Zwar war es etwas bewölkt, dennoch ließ Ngauruhoe , einer der drei Vulkane im Tongariro Nationalpark, schon kurz nach dem Aufstehen fast seine komplette Siluette blicken. So viel hatten Doreen und ich von dem Berg noch nie gesehen.
Noch während des Frühstücks umfloßen die ersten tieferliegenden Wolken den Berg, was, wie am Vortag von Philipp vorhergesagt, auch den ganzen Tag so bleiben sollte.
Ohne große Hektik machten wir uns zunächst wieder auf zum Besuchterzentrum, wo wir die Autos abstellten und zunächst erst einmal den Transfer für morgen organisierten. Dies war notwendig, da das Alpine Crossing eine Einwegwanderung ist und man nach Absolvierung zurück zu den eigenen Fahrzeugen gebracht werden muss. Das erledigt pakten wir ein bisschen Proviant zusammen und begaben uns zur nützlichen Überbrückung des Wartetages auf den Weg zu den sogenanten Tama Lakes .
Das Profil war generell sehr moderat und auf dem gut ausgebauten Weg bis zum unteren der beiden Seen sehr gut zu laufen. Zum oberen See ging es dann ein paar hundert Meter etwas steiler auf Schotter bergauf, aber auch das war kein größeres Hinderniss.
Das Panorama auf Ngauruhoe und den hinzu meist in unserem Rücken liegenden Ruapehu war toll und bot die perfekte Kulisse für eine halbwegs gemütliches Mittagspause. Halbwegs, da der Wind beim Sitzen doch eine spur ungemütlich war. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Zurück ging es auf dem selben Pfad, erneut vorbei an den Seen sowie größeren und kleinere Teichen bis zu einem Wasserfall, ab dem wir eine alternative Route bis zu unseren Autos einschlugen. Insgesamt waren wir für die 17km gute 5 Stunden auf den Beinen, was für eine Wanderung zum Reinkommen doch schon recht stattlich war. Doreen klagte sogar über größere Probleme mit bzw. an ihren Füßen, denn obwohl die Schuhe bereits auf mehreren langen Märschen gute Dienste geleistet hatt, bildeten sich heute größere Blasen an den Fußsohlen.
Da unser Wildcampingplatz keine Dusche bereit hielt, stoppten wir auf dem Rückweg dorthin, nahe eines kleinen Buschpools um uns etwas zu Waschen und zu Erfrischen. Während Doreen sich am Auto um ihre Füße kümmerte, lief der Rest die 10 Minuten bis zum Wasser um dort recht schnell festzustellen, dass es eine gehörige Portion Überwindung kosten würde, sich ins recht kalte Nass zu begeben. Um es unmissverständlich zu sagen: Es war das wohl kälteste Bad, an das ich mich erinnern kann. Das Bergwasser war eisig und ließ das so romatische Umfeld mit dem kleinen Wasserfall sofort vergessen. Es gab nur noch einen Gedanken, nämlich „raus raus raus“. Im Handtuch eingewickelt am Ufer stehend stieg einem dennoch ein Grinsen ins Gesicht und den Zweck der Erfrischung erfüllte die kurze Husche allemal.
Bis zum Abmarsch
Heute sollte es nun auf die größere Wanderung gehen, weshalb mal wieder früh aufstehen angesagt war, um wenigstens beim ersten Anstieg nicht in den allergrößten Gruppen zu laufen. Gegen 5:15 Uhr standen wir also auf und fuhren erstmal wieder die 6km bis zum Besucherzentrum. Gut geparkt hatten wir nun bis 6 Uhr Zeit fürs Frühstück und den sonstigen morgentlichen Tätigkeiten.
Pünktlich erschien der sehr unterhaltsame Fahrer und brachte uns sowie ein paar weitere Wanderer zum Startpunkt des Trails. Dort verabschiedete er sich bis später und machte auch gleich wieder los.
Einmal quer drüber
Auch wir trödelten nicht herum, sortierten uns kurz und brachen auf. Gerade vorbei am ersten Schild, welches 19,4km bis zum Ziel anzeigte, stellten wir heute sogar noch vor Sonnenaufgang wahrscheinlich schon zum achten Mal fest, wie gut doch das Wetter sei und welch Glück wir hatten.
Zunächst ging es nur ganz leicht bergan, streckenweise auf Holzstegen über kleine Sumpfflächen, bevor es von jetzt auf gleich in befestigte Treppen überging. Ab da hatte vor allem Doreen zu kämpfen, denn ihre Balsen vom Vortag schmerzten wohl heftig. Aber es nützte nix, nun musste sie es durchziehen. Zumindest für die Selfies konnte sie ab und zu ein Lächeln auspacken und das war immerhin etwas. Während des Aufstiegs kam dann auch so langsam die Sonne über den Sattel und brachte endlich Licht in die Gegend, die bis dahin eher düster dreinblickte.
Bei einer kurzen Pause und dem Blick zurück war überraschenderweise sogar der Mount Taranaki zu sehen. Auch wenn wir ihm bei unserem letzten Besuch in Neuseeland sehr sehr nah gekommen waren, die Wolken hatten damals nie auch nur ein kleines Stück von ihm preis gegeben. Und nun stehen wir knappe 130km weit weg und nicht eine Wolketrübte die Sicht.
Doch etwas schneller als erwartet erreichten auch wir den Sattel und standen pasierend zwischen mittlerweile schon so einigen Menschen, von denen einige irgendeinen Ring ins irgendein Feuer werfen wollten, um die Welt vor dem Untergang zu retten. Komische Leute hier!
Ohne die faszinierende Gegend aus den Augen oder gar dem Sinn zu verlieren und natürlich auch ohne zu hetzen, kamen wir dennoch gut voran. Über eine weite Ebene und ein zweiten Anstieg erreichten wir irgendwann den höchsten Punkt der Wanderung und genossen die ungehinderte Aussicht in alle Richtungen. Das Wetter ließ nach wie vor keine Wünsche offen, sodass alles um uns herum in den verschiedensten Farben strahlte. Am meisten jedoch stachen die noch vor uns liegenden Emerald Lakes ins Auge, an deren leuchtend grünen Wasser wir etwas später unsere Mittagspause verbrachten. Aus der sich ständig fortbewegenden grellbunt gekleideten Touristenschlange ausgeklinkt fiel einem erst wirklich auf, wieviele Wanderer inzwischen unterwegs waren.
Vorbei am Blue Lake führten Serpentinen so langsam wieder talwärts, wobei neben den qualmenden Wiesen der aktiven Nordhänge vor allem Lake Taupo kurz vor dem Horizont liegend begeisterte. Gut, Doreen konnte mittlerweile nur noch rudimentär genießen, da die wunden Füße mit fortschreitendem Weg eber schlimmer als besser wurden. Aber das Ziel lag vor Augen und so legten sie und Natalie, getreu ihrer Lieblingstätigkeit, die letzten Kilometer praktisch rennend zurück. Paul und ich ließen es da, ohne zu trödeln, zumindest etwas ruhiger angehen.
Etwa eine Stunde vor Ankunft am Parkplatz ließen wir den Fahrer wissen, wo wir sind. Nach den letzten Kilometern durch einen scheinbar nie enden wollenden Farnwald wartete er bereits und beglückwünschte uns zur erfolgreichen Tongariro Querung. Und erfolgreich war sie auch in jedem Sinne, denn die Landschaft zwischen sowie rundum die drei Vulkane hatte für jede Strapaze entschädigt.
Ein bisschen Fahren geht noch
Bereits 14Uhr waren wir zurück an den Autos, weshalb wir uns entschlossen, noch ein paar Kilometer auf unserer Route gen Süder zu machen. Wir verabschiedeten uns also vom Tongariro Nationalpark und begaben uns auf den Forgotten World Highway . Weniger an einen Highway erinnernd, führt die eher schmale, teilweise unasphaltierte Straße von Westen kommend zunächst durch hügeliges, sozusagen typisch neuseeländisches Weideland. Innerhalb zwei drei Kurven wechselt das Umfeld im Mittelteil allerdings drastisch zu einer felsigen Schlucht durchzogen mit dichtem Farnbusch. Unser Camp schlugen wir im kleinen Örtchen Whangamomona auf, wo wir uns nun alle ein Getränk und eine Warme Dusche – in dieser Reihenfolge – freuten.
Nach einem entspannten Frühstück folgten wir heute Morgen erst einmal weiter dem Forgotten world Highway, bis dieser im kleinen Ört Stratford am Fuße des Mount Taranaki endete. Gestern noch frei von Wolken war heute trotz passabler Witterung nix vom vierten Vulkan der Nordinsel zu sehen. Somit hielten wir nur kurz zum Tanken und um telefonisch bei Jucy die Fährüberfahrt zur Südinsel für übermorgen zu buchen. Danach ging es weiter in Richtung Süden, den das Cape Palliser am südlichsten Zipfel der Nordinsel war unser Tagesziel, mit der Hoffnung, ein schönes ruhiges Plätzchen für den Silvesterabend zu finden.
Am Cape Palliser
Vom gelegentlichen Frust über weitere Verkehrsteilnehmer abgesehen, verlief die Tour problemlos und zügig, sodass wir zu guter Zeit nachmittags am Kap eintrafen. Der Himmel war zwar inzwischen etwas ergraut, aber Regen zeichnete sich zum Glück nicht ab. Wir erklommen die hölzernen Stufen hinauf zum Leuchtturm, um den doch ein respektables Lüftchen wehte.
Wirklich gemütlich war es nicht, weshalb wir uns entschlossen, morgen noch einmal herzukommen und nun erstmal ein Plätzchen für die Nacht zu suchen. Das gestaltete sich hier unten in der recht dünnbesiedelten Gegend eher unproblematisch. Schnell waren die Autos auf einer Wiese unweit des Wasser geparkt und die Tische und Stühle aufgebaut. Über die bisherigen Tage fazitierend überbrückten wir den Frühabend bis es so langsam dämmerte. Kurz über dem Horizont fand die Sonne dann doch noch eine Lücke zwischen Wasser und Wolken und bescherte uns atemberaubende letzte Sonnenstrahlen des Jahres 2017.
Mit Musik, Getränken und guter Stimmung ging es am späteren Abend so langsam in die Essensvorbereitung über. Burger mit Salat stand auf der Speisekarte. Etwa 22:30Uhr standen alle Teile des Burgerpuzzles auf dem Tisch sodass das 2017er Abschiedsmahl beginnen konnte. Es war sooo lecker!
Irgendwann war es dann auch so weit, Geisterstunde. Herzlich, jedoch ohne großes Trarah und mit Meeresrauschen im Hintergrund, hießen wir uns alle mit den besten Wünschen im Jahr 2018 willkommen. Bleibt nicht sehr viel mehr, als auch Euch allen ein gesundes neues Jahr zu wünschwn!
Die Gegend rund ums Kap
Auch wenn wir uns Ausschlafen vorgenomment hatten, waren wir nur wenig später als üblich auf den Beinen. Da wir am Vortag nur kurz den Leuchtturm besucht, aber rings um das Cape Palliser nur wenig angeschaut hatten, nahmen wir uns den Vormittag Zeit, um noch einmal bis zum Ende der Straße zu fahren und unterwegs alles mitzunehmen, was ging. Vor allem aber die Seehundkolonie sowie die sogenannten Putangirua Pinnacles wollten wir sehen. Während die Robben alle unweit der Küstenstraße zu finden waren, musste der Blick auf die Felsformationen erlaufen werden. Inzwischen wieder bei Sonnenschein schonte Doreen noch einmal ihre geschundenen Füße, während Natalie, Paul und ich den etwa einstündigen Rundweg in Angriff nahmen.
Auf möglichst indirektem Weg begaben wir uns am frühen Nachmittag nun auf den Weg in Richtung Neuseelands Hauptstadt Wellington und legten auch dabei die ein oder andere freiwillige und Kuh-freiwillige Pause ein.
Hauptstadt von oben
In Wellington selbst hatten wir außer Einkaufen und übernachten nichts geplant. Erster Anlaufpunkt war ein gebührenpflichtiger Parkplatz im Zentrum der Stadt, auf dem Übernachten erlaubt wäre. Dort allerdings gefiel es uns nicht wirklich, da wir nicht unbedingt in echten und darum ziemlich schmalen Parklücken zwischen jeweils anderen Campern die Nacht verbringen wollten. Es war uns einfach zu viel los, und das, obwohl gerade mal 15 Uhr war und somit vermutlich noch viele weitere Touries hier aufschlagen würden.
Es bedurfte keinerlei Diskussion um uns darüber einig zu werden, etwas anderes zu probieren. Einen kleinen Trupf hatten Doreen und ich vom damaligen Besuch auch hier in der Hinterhand, welchen wir versuchten nach dem Auffüllen der Vorräte auszuspielen. Der kleine Parkplatz abseits von starkbefahrenen Straßen oder frequentierten Stadtteilen war dank guter Erinnerungen sowie Navi schnell gefunden und hielt, was wir uns von ihm versprochen hatten. Super Aussicht über die Metropole und niemand, der sich gestört fühlen könnte bzw. würde. Limo, Pizza, Wiese, Sonne, Blick aufs Meer … alles perfekt!