Tag 1 – 09.07.2013
Nach dem ausführlichen Frühstück im Motel-One in Edinburgh, hieß es nun Abschied nehmen von den Annehmlichkeiten des Hotellebens, die auch mal ganz angenehm sein können. Wir tauschen sie aber sehr sehr gern gegen jede Menge Landschaft und frische Luft. Heute noch pünktlicher um 8:28 Uhr waren wir am Auto. Wir fuhren gerade los, als auch Mann vom Ordnungsamt erneut begann, seinen Aufgaben nachzukommen. Jedenfalls konnte unser eigentlicher Roadtrip nun losgehen.
Erster Anlaufpunkt war eine Brücke. Beim Stöbern im Reiseführer stieß ich eher zufällig auf ein Bild einer Eisenbahnbrücke, die ich schon in verschiedenen Filmen und Dokumentationen gesehen hatte und aurgrund ihrer Form und Farbe irgendwie mochte. Da mir aber der Name nicht im Gedächtnis geblieben und mir auch nicht mehr geläufig war, dass sie hier in der Gegend steht, wären wir ohne das Bild wohl einfach daran vorbei gefahren. Sind wir aber nicht! Die Forth Railway Bridge, mittlerweile etwa 130 Jahre alt, aber nach wie vor schick.
Weiter ging es in Richtung Stirling, wo es wohl auch ein hübsches Castle geben soll. Auf dem Weg dorthin machten wir noch kurz Halt an einem weiteren Castle, dass wir nett aber irgendwie nicht besonders aufregend fanden.
Der Ort Stirling selbst ist nicht allzu groß und überschaubar. Ein Parkhaus und der Weg durch das kleine Zentrum hinauf zum Schlösschen waren also schnell gefunden. Die direkte Sonne und die Hitze machten den knapp zwanzigminütigen Weg allerdings nicht gerade zum Vergnügen. Oben angekommen standen wir nun vor der Entscheidung, den Eintritt zu löhnen und die alten Mauern etwas genauer zu betrachten, oder einfach nur den Moment zu genießen und den kleinen angrenzenden Park, natürlich inklusive Friedhof, zu besuchen. Wir wählten Letzteres.
Wir entspannten ein wenig auf einem kleinen Hügel, bevor wir dann so langsam wieder ins Städtchen zurückschlenderten. Wir nutzten dort gleich das geschäfftige Treiben und besorgten uns sicherheitshalber noch einen Kanister Gas um sicher zu gehen, jeden Abend kochen zu können.
Wie verließen nun Stirling in Richtung Westen. Ringsum zeigten sich schon die ersten Ausläufer der Highlands. Wir freuten uns, endlich in die etwas hügeligeren Gegenden zu kommen. Eigentlich fehlten dann nur noch die Lochs, die meist schmalen und langen Meeresarme oder Seen.
Aber auch die ließen nicht lange auf sich warten. Beim kleinen Örtchen Balloch passierten wir zunächst Loch Lommond, kurz später in Helensburgh Gare Loch. Nicht weit von Glasgow ware die Gegend offensichtlich ein beliebtes Ausflugsziel, denn überall, wo irgendwie ein Weg zum Wasser führte oder ein paar Meter Sandstrand zu finden waren, parkten Autos und Familien gingen auf und ab.
Wir nahmen dann die Uferstraße entlang des Loch Long. Links das Wasser nicht weit hinter der Leitplanke und rechts der Berg, war der Weg zwar zweispurig, aber sehr schmal und bot leider wenig Möglichkeiten zum Anhalten. Erst in Arrochar weitete sich das Ganze etwas und wir machten eine kleine Pause. Doreen hatte Hunger 😉
Die Old Military Road führte uns dann zum ersten mal in ein klein wenig höhere Gefilde und vermittelte inzwischen ein bisschen Gefühl, in den schottischen Highlands zu sein. Das Wetter war immernoch super, die Gegend auch, alles gut also!
Nach ein paar Kilometern am Loch Fyne nahmen wir eine kleine Querstraße in Richtung Loch Awe und dem Kilchurn Castle, unserem eigentlich Ziel für heute. Vorher jedoch stand an einer ruhigen Stelle noch ein kleines Nickerchen an, denn das zeitige Aufstehen forderte mittlerweile seinen Tribut.
Mittlerweile angekommen, fanden wir nach ein wenig Suchen auch den unausgeschilderten kleinen Parkplatz für die Besucher des Kilchurn Castle. Es ging nun noch ein paar Hundert Meter zu Fuß auf die kleine Halbinsel, an deren Spitze die kleine, aber sehr hübsche Ruine stand. Es war ein sehr schönes Fleckchen, kaum Menschen, nur ein paar plökende Schafe bzw. Cashmere-Ziegen, die gemütlich in der Wiese lungerten und an Grashalmen kauten.
Man konnte sogar bis in die kleinen Türmchen des alten Schlosses steigen und sich das ganze von oben betrachen.
Nicht weit, am Übergang des River Awe ins gleichnamige Loch, bezogen wir dann unser Auto für die Nacht. Zu einem Filmchen gab es ein kühles Cider, Nudeln und ein Filmchen.
Tag 2 – 10.07.2013
Nach einer ruhigen Nacht waren wir wieder recht zeitig auf den Beinen, oder besser Rädern. Die Straße führte uns weiter in Richtung schottische Westküste. Nach dem wir Loch Awe hinter uns gelassen hatte, dauerte es nicht lange und wir erreichten Loch Etive. Es schie gerade Flut zu sein, denn das Wasser floß vom Meer ins Landesinnere und war dabei fast spiegelglatt. Die Stimmung war schön.
Nach einem Zwischenstopp an einem Castle, dass aber von außen den Eintrittspreis nicht wert schien, überquerten wir das Loch, umrundeten Loch Creran und kamen nur wenig später am Loch Linnhe mit dem nächsten Castle an … zählt jemand mit?
Mittlerweile hatte sich die morgentlichen Wolken verzogen und die Sonne brannte uns wieder im Nacken. Ich meine, nicht dass wir uns beschweren würden 😉 Jedenfalls, nach einem kurzen Walk war man am Aussichtspunkt angekommen und hatte einen schicken Blick auf die unzugängliche Insel, auf der das Castle Stalker stand.
Weiter ging es auf der Uferstraße. Für das Frühstück fanden wir eine schicke Stelle am Wasser, bevor die Fahrt nach Glencoe fortgesetzt wurde.
Glencoe ist ein bekanntes Hochland Tal mit sehr sehenswerter Bergszenerie und nach Aussage der örtlichen Touristeninformation Ziel für Bergwanderer und -steiger aus aller Welt.
Nun, wenn das so ist, wollen wir uns natürlich nicht lumpen lassen und ein bisschen kraxeln. Allerdings war es gar nicht so einfach, an Informationen zu Wanderwegen zu kommen. Die Information konnte auf Anfrage keinerlei Karten aushändigen und auch stationär waren nur sehr sehr waage Auskünfte zu bekommen. Doreen und ich folgeten erst einmal der Straße, die dem Tal verlauf folgte und die Kulisse wurde besser und besser. Uns war nun endgultig klar, hier wollen wir laufen.
An einigen der kleinen Parkplätze rechts und links der Straße gab es dann immerhin grobe Karten, die mögliche Wanderrouten zeigten. Da aber keine Dauer oder Längen der Routen angegeben wurde, pickten wir uns eine nach dem Zufallsprinzip raus und bereiteten uns vor. Wasser, Verpflegung, Schuhe und Sonnencreme waren schnell zusammengekramt und es konnte losgehen.
Anhand der Bergformationen orientierten wir uns zunächst grob und erwarteten dann eigentlich Wegmarkierungen. Wie aber hier und auch im weiteren Verlauf unserer Reise festzustellen war, hielten die Schotten davon nicht all zu viel. Der richtige Weg war dennoch gut zu finden, in dem man einfach dahin ging, wo andere herkamen oder dem Trampelpfad folgte.
Das Ziel unserer Wanderung war das sogenannte „Hidden Valley“. Das heißt soviel wie verstecktes Tal und wurde wohl früher zum verstecken von gestohlenen Rinderherden genutzt.
Der Weg führte zunächst straff nach oben. Uns wurde beim Aufstieg ganz schön warm. Da neben dem Weg immer ein Fluss seinen Weg ins Tal bahnte, machten wir schon Badepläne für den Abstieg. Na mal sehen, was daraus wird 😉
Nach dem wir einen kleinen Sattel passierten ging es sogar wieder ein Stück bergab. Es eröffnete sich eine relativ weite Ebene, die durchaus mal Rinderherden beherbergen konnte, eingekesselt durch die Felsmassive ringsherum. Obwohl an dem einen Ende ein Fluss aus den höheren Lagen hinein floss und am anderen Ende genau dieser das Tal verließ, war auf der Ebene von Wasser nicht viel zu sehen. Als wir ein Stück weiter liefen, verschwand der Zufluss einfach so im groben Schotter am Boden. Als Doreen und ich das Ende des flachen Abschnitts der Ebene erreichten, entschied sich Doreen, die Ruhe und die Sonne zu genießen und mich allein noch etwas weiter laufen zu lassen.
Ich folge also weiter dem Pfad. Aus den geplanten „wenigen hundert Metern“ wurde dann aber doch etwas mehr. Ich kam immer höher und höher und stoppte erst, als es so unwegsam wurde, dass man dort besser nur zu Zweit unterwegs sein sollte. Von hier hatte man aber auch schon einen sehr guten Blick über das Tal. Der gelbe Rucksack, der bei Doreen geblieben war, schimmerte noch leicht in der Ferne. Nach kurzem Aufenthalt begann denn der zügige Rückweg zu Doreen. Bei ihr angekommen, war uns nun beiden wieder warm genug, um ein Bad im Bergfluss in Erwägung zu ziehen. Allerdings wollten wir das nicht erst dort unten, wo wir auf dem Hinweg schon daran dachten, da dort mittlerweile wohl keine direkte Sonne schien.
Nur ein paar Schritte von da, wo Doreen verweilt hatte, gab es mehrere günstige Stellen. Also standen wir kurz darauf, nur noch in Unterwäsche bekleidet mit den Füßen im Wasser und stellten fest, wie arschkalt das Wasser doch ist. Uns war aber so warm , dass uns auch das nicht abhielt. Doreen war die erste, ich brauchte zwei Minuten länger. Es war sooo toll!
„Nice and refreshed“, wie Big-Mama in Gatton immer zu sagen pflegte, stand der Abstieg an. Obwohl wir es ganz gemütlich angingen, schwitzten wir nur wenig später wieder und zumindest das „refreshed“ hatte sich schon wieder relativiert. Aber egal! Viereinhalb Stunden nach Aufbruch waren wir zurück am Parkplatz. Wir verschnauften etwas und dann ging die Fahrt auch schon weiter in Richtung Fort Williams, unserem heutigen Ziel.
Nachdem wir unterwegs schon unseren Wasservorrat aufgefüllt hatten, bot Fort Williams genug Supermärkte, in denen u.a. Nachschub unserer Cider-Stammsorten zu bekommen war. Da wir anschließend noch schnell getankt hatten, waren wir nun voll bis oben hin, und so verließen wir am frühen Abend das kleine Städtchen wieder in Richtung Westen.
Wir waren also nun auf dem Weg nach Mallaig, von wo die Fähre zur Isle of Skye fährt. Da wir aber recht gut in der Zeit lagen und sowieso erst am nächsten Tag übersetzen wollten, entschieden wir uns, nicht den direkt Weg zu fahren. Stattdessen nahmen wir eine der eher wenig befahrenen einspurigen Straßen, um uns dann irgendwo in Ufernähe ein Übernachtungsplätzchen zu suchen. Obwohl die Küste relativ „dicht“ besiedelt war, stellte das kein Problem dar und ruck zuck standen wir und kochten Abendessen.
Tag 3 – 11.07.2013
Auf der einspurigen Straße ging es auch heute morgen weiter. Die einzigen, die auch schon wach waren und die ersten Sonnenstrahlen mit uns genossen, waren die Schafe.
Bis nach Mallaig war es nicht mehr weit und so ließen wir uns recht viel Zeit für die Strecke, die sich an vielen schönen Stellen und Plätzen mit Aussicht vorbei am Ufer der Lochs entlangschlengelte. Wie hielten recht oft an und genossen den Moment, es dauerte dennoch nicht lange bis wir dann im kleinen Hafenstädtchen ankamen. Es schien auch für die im weiteren Sinne Einheimischen ein Ferienort zu sein, denn rings um den Ort waren sehr viel schicke Wochenend- oder Sommerhäuse verteilt.
Das Raumschiff steuerte erst einmal direkt den Hafen an und wir erkundigten uns bezüglich der Fähre. Wir waren durchaus auf längere Wartezeiten eingestellt, denn Freunde hatte uns darüber informiert, dass es unter Umständen nötig sein kann, schon einen oder zwei Tage im Voraus eine Überfahrt zu reservieren. Um so überraschender war, dass sofort und zu allen weiteren Terminen des Tages genug Platz für uns war.
Da wir aber nicht weit vor Mallaig von der Straße aus ein paar schöne Strände entdeckt hatten, buchten wir erst die Überfahrt erst für 15 Uhr, was uns reichlich 4 Stunden zum Latschen und Liegen im Sand ließ. Nach ein wenig Suchen war auch ein Parkplatz in der Nähe der Badebuchten gefunden. Der war zwar ziemlich voll, zum Glück sah das aber am Strand anders aus 🙂
Ein ruhiges Plätzchen versetzte Doreen auch umgehend wieder in den Ich-muss-lesen-Modus. Ich musste mich also anderweitig beschäftigen und ging natürlich ein Stück spazieren.
Natürlich stand auch baden zur Debatte, allerdings war das Wasser eisig und die Sonne heute nicht stark genug, um im Anschluss für die rasche Wärmezufuhr zu sorgen.
So blieb es bei dösendem Lesen und gemütlichen Spazieren bis es dann doch irgendwann Zeit wurde, zu gehen.
Typisch deutsch, also überpünktlich waren parkten wir das Auto auf dem Sortierplatz der Anlegestelle. Wie verbrachten die restliche Wartezeit im Hafen. Zum Glück war alles sehr überschaubar. Es nicht mitzubekommen, wenn das Schiff einfährt, war praktisch nicht möglich. Knapp eine halbe Stunde vor Abfahrt sammelten sich so langsam die ganzen anderen Passagiere und das Getümmel wurde größer. Wir kehrten langsam zurück zum Anleger und beobachteten von dort die Ankunft der kleinen Fähre.
Ruck zuck waren alle Autos usw., die von Skye kamen, vom Schiff runter ging auch schon die Verladung los. Eben so schnell war auch das erledigt.
Im Auto durfte man nicht bleiben, weshalb sich alle Leute an Bord ein ruhiges Fleckchen für die 40-minütige Überfahrt suchten. Klar, Doreen nahm irgendwo drinnen mit ihrem Buch platz. Ich verbrachte die Zeit draußen, mal hier mal dort.
Das Schiff, naja, eigentlich Boot, legte ab und damit waren wir auf dem Weg zur Isle of Skye.