Gleich wieder hoch
Nachdem wir nun am Vorabend die eigentliche Perle der Insel kennenlernen durften, machten wir uns auch heute gleich wieder auf die knapp 40km hoch zum Teide. Wir hatten ansatzweise ausgeschlafen und waren darum nicht allzu früh unterwegs, weshalb nun auch erstaunlich viele andere Touristen in Ihren ebenfalls schwachbrüstigen Mietbuden den Berg hinaufschlichen. Ein Grund mehr, hier und da anzuhalten und wieder einmal die tollen Aussichten zu nutzen. Dabei haben wir auch einen kleinen Abstecher zum Izana Observatorium gemacht, dass mit seinen vielen leuchtend weißen Kuppeln gestern schon nicht zu übersehen war.
Nur wenig später erreichten wir die sogenannte Caldera, die durch einen östlich verlaufenden, halbrunden Gebirgskamm abgegrenzt, eine Art Kessel bildet, aus welcher der so deutlich zu erkennende Vulkankegel herausragt. Die Ebene, der Boden des Kessels sozusagen, liegt bereits etwas über 2000m hoch und zeigt eine karge Landschaft, die natürlich weitestgehend durch die früheren vulkanischen Aktivitäten geformt bzw. geprägt wurde und Cañadas genannt wird.
Zunächst hielten wir an der Touristeninformation und ließen uns kurz zu den gängigen und lohnenswerten Sehenswürdigkeiten beraten. Dabei bestätigte sich schnell der Hinweis meiner Eltern, möglichst schon vor 9 Uhr an der Talstation der Seilbahn in Richtung Gipfel des Teide zu sein, um generell das Anstehen für die Tickets zu vermeiden. Da wir dafür heute zu spät waren, planten wir für morgen das frühe Aufstehen fest ein und widmeten uns heute erst einmal einer empfohlenen kleinen Wanderrunde.
Zum und vom Wandern
Auf dem Weg zum Ausgangspunkt des Rundweges querten wir die Caldera einmal fast komplett und konnten die vielen im Reiseführer gelesenen Aussagen nur bestätigen. Es war sehr interessant und unwirtlicht, kaum Pflanzen, ab und zu ein bisschen Sand, vor allem aber dunkelbraunes bis schwarzes Vulkangestein prägte das Bild.
Wir passierten auch die Talstation und stellten fest … ja, wir waren heute viel zu spät. 😉 Zahlreiche Autos kreisten auf dem langgezogenen, bis in die letzte Ecke zugestellten Parkplatz und warteten auf freiwerdende Lücken. Grund genug morgen am besten noch eher hier aufzuschlagen.
Am Parkplatz zu Wanderung zeigte sich ein sehr ähnliches Bild, wobei wir gerade zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren und eine eben frei gewordene Lücke beparken konnten. Unter den teilweise erstaunten Augen vorbeigehender Flip-Flop-Pauschalurlauber zogen wir hinter unserem kleinen Fiat echte Wanderschuhe an und packten Wasser und ein bisschen Verpflegung in einen Rucksack.
Direkt an der Wendeschleife der Zufahrt konnte man eine kleine Erhebung besteigen, von welcher aus gut zu beobachten war, weshalb die Fluktuation auf dem Parkplatz so groß und dadurch das finden einer Lücke so einfach war. Geschätzte 90% aller Besucher kamen, verbrachten 5 min damit, sich mit ihren Handys vor einem der Felsen selbst zu portraitieren, um danach gleich wieder zu ihren Autos oder Tourbussen zurückzukehren … frei nach dem Motto „ich war da und ich habe mich gesehen“. 😉
Entsprechend leer fanden wir den mit 2 Stunden angesetzten Pfad vor, der die längliche Felsformation namens Roques de García einmal komplett umrunden sollte.
Es war zwar ganz schön warm, fast windstill und auch die Höhe war durchaus zu spüren, dennoch aber war das Laufen sehr entspannend und die Kulisse sehr sehenswert. Zwischen ein paar Büschen und Sträuchern erhoben sich spitze Klippen aus den Flächen versteinerter Lava und boten immer wieder Möglichkeiten zum Klettern und die anschließende Aussicht auf die weite Ebene der Caldera und ihren Rand.
Beim Anblick dieser Lava, die offensichtlich im Fließen langsam erstarrt war, stellte Doreen fest, dass diese doch irgendwie wie Kuhfladen aussieht und das einem sogar irgendwie ein entsprechender Geruch in die Nase steigt … noch jemand dieser Meinung? Nicht? Dachte ich es mir doch.
Nach etwa den angesetzten zwei Stunden, wobei wir der Landschaft zu liebe recht oft Pause gemacht hatten, war der Parkplatz nun nicht mehr weit. Hier erreichten wir nun eines der meistfotografierten Motive auf Teneriffa, wenn man dem Herrn in der Touristeninformation Glauben schenken darf. Der Roque Cinchado steht dabei frei und scheinbar einsam vor dem Teide im Hintergrund. Zweifellos ein schickes Bild.
Tief im Westen
Da wir noch einiges vor hatten und die Zeit doch schon etwas vorangeschritten war, machten wir nur eine kurze Pause am Auto, bevor es weiter gen Westen ging. Am südlichen Rand der Caldera führte uns die Route entlang einer Straße, die für etwa 4km schnurgerade durch ein dichtes Feld von ebenfalls dunklem Vulkangeröll führte.
Ohne viele Zwischenstopp … okay, ausser zum Fotografieren … ging es auf relativ direktem Weg Richtung Teno-Gebirge, welches fast den kompletten westlichen Zipfel von Teneriffa bildet.
In Santiago del Teide, einem kleine Ort an der Hauptverbindungsstraße zwischen Süden und Westen der Insel, verließen wir diese recht stark befahrene Route und wählten eine durch die Berge. Schon nach wenigen Kilometern war man am ersten, man könnte sagen Pass angekommen, wo meinen einen kleinen Eindruck davon bekam, wie der weitere Weg inetwa aussehen würde, nämlich hügelig, kurvig und schön … klingt irgendwie nach Frau, würde ich sagen. 🙂
Nächster Halt war der kleine Ort Masca, der idyllisch mitten in den Bergen liegt. Masca bedeutet „verstecktes Dorf“ und soll wohl auf ein Versteck vor Piraten zurückzuführen sein.
Die etwa 100 Bewohner leben in ca. 80, meist aus Naturstein gebauten Häusern, die sich auf wenigen hundert Metern die Masca-Schlucht hinunter aneinanderreihen. Doreen und ich legten hier eine kleine Eispause ein und erneuerten unsere Wasservorräte, die in der Nachmittagshitze langsam zur Neige gingen.
Weiter ging die Fahrt entlang der sehr schmalen Bergstraße, unentwegt hoch und wieder runter. Als das runter dann langsam aber sicher zu überwiegen schien merkte man, dass die Nordküste des westlichen Zipfels von Teneriffa bald erreicht war. Um so näher man dem Meer kam, desto häufiger und größer wurde auch wieder die bereits bekannten Bananenplantagen, die sich scheinbar im ganzen Westen an der Küste entlang ziehen.
In Buenavista folgten wir einer Straße Richtung Westen, was irgendwie sinnvoll erschien, da wir ja den westlichsten Punkt der Insel suchten. Als wir nur wenig später aber vor einer halboffenen Schranke standen, neben der ein Schild besagte, dass die Straße bei Wind etc. nicht befahren werden soll, waren wir kurz unschlüssig … eine Küstenstraße, die man nur bei Windstille befahren darf?!? Da das Schild aber in gefühlt 10 Sprachen „Durchfahrt verboten … Steinschlag- und Lebensgefahr“ zeigte, überlegten wir nun, was tun.
Ich sah im Rückspiegel ein weiteres Fahrzeug kommen und so warteten wir ab, wie dieses sich verhalten würde. Als aber das Pärchen darin ohne zu zögern an uns und der Schranke vorbeifuhr, überlegten wir auch nicht lange. Doreen allerdings ermahnte mich, nicht alle 100m anzuhalten, sondern bitte zügig die offensichtlich gefährdeten Abschnitte zu passieren. Okay!
Zugegeben die sehr naturbelassenen sowie unbeleuchteten Tunnel und die Straßenstücke dazwischen mit den herumliegenden Felsen zeigten schon, dass hier wohl hin und wieder was runterpurzelt. Wir kamen aber problemlos durch und am kleinen Parkplatz des Leuchtturms an. Nur eine handvoll Autos standen da, von Massentourismus nix zu sehen … super!
Ein kleiner Spaziergang stand nun an. Zwischen den Felsen und nicht allzuhohen Klippen fanden wir einigen hübsche Plätze, die von einigen der wohl einheimischen Besucher zum Nacktbaden, sowohl in der Sonne als auch im Meer, genutzt wurden. Das glasklare Wasser des Atlantiks vor einem, Gebirge im Rücken, in Fels gehauene Bootshäuser, alte Anlegestellen, hinter jeder Ecker tauchte etwas neues auf und die Ruhe rundete alles ab.
Doreen war sogar so entspannt, dass sie sich ebenfalls zu einem kleinen Nacktbad entschloss und sich in einem kleinen vom Meer abgetrennten Pool abkühlte.
Als eines der beiden letzten Autos verließen wir irgendwann den Punte de Teno, wie das Kap hier genannt wird, und mussten nun ein zweites mal die gesperrte Straße fahren, Sackgasse sei Dank. Schon auf dem Herweg kamen wir an mehreren verlassenen und darum verwahrlosten Gewächshäusern vorbei, an denen wir nun noch einmal kurz hielten. Das Licht der Abendsonne, der blaue Himmel und die im Wind wehenden Tücher, die wohl früher die Pflanzen vor zuuu viel Sonne schützten, gaben eine schicke Kulisse und musste auf Bild festgehalten werden. Gegenüber summten etwas entfernt neben noch gepflegten Plantagen sechs Windräder. Die abendliche Stimmung war wieder toll und so machte auch der Heimweg Spaß.
Heute entschieden wir uns dabei mal nicht für die Route über den Wolken, da wir noch etwas einkaufen wollten. Die Autobahn entlang der westlichen Küste musste also herhalten und führte uns zuerst zu einem Supermarkt und nicht sehr viel später zu unserer Finca, wo wir nach einem kurzen Abendessen recht schnell ins Bett fielen. Morgen wollten wir ja früh aufstehen und entsprechend fit sein.
Für heute also seid ihr erlöst und ich entschuldige mich für die vielen eintönigen Bilder von blauem Himmel und Gegend. Wer genau hingeschaut hat, bemerkte sicher, dass nur ein einziges davon aus der Reihe tanzt.