstadt kamen wir auch durch die gerade hier sehr verbreiteten Vororte, in deren Wellblechhütten die ärmeren Menschen der Region leben und teilweise auch arbeiten. Neben kleinen Läden waren auch Automechaniker und Anbieter von Wäscheservice zu erkennen. Im Prinzip eine mehr oder weniger funktionierende kleine separate Gesellschaft!?
In Windhuk angekommen parkten wir in einem halbwegs sicher anmutenden Parkhaus eines Einkaufszentrum und begaben uns auf eine kleine Souveniereinkaufstour. Der Stadt an sich konnten wir dabei nur bedingt etwas abgewinnen, was zugegeben auch an der Abreisestimmung gelegen haben könnte, aber nicht heißt, dass wir schlecht gelaunt waren. Nach dem alle das ein oder andere „typisch afrikanische“ Mitbringsel gefunden hatten, laßen wir uns in einem kleinen aber wohlgefüllten Café nieder und genossen Milchshakes und Kuchen.
Zurück bei Savanna
Ein letztes Mal bestiegen wir nun im Parkaus den Hilux und fuhren ihn die letzten Meter zurück zu seiner Heimatgarage. Dort erwartete man uns bereits und es ging alles recht schnell.
Ein technischer Verantwortlicher drehte mit dem Übernahmeprotokoll auf dem Klemmbrett seine Runde um das Fahrzeug und erkundigte sich nach eventuellen Vorkommnissen. Außer einem zerbrochenem Holzkochlöffel und ein Glas, welches den Schotterstraßen zum Opfer gefallen war, gab es nicht viel zu berichten. Zufrieden unterschrieben wir beide das Papier und damit war auch schon alles erledigt, fast:
Als letzten und abschließenden Akt entfernten wir die beiden Automagneten, die auf der ganzen Tour, vor allem an Tankstellen, für erstaunte und fragende Gesichter gesorgt und den Toyota zu unserem gemacht hatten.
Der sehr wortkarge Fahrer und der Minibus standen schon da, fertig, um uns zum Flughafen zu bringen. Die Rücksäcke wanderten also in den Kofferraum und los ging die Fahrt. Etwas mehr als eine halbe Stunde später erreichten wir den Flughafen. Wortlos und nur gaaaanz leicht lächelnd nahm der Fahrer unser respektables Trinkgeld nach dem Ausladen des Gepäcks entgegen. Naja, er ist nicht sooo der offene und kommunikative Typ gewesen, aber gut Gefahren ist er, darauf kam es an. 😉 Mit jeder Menge Zeit bis zum Abflug machten wir es uns auf der Wiese vor dem Terminal gemütlich und saugten förmlich die letzten Strahlen der Sonne am afrikanischen Himmel in uns auf.
Zur Gepäckaufgabe fanden wir uns in einer überschaubaren Schlange, jedoch zwischen einigen Herren mittleren Alters mit im zentraleuropäischen Raum eher unüblichen und mehrfach verschlossenen länglichen Koffern wieder. Alle von ihnen sprachen in äußerst souveränem Ton über Zielentfernungen und Vorteile verschiedener Kaliber. Ehrlich gesagt kam einem dabei kurz der Gedanke, dem einen oder anderen von denen das vierhunderter Tele über den … da waren wir dann aber auch schon an der Reihe und entledigten uns des schweren Gepäcks.
Im Wartebereich nahmen wir dann Platz, unsere Maschine stand bereits auf dem Flugfeld, durch die mittlerweile sehr tiefstehende Sonne ansprechend illuminiert. 🙂 Neben den kurzen Bummelrunden durch die Duty-Free-Läden vertrieben wir uns die Zeit bis zum Boarding mit einem Kartenspiel, dass so auch zu seinem einzigen Afrikaeinsatz kam.
Es war bereits dunkel, als das Boarding pünktlich begann. Zumindest gefühlt keine 5 Minuten nach dem wir im Flugzeug Platz genommen hatten, starteten wir auch schon und verließen somit nun endgültig und zweifellos wehmütig afrikanischen Boden …
Ja, was soll ich sagen ..? An jedem, der zumindest Teile dieses Blogs gelesen hat, wird nicht vorbeigegangen sein, dass es für uns alle vier, Stefanie, Doreen, Robert und mich, Tim, ein unvergleichlich schönes Abenteuer war, welches uns berührt, geprägt und uns einen weiteren, neuen Blinkwinkel auf unsere Welt vermittelt hat.
„Wir würden es wieder tun!“ 😉