Carnarvon empfängt uns mit Schlamm – 19.05. bis 21.05.2011
4. Juni 2011 von TiDo

Tag 1 – 19.05.2011

Mittags in Shark Bay gestartet kamen wir nach einer sehr sehr warmen Etappe am späten nachmittag in Carnarvon an. Wir hatte große Erwartungen an den kleinen Ort, denn das 6000-Einwohner-Städtchen ist so etwas wie das Zentrum des Obst- und Gemüseanbaus in Western Australia und schon auf den ersten Kilometern nach dem Ortseingang passierten wir so einige Farmen. Allerdings war der Tag schon am Ausklingen und so verschoben wir den Beginn unserer Jobsuche auf den nächsten Tag.
Wir füllten nur noch schnell unsere Vorräte auf und machten uns dann auf die Suche nach einem Schlafplatz. Da unsere Karte von Carnarvon nicht sehr detailiert war, aktivierten wir die Navi und suchten uns einen Weg in Richtung Meer. Die Besiedlung lichtete sich immer mehr und nach einer Weile bogen wir einer der Hauptstraßen ab und kamen so auf eine nichtasphaltierte Straße. Es schien alles normal und so fuhren wir, das Ziel in der Dämmerung praktisch vor Augen, mit etwa 60 bis 70km/h über die anfangs sehr gut preparierte Erdpiste. Ohne Vorankündigung oder irgendeinen ersichtlichen Grund wurde TiDo immer langsamer und steuerte wie von Geisterhand nach links. Unterbewusstes Gegenlenken und mehr Gas änderten an dem Verhalten nichts und so kamen wir nach etwa 100m am linken Fahrbahnrand zum stehen. Tim versuchte ein oder zweimal kurz vorwärts bzw. rückwärts zu fahren, jedoch ohne Erfolg. Tim stieg aus und lockte die vorderen Radnaben. Das ist für den Vierradbetrieb erforderlich, den wir aber auf normalen Straßen nicht aktiviert haben. Dabei versank er bis weit über die Knöchel im Schlamm und so offenbarte sich die Urache unseres bis hierher noch überschaubaren Schla(m)massels.
Obwohl die Straße tagsüber durch die Sonne oberflächlich angetrocknet war, ist sie unter dieser dünnen Kruste reine Pampe. Bei genauerem hinsehen war auch das Brachland ringsrum sehr feucht und an vielen Stellen stand sogar das Wasser.
Mittlerweile wurde es langsam aber sicher dunkel. Wir hatten nun noch Hoffnung mit vier angetriebenen Rädern weiter zu kommen, aber nach einigen Versuchen mit anschieben, rausschaukeln und freischaufeln schwand diese schnell wieder. Wenn alle Räder durchdrehen, dann steckt man fest, absolut fest.
Keine Frage, wir brauchten Hilfe! Aber woher bekommen, hier, um diese Uhrzeit?? In nichteinmal einer halben Stunde würde es stockdunkel sein und dass hier vor dem nächsten Morgen jemand vorbeikommen würde, war sehr unwahrscheinlich. Wir schauten uns also um und sahen ein Haus, in dem Licht zu brennen schien. Zugegeben, es war das einzige Haus weit und breit und so stand fest, einer von uns musste hinlaufen. Wir entschieden uns dafür, Tim weiter schaufeln und versuchen zu lassen und damit er da ist, falls doch jemand vorbeikommen sollte. Ich, Doreen, lief also schließlich los.

Als ich näher auf das Haus zukam, war es bereits dunkel. Auf dem Weg dahin bemerkte ich, das ringsum überall Wasser war und auch das laufen war mühsam, da ich immer wieder im Schlamm versank. Obwohl etwas Licht zu sehen war, hatte ich fast keine Hoffnung, das zur Zeit überhaupt jemand in dem Haus lebt und wenn, dann stecken sie wahrscheinlich selbst fest. Als ich näher kam, standen überall Schilder mit den Aufschriften „No Entry“ und „Keep out“. Mir war ziemlich mulmig zu mute und ich hatte Angst, das mich gleich ein kleffender Hund anfallen wird. Nicht das ich Angst vor Hunden hätte, aber wenn jemand Fremdes im Dunkeln ein Grundstück betritt, sollte ein anständiger Hund dieses ja verteidigen. Wie auch immer, mir blieb nix anderes übrig, als es zu probieren.
Es kam aber kein Hund und als ich noch näher heran kam, sah ich durch ein Fenster eine Frau. Das war erstmal ein bisschen erleichternd, andererseits aber auch nicht, denn von einer Frau konnte ich mir wohl nicht allzu viel Hilfe erwarten können … dachte ich.
Ich rief also vorsichtig „Hello???“ und klopfte an die Tür. Das heisst, es war keine Tür, es war eher ein riesiges Rolltor und beim genaueren Hinsehen, war es eigentlich auch kein richtiges Haus. Sofort wurde das Rolltor aufgemacht und ein Mann und die Frau die ich durchs Fenster bereits sah, schauten mich – von oben bis unten voll mit Schlamm – verwundert an. Ich erzählte das wir auf der anderen Straße mit dem Auto im Schlamm stecken würden und wohl etwas Hilfe benötigen könnten.
Es wurde gar nicht lange gefackelt und es ging los. Es wurden Schaufel, Seil sowie Taschenlampe geschnappt und dann gings ab ins Auto. Die Frau, Annie, fuhr mit mir los und der Mann, Andrew, blieb zu Hause und sollte sich weiter um das Abendbrot kümmern. Ich war irritiert, aber sie schien zu wissen was sie macht.
Als wir mit ihrem Auto auf dem Weg zu unserem waren, erzählte sie mir, das es hier im Dezember, ähnlich wie in Queensland, Überflutungen gegeben hatte. Es wurde entschieden, das die Felder geflutet werden sollten, bevor die Stadt überschwemmt würde. Das viele Wasser hat dann jede Menge Erde abgetragen, aber vor allem aufgeweicht bzw. den Grundwasserspiegel angehoben. Wenn nun im Meer die Gezeiten-Flut kommt, hebt sich entsprechend auch das Grundwasser und setzt somit die Felder und Straßen der Gegend unter Wasser.
Prima, das wussten wir nicht. Es schien am Anfang so, als ob es den Tag zuvor einfach nur ein bisschen geregnet hatte. Aber nein, dieses Schauspielt folgt einfach den Gezeiten, jeden Tag aufs Neue.

Bei Tim hatte sich in der Zwischenzeit nicht allzu viel getan. Er hatte erfolglos gebudelt und probiert. Es war auch niemand vorbei gekommen. Er hatte uns schon lange kommen hören. Da Annie und ich selbst sehr hochtourig und langsam durch Wasser und Schlamm fahren mussten, dachte er zunächst, wir kommen mit einer Art Bulldozer. Aber als wir bei ihm ankamen, war er wohl auch mit dem LandCruiser sehr zufrieden.

Annie und Tim stellten sich kurz vor, dann tappten wir alle im Dunkeln barfuss durch den Schlamm, schauten uns die ganze Misere mit der Taschenlampe an und überlegten hin und her. Wir schaufelten so gut es ging Schlamm von den Rädern weg und legten Büsche unter die Räder. Annie musste nun versuchen, ohne selbst stecken zu bleiben, nah genug an Tido heran zu fahren, um die Abschleppgurte befestigen zu können. Soweit so gut. Auf Kommando starteten wir den Versuch aber es half nix. Tido bewegte sich gerade mal einen Meter zurück, während Annie´s Auto auf dem Schlamm hin und her „schwamm“.
Schließlich meinte Annie, dass es jetzt nix mehr bringen würde. Sie bot uns an, bei Andrew und ihr zu übernachten und es am Morgen nochmal zu probieren. Da sei dann Ebbe, der Boden etwas trockener und die Chancen deshalb deutlich besser.
Das Auto einfach so am Straßenrand zurückzulassen, war mir gar nicht geheuer. Ich hatte Angst, das jemand einbrechen könnte, schließlich konnten wir auch nicht all unsere Sachen mitnehmen. Andrew beruhigte uns aber später, niemand würde momentan Nachts in dieser Gegend unterwegs sein. Irgendwie logisch! 🙂

Wieder im Haus angekommen, wurde direkt der Tisch für 4 Personen zum Abendbrot gedeckt und uns unser Bett gezeigt. Wir quatschten noch etwas und Annie erzählte uns, dass sie früher Tourleiterin auf der Gibb River Road in den „Kimberley´s“ war und dort mit größeren 4WD-Bussen durch das Gelände gefahren ist. Nun war uns auch klar, warum sie mit Doreen mitgekommen war, und nicht ihr Mann.
Übrigens gab es hier doch einen Hund. Es heißt Stitch, geht mir bis zum Oberschenkel, ist 9 Jahre alt und fast blind. Natürlich wurde der sofort von mir ins Herz geschlossen.

Tag 2 – 20.05.2011

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Am nächsten Morgen, direkt als es hell geworden war, tranken wir schnell einen Kaffee und machten uns auf den Weg zum TiDo. Heute kam Andrew mit und er hatte auf dem Hinweg viel Spaß auf seinem Quad. Erneut schaufelten wir Schlamm von den Rädern weg und legten mitgebrachte Holzbretter unter die Räder, der Abschleppgurt wurde wieder befestigt. Andrew gab das Kommando, annie und Tim gaben daraufhin Stoff. Beide Autos bewegten sich. Auch wenn es aus TiDo stark rußte, da Tim etwas zuviel Gas gab, sah es sehr gut. Immerhin dauerte es etwa 80m, bis es möglich war, TiDo aus dem Schalmmstreifen heraus zu lenken, aber … es war geschafft!
Ich zitterte und heulte, so aufgeregt und glücklich war ich, als endlich alles wieder gut und unsere geliebte Bude aus dem Schlamm berfreit war. Vom Schlamm befreit war er aber noch lange nicht, denn bis auf Kniehöhe war alles mit nassem Dreck überzogen. Genau wie wir auch 🙂

Wir fuhren zurück auf das Grundstück der beiden, wo Andrew das Auto ordentlich abspritzte. Er meinte, dass wir so, wie TiDo vorher aussah, aus jeder Waschanlage rausgeworfen worden wären.
Dann endlich durften wir duschen und unsere Kleidung waschen. Jedoch begann dann aufgrund der Flut das Wasser bereits wieder zu steigen, so das wir heute nicht mehr in Richtung Stadt fahren konnten. Annie und Andrew bestanden also darauf, uns eine weitere Nacht Unterschlupf zu gewähren und uns zu bekochen.

Wir verbrachten den Tag also bei den beiden und konnten nun in Ruhe einen genaueren Blick auf das … ähm … Objekt werfen, in dem A&A wohnen. Wohn- und Esszimmer waren in einer Ecke einer großen Wellblechhalle eingerichtet, in der sonst nur Rohre und irgendwelche Pumpen und Ersatzteile gelagert wurde. Die Wohnungstür war das angesprochene Rolltor, an das Doreen am abend zuvor noch geklopft hatte. Küche und Bad sind in einem an die Halle angrenzenden Flachbau untergebracht und unsere beiden Betten stehen in einem ehemaligen Kühlraum. A&A selbst schlafen in einem Wohnwagen, der wiederum direkt nebem dem Flachbau geparkt war.
Wir fragten natürlich nach, was das alles denn mal gewesen sei. Die beiden führten uns herum und erklärten ausführlichst: Es handelt sich um eine ehemalige Perlenfarm, die nach deren Schließung vor wenigen Jahren zu einer Fischzucht umfunktioniert wurde. Seit der Flut im letzten Dezember allerdings ist diese nicht mehr funktionstüchtig, da viele der Zuchtbecken zerstört oder überflutet worden waren. Andrew erklärte, dass er Wassertechniker sei und die beiden eigentlich nur hier angestellt seien, um dafür zu sorgen, dass die technischen Geräte usw. in betriebsbereitem Zustand bleiben. Wenn sich dann die allgemeine Lage gebessert hat, sollen hier wohl wieder Fische gezüchtet werden.

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Es war sehr interessant und am Ende des Rundgangs zeigten uns die beiden ein noch intaktes Becken, in dem zwei größeren Fisch lebten. Es seien die letzten beiden verbliebenen der Fischzucht.
Den abend verbrachten wir gemütlich mit quatschen, fernsehen und schreiben dieses Blogs. Doreen genoss vor allem den richtigen Kaffee 😉

Tag 3 – 21.05.2011

Am morgen nutzten wir nochmal die Möglichkeit zu duschen. Danach hieß es zügig packen und Abschied nehmen von Annie und Andrew, unseren Rettern sozuagen, denn wir musste ja dass Stück „Straße“ hinter uns bringen, bevor die Flut wiederkommt. Bei den etwas überschaubareren Bedingungen meisterten wir den Weg nun souverän.
Wir sind den beiden sehr dankbar für ihre Hilfe und freuten uns letztendlich über die gewonnenen Erfahrungen und Eindrücke. Vielen lieben Dank!

Warten auf den Job am Ningaloo Reef & Cape Range National Park – 22.05. bis 28.05.2011
13. Juni 2011 von TiDo

Jobsuche

Carnarvon an sich macht zwar wirklich nicht viel her, dennoch war es mittlerweile wirklich Zeit für uns was zum arbeiten zu finden. Mittlerweile restlos vom Schlamm befreit ließen wir uns in der städtischen Information die Straßen und Wege zeigen, an denen Farmen o.ä. zu finden sind. Genau diese klapperten wir nun Einfahr für Einfahrt ab und fragten, ob es denn noch Jobs gäbe. Prinzipiell sah es gar nicht so schlecht aus, denn überall standen die typischen Backpacker-Karren vor den Sheds (Schuppen) und die dazu passenden Leute arbeiteten fleißig in diesen Sheds oder auf den angrenzenden Feldern und Plantagen. Die Antworten der Farmer fielen zunächst etwas ernüchternd aus, denn viele meinten, dass sie schon voll besetzt seien. Immerhin wollte einige unsere Telefonnummer behalten, da es wohl oft vorkommt, dass Backpacker einfach unangemeldet weiterziehen.
Nach etwa einem halben Tag Suche machten wir eine Pause. Es war nun Zeit, das schon sooo oft erwähnte und hoffentlich stechende Ass aus dem Ärmel zu holen. Von einem deutschen Backpacker-Pärchen, welches wir am letzten Tag auf Tasmanien kennenlernten und mit dem wir die Überfahrt nach und die folgenden Tag in Melbourne verbrachten, hatte in Carnarvon gearbeitet und uns die Telefonnummer der Farm gegeben. In Perth und auch in Geraldton hatte ich bereits dort angerufen, musste mich jedoch vertrösten lassen, da zu diesen Zeitpunkten die Saison noch nicht begonnen hatte. Die Flut im letzten Dezember hätte die Farmen in der Gegend zeitlich stark zurückgeworfen und darum wollte der Farmer vorzeitig keine Zusagen treffen. Er meinte aber, wir sollen nochmal anfragen, wenn wir in Carnarvon sind. Genau das taten wir jetzt.
Wir riefen den Farmer Jorge Mendes also erneut an. Der gab uns seine genau Adresse und bat uns, vorbeizukommen. Wie hielten das für ein gutes Zeichen, denn zum Absagen bräuchte er uns ja nicht zu sich bitten. Wir fuhren gespannt zur Farm, wo uns seine Frau Idalena im Shed erwartete. Wir hielten etwas Smalltalk, der aber zunächst nicht sooo wirklich zuversichtlich stimmte. Das kann aber auch nur Einbildung gewesen sein, da man nach so vielen ähnlichen Gesprächen an diesem Tag schon etwas empfindlich geworden war. Nach einer Weile kam dann auch Farmer Jorge dazu. Er beriet sich kurz mit Idalena und meinte ganz trocken „In einer Woche schaut ihr nochmal vorbei, dann ist sehr wahrscheinlich Arbeit für uns da.“. Nun ja, kein konkretes JA, aber doch die vielversprechendste Antwort seit Gatton in Queensland. Wir fragten noch mal nach, wie sicher es denn sei und er nickte und meinte „Das wird schon.“.
Wir hatte also erstmal eine Woche, die es sinnvoll, aber möglichst sparsam zu nutzen galt. Das sinnvoll ließ sich in Carnarvon kaum umsetzen und so schauten wir im Atlas, was es denn in der „Nähe“ so sehenswertes gibt. Da die Wahl nicht sehr groß war, viel uns gleich Exmouth und der angrenzende Cape Range National Park sowie der Ningaloo Reef Marine Park ins Auge. Die liegen etwa 350km nördlich von Carnarvon und standen sozusagen sowieso auf unserer To-Do-Liste. Wir saßen also nicht mehr lange rum, statteten nur noch Woolworths sowie einer Tankstelle einen Besuch ab und machten uns auf den Weg nach Norden. Erstes Ziel sollte Coral Bay sein, dass wir aber heute nicht mehr ganz erreichten. Ein kleiner Rastplatz mit Toiletten und Feuerstelle war unser Platz für die Nacht.
Wir bereiteten gerade das Abendessen vor, als ein bunter Van nebenan parkte. Zwei recht fröhliche und aufgeschlossene Personen, ein Typ und eine Dame, stiegen aus und begrüßten uns auf englisch. Es war sofot zu hören, dass es deutsche waren. Klar kam man schnell ins Gespräch und tauschte sich über die verschiedensten Dinge aus. Während Doreen nach dem Essen recht schnell müde ins Bett ging, gesellte ich mich noch zu den beiden und 4 weiteren britischen Backpackern zum Kartenspielen. Die Briten opferten dabei eine ganze Flasche Scotch und so wurde es ein sehr lustiger Abend 🙂

Tag 1 – 22.05.2011

Da es nicht mehr sooo weit war, erreichten wir Coral Bay schon recht früh. Der kleine Ort am südlichen Ende des Ningaloo Riffs bestand eigentlich nur aus einer Hand voll Campingplätzen sowie Bungalow-Anlagen, einem kleinen Einkaufszentrum und einer Tankstelle. Touristen wohin das Auge reichte. Wir gingen zuerst an die kleine hölzerne Informationsbaracke und ließen uns kurz zu den örtlichen Sehenswürdigkeiten beraten. Eine davon war natürlich der Strand, von dem aus man schwimmend das etwa 30m entfernte Riff erreichen konnte. Eigentlich wollten wir uns Schnorchelausrüstung leihen, die Kaution war aber so hoch angesetzt, dass wir diese zu diesem Zeitpunkt einfach nicht aufbringen konnten/wollten. Nun ja, wir gingen dennoch eine Runde spazieren, entschieden uns aber, wiederzukommen, wenn wir auch schnorcheln können.
Wir fuhren also weiter nach Exmouth. Der Weg verlief zunächst mitten durch die Pampa und war wenig abwechslungsreich. Zu sehen waren nur Büsche, Spinifex-Gras und recht viele Termitenbauten. Etwa eineinhalb Stunden später begann rechter Hand in ein paar Kilometern Entfernung eine Hügel- bzw. Bergkette, hier im allgemeinen Range genannt. Wir kamen also in die Nähe des Cape Range National Parks. Dieser erstreckt sich antlang der Küste einer Halbinsel, die am North West Cape ausläuft.

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Hier liegt die recht bekannte Stadt Exmouth, die zusammen mit dem nahegelegenen U.S. Marinefunk-Stützpunktes ge- gründet wurde und den Familien der stationierten Soldaten Unterkunft bot. Einige der heutigen Hotels und Ferien- anlagen befinden sich sogar in ehemaligen Militärgebäuden.
Es war Sonntag und der Ort wie ausgestorben. Wir drehten eine kleine Runde, danach ging es weiter nach Norden zum Cape und von dort aus westlich in Richtung der Nationalparks Ningaloo Reef und Cape Range. Am Leuchtturm des North West Capes stoppten wir und genossen den Blick in die Nachmittagssonne. Nicht weit fanden wir bei einer Strand- zufahrt an einer Düne einen gemütlichen Platz für die Nacht. Natürlich spazierten wir ein wenig auf den Sandhügeln herum bevor wir zu abend aßen und danach vom Gipfel der Düne den Sonnenuntergang beobachteten. Das Farbenspiel der westaustralischen Dämmerung wird einfach nie langweilig und so konnte man nix anderes machen, als immer wieder hinsehen.

Tag 2 – 23.05.2011

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Die wenigen Kilometer bis zu den Toren des Cape Range National Parks waren schnell gefahren. Anschließen war der erste Anlaufpunkt ein Stelle, an der man Trinkwasser auffüllen konnte. Dort angekommen, durften wir feststellen, dass nicht nur Mensche diese Quelle nutzten. Ein Emu war gerade am saufen und ließ sich zunächst auch durch das näherkommende Auto nicht aus der Ruhe bringen. Als wir dann ausstiegen stand er dann aber doch auf, versteckte sich jedoch nur hinter dem nächsten Busch und schaute etwas nervös-durstig immer wieder, ob wir denn nich endlich wieder gegangen sind. Wir füllte unsere Kanister auf und stiegen wieder ins Auto. Schon da kamm er wieder hinter den Sträuchern hervor „kniete“ sich vor die Pfütze und schnappelte weiter. Cooler Vogel!

Mit frischem Wasser versorgt ging es weiter zur Touristeninformation. Dort besorgten wir uns eine Karte und informierten uns über Wander- und gute Bade- bzw. Schnorchelmöglichkeiten.
Die sogenannte Turquoise Bay war eine dieser Buchten, aber das windige und etwas ungemütliche Wetter ließ bei uns nicht so richtige Badelaune aufkommen. Ein kleiner Spaziergang am Strand musste also für heute reichen.
Die offiziellen Campingstellen waren alle voll und so suchten wir uns auch hier im National Park eine ruhige Stelle in den Dünen versteckt vor den Rangers.

Tag 3 – 24.05.2011

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Der Vormittag gestaltete sich wieder mal gemütlich. Kurz vor dem Mittag erreichten wir nach 10 Minuten Fahrt einen kleinen Parkplatz, den Ausgangspunkt für eine erste kleine Wanderung in die Ranges, also die Hügelketten hier im Cape Range National Park.
Zunächst verlief der Weg am Boden einer weiten Schlucht. Hier schien vor vielen vielen Jahren mal ein Creek seinen Weg in Richtung Meer gebahnt zu haben. Von Wasser aber war mittlerweile keine SPur mehr zu sehen. Einzig der grobe weiße runde Kies war übrig geblieben. Recht und links in den Wänden der Schlucht waren hin und wieder fallende Steine zu hören. Bei sehr genauem Hinsehen konnte man dann auch die recht niedlichen kleinen Rock Wallabies beobachten und musste sich immer wieder wundern, wie die denn überhaupt an die jeweiligen Stellen gekommen sind.
Nach ein paar Kilometern im Flußbett führte der Pfad über einen kleinen Anstieg hinauf zur Kante der Schlucht. Der Ausblick war von hier natürlich noch etwas schöner als zuvor von unten.

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Hier war sozusagen der Wendepunkt der Wanderschleife. Die Markierungen führten uns Entlang der Klippen langsam aber sicher wieder zurück zum Parkplatz. Unterwegs machten wir an einer hübschen Stelle noch einen Halt für unser mitgebrachtes Mittag. Zugegeben, wir hatten die Runde für etwas größer gehalten und so natürlich auch entsprechend Proviant mitgenommen.

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Zurück am Auto entschieden wir uns dann für ein Bad im Meer. Traumhafte Buchten gibt es hier am Reef ja genug und auch der Schweiß will abgewaschen werden 😉
Da die Wolken von gestern sich weitestgehend verzogen hatten, fuhren wir also heute zu schon genannten Turquoise Bay, die wir uns mit nur zwei anderen Päarchen teilen mussten. Die warme Sonne, der warme Sand und das warme blaue Wasser machten den Nachmittag perfekt.

Für den Abend und die Nacht fanden wir diesmal ein Plätzchen an den Felsen der Range. Ganz alleine waren wir allerdings heute nicht. Einige Kangaroos mochten den Platz anscheinend auch sehr gern und waren willkommene Zeitgenossen 🙂

Tag 4 – 25.05.2011

Nein, die Kangaroos haben uns nicht geweckt! Nach dem Frühstück fragte ich Doreen, ob wir eventuell KURZ für ein paar Fotos auf den Hügel klettern wollen. Nach etwas rummurren meinte sie „ok“.
Und so liefen und kraxelten wir los, Wege und Markeriungen gab es heute nicht. Oben angekommen war ein noch etwas höherer Punkt zu sehen, zu dem ich auch laufen wollte. Auf gings! Diesen erreicht, war nun nun noch ein anderer zu sehen, von dem man sicher noch bessere Fotos machen könnte. „Komm, da gehen wir noch hin!“
Mittlerweile zum Tagesausflug mutiert, dachte ich mir so, dass wir auch auf der anderen Seite der Schlucht den Rückweg antreten könnte. Man möchte ja nie gern den gleichen Weg zurück laufen, den man auch gekommen war. Und so stiegen wir … PROBLEMLOS* … auf der einen seite hinab und auf der anderen wieder hinauf und … SPAZIERTEN* … gemütlich wieder zum Auto.
Zumindest konnten wir sagen, auf den linken Hügel hinauf- und vom rechten wieder heruntergeklettert zu sein. Toll, oder?

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(*aus müttlerlichen Gründen zensiert)

Ziemlich kaputt vom Spaziergang machten wir zunächst einen kleinen Nachmittagsschlaf um danach noch ein paar Kilometer weiter in den Süden des Parks zu fahren.

Wir erreichten einen etwas größeren Parkplatz, der mit seiner Wendeschleife das Ende der befestigten Straße markierte. Möchte man von hier weiter entlang der Küste fahren, so warten sandige Pisten und ein paar kleinere Flussdurchfahrten. Die erste musste gleich auf den ersten Metern nach dem Parkplatz passiert werden und führte durch den Jardie Creek. Er ist einer der wenigen Creeks im Cape Range National Park, der ganzjährig Wasser führt. Wobei das eigentlich so nicht stimmt. Es ist zwar Wasser vorhanden, dieses fließt aber nicht fließ und oft besteht auch keine Verbindung zum Meer. Jedenfalls ist es eher ein langgezogener See, der sich durch Schluchten an den Ausläufern der Range zumindest in Richtung des Ozeans schlängelt.
Vom Parkplatz aus war ein kleiner Weg entlang der Schlucht ausgeschildert. Da der Nachmittag aber schon recht fortgeschritten war, verschoben wir den auf den nächsten Tag. Wir passierten den zu dieser Jahreszeit recht seichten „Fluß“ und fanden ein paar hundert Meter weiter einen schicken Platz in den Dünen und machten uns ans Abendessen.

Tag 5 – 26.05.2011

Wie geplant, fuhren wir nach dem Frühstück das kurze Stück zurück zum Jardie Creek, parkten TiDo und machten uns auf die überschaubare Runde. Ein paar gemischte Backpackergruppen waren ebenfalls unterwegs und so war es nicht ganz so verlassen, wie an den Tagen zuvor, aber sehr hübsch. Von den Kanten der Klippen hatte man hier viele schöne Perspektiven auf das kleine Tal.

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Obwohl wir viele Fotostopps und Pausen gemacht hatten, waren wir recht bald wieder zurück am Auto. Bevor wir uns aber auf die ersten Kilometer des Küstenwegs nach Süden in Richtung Coral Bay machten, legten wir noch eine ausgiebige Mittagspause am Strand ein, denn irgendwie war es heute noch einmal wärmer, als schon die Tage zuvor.
Als wir dann losfuhren merkten wir schnell, dass wir auf diesem Abschnitt nicht allzu viele Menschen treffen würde, was wir durchaus begrüßten. Die gemütliche Piste führte über weite Wiesen, hier und da waren Termitensäulen zu sehen. Nur wenige hundert Meter rechts vom Weg zog sich fortweg einen Dünenstreifen, der die grünen Ausläufer der Range vom Meer trennte. Hier und da grasten vor den sandigen Hügeln Schafherden, die dämlich gafften und plökten, als wir vorbeifuhren.

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Immer wieder führten Pfade in die Dünen und Richtung Ufer und als wir uns entschlossen, heute nicht mehr weiter zu fahren, bogen wir ab einfach ab und landeten direkt am Wasser.
Es war noch nicht allzu spät und so preparierte sich Doreen für ein Sonnenbad, während ich wiedermal eine kleine Runde zu Fuß ging. Trotz Einöde gab es viel zu sehen. Überall verliefen spuren von den unterschiedlichsten Tieren im Sand, man konnte sehen wo die Dünen stück für Stück das Land verschlangen und wo sie es an andere Stelle wieder freigaben. Im Risko, wie ein NAturforscher zu klingen sag ich einfach mal, dass es durchaus spannend war. 😉

Wieder bei Doreen angekommen, rettete ich Sie vor dem nächsten Sonnenbrand und eröffnete für heute die Küche. Und falls nun jemande fragen wollte: Ja, es gab Nudeln und nein, die sonnenuntergänge sind immernoch nicht langweilig geworden!

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Tag 6 – 27.05.2011

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Einige Zwischenstopps an weiteren schicken Küstenabschnitten, jeder Menge Sand, spärlichem Bewuchs und ein paar Termitensäulen später erreichten wir am später Vormittag nach einer gemütlichen Fahrt erneut Coral Bay. Die Kaution für die Schnorchelausrüstung konnten wir natürlich nach wie vor nicht aufbringen, aber der Strand und vor allem das Wasser waren so verlockend, dass wir zumindest zum Baden und Sonnen eine Weile da blieben. Es war auch ohne Atem- und Schwimmhilfe traumhaft!

Später ging es so langsam wieder nach Süden in Richtung Carnarvon. Am Rastplatz, an dem wir auf dem Hinweg schon mit den Briten Kartengespielt und übernachtet hatten, schlugen wir auch heute wieder unser Lager auf. Da nur noch zwei Tage bis Beginn unserer zweiten Arbeitsperiode vor uns lagen, versuchten wir jede Minute zum entspannen zu nutzen.

Tag 7 – 28.05.2011

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Nochmal ausgeschlafen nahmen wir die letzten Kilometer bis Carnarvon in Angriff. Unterwegs, an einer Tankstelle, war wiedermal zu sehen, was so einige australische Wochenend- angler so mal eben hinter sich herziehen.

Gerade angekommen, schauten wir direkt im Supermarkt vorbei und füllten die Vorräte auf. Anschließend fuhren wir zur Esplanade des Ortes. Anhand des Bildes mag man denken, dass es hier eigentlich ganz hübsch und gemütlich ist. Aber um ehrlich zu sein, war das das einzige brauchbare Motiv gewesen, welches ich bisher in westaustraliens Gemüsehauptstadt finden konnte.

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Tag 8 – 29.05.2011

Es ist Sonntag und den nutzten wir auch ausgibig zum erholen. Viereinhalb tolle Monate Reisen lagen nun seit der Farm in Gatton hinter uns und jetzt stehen uns voraussichtlich etwa 2 Monate Arbeiten in Carnarvon bevor.

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Wir freuten uns sehr, einen Job gefunden zu haben und somit sicher zu sein, dass unsere Fahrt danach zumindest schon einmal finanziell problemlos weitergehen würde, auch wenn jetzt Carnarvon nicht so der Wunschort eines jeden arbeitenden Backpackers ist. Wie auch immer, wir werden aus unserer Arbeitsperiode hier das beste rausholen, was geht … genau … Money Money Money 😉 … denn wo nix los ist, kann man auch nicht viel vom frisch verdienten Geld ausgeben.
In unserem neuen Zuhause, einem Highway- und Roadtrainparkplatz vor den Toren der Stadt, aber nur etwa 400m entfernt von der Farm genossen wir dann jedenfalls die letzten Stunden des Tages …

Arbeit in Carnarvon
13. Juni 2011 von TiDo

Auch wenn es sich vor allem vormittags so anfühlte, als würde die Stunden bis zur Mittagspause nicht vergehen, vergingen die Tage im Ganzen ziemlich schnell. Schwuppdiwupps liegen nun schon 2 von den geplanten 8 Wochen um. Bergfest zum Bergfest sozusagen 🙂

Kurz zur Arbeit

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Die Arbeit ist relativ vielfältig, denn es gibt immer verschiedene Dinge zu tun. Wie Jorge und seine Frau Idalena schon zuvor angekündigt hatten, besteht unsere Aufgabe in der erste Zeit im Ernten und Verpacken wir Zuccinis, im Pflanzen von Tomaten- und Auberginensetzlingen sowie im Beschneiden und Hochbinden des bestehenden Bestandes.

Anstrengend ist es vor allem Nachmittags, denn da ist es ziemlich heiß. Am Morgen dagegen ist es umso kälter, wenn wir beginnen sind es oft weit unter 10 Grad und erst gegen mittag wird es angenehmer. Wir arbeiten, abhängig vom Wetter, in der Regel 6 Tage in der Woche von Sonnenaufgang gegen 7:00 Uhr fast bis Sonnenuntergang um etwa 17:30 Uhr. Den freien Tag durften wir im Prinzip frei wählen und so haben wir Montags Ruhetag.

Kollegen, Portugiesen & irre Iren

Wir sind jedoch mit allem sehr zufrieden. Die meisten unsere Kollegen sind natürlich ebenfalls Backpacker.

Da ist zum einen Chris (o.2.v.r.). Er kommt aus Deutschland und ist schon fast 1 Jahr hier in Carnarvon. Er erarbeitet sich hier die nötigen Mittel für einen ausgiebigen Besuch seiner Freundin in Japan, die er hier in Australien kennengelernt hat.
Weiter gibts hier noch ein möchtegern irisches Pärchen. Damien (o.3.v.l.), ein durch und durch typischer Franzose, der die Franzosen hasst und auf die Frage, woher er denn stamme, immer in sehr starkem französischen Akzent mit „Eierlongdö“ (Ireland) antwortet. Ein wenig lächerlich, wie wir finden. Seine Freundin Egle (u.m.) kommt übrigens aus Litauen, was bekanntlich auch direkt an Irland grenzt. Immerhin aber lebten beide zumindest vor ihrer Australienreise zusammen in Irland.
Zu letzt noch ein Pärchen aus Estland, Karli (o.r.) und Marja (u.l.). Beide waren sehr jung und nett. Wie sich recht bald heraustellte, waren die beiden aber gar kein Pärchen, sondern reisten bisher nur zusammen.
Die Namen der beiden Verbleibenden auf dem Bild weis ich nicht mehr genau. Es waren jedenfalls unterhaltsame Franzosen, auch wenn der eine (u.r.) zur Abwechslung nun wirklich nicht danach aussah. Der beiden Lieblingswort war „Elastique“.

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Alle sind sehr nett und wir verstehen uns gut, wobei … die franko-litauischen Iren sind schon ziemlich seltsam.

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Unsere Chefs, Jorge und seine Frau Idalena, kommen von Madeira, das zu Portugal gehört und leben seit 25 Jahren in Australien. Die beiden verstehen es ganz gut, uns Backpacker bei Laune zu halten 😉 Zum Feierabend gibt es mal ein Bier oder Wein und für nächste Woche wurde ein BBQ angekündigt.

Nebenwirkungen

Am ersten Tag hatte ich am rechten Bein 84 und am linken Bein 79 Sandfly-Stiche. Sandflies heißen im deutschen wohl Sandmücken, fliegen nicht besonders gut, beißen dafür aber umso lieber in zarte und dünne Haut.
Ein unglaublicher, unerträglicher Juckreiz. Ich bitte um Mitleid!!! ;-P

Unser Arbeitsalltag
17. Juli 2011 von TiDo

4:00 Uhr

Wir wachen zum ersten mal auf, obwohl der Wecker selbst noch schläft. Die Kälte hat uns geweckt. In den frühen Morgenstunden sinken die Temparaturen im Auto teilweise unter 5°C, was auch in Jeans bzw. Jogginghosen und Pullovern kaum auszuhalten ist.

5:45 Uhr

Unser Wecker klingelt das 1. Mal, aber wir bleiben noch liegen.

5:55 Uhr

Unser Wecker klingelt das 2. Mal und erneut wird die Schlummertaste bemüht.

6:05 Uhr

Unser Wecker klingelt das 3. Mal. Tim lässt etwas mühsam den ebenfalls frierenden TiDo an und drückt anschließend die Schlummertaste ein letztes Mal.

6:15 Uhr

Unser Wecker klingelt das 4. Mal. Mittlerweile strömt angenehm warme Luft aus der Lüftung des Autos. Wir kriechen langsam aus den Schlafsäcken, krabbeln von hinten auf unsere Vordersitze und wechseln artistisch mit viel verbiegen in unsere Arbeitskleidung. In die Kälte hinaus wollen wir einfach noch nicht.
Schnell wird noch das Bett ein bisschen gemacht und die Schlafsachen zusammen gelegt. Ein Leben im Auto verlangt viel Ordnung. 😉

6:30 Uhr

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Die Frontscheibe wurde mit einem Handtuch trocken gewischt und wir fahren die knapp 400m zur Farm. Draußen ist es noch immer dunkel, aber es dämmert bereits am Horizont.

6:35 Uhr

Wir kommen auf der Farm an, holen Milch und Brot aus dem Gemeinschaftskühlschrank für die Backkpacker und frühstücken … natürlich im noch warmen Auto.

6:50 Uhr

Unsere Backpacker-Kollegen treffen nacheinander ein. Wir gehen noch fix auf die Toilette und putzen Zähne. Langsam wird es hell.

7:00 Uhr

Pünktlich kommt Farmhund Max angetrabt und kündigt so an, dass auch Jorge der Chef nicht mehr weit sein kann. Während Max jeden einzelnen von uns ehrenhaft begrüßt bespricht Jorge mit uns die Aufgabenverteilung für den Tag, dann gehts auch schon los.

7:05 Uhr – 12:00 Uhr

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Bis ca. 9:00 Uhr heisst es noch ordentlich bibbern, erst dann ist die Sonne soweit am Himmel, das sie auch ein wenig wärmt.
In den ersten Wochen bestand der Vormittag für uns aus Zucchiniernte, später verbrach- ten wir auch diesen entweder mit pflücken, beschneiden oder mit chemischer Unkrautbekämpfung im Tomatenfeld. Vereinzelt war Tim mit den anderen Jungs auch Kürbisse einsammeln.
Unsere Aufgaben variieren zwar von Tag zu Tag zwischen 5 oder 6 verschiedenen Tätigkeiten, aber trotzdem ist jede einzelne davon, auf die Dauer betrachtet, stubide, langweilig, ermüdend und anstrengend zugleich.

12:00 Uhr

Die Zeit vergeht meistens ziemlich langsam und wir schauen alle viel zu oft auf die Uhr, aber irgendwie vergehen die 5 Stunden bis „Lunchtime“ trotzdem. Zurück am Auto haben wir nun bis 13:00 Uhr Mittagspause.

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Ich schnibbel mir schnell einen Salat mit Tomaten, Paprika und Gurken von der Farm. Tim macht sich Rühreier mit Paprika und Zuccini, dazu gibt es Sandwichbrot mit Tunfisch und Hüttenkäse. Klingt gesund, ist es auch … bis auf das Brot, das hier eigentlich nur den Zweck erfüllt, sich den Aufstrich nicht auf die Hand schmieren zu müssen.
Während wir alle Essen kommt auch Max noch mal und holt sich ein paar Streicheleinheiten ab.

13:00 Uhr

Die Stunde vergeht viel zu schnell und man wird so müde während der Pause. Aber es geht weiter!
Die Nachmittag finden zum größten Teil auf den Tomatenfeldern statt. Neue Felder werden angelegt, Setzlinge gepflanzt, Stäbe gesteckt und miteinander verdrahtet. Ist man damit fertig, sind die Pflänzchen schon bereit angebunden und das erste Mal gestutzt zu werden. Hat man dass erledigt, fängt man auf dem gleichen Feld mit der zweiten Runde an … usw. D.h. Wochenlang, jeden Tag im Stehen mit den Händen auf einer Höhe von etwa 30cm über dem Boden friemelige Arbeiten durchführen.

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Wieder wird viel zu oft auf die Uhr geschaut. Nach dem Mittag ist es, wenn nicht bewölkt, sehr sehr warm, was die Arbeit zusätzlich erschwert. Motiviert wird sich tatsächlich mit dem zählen des in jeder Stunde verdienten Geldes und … naja, es funktioniert und macht alles für einen Augenblick etwas leichter.

16:30 Uhr

Wir arbeiten nach wie vor aber man merkt, es wird langsam frischer. Die Sonne steht schon nicht mehr so hoch über dem Horizont und so kündigen sich Mücken und Sandflies an. Jeden Tag zur selben Zeit. Manchmal hilft Insektenspray, manchmal nicht. Um ein paar Stiche kommt man aber nie herum.
Immerhin, das Ende des Tages ist absehbar.

17:00 Uhr

Alle sind mit ihren Gedanken schon im Feierabend und aller 5 Minuten wird gefragt, wie spät es ist. Keiner macht mehr richtige Arbeit. Eigentlich wird nur noch produktiv aussehend herumgestanden und gewartet bis „abgepfiffen“ wird.

17:30 Uhr

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Geschafft! – Plötzlich wieder voller Elan hüpfen alle auf das Auto. Wir sitzen nebeneinander auf der Ladefläche und fahren so langsam vom Feld zurück zur Farm.
Dieser Moment des Tages ist immer besonders schön, und das nicht nur weil die Arbeit an diesem Tag vorüber ist. Wir schauen der Sonne am Horizont zu, wie sie langsam untergeht und der Blick auf die Felder im rötlichen Licht ist wunderschön. Schweigsam genießen wir alle diesen kurzen, aber sehr schönen Augenblick, der sogar ein wenig Romantik mit sich bringt.

17:40 Uhr

Zurück am Auto gehen wir schließlich fix duschen und waschen noch unser Geschirr ab.

18:00 Uhr

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Nach 500m Fahrt kommen wir Zuhause auf unserem Road-Train-Rastplatz an. Wir nutzen das letzte direkte Licht der Sonne und bereiten äußerst rutiniert und mit effektiver Auf- gabenverteilung unser Abendessen zu. Es wird frisches Gemüsen geschnitten, Nudeln gekocht und parallel, vorn im Auto, alles für den allabendlichen Film zum Essen vorbereitet. Jeder Handgriff sitzt und alles geht reibungslos und schnell.

ca. 18:20 Uhr

Präzise mit dem eintreten der Dunkelheit ist alles fertig, der Kocher verschwindet wieder im Auto, genau wie wir auch. Wir haben seit der Ankunft auf dem Parkplatz keine Sekunde still gestanden, was aber vor allem zur Abwehr der stechenden Insekten diente 😉
Wir sitzen nun im Auto, schauen einen Film und essen, direkt aus dem Topf natürlich. Abwasch sparen.
Nach dem essen wird der Topf schnell in den Kofferraum geräumt. Dannach wechseln wir auch schon wieder unsere Sachen und verkriechen uns in unsere Schlafsäcke. Manchmal schauen wir den angefangenen Film noch zu Ende, aber zumindest Doreen schläft eigentlich IMMER ein.

20:00 Uhr

Ein Farmtag geht zu Ende. Schnarch …

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Supermarktbekanntschaften …. heute „2 für 1“
19. Juli 2011 von TiDo

Unsere freien Tage verbrachten wir zumindest vormittags meist im Ort. Da es immerhin 10 km von der Farm bis ins Zentrum sind, versuchen wir alles mit nur einer Fahrt pro Woche zu erledigen. Während die Wäsche im Waschsalon ein wenig durchs halbwarme Wasser gewalgt wird, nutzen wir die örtliche Bibliothek um ein wenig im Internet zu surfen. Nachdem die Wäsche aus dem Trockner wieder in unsere Kleiderkisten gewandert ist, gehts weiter zum Woolworths, dem örtlichen Supermarkt. Eine knappe halbe Stunde später sind alle für eine Woche notwendigen Lebensmittel im Einkaufswagen. Draußen auf dem Parkplatz beginnt dann das Verteilen der Tüten und Packungen in unsere Vorratskisten im Auto, natürlich nach einem gewissen Schema: Honig, Marmelade, Brot, Milch u.ä. in die Frühstückskiste, Reis und Nudeln in die Nudelkiste, Soße in die Soßenkiste … außer den Kartoffelchips, die liegen immer so herum 😉

Während wir einräumen, hören wir ein paar Parklücken weiter Stimmen. Auf einem Supermarktparkplatz nix besonderes, mag man meinen, aber nach nun mehreren Monaten in einem englischsprachigen Land hat man eine Art 6. Sinn für die deutsche Sprache entwickelt. Obwohl man nichts versteht, ist am Klang sowie an der Art und Weise, wie gesprochen wird, sofort zu erkennen, dass Deutsch gesprochen wird. So auch im Falle des Pärchens, dass zwei oder drei leere Parklücken weiter ihr Auto, ein etwas jüngerer Bruder von TiDo, ebenfalls mit Einkäufen beluden. Der Typ merkte auch, dass wir deutschsprechende Backpacker zu sein schienen und hatte wohl auch schon ein paar mal rübergeschaut. Aufgeschlossen wie wir sind, gingen wir hinüber und das erste Gespräch begann nach kurzer Vorstellung über das offensichtlichste gemeinsame Thema: Die Autos!

Sie heißt Raphaela und ist ein ansehnliches, zunächst zurückhaltendes 26 jähriges Mädel aus dem fränkischen Teil Bayerns. Ihr Freund Sebastian, ebenfalls aus Bay.. ähm Franken, ist 29 Jahre alt und ein aufgeweckter, netter sowie redseeliger Typ.
Die beiden waren im April in Australien angekommen und haben dort Ihren Toyota gekauft. Nach einer Runde im Südwesten Australiens hatten sie die Reise hinauf an der Westküste begonnen und füllten nun hier in Carnarvon bis voraussichtlich Ende Juli Ihr Konto mit Farmarbeit wieder auf, wie auch Doreen und ich.

Nach etwa 15 Minuten Quatschen auf dem Parkplatz lud uns Sebastian zu einem Cappuccino bei den beiden „Zuhause“ ein. Bei uns würde das bedeuten, dass wir auf 4 Klappstühlen auf dem Highway-Parkplatz sitzen. Die beiden aber hatten durch ein paar typisch australische Momente ein Zimmer im Haus eines ansässigen Australiers bekommen und so gabs das Getränk am Küchentisch in einem Haus.
Überraschenderweise merkte man gerade Raphaela recht schnell an, wie froh sie war, dass da mal jemand anderes ist, der sich mit dem autonärrischen Sebastian über dessen Lieblingsthema unterhält.
Stück für Stück stellte sich dabei heraus, dass es ein oder zwei kleine Baustellen am weißen Bruder von TiDo gab, bei deren Behebung Tim zumindest als Handlanger behilflich sein könnte. Auch hier war das wohlwollen Raphaelas zu spühren, die Ihre Farmarbeitsfreien Tage verständlicherweise nur ungern im Blaumann verbringt, obwohl sie durchaus autoafin zu sein scheint … aber eben nur bis zu einer gewissen Grenze.

Aus dem netten Nachmittag sollten noch mehrere werden. Und so tauschten wir an diesem Tag zunächst die Handynummern und verabschiedeten uns.
Wir bezogen nun wieder unsere 1500 asphaltierten Quadratmeter und bereiteten uns auf den nächsten Arbeitstag vor.

Mechanikernachmittage, Kochabende und Ausflüge ins Flußbett

Aufgrund des zunehmend nassen Wetters während der letzten Wochen in Carnarvon ergaben sich viele Gelegenheiten, um mit Raphaela and Sebastian etwas Zeit zu verbringen. Ihr Unterkunft war nicht allzu weit von unserer Farm und so mussten wir die verregneten Tage nicht nur im Auto verbringen.
Wie bereits angekündigt, standen einige Reparaturen am Auto der beiden an und so legten Sebastian und ich im gut ausgestatteten Mechanikerschuppen des Hauses los, sobald entsprechende Ersatzteile zur Verfügung standen. Es waren letztendlich durchaus größere Eingriffe in der Getrieberegion des Toyotas, zumindest aus meiner Sicht als Laie.
Wir bauten das Getriebe aus, dass bei diesem Kalliber von Fahrzeug ein äußerst stattliches Eigengewicht mitbringt, und tauschten die angebrochene Kupplungsglocke und ersetzen diverse Lager durch neue. Weiter sorgten Sebastian und ich mit gelegentlicher Hilfe der Mädels dafür, dass der weiße Landcruiser nun auch wieder mit 4-Rad-Untersetzung ins Gelände gehen konnte.

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Dies musste natürlich gleich nach Wiedereinbau des Ge- triebes probiert und ausführlich getestet werden. Glücklicher- weise lag knapp 100m hinter dem Grundstück das Flußbett des Gascoyne River, welches zu dieser Jahreszeit kaum Wasser führte und so einem großen Sandkasten glich.
Der Luftdruck der Autos war schnell halbiert, der 4-Rad-Antrieb zugeschaltet und so stand ein wenig Spaß nichts mehr im Weg. Es ging kreuz und quer durch den Sand, die kleine Absätze hoch und wieder hinunter. Uns allen Vieren war anzumerken, wie sehr wir uns danach sehnten, wieder unterwegs zu sein.

Die Mechanikernachmittage endeten meist in der Küche, wo die Herren frisches Gemüse und Nudeln zu Essen verarbeiteten, während sich die Damen an der PlayStation vergnügten … so läuft das heutzutage, ja ja.
Während der mehreren gemeinsamen Abendessen wuchs auch der Gedanke, zumindest die absehbar identischen Etappen, welche nach dem Ende der Arbeitsperiode vor uns allen lagen, gemeinsam zu absolvieren. Abgesehen von der Gesellschaft hatte das natürlich auch sicherheitstechnische Gründe, denn einige Strecken macht man lieber mit zwei oder mehr Fahrzeugen.